Delta Dolce Vita, Oversize. Mein Erfahrungsbericht

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hotap

Delta Dolce Vita, Oversize. Mein Erfahrungsbericht

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,

Hier nun mal mein erster und etwas größerer Versuch, einen Erfahrungsbericht zu verfassen.
Lasst mich aber bitte erstmal etwas weiter in der Vergangenheit ausholen.
Keine Bange, es wird kein Roman. :lol:

Der Delta Dolce Vita Oversize ist mir im letzten Jahr schon durch verschiedene Werbeanzeigen aufgefallen. Aber ich war noch nicht bereit, mir diesen auch zuzulegen. Auch der Preis von Euro 506,00 schreckte mich ab.
Später las ich in einem Bericht über den Oversize das dieser neben einer Patronen- Konverterfüllung, auch als sog. Eyedropper befüllt werden kann. Dann hatte ich das Vergnügen, mit dem Oversize auf/bei der letztjährigen Hamburger Börse selbst schreiben zu dürfen. Delta war nämlich dort mit einem Stand vertreten. Tja, da war es dann mit mir passiert. Ich wollte ihn haben. Aber der Preis!!
Ehefrau Monika sagte dann zu mir, das sie mir die Hälfte dabei tun würde, wenn ich ihn gerne haben wollte. Und Weihnachten sei ja auch schon bald und sie hätte dann schon ein Geschenk für mich. :P
Also gesagt, getan und Monika nahm die Bestellung des Oversize in die Hand. Er kam auch noch pünktlich 1 Tag vor Heiligabend bei uns an.
Das zur Vorgeschichte.

Geliefert wurde er in einer großen Geschenkbox (Format ca. 36x20x6 cm) aus Pappe, mit folgendem Inhalt: Ein Tintenfässchen mit orangefarbener Tinte, eine Stiftablage mit Rille als Ablage für den Füllhalter und Aussparung für das Tintenfässchen sowie eine Pipette. Der Oversize selbst befand sich noch in einem exklusiven Etui.

Mit der Tinte bin ich nicht zufrieden. Denn die Tintenfarbe soll eine spezielle Kreation für den Dolce Vita sein und soll zum Aussehen, oder wie es so schön heißt, zum Corporate Design dieser Ausführung passen. Nur zum Schreiben taugt die meiner Meinung nach nicht. Diese Tinte ist definitiv zu hell geraten, als dass man diese irgendwo auf einem normalen Papier gut lesen kann. Na gut, der Inhalt kann ja gegen andere Tinte ausgetauscht werden.

Nun zu diesem Imposantem Füllfederhalter in der Sterling-Silber Ausführung mit silbernen Beschlagteilen. (Es gibt noch eine goldene Ausführung mit Diamant.)
Der Korpus besteht aus einem Zusammenspiel mit schwarzem Resin und einem wunderschönen, orangefarbenen (ich würde sagen, fast marmorierten) Spezial-Acrylharz. Wobei Mundstück und Endstück hier aus schw. Resin bestehen. Am Übergang vom Mittelteil zum Korpusende befindet sich ein platinierter Ring.
Die Kappe besteht nur aus schwarzem Resin, mit einem großen Zierring aus Sterling-Silber (925). Dieser ist mit einem Dekormuster versehen, das bei Ausgrabungen in Pompeji gefunden wurde. Der kleinere Zierring und der Clip sind platiniert. Am Clip befindet sich unten ein kleines Rädchen, das ein sanftes anclipen in die Jacken- bzw. Hemdtasche erleichtern soll. Auf dem flachen Kappenkopf ist das Deltazeichen. Auf der Rückseite der Kappe hat der Füller seine individuelle Nummer.

Die Feder besteht aus 18 Karat Gold, ist platinbeschichtet und sitzt auf einem handgeschnitzten Ebonit-Tintenleiter. Und ich meine auch, das sie etwas flexibel ist. (Aber da habe ich noch nicht die große Ahnung)
Neben den normalen Angaben wie 18K und 750 stehen auch noch die Wörter „Millennium“ und Delta auf der Feder.

Übrigens, alles an diesem Oversize soll in Handarbeit hergestellt worden sein.

Nun etwas zu den Formaten und Gewichten.
Als Vergleich soll hier mein MB 149er herhalten, dessen Angaben setze ich hier in Klammern.

Länge des Oversize, geschl. ca.14cm (14,8cm)
mit aufgesteckter Kappe ca. 18cm (17cm)
Korpusdurchmesser ca.1,5 cm (1,5cm)
Gewicht ca. 37 Gramm (30 Gramm) laut unserer Küchenwaage.
Die Länge der Feder bis zur Federspitze ist mit ca. 2,7 oder 2,8 cm, ungefähr gleich lang wie beim 149er. Da ich mein Schullineal nicht auf die Federn legen wollte, habe ich nur ca. mit Augenmaß gemessen. Und das natürlich vom Mündstückende aus. (Nicht das jemand auf die Idee kommen würde, ich hätte die Federn ausgebaut :wink: )

Wie oben schon erwähnt, wird der Oversize mittels normaler Patronen, mitgeliefertem Konverter oder als Eyedropper befüllt.
Ich gehe mal davon aus, dass es bei Delta nur einen genormten Konverter für alle Füllfederhalter gibt. Denn dieser Konverter und selbstverständlich die Patrone sehen Durchmesser-mäßig einfach klein und mickrig aus, wenn der riesige Korpus mit seinem großen Innenraum auf das Mundstück aufgeschraubt wird. (Die Größe und der Durchmesser des Delta-Konverters ist ungefähr gleich, wie bei allen anderen Konvertern der Mitbewerber.) Hier hätte ich mir schon etwas mehr an Tintenvolumen von Delta gewünscht.
Allerdings wird sich Delta gesagt haben, was sollen wir einen - im Umfang - größeren Konverter produzieren, wenn eh die Tinte in den Schaft eingefüllt wird. Das sehe ich natürlich auch ein.

Da ich nicht der große Vielschreiber bin, habe ich ihn als Eyedropper oder Selbstfüller selber noch nicht benutzt. Die Tinte wird mittels Pipette (kann auch ein anderer Gegenstand sein) in den Korpus eingefüllt.
Der Innenraum vom Korpus fasst bestimmt die 10-fache Menge des Konverters. Ausprobiert habe ich das allerdings noch nicht. Laut Firmenauskunft soll der Korpus aber regelmäßig gereinigt werden, um Ablagerungen der Tinte im Korpus zu vermeiden. Und wenn dann so eine große Menge Tinte sich innen befindet, dauert es (bei mir) eben etwas lange bis zur Reinigung. Gut, ich könnte ja auch weniger Tinte einfüllen!

Das Mundstück verfügt über ein ca. doppelt so langes Gewinde (wie herkömmliche Konverter- bzw. Patronenbefüllte Füller) an deren oberen Ende sich noch eine Gummidichtung befindet. Dadurch ist es ausgeschlossen, das Tinte austreten kann.

Ich habe den Oversize bisher mit 3 verschiedenen Tinten befüllt. Montblanc-Blau, De Atramentis-Kupferbraun und Omas-Blau. Bei keiner der Tinten hat er gemuckt.
Der Tintenfluss war und blieb immer gleich. Für mich hat er einen perfekten, gleichmäßigen Tintenfluss. Anschreibschwierigkeiten habe ich bisher auch keine gehabt. Die Tintenfarbe blieb auch immer gleich.
Und mit dieser schönen Feder zu schreiben macht mir einfach Spaß.

Im oben erwähntem Bericht stand auch, das er wegen des Ebonit-Tintenleiters, nach einem halbstündigen „offen liegen lassen“ ohne Probleme anschreiben würde.
Nun, bei mir schrieb er nach 15 Minuten ohne Probleme an. Nach 20 Minuten ging es so gerade noch. Der erste Strich vom Buchstaben war nichts, danach aber ohne Fehl und Tadel. (Beim 149er, Aurora Optima und Pelikan Souverän M 800 hatte ich die gleichen Ergebnisse.) Vielleicht sieht das mit Delta-Tinte anders aus?

Ach ja, ich vergaß bisher zu erwähnen, das ich den Oversize in der Federbreite „B“ besitze.

Bevorzugt schreibe ich ja mit meinen Füllern ohne aufgesetzte Kappe. Hiermit auch. Er liegt hervorragend in der Hand und ist für meine Bedürfnisse gut ausbalanciert.
Schon nach kurzer Zeit verspüre ich eine wohlige Handwärme, die von ihm ausgeht. Ob sich weiter mit ihm ermüdungsfrei schreiben lässt, vermag ich nicht zu sagen, da ich bisher über 2½ DIN A4 Seiten nicht hinaus gekommen bin.

Natürlich habe ich es auch probiert mit „Kappe auf“ zu schreiben. Aber da fand ich ihn schwer und hecklastig. Aber das finde ich bei meinem 149er ja auch.

Mein Fazit: Ich bin mit dem Oversize sehr zufrieden und habe es nicht bereut ihn (mit Monikas Hilfe) zu kaufen.
Er kommt im Wechsel mit meinem 149er und meinem Aurora Optima immer zum Einsatz. Obwohl der 149er immer eine Nasenlänge voraus bleiben wird. War ja auch schließlich mein erster hochwertiger Füller.

Ich hoffe, ich konnte Euch hiermit den Delta Dolce Vita Oversize etwas näher bringen.
Sollte ich etwas vergessen haben zu beschreiben, oder es nicht richtig beschrieben zu haben, habt bitte Nachsicht mit mir, da es sich hier um meinen ersten Erfahrungsbericht handelt.

Viele Grüße
Günter

P.S.
Puuuhhh, das war’s. Und ich hatte mir damals gesagt, als ich vor ca. 2½ Jahren anfing Füller zu sammeln, ich mache alles nur für mich allein, ohne Verein, ohne Börsen und ohne groß was zu schreiben.
Und nuuuuu??? :roll:
Ist das etwa auch das uns allseits bekannte Virus?
Katharsis
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Beitrag von Katharsis »

Hallo,

Danke für den Bericht (und dass Du ihn schon so bald geschrieben hast... ich habe ihn für nächste Woche erwartet).

Also der Erfahrungsbericht gefällt mir gut.

Was mich interessieren würde ist vielleicht den Füller doch mal mit der Pipette zu füllen, da ich mal gelesen habe, er sei undicht gewesen (sollte von Delta aber repariert worden sein).

Inwiefern meinst Du eigentlich das hier: "...Obwohl der 149er immer eine Nasenlänge voraus bleiben wird. War ja auch schließlich mein erster hochwertiger Füller."
Meinst du damit den qualitativen Aspekt? Oder gefällt er dir rein subjektiv mehr?


Danke und freundliche Grüße
Giulian
EXPO-Edition Freund
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Beitrag von EXPO-Edition Freund »

Hallo Günter,

vielen Dank für den Bericht; -Insbesondere deswegen, weil ich vor einigen Wochen die Gelegenheit hatte, einen Delta Dolce Vita zu testen. War aber kein Oversize, sondern eine Nummer kleiner. Das Design hat mit sehr gut gefallen, -ich war bisher aber immer davon ausgegangen, daß Delta kein Premiumhersteller ist (vielleicht vergleichbar mit Waterman, Conklin oder Parker). Der Preis spricht da aber eine andere Sprache. Nach wie vor bin ich aber an dem Oversize interessiert (allerdings mit goldenen Beschlägen). Weißt Du, seit wann es die Marke Delta eigentlich gibt?

Danke und schöne Grüße,
EXPO
Katharsis
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Beitrag von Katharsis »

Hallo,

Delta gibt es seit 1982. Eine junge aber sympathische Firma, sowie mir scheint.

Mein nächster Füller wird auf jeden Fall ein Delta werden. Ob es ein 365 oder ein Dolcevita wird, weiß ich noch nicht.


Grüße
Giulian
hotap

Beitrag von hotap »

Katharsis hat geschrieben:Inwiefern meinst Du eigentlich das hier: "...Obwohl der 149er immer eine Nasenlänge voraus bleiben wird. War ja auch schließlich mein erster hochwertiger Füller."
Meinst du damit den qualitativen Aspekt? Oder gefällt er dir rein subjektiv mehr?
Hallo Giulian,
nein, das hat nichts mit einem qualitativen oder subjektiven Aspekt bei mir zu tun, das der 149er „immer eine Nasenlänge“ bei meinen Lieblingen voraus ist.

Der 149er war schlicht und einfach mein erster „teurer“ Füller, (und er sollte es eigentlich auch bleiben) den ich mir gekauft habe. Natürlich hängt auch eine kleine private - für mich positive - Geschichte daran. Und da ergab es sich damals, das ich mir den 149er zugelegt habe.
Monika und ich besaßen schon, bevor wir überhaupt anfingen oder daran zu denken Schreibgeräte zu sammeln, jeder einen MB-Kugelschreiber. Monika noch zusätzlich den MB Le Grand Bleistift.

Mal schauen, vielleicht benutze ich den Oversize nächste Woche doch mal als Eyedropper.
Deswegen habe ich ihn mir ja eigentlich auch gewünscht.

Hallo EXPO,
auf der Web-Seite von Stephan C. Lucht http://www.tinte-im-blut.de/_htm/_deutsch/main.html klickst Du bitte oben auf der Übersichtsseite „Delta“ an. Danach kannst Du etwas über die Firmengeschichte lesen.

Viele Grüße
Günter
hotap

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,

jetzt muss ich doch tatsächlich meinen obigen Erfahrungsbericht etwas berichtigen. Hat sich doch ein kleiner Tippfehlerteufel eingeschlichen. Und ich habe schon vor der Veröffentlichung alles ca. 4x durchgelesen.

Der Oversize bringt auf unserer Küchenwaage nicht ein Gewicht von ca. 37 Gramm auf die Waage, sondern es sind ca. 47 Gramm.
Da war ich wohl schon gedanklich bei den ca. 30 Gramm vom 149er als ich das getippt habe.
Entschuldigt bitte meinen Lapsus.

Anbei auch ein Foto des Oversize mit Ablage, Tintenfass und Pipette, sowie geöffnet mit Konverter.

Viele Grüße
Günter

Bild Zum Vergrößern bitte ein Klick aufs Foto
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stift
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hallo

Beitrag von stift »

hallo
ich glaube das du eine große freude hast mit deinem delta.
ich habe auch einen und zwar den JUBILAEUM in silber,und auch ich bin sehr mit ihm zufrieden.
meiner hat ja das alte hebelfüllsystem,und das kann mir nur recht sein den wenn der gummi eimal kaputt geht kann ich ihn ja reparieren.
die verarbeitung ist absolut toll und die feder schreibt sehr gut.
ich hab ihn ja am trödlermarkt gekauft,neuwertig und für einen lächerlichen preis von 75€.
der kostet jetzt noch 1400 USD ,das war reine glücksache,und der verkäufer hat sicher geld gebraucht :wink:

also ich kann nur delta weiteremphehlen
mlg
stift
hotap

Re: Delta Dolce Vita, Oversize. Mein Erfahrungsbericht

Beitrag von hotap »

Hallo zusammen,

ich bin es schon wieder :lol:

Mein Oversize verlangte heute wieder nach einer Auffrischung des Tintenvorrats. Und wenn er dürstet und Tinte haben will, muss ich ja gehorchen.
Dabei habe ich mal (mit Wasser) ausprobiert wieviel an Inhalt, gemessen mit einem Delta-Konverter, in den Korpus hineinpasst.
hotap hat geschrieben:Da ich nicht der große Vielschreiber bin, habe ich ihn als Eyedropper oder Selbstfüller selber noch nicht benutzt. Die Tinte wird mittels Pipette (kann auch ein anderer Gegenstand sein) in den Korpus eingefüllt. Der Innenraum vom Korpus fasst bestimmt die 10-fache Menge des Konverters.
Meine Schätzung lag knapp daneben. Es passten genau 9 Konverter-Füllungen in den Korpus.

Viele Grüße
Günter,
der bestimmt auch irgendwann mal den Oversize als „Eyedropper“ benutzt.
Katharsis
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Beitrag von Katharsis »

9 Konverter Füllungen?!? Das ist echt wahnsinn. Wahrscheinlich fehlt nach einer Füllung das halbe Tintenglas.

Also das ist wirklich nicht schlecht, vorallem für Vielschreiber...
hotap

Beitrag von hotap »

Hai zusammen,

das gehört jetzt eigentlich nicht direkt zu obigen Erfahrungsbericht von mir, obwohl ich ja dort auch „vom Anschreiben“ geschrieben habe. Auch weiß ich nicht, ob es für Euch von Interesse ist.

Aber ich habe jetzt mal 2 verschiedene Füllfederhalter über einen längeren Zeitraum offen liegen lassen um zu schauen, wie es MIT-DEM-DANACH-ANSCHREIBEN-AUSSIEHT.

Hierfür habe ich meine letzten beiden erworbenen Füllfederhalter genommen.
Aurora Talentum Goldfeder 14 Kt. rhodiniere Variante. Mit B-Feder.
Montblanc 145 (Hommage a Frédéric Chopin) Goldfeder 14Kt, Goldvariante, mit KUGELFEDER.

Geschrieben habe ich jeweils ca. eine Viertel Din A4 Seite.

Beide Füllhalter schrieben nach 40 Minuten „Offenliegen“ ohne Probleme an.
Nach 60 Minuten musste ich beim Talentum 2x ansetzen, damit wieder Tinte kam.
Beim MB 145er kam die Tinte fast sofort wieder. Die ersten 2mm vom anschreibendem Buchstaben muckte er ein wenig.

Jetzt stellt sich mir die Frage.
Gibt es eigentlich eventuell keinen Unterschied zwischen einem Tintenleiter aus Ebonit (die ja lange die Tinte halten sollen) und heute herkömmlich, gebrauchten Tintenleitern?
Oder liegt es vielleicht nur an der zur Zeit fürchterlich warmen Wohnung das beide Füllfederhalter nach so langer Zeit (?) sofort anschreiben?

Viele Grüße
Günter
Katharsis
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Registriert: 15.02.2006 21:48

Beitrag von Katharsis »

Danke für den interessanten Vergleich!

Aber ich stell mir durchaus vor dass es wegen den warmen Temperaturen und hohen Feuchtigkeit dazu gekommen ist.

Grüße
Giulian
Dieter N
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Beitrag von Dieter N »

Hallo, Günter und Giulian,

ich frage mich (und euch), ob das Austrocknen nur mit dem Tintenleiter zusammen hängt. Meine Vorstellung ist folgendes:

Primär würde ich dem Verdunsten des Wassers aus der Tinte die Schuld geben und vermuten, dass dadurch der am Spalt im Schreibkorn notwendige Tintenberg fehlt und damit kein Kontakt zwischen Tinte und Papier möglich ist. Später dickt die Tinte ein, bis sie ihre Schreibfähigkeit als Paste ohnehin eingebüßt hat.

Damit der Tintenleiter schuldig wird, müsste demnach ein Flüssigkeitstransport den Wasserverlust ausgleichen. Dann frage ich mich aber, ob die Änderung der Tropfenform dieses bewirken kann. Will Tinte aus physikalischen Gründen lieber als Tropfen im Federspalt leben oder kann sie sich auch mit gerader Oberfläche abfinden? Wenn ja, dann ist das Anschreiben schon zu vergessen, wenn das Papier nicht wegen Unebenheiten in den Spalt ragt.

Wenn man einen Füller durch Spreizen der Feder zum Schreiben motiviert, liegt das nach meiner Vorstellung daran, dass man die Tintenmenge im Spalt extrem konkav formt (statt eines konvexen Tropfens) und dieses durch aus dem Tintenleiter nachlaufende Tinte bis zur zumindest geraden Form, die ich für spannungsfrei und damit natürlich halte, ausgeglichen wird. Lässt man dann die Feder wieder zusammen kommen, wird die Tintenmenge durch Einengen zum Tropfen und der Papierkontakt ist da.

Wenn die Tinte aber großflächig und gleichmäßig in Feder und Tintenleiter austrocknet, dann wird sie überall dickflüssiger und der Füller schreibt schwerfällig, bis frische Tinte nachgeflossen ist. Hier stelle ich mir ein Austrocknen sehr lästig vor, weil ein großer Bereich statt der kleinen Feder zu reinigen ist.

Bei deinen Beispielen würde ich den Talentum Version 1 zuordnen (Federspitze wird trocken) und den MB zu Fall 2 (alles trocknet aus).

Liege ist mit meinen Theorien richtig? Physiker und Kenner an die Front!

Viele Grüße
Dieter
SimDreams
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Re: Delta Dolce Vita, Oversize. Mein Erfahrungsbericht

Beitrag von SimDreams »

Liebes Penexchange Forum, Günters Bericht hatte mich beim ersten Lesen schon begeistert, so dass der Dolcevita Oversize auf meienr Liste möglicher Neuanschaffungen einen oberen Platz bekam. Anfang der Woche kam der DV OS dann nach Hamburg.

Manches hat auch Günter in seiner Vorstellung stehen, doch ich wollte sie wiederbeleben und nicht ersetzen, deshalb schreibe ich meine kleinen Beobachtungen in diesen Thread.

Ich habe ihn ungesehen mit dem dann unvermeidbaren, aber durch PayPal Zahlung geringen Restrisiko in Italien bestellt bei Marte Modena - der Preis war einfach verlockend (und ist es noch). Abwicklung und Versand waren vorbildlich - versendet mit DHL Express war er nach zwei Tagen hier. Insgesamt kostete er so etwas mehr als die Hälfte der bei einem großen und geschätzten Füllhalterversenders hier in Deutschland aufgerufenen sechshundert Euro. Die Verpackung und Präsentation gibt es an anderer Stelle im Netz in Reviews und Videos zu bewundern. Sie ist hochwertig und die geschraubte Plexiglasscheibe macht Lust aufs Auspacken. Ein Gläschen Tinte ist noch darin gewesen, die Farbe ist ein recht "ordinäres" Königsblau.

Zum Vorschein kommt unter der Platte ein Füllhalter, der nicht nur durch seine Maße optisch eindrucksvoll ist. Meinen habe ich in der silbernen Ausführung bestellt, es gibt ihn auch mit vergoldeten Beschlägen. Der orange Acrylkörper erinnert an eine Marmorplatte, das Material hat etwas Tiefe und ist einfach schön.

Zum ersten Test bestückte ich mein Modell mit einer Montblanc Mystery Black Patrone, doch der Füllhalter war mit Geld und guten Worten nicht zum Schreiben zu bewegen. Ein Blick mit der Lupe auf die Feder offenbarte das Problem: Die Federschenkel waren in der Höhe etwas unterschiedlich und ich entdeckte einen leichten Baby Bottom. Ich bin in den letzten Wochen mutiger geworden, hatte ich doch einen 30 Jahre alten Montblanc 146 gerade erfolgreich gewartet und die Feder korrigiert und auch den Wall Street und den Paragon ein paar Runden auf dem Micromesh drehen lassen. Also ran an den Speck - ich habe die Feder ausgebaut, gerichtet und etwas korrigiert, gereinigt und dann nach dem Zusammenbau den Ebonitleiter zur Zusammenarbeit überredet. An und für sich wäre der Delta DV ein Rücksendefall gewesen, doch nun schreibt er wie er soll.

Ich habe den Dolcevita Oversize mit einer feinen Feder geordert. Stimmiger wäre vielleicht eine breitere Feder gewesen, doch bin ich mit mittleren Federn eigentlich ganz gut versorgt und schreibe mit breiten selten bis nie. Einen reinen Unterschriftenfüller brauche ich nicht, also wurde es F. Der große Durchmesser bedingt bei mir einen etwas anderen Schreibwinkel, jedenfalls musste ich mich eine Stunde an den Neuankömmling gewöhnen. Nach dem etwas krakeligen Start ist das Schriftbild jetzt wieder flüssiger.

Die Feder ist eher fest und wenig nachgiebig trotz der Größe, da wäre mehr möglich, zieht man einen M1000 zum Vergleich heran. Doch jetzt komtm nur noch positives: Sie ist beileibe kein Nagel und schreibt nach der Kur anstandslos ohne Kritikpunkte

Nach der Erfahrung mit der Patrone habe ich den Füller so befüllt, wie er auch in Zukunft befüllt werden wird - mit der Glasspritze. Bemerkenswerte 5 ml Tinte fasst der Schaft! Anders als die mittleren Modelle ist der Oversize für diese Benutzung ausgelegt: Die den Tintenleiter tragende Hülse ist mit einem Dichtmittel eingeschraubt, der Schaft ist gedichtet und die Sektion hat ein extralanges Gewinde mit einem Dichtungsring an dessen Ende. Auch meine beiden Franklin Christoph befülle ich so und habe den Eindruck, dass sie dadurch etwas nasser schreiben. Die Kappe des Dolcevita hinten aufzustecken ist keine gute Idee (mache ich allerdings auch nur mit dem Bohème), denn er kippt dadurch fast aus der Hand. Gefüllt bringt er 47 g auf die Waage, die Kappe wiegt 14 g. Länge mit Kappe 14 cm, ohne 13,1 cm. Der Durchmesser beträgt an der dicksten Stelle des Schaftes ca. 16 mm!

Zur Optik will ich gar nicht viel schreiben, dazu gibt es die Bilder. Ich finde das Design ausgesprochen gelungen: Nicht zu viel blingbling, aber auch nicht ohne Schmuckelemente. Hervorzuheben sind der Clip mit der Rolle, das Kappenband aus Sterlingsilber (der hoffentlich mit der Zeit etwasPatina ansetzt) und die individuelle Nummerierung.

Die Verarbeitung ist bis auf die Federpunkte oben tadellos. Viel Handarbeit soll eingeflossen sein; nicht nur beim Ebonittintenleiter, sondern auch bei Korpus und Kappe. Zusammen mit der lebenslangen Garantie lässt das auf die Zukunft hoffen und darauf, ein langlebiges Schreibgerät in Händen zu halten.

Grüße, Uwe
Dateianhänge
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Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/
hotap

Re: Delta Dolce Vita, Oversize. Mein Erfahrungsbericht

Beitrag von hotap »

Danke für den Bericht, Uwe
und weiterhin viel Freude mit dem dicken Brummer.
Schade, das die Feder zuerst nicht wollte. Aber das hast du ja perfekt hinbekommen.

Kleine Geschichte am Rande. 2006 bei der Turiner Aurora Besichtigung hatte ich ihn mit und am Mann. Er war damals mein Unterwegsfüller. Aber Fairerweise habe ich ihn dort in der Innentasche gelassen und nicht mit ihm geschrieben. Sicherheitshalber hatte ich auch einen Aurora dabei.
und die geschraubte Plexiglasscheibe macht Lust aufs Auspacken
Boah ey, so etwas Edles hatte ich bei meiner Box nicht. Aber sonst sieht es so aus, das der Inhalt mit damals noch identisch.
Nach der Erfahrung mit der Patrone habe ich den Füller so befüllt, wie er auch in Zukunft befüllt werden wird - mit der Glasspritze. Bemerkenswerte 5 ml Tinte fasst der Schaft! Anders als die mittleren Modelle ist der Oversize für diese Benutzung ausgelegt: Die den Tintenleiter tragende Hülse ist mit einem Dichtmittel eingeschraubt, der Schaft ist gedichtet und die Sektion hat ein extralanges Gewinde mit einem Dichtungsring an dessen Ende.
Ja korrekt. Dann muss ich mich ja doch mal trauen…

Schöne Grüße
Günter
Ex Libris
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Re: Delta Dolce Vita, Oversize. Mein Erfahrungsbericht

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Uwe,

da wünsche ich Dir doch viel Vergnügen mit dem neuen Füller. Zwar habe ich keinen Dolce Vita, aber da ich schon mehrfach einen in der Hand hatte, kann ich sagen, dass ich das Orange einfach atemberaubend finde. (Ich würde ihn mir auch mit silbernen Applikationen kaufen, da es mir einfach zu viel wird, wenn die auch noch golden sind wie bei den Oro-Versionen.)

Viele Grüße,
Florian
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