Montblanc 22 mit Riss in der Kappe und Schaft

[sanphoemo]

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich hier richtig wäre. Eventuell geht es auch um Ersatzteile, aber dazu später.

Ich habe den alten Montblanc 22 meines Vaters gefunden und gereinigt. Er funktioniert tadellos. Leider hat er einen Riss in der Kappe. Dieser Riss ist auch vonn innen durch Lichteinfall zu erkennen. Das führt einerseits dazu, dass der Füller schnell austrocknet, andererseits wage ich kaum ,ihn zu benutzen, da ich einen kompletten Zusammenbruch der Kappe befürchte. Den Riss im Kolben habe ich erst mit einer Lupe erkannt. Früher hatte man halt Adleraugen
Auf den beiden Bildern sieht man hoffentlich das Problem.

Man sieht aber auch die traumhafte Feder. Nach links abgeschrägt, also oblique, ich hoffe die Bezeichnung stimmt und ca 1,1mm breit. Sie schreibt butterweich.





Was kann man da machen? Kann jemand wie Lutz Fiebig so etwas reparieren, und ich würde den gesamten Füller erhalten können? Könnte man ungefähr abschätzen, wie teuer so etwas wäre? Ich weiss, dass das kein teurer Füller ist. Wenn eine Reparatur aber in etwa so teuer ist, wie ein Fremdfüller bei Ebay, so um 100 Euro, würde ich es trotzdem tun wollen.

Oder bleibt nur, einen Organspender zu kaufen? Dann bliebe von meinem Erinnerungsstück wohl nur die Feder übrig, was mir schon leid tun würde. Es kommt vom Gefühl her schon darauf an, dass mein Vater ihn jahrelang in der Hand hatte.

Eine andere Möglichkeit könnte sein, hier im Forum zu fragen, ob jemand Ersatzteile hat.Vielleicht nur eine Kappe, der Riss im Schaft scheint noch nicht so schlimm zu sein, oder ich rede mir das schön

Ich würde mich über Beratung freuen.

[TomSch]

Hallo!

Der Riss in der Kappe kann mit Special-Kleber (sic!) aus dem Bastelbereich zumindest notdürftig geflickt werden. Unter Umständen gibt es auch in der ein oder anderen Reserveteile-Kiste eines Foristen Ersatz.
Das Hauptproblem hast du richtig erkannt: den Riss im Korpus. Der wird sich so oder so erweitern und dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Füller leckt. Ich würde die Mechanik lockern (also den Kolben weder ganz nach vorn, noch ganz nach hinten bewegen, um den Riss nicht zu forcieren. Caneta hier aus dem Forum wäre eine Option, Herr Fiebig in Magdeburg eine zweite, die dritte hast du auch genannt: Korpus mit Mechanik gebraucht, aber heile organisieren: in der Gesucht-Ecke, bei Ebay.
Mit ein wenig Übung könntest du auch mit obigem Kleber eine kurzfristige Fixierung selbst probieren.

Viel Erfolg! Thomas

[ddss]

Hallo sanphoemo,

ich bin auch ein großer Fan der "Kardinalshüte" und der korrespondierenden Mittelklassemodelle, die genau so gut schreiben, habe aber inzwischen die Erfahrung machen müssen, dass die deutschen Hersteller in der damaligen Zeit wohl ein bisschen optimistisch hinsichtlich der Materialwahl waren (noch schlimmere Erfahrungen habe ich nämlich leider auch mit den Goldschwingen von Geha machen müssen): Ich habe den Eindruck, dass die Reißbeständigkeit abgenommen hat und/oder die Teile minimal geschrumpft sind. Bei der geringen Materialdicke, die die genannten Modelle aufweisen, entstehen dann die von Dir beschriebenen Risse, die typisch sind. Man kann versuchen, einen solchen Riss zu kleben, behebt damit aber nicht das grundsätzliche Problem, d.h.: Wenn die Klebung hält, läuft man Gefahr, dass das Teil an anderer Stelle reißt. Vielleicht haben ja die von Thomas aufgezählten Spezialisten einen "Trick", können also z.B. die Teile wieder geringfügig weiten und/oder "geschmeidiger" machen. Danach würde ich aber ausdrücklich fragen. Ich persönlich habe Klebeversuche bei den genannten Stiften aufgegeben, um Enttäuschungen zu vermeiden: Die Risse sind nicht durch ein "Unglück" entstanden, sondern einfach eine Alterungserscheinung.

Wenn Du ein Ersatzteil für die 22er-Kappe suchst und nicht unbedingt Wert auf originalgetreue Wiederherstellung legst, käme auch die Kappe für einen MB 72 aus rolled Gold in Frage.

VG
Michael

[sanphoemo]

Danke @ddss und @ThomSch
Ja , es sieht wirklich nach Materialalterung aus. Auch insgesamt ist der Füller durch ein hartes Arbeitsleben geprägt. Er hat sich auf Tausenden von Zeugnissen verewigt und wurde nie geschont.
Eigentlich wäre eine Runderneuerung nötig , und das lohnt sich wohl nicht, bzw wäre eventuell auch nicht machbar.
Ich schwanke /hadere auch schon wieder,ob ich ihn nicht nur als Erinnerungsstück in der Schublade lasse. Wenn ich die schöne Feder nutzen möchte, könnte ich ja einen 22 bei ebay ersteigern. Oder passt die Feder noch in ein anderes Modell?

Mir bleibt zum Schreiben noch der wunderschöne und funktionierende Lamy Profil 80 meines Vaters mit traumhafter B Feder.
Mein Vater ist mittlerweile mit 93 Jahren im Seniorenheim, freut sich aber darüber, dass ich seinen Füller nutze

[ddss]

Hallo sanphoemo,

die Feder passt auch in einen MB 72, 82 und 12, wobei diese Füller im Original eine 18ct-Feder haben, was aber nach meiner Erfahrung schreibtechnisch keine Rolle spielt. Ich würde nach einem Füller mit Metall-Kappe (72 oder 82) suchen, weil dann Kappen-Risse nicht auftreten können.

Ich bin leider kein Chemiker und verstehe von dieser Untersuchung (Langzeitverhalten von Thermoplasten) nicht viel. Eines ist mir aber doch klar geworden: Die Umgebungsbedingungen sind für den Alterungsprozess nicht unerheblich, so dass es "gute" und "schlechte" Thermoplast-Füller aus den 60ern geben könnte. Man kann es nur leider nicht beurteilen, weil man ihren "Lebenslauf" idR nicht kennt.

Dein Vater hat sich damals einen tollen Füller ausgesucht und wenn der dann nach über 50 Jahren "aufgibt", kann man darüber nicht wirklich meckern. Bei heutigen Produkten erlebt man das eher selten.

VG
Michael