Guten Tag Zusammen
Ich lese nun seit langer Zeit mit und bin froh, kann ich auf das geballte Wissen zurückgreifen. Nun habe ich auch einmal eine Frage und würde mich sehr freuen, wenn mir jemand dabei behilflich sein kann.
Problem:
Ich habe einen Pelikan M400, der sich schwertut, wenn man ihn mit Tinten befüllen muss. Wahrscheinlich war er lange nicht in Betrieb. Wenn ich die Tinte aufsauge, geht das Drehen sehr streng. Kann ich den Füller zerlegen und was gegen das strenge Drehen machen? Gibt es für das Problem eine Hilfestellung oder muss er in die Reparatur?
Vielen Dank für die Hilfe.
Es grüsst Euch
Füllerfreundschaft
Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
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Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
Da ich gerade wahrscheinlich das gleiche Problem mit einem M400 Old Style (wohl in den 80ern gekauft) hatte, der sehr eingekrustet war und dessen Kolben sich kaum noch bewegen ließ, hier eine Kurzanleitung (auf eigene Gefahr, also bitte immer schön vorsichtig):
1) Den Füller erst einmal wässern: Die Feder bis zum Griff in lau(warm)es Wasser stellen oder unter den Hahn halten, bis das Wasser recht klar bleibt.
2) Jetzt stehen die Chancen recht gut, dass man die Federeinheit rausdrehen kann. Als Rechtshänder: Füller in die Rechte, Taschentuch o.ä. in die Linke, Feder nach oben, Feder zwischen Taschentuch und Daumen und Zeigefinger, dabei Zeigefingerbeuge oben, Daumen von unten gegen den Tintenleiter, Federeinheit halten und den Füller drehen --> minimiert m.E. das Risiko, die Feder auf dem Tintenleiter zu verschieben. Guckt man von der Feder her auf den Füller, dreht sich dieser im Uhrzeigersinn von der Federeinheit ab.
! Wenn Du hier deutlichen Widerstand bemerkst, versuche es noch einmal mit dem Wässern, der Füller kann auch einige Stunden mit der Feder nach unten in einem Glas stehen, das löst Verkrustungen schon ganz gut.
3) Ist die Federeinheit entfernt, kann man das Innere des Füllers ausspülen und gern auch mit einem Wattestäbchen nachhelfen, wenn sich Verkrustungen am Innenrand gebildet haben.
Bei mir etwa hätte der ohnehin schwergängige Kolben schon deshalb keine Chance gehabt, weil millimetergroße Ablagerungen an den Innenwänden klebten.
4) Hier gibt es offenbar unterschiedliche Meinungen, siehe diesen Faden "Wartung älterer Pelikane": Ist das Innere des Tintentanks sauber, mit einem Zahnstocher o.ä. eine 'homöopathische Menge' Rizinusöl oder Silikonfett direkt vor den Kolben, also ganz hinten im Tintentank verteilen. Es darf wirklich nur so viel sein, dass es nicht noch im gesamten Tank kleben bleibt und am Ende den Tintenleiter verstopft, sondern sollte sich vom nun hoffentlich drehbaren Kolbenabschluss aufnehmen lassen. So geschmiert bewegt sich jedenfalls mein Patient nun wieder wie neu. Deiner hoffentlich auch.
Sicherlich kommt man auch von hinten über die Kolbenmechanik dort heran, das habe ich auch bereits bei einem Pelikan gemacht, würde es aber nicht unbedingt für Ungeübte empfehlen. Das Risiko, bei einer solchen Demontage etwas kaputt zu machen, scheint mir wesentlich größer. Zumal ich bei meinem M200 Demonstrator an jeder Stelle sehen konnte, was im Inneren vor sich ging, bei den meisten anderen Modellen ist das aber ein Blindflug ...
Viel Erfolg bei der kleinen Operation!
1) Den Füller erst einmal wässern: Die Feder bis zum Griff in lau(warm)es Wasser stellen oder unter den Hahn halten, bis das Wasser recht klar bleibt.
2) Jetzt stehen die Chancen recht gut, dass man die Federeinheit rausdrehen kann. Als Rechtshänder: Füller in die Rechte, Taschentuch o.ä. in die Linke, Feder nach oben, Feder zwischen Taschentuch und Daumen und Zeigefinger, dabei Zeigefingerbeuge oben, Daumen von unten gegen den Tintenleiter, Federeinheit halten und den Füller drehen --> minimiert m.E. das Risiko, die Feder auf dem Tintenleiter zu verschieben. Guckt man von der Feder her auf den Füller, dreht sich dieser im Uhrzeigersinn von der Federeinheit ab.
! Wenn Du hier deutlichen Widerstand bemerkst, versuche es noch einmal mit dem Wässern, der Füller kann auch einige Stunden mit der Feder nach unten in einem Glas stehen, das löst Verkrustungen schon ganz gut.
3) Ist die Federeinheit entfernt, kann man das Innere des Füllers ausspülen und gern auch mit einem Wattestäbchen nachhelfen, wenn sich Verkrustungen am Innenrand gebildet haben.
Bei mir etwa hätte der ohnehin schwergängige Kolben schon deshalb keine Chance gehabt, weil millimetergroße Ablagerungen an den Innenwänden klebten.
4) Hier gibt es offenbar unterschiedliche Meinungen, siehe diesen Faden "Wartung älterer Pelikane": Ist das Innere des Tintentanks sauber, mit einem Zahnstocher o.ä. eine 'homöopathische Menge' Rizinusöl oder Silikonfett direkt vor den Kolben, also ganz hinten im Tintentank verteilen. Es darf wirklich nur so viel sein, dass es nicht noch im gesamten Tank kleben bleibt und am Ende den Tintenleiter verstopft, sondern sollte sich vom nun hoffentlich drehbaren Kolbenabschluss aufnehmen lassen. So geschmiert bewegt sich jedenfalls mein Patient nun wieder wie neu. Deiner hoffentlich auch.
Sicherlich kommt man auch von hinten über die Kolbenmechanik dort heran, das habe ich auch bereits bei einem Pelikan gemacht, würde es aber nicht unbedingt für Ungeübte empfehlen. Das Risiko, bei einer solchen Demontage etwas kaputt zu machen, scheint mir wesentlich größer. Zumal ich bei meinem M200 Demonstrator an jeder Stelle sehen konnte, was im Inneren vor sich ging, bei den meisten anderen Modellen ist das aber ein Blindflug ...
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Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
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Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
PS: Wenn Dir das Beschriebene Bauchschmerzen bereitet, schick den Füller lieber ein. Zwischen wagemutigem Selbertüdeln und sicherheitsbewusster Risikominimierung muss jeder seine eigene Position finden.
PPS: Herzlich willkommen als aktives, jedenfalls schreibendes Mitglied des Forums!
Liebe Grüße aus Berlin
Sina
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Sina
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
Die Kolbenmechanik beim M400 ist meines Wissens eingeklebt, also nix mit Zugang von hinten.
Ansonsten hat es Sina ja beschrieben.
Ansonsten hat es Sina ja beschrieben.
Beitrag in schwarz: desas als Füllerfreund - Beitrag in grün: desas als Moderator
"Fairness ist die Kunst, sich in den Haaren zu liegen, ohne die Frisur zu zerstören."
Gerhard Bronner
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Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
Wow und nochmals Wow! Ich danke für diesen super Input. Ich werde das mir zu Gemüte führen. Ich berichte, wenn ich am corpus delicti arbeite.
Ganz schöne Grüsse
Füllerfreundschaft
Ganz schöne Grüsse
Füllerfreundschaft
Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
Hallo Desas,
verzeih, wenn ich anderes zu wissen meine.
Die Mechaniken beim 120, 140 und gerade auch beim 400er kann man nach gründlichem Komplettwässern - und nach dem Herausdrehen des Federelements - von innen vorsichtig herausdrücken. Die Mechanik ist also nicht geklebt, sondern nur von hinten in den Korpus hineingedrückt. Dazu gibt es auch hier im Forum zahlreiche verbale und bebilderte Anleitungen.
Sonnige Grüße, Thomas
Ach ja (PeEs): willkommen im Klupp!
verzeih, wenn ich anderes zu wissen meine.
Die Mechaniken beim 120, 140 und gerade auch beim 400er kann man nach gründlichem Komplettwässern - und nach dem Herausdrehen des Federelements - von innen vorsichtig herausdrücken. Die Mechanik ist also nicht geklebt, sondern nur von hinten in den Korpus hineingedrückt. Dazu gibt es auch hier im Forum zahlreiche verbale und bebilderte Anleitungen.
Sonnige Grüße, Thomas
Ach ja (PeEs): willkommen im Klupp!
Sei nicht so; sei anders.
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Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
So, nun habe ich den Füller gewässert und innwändig geputzt. Ich habe keine Tintenrückstände mehr ausmachen können.
Ich muss wohl zur Stufe 2 wechseln.
Man grüsst
Ich muss wohl zur Stufe 2 wechseln.
Man grüsst
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Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
Gibt es irgendwo eine kurze Übersicht für die "Blindflieger" ohne Demonstrator, bei welchen Pelikan-Modellen die Mechanik gesteckt = vom Tintentank aus rausdrücken, und bei welchen die Mechanik geschraubt und wenn ja, mit Links- oder Rechtsgewinde ist?
Komplettwässern der gesamten Mechanik, heißt das auch bewußt Wasser von hinten eindringen lassen (kann man ja ggf. sogar "pumpen"). Bei den moderneren Füllern, die aus üblichen Spritzgußkunststoffen und nicht aus badeempfindlichem Hartgummi/Ebonit sind, sollte das bei Verdacht von eingetrockneter Tinte hinter dem Kolben schonender sein, als die Mechanik auszubauen zu versuchen. Eventuelle Schmierung in der Spindel dürfte dadurch auch nicht mehr viel schlechter werden. So hab ich - mit Glück, da noch ohne Wissen der Risiken für Ebonit etc. - meine ganzen eingetrockneten geerbten Füller gängig bekommen, ohne das Risiko, sie zerlegen müssen, einzugehen.
Zum ganz gründlichen Reinigen und Schmieren der Drehmechanik selber ist es ja nötig, den Füller zu zerlegen. Sollte man sich nur zutrauen, wenn man sicher ist (ideal, wenn ein Füller nichts geklebt oder eingepreßt, sondern alles gut anfaßbar geschraubt hat und viele schöne, eindeutige Video-Anleitungen vorhanden sind... Lamy 2000 als Musterbeispiel...).
lG Matthias
Komplettwässern der gesamten Mechanik, heißt das auch bewußt Wasser von hinten eindringen lassen (kann man ja ggf. sogar "pumpen"). Bei den moderneren Füllern, die aus üblichen Spritzgußkunststoffen und nicht aus badeempfindlichem Hartgummi/Ebonit sind, sollte das bei Verdacht von eingetrockneter Tinte hinter dem Kolben schonender sein, als die Mechanik auszubauen zu versuchen. Eventuelle Schmierung in der Spindel dürfte dadurch auch nicht mehr viel schlechter werden. So hab ich - mit Glück, da noch ohne Wissen der Risiken für Ebonit etc. - meine ganzen eingetrockneten geerbten Füller gängig bekommen, ohne das Risiko, sie zerlegen müssen, einzugehen.
Zum ganz gründlichen Reinigen und Schmieren der Drehmechanik selber ist es ja nötig, den Füller zu zerlegen. Sollte man sich nur zutrauen, wenn man sicher ist (ideal, wenn ein Füller nichts geklebt oder eingepreßt, sondern alles gut anfaßbar geschraubt hat und viele schöne, eindeutige Video-Anleitungen vorhanden sind... Lamy 2000 als Musterbeispiel...).
lG Matthias
Re: Drehmechanismus beim Tintenaufzug geht streng
Wenn eingetrocknet dann Füller aufstellen mit einer Pipette einmal Wasser auf die Feder damit der Feder Einsatz nass wird.
So!
Und nach einer Weile den Einsatz raus drehen,so und jetzt wieder in den Schaft Wasser rein und wieder Warten.
So und wenn sich die alte Tinte nach einiger Zeit aufgelöst hat kann man vorsichtig den Kolben bewegen und sauber machen.
Damit meine ich den Schaft usw.
Grüße Harald
So!
Und nach einer Weile den Einsatz raus drehen,so und jetzt wieder in den Schaft Wasser rein und wieder Warten.
So und wenn sich die alte Tinte nach einiger Zeit aufgelöst hat kann man vorsichtig den Kolben bewegen und sauber machen.
Damit meine ich den Schaft usw.
Grüße Harald
#Non, je ne regrette rien#