Das Problem ist gelöst - mir fiel ein, dass ich irgendwo die Reparaturanleitung "Fountain Pens - The Complete Guide to Repair & Restoration" von Frank Dubiel haben müsste. War wohl etwas spät gestern Abend für gute Ideen
Und der "Dubiel" hat (natürlich!) die Lösung:
"
Die feste Unterlegscheibe hat eine konkave Seite, gegen die die weiche Dichtung durch die Mutter gepresst wird. Dadurch wird die Dichtung nach vorne gewölbt. Achten Sie darauf, dass die Mutter die feste Unterlegscheibe und die Dichtung fest zusammenhält. Jegliches Spiel zwischen ihnen kann dazu führen, dass die weiche Dichtung von der Stange abreißt." (Frank Dubiel (2004), S. 55, eigene Übersetzung). Das sieht dann im Detail so aus

- Konkave Unterlegscheibe, weiche Dichtung und Mutter auf am Ende der Kolbenstange.
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So passt die Dichtung auch in den Tintenbehälter. Ich habe mich anfangs nicht getraut, die kleine Mutter vorne wirklich stramm anzuziehen. Das hält sie aber aus, und es ist unbedingt nötig. Denn der Fehler bestand ja darin, dass die weiche Dichtung lose im Tintenbehälter lag.

- Zusammengesetzt, noch ohne den Schaft. Das Braune ist der Tintenbehälter, der später im Schaft verschwindet.
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Auch den Füllmechanismus habe ich nun verstanden: der Füller wird ja beim
Herunterdrücken des Kolbens gefüllt. Dabei wird ein Unterdruck im Tintenbehälter
hinter dem Kolben erzeugt. Um nun Tinte aufzunehmen, trifft die konische Mutter an der Spitze des Kolbens auf den hinteren Teil des Tintenleiters, sodass die Kolbenstange ein wenig zur Seite ausgelenkt wird. Das reicht aus, um Tinte an der weichen Dichtung vorbei einströmen zu lassen. Dazu muss der Tintenbehälter natürlich am oberen Ende ebenfalls luftdicht sein. Dafür sorgt der schwarze Stopfen oben im Bild rechts neben dem Füllknopf.
Noch teste ich mit Wasser auf Dichtigkeit - vor allem hinten bin ich etwas skeptisch, denn die Dichtung scheint original alt zu sein. Aber ich bin jetzt zuversichtlich, dass der 875 mir bald wieder viel Freude bereiten wird.