Waterman Leverbox und Co.
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Waterman Leverbox und Co.
Hallo liebe Foristi,
im Thread "Hartgummi/BHR kleben" habe ich angeboten, einem Forenmitglied (Pelikanjog/Hansjürgen) bei einem Problem mit einem historischen Waterman, zu helfen.
Zu meiner großen Freude, hat sich Hansjürgen bereit erklärt, mir den Füller zu schicken, und ihn meiner Grobmotorik zu überlassen .
Nach Rücksprache, darf ich ein bisschen über das Projekt berichten, was vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte, der sich gerade mit ähnlichen Problemen herumschlägt.
Zuerst wollte ich den Status Quo ermitteln und habe das gute Stück erst einmal zerlegt (mit gebotener Vorsicht natürlich - immerhin ist der Füller 100+ Jahre alt). Natürlich zeigt der Füllfederhalter Zeichen seiner langen Existenz - die Guioche ist stark abgegriffen und an der Kappe sind kleine Ausbrüche vorhanden, aber insgesamt ein traumhafter Zustand für so eine Antiquität.
Technisch braucht der Wassermann aber ein wenig Liebe... Der Hebelkasten (der schon gerissen war) ist bei der Demontage leider ganz zerbrochen. Dieses Problem war schon bekannt.
Der Tintensack wurde schon erneuert, die Feder/Druckstange allerdings gefiel mir überhaupt nicht!
Das heißt eigentlich schon, denn es war die originale...
Nur leider ist der Zustand eher schlecht - Rost, Ablagerungen, und die Kante, welche Sektionsseitig in den Tintensack gedrückt wird, sieht aus wie eine Feile . Der Tintensack wird von dem Fortsatz der Sektion (auf den er aufgeklebt wird) im Durchmesser geweitet im Abstand von ca. 5-10mm drückt jetzt bei jedem Füllvorgang das gezahnte Ende der Druckstange in den Sack. Hierbei wird das dünnwandige Latex über die Kante gebogen und zusätzlich gezogen.
Meiner Meinung nach kann man sich bei dieser Ausgangssituation einen neuen Schlauch sparen - hält eh nicht!
Also werde ich mich erst einmal der Federeinheit widmen, bevor ich den Hebelkasten baue.
Das muss hier aber kein Monolog werden! Wenn Euch etwas einfällt, Ihr anderer Meinung seid, oder Jemand einen Trick kennt - über Feedback würde ich mich freuen (sollte alles zu sehr in's Detail gehen, schreibt ruhig - dann fasse ich mich kürzer).
im Thread "Hartgummi/BHR kleben" habe ich angeboten, einem Forenmitglied (Pelikanjog/Hansjürgen) bei einem Problem mit einem historischen Waterman, zu helfen.
Zu meiner großen Freude, hat sich Hansjürgen bereit erklärt, mir den Füller zu schicken, und ihn meiner Grobmotorik zu überlassen .
Nach Rücksprache, darf ich ein bisschen über das Projekt berichten, was vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte, der sich gerade mit ähnlichen Problemen herumschlägt.
Zuerst wollte ich den Status Quo ermitteln und habe das gute Stück erst einmal zerlegt (mit gebotener Vorsicht natürlich - immerhin ist der Füller 100+ Jahre alt). Natürlich zeigt der Füllfederhalter Zeichen seiner langen Existenz - die Guioche ist stark abgegriffen und an der Kappe sind kleine Ausbrüche vorhanden, aber insgesamt ein traumhafter Zustand für so eine Antiquität.
Technisch braucht der Wassermann aber ein wenig Liebe... Der Hebelkasten (der schon gerissen war) ist bei der Demontage leider ganz zerbrochen. Dieses Problem war schon bekannt.
Der Tintensack wurde schon erneuert, die Feder/Druckstange allerdings gefiel mir überhaupt nicht!
Das heißt eigentlich schon, denn es war die originale...
Nur leider ist der Zustand eher schlecht - Rost, Ablagerungen, und die Kante, welche Sektionsseitig in den Tintensack gedrückt wird, sieht aus wie eine Feile . Der Tintensack wird von dem Fortsatz der Sektion (auf den er aufgeklebt wird) im Durchmesser geweitet im Abstand von ca. 5-10mm drückt jetzt bei jedem Füllvorgang das gezahnte Ende der Druckstange in den Sack. Hierbei wird das dünnwandige Latex über die Kante gebogen und zusätzlich gezogen.
Meiner Meinung nach kann man sich bei dieser Ausgangssituation einen neuen Schlauch sparen - hält eh nicht!
Also werde ich mich erst einmal der Federeinheit widmen, bevor ich den Hebelkasten baue.
Das muss hier aber kein Monolog werden! Wenn Euch etwas einfällt, Ihr anderer Meinung seid, oder Jemand einen Trick kennt - über Feedback würde ich mich freuen (sollte alles zu sehr in's Detail gehen, schreibt ruhig - dann fasse ich mich kürzer).
Grüße Andi
Re: Waterman Leverbox und Co.
Moin Andi,
ich habe zwar garantiert keine hilfreichen Tricks auf Lager, aber ich hocke mich wieder einmal ganz erwartungsvoll in die erste Reihe im Zuschauerraum!
Gutes Gelingen für Deine filigrane Arbeit, damit der schöne Waterman weitere 100 Jahre schreibbereit ist,
Dagmar
ich habe zwar garantiert keine hilfreichen Tricks auf Lager, aber ich hocke mich wieder einmal ganz erwartungsvoll in die erste Reihe im Zuschauerraum!
Gutes Gelingen für Deine filigrane Arbeit, damit der schöne Waterman weitere 100 Jahre schreibbereit ist,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo Andi,
viele Tipps habe ich nicht, doch ein wenig kann ich hoffentlich beitragen.
Starke Beschädigungen der pressure bar (Druckleiste, -stange, -platte oder wie auch immer) finde ich meistens, nachdem diese mit Tinte in Kontakt gekommen ist. Wenn die pressure bar durch den Rost nicht substanziell geschädigt wurde, kann man diese mit einer Feile und Chrompolish evtl. noch retten. Ansonsten bleibt nur der Austausch durch ein Ersatzteil. Wird der Füller trocken gehalten, bietet das Chrompolish auch einen gewissen Rostschutz. Alternativ kannst Du natürlich versuchen, auch das Teil nachzubauen oder lediglich in Teilen zu ersetzen bzw. zu restaurieren. Doch wird der Aufwand dann nochmals deutlich höher.
Dass die Leverbox beim Ausbau in Gänze bricht, war ja leider nicht unwahrscheinlich und eher zu erwarten. Da die Bruchstelle an der Bohrung ist, muss wenigstens jeweils ein Teil der langen Seiten entfernt und erneuert werden, wenn nicht gleich beide gebrochenen Seiten komplett. Ich würde annehmen, dass eine komplette Erneuerung der Seiten mehr Stabilität bringt als nur der teilweise Ersatz. Vornehmlich kommt es darauf an, wie stabil die Lötstellen werden. Das Ergebnis muss am Ende so verwindungssteif sein, dass der normale Füllvorgang die Leverbox nicht verbiegen oder brechen kann. Ob ein Weichlöten dafür ausreichend oder ein Hartlöten zwingend ist, kann ich leider nicht beurteilen. Aber vielleicht haben wir ja einen vom Fach hier, der etwas dazu sagen kann.
Der vollständige Ersatz aller beschädigten Bauteile der Mechanik, wäre wohl die einfachste und schnellste Lösung, doch deshalb hast Du Dich der Sache ja nicht angekommen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und bin gespannt, wie Du das Füllsystem wieder zum Laufen bringst.
Herzliche Grüße
Gerd
viele Tipps habe ich nicht, doch ein wenig kann ich hoffentlich beitragen.
Starke Beschädigungen der pressure bar (Druckleiste, -stange, -platte oder wie auch immer) finde ich meistens, nachdem diese mit Tinte in Kontakt gekommen ist. Wenn die pressure bar durch den Rost nicht substanziell geschädigt wurde, kann man diese mit einer Feile und Chrompolish evtl. noch retten. Ansonsten bleibt nur der Austausch durch ein Ersatzteil. Wird der Füller trocken gehalten, bietet das Chrompolish auch einen gewissen Rostschutz. Alternativ kannst Du natürlich versuchen, auch das Teil nachzubauen oder lediglich in Teilen zu ersetzen bzw. zu restaurieren. Doch wird der Aufwand dann nochmals deutlich höher.
Dass die Leverbox beim Ausbau in Gänze bricht, war ja leider nicht unwahrscheinlich und eher zu erwarten. Da die Bruchstelle an der Bohrung ist, muss wenigstens jeweils ein Teil der langen Seiten entfernt und erneuert werden, wenn nicht gleich beide gebrochenen Seiten komplett. Ich würde annehmen, dass eine komplette Erneuerung der Seiten mehr Stabilität bringt als nur der teilweise Ersatz. Vornehmlich kommt es darauf an, wie stabil die Lötstellen werden. Das Ergebnis muss am Ende so verwindungssteif sein, dass der normale Füllvorgang die Leverbox nicht verbiegen oder brechen kann. Ob ein Weichlöten dafür ausreichend oder ein Hartlöten zwingend ist, kann ich leider nicht beurteilen. Aber vielleicht haben wir ja einen vom Fach hier, der etwas dazu sagen kann.
Der vollständige Ersatz aller beschädigten Bauteile der Mechanik, wäre wohl die einfachste und schnellste Lösung, doch deshalb hast Du Dich der Sache ja nicht angekommen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und bin gespannt, wie Du das Füllsystem wieder zum Laufen bringst.
Herzliche Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Re: Waterman Leverbox und Co.
Seiten würde ich da nicht anlöten. Wenn schon Hartlöten, dann die Fähnchen abtrennen, das Mittelteil aus einem Stück bauen und die Fähnchen wieder anlöten. Aber ich bin gespannt, was sich der Maestro ausdenkt.
V.G.
Thomas
V.G.
Thomas
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo erstmal,
danke für eure Beiträge!
@ Dagmar: schön, dass Du zuschaust - es freut mich ungemein, wenn ich meine Beiträge in dem Wissen verfassen kann, dass sie auch beachtet werden. Es ist ja gewissermaßen die Nische in der Nische eines "Randgruppen-Hobbys" - hätte mir jemand vor 10 Jahren gesagt, dass ich mich intensiv mit der Reparatur alter Füller auseinander setzen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt!
@Thomas: schön, dass Du wieder dabei bist - zu viel löten möchte ich bei diesem Projekt nicht... Ich hoffe Du bist immer noch nicht von der Steuer
@Gerd: die pressure bar möchte ich eigentlich nicht ersetzen/nachbauen. Der Zustand ist nach dem Entfernen des Rostes eigentlich nicht zu schlecht - und es ist ein 100 jähriges Original-Bauteil.
Ich werde es aufarbeiten und erhalten. Eine standard J-Bar von den "Pendragons" passt gut - und würde auch funktionieren - habe ich da, und ausprobiert - aber bei so einem alten Stück fände ich es schöner, wenn das Originalteil erhalten bleibt. Habe hierzu auch Hansjürgen kontaktiert, und er hätte auch gerne das Originalteil erhalten. Nach dem Entrosten - ca. 2,5h mit der Messingbürste (mit Stahlbürsten geht das natürlich schneller - hatte aber Sorge, dass mir das Material zerbröselt) präsentiert sich die Feder/Druckstange in angegriffenem, aber rettbarem Zustand. Die Vorderkante (die mit dem Tintensack in Kontakt kommt) ist schon poliert. Deutlich sind die Korrosionsspuren auf dem Korpus der Pressurebar zu erkennen. Aber - nicht so schlimm - keine Löcher, und genug Restsubstanz ist vorhanden - das kriege ich schon wieder hin!
danke für eure Beiträge!
@ Dagmar: schön, dass Du zuschaust - es freut mich ungemein, wenn ich meine Beiträge in dem Wissen verfassen kann, dass sie auch beachtet werden. Es ist ja gewissermaßen die Nische in der Nische eines "Randgruppen-Hobbys" - hätte mir jemand vor 10 Jahren gesagt, dass ich mich intensiv mit der Reparatur alter Füller auseinander setzen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt!
@Thomas: schön, dass Du wieder dabei bist - zu viel löten möchte ich bei diesem Projekt nicht... Ich hoffe Du bist immer noch nicht von der Steuer
@Gerd: die pressure bar möchte ich eigentlich nicht ersetzen/nachbauen. Der Zustand ist nach dem Entfernen des Rostes eigentlich nicht zu schlecht - und es ist ein 100 jähriges Original-Bauteil.
Ich werde es aufarbeiten und erhalten. Eine standard J-Bar von den "Pendragons" passt gut - und würde auch funktionieren - habe ich da, und ausprobiert - aber bei so einem alten Stück fände ich es schöner, wenn das Originalteil erhalten bleibt. Habe hierzu auch Hansjürgen kontaktiert, und er hätte auch gerne das Originalteil erhalten. Nach dem Entrosten - ca. 2,5h mit der Messingbürste (mit Stahlbürsten geht das natürlich schneller - hatte aber Sorge, dass mir das Material zerbröselt) präsentiert sich die Feder/Druckstange in angegriffenem, aber rettbarem Zustand. Die Vorderkante (die mit dem Tintensack in Kontakt kommt) ist schon poliert. Deutlich sind die Korrosionsspuren auf dem Korpus der Pressurebar zu erkennen. Aber - nicht so schlimm - keine Löcher, und genug Restsubstanz ist vorhanden - das kriege ich schon wieder hin!
Grüße Andi
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hey Andi,
ich habe die pressure bar bei meinen Druckknopf- und Hebelfüllhaltern bisher nur sehr selten ersetzen müssen. Soweit möglich, bevorzuge ich den Erhalt sowie die Konservierung, was hier sicher gelingt. Die pressure bar ist nicht substanziell geschädigt, warum also ersetzen.
Wie bereits erwähnt nutze ich zum Entrosten und Polieren gerne Chrompolish-Paste, die Messingbürste hat aber sehr gute Arbeit geleistet und die pressure bar kann sich mehr als nur sehen lassen. Das Problem hättest Du schon mal super gelöst!
Ich halte Dir weiter die Daumen.
Liebe Grüße in den Morgen
Gerd
ich habe die pressure bar bei meinen Druckknopf- und Hebelfüllhaltern bisher nur sehr selten ersetzen müssen. Soweit möglich, bevorzuge ich den Erhalt sowie die Konservierung, was hier sicher gelingt. Die pressure bar ist nicht substanziell geschädigt, warum also ersetzen.
Wie bereits erwähnt nutze ich zum Entrosten und Polieren gerne Chrompolish-Paste, die Messingbürste hat aber sehr gute Arbeit geleistet und die pressure bar kann sich mehr als nur sehen lassen. Das Problem hättest Du schon mal super gelöst!
Ich halte Dir weiter die Daumen.
Liebe Grüße in den Morgen
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Re: Waterman Leverbox und Co.
Andi, keine Panik, im Finanzamt lassen sie mich nichtmal an der Rezeption durch.
Ich bin aber schon neugierig, was Du da vorhast. Wir hätten das im 1. Lehrjahr gebohrt, gesägt und gefeilt (und geflucht), im 2. gefräst. Aber heute würde man's womöglich drucken.
V.G.
Thomas
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo,
einen kleinen Bericht über die Pressurebar möchte ich noch nachschieben - ich konnte mich mit den vielen Rostnarben nicht so richtig anfreunden. Außerdem wollte ich noch einen gewissen Rostschutz aufbringen, für die nächsten 100 Jahre so zu sagen.
Ganz egalisieren konnte Ich die "Grübchen" nicht, aber doch deutlich reduzieren. Hierfür habe ich die Druckstange gefühlte 10 mal verkupfert und die Schicht anschließend wieder mit 4000er Schleifvlies wieder entfernt - bei jedem Durchgang wurden die Narben kleiner.
Da das aber eine stumpfsinnige Syssiphusarbeit ist, sind ein paar Grübchen übrig geblieben. Grübchen können ja auch charmant sein... .
Danach der übliche galvanische Dreisatz (Kupfer, Nickel und Gold) und die Pressurebar ist wieder einbaufertig! Natürlich ist das Gold an dieser Stelle etwas dekadent, aber verchromen konnte man zu dieser Zeit noch nicht (Zumindest sind Motorradteile aus diesem Zeitraum immer vernickelt, nicht verchromt) und der Nickel alleine war mir zu stumpf.
Übrigens war Waterman so nett, das Datum ihrer Patenterteilung auf die Druckstange zu prägen, so wissen heutige Füllersammler, ab wann diese Konstruktion zum Einsatz kam. So weit so gut, als nächstes muss ich mich aber an die Leverbox machen!
einen kleinen Bericht über die Pressurebar möchte ich noch nachschieben - ich konnte mich mit den vielen Rostnarben nicht so richtig anfreunden. Außerdem wollte ich noch einen gewissen Rostschutz aufbringen, für die nächsten 100 Jahre so zu sagen.
Ganz egalisieren konnte Ich die "Grübchen" nicht, aber doch deutlich reduzieren. Hierfür habe ich die Druckstange gefühlte 10 mal verkupfert und die Schicht anschließend wieder mit 4000er Schleifvlies wieder entfernt - bei jedem Durchgang wurden die Narben kleiner.
Da das aber eine stumpfsinnige Syssiphusarbeit ist, sind ein paar Grübchen übrig geblieben. Grübchen können ja auch charmant sein... .
Danach der übliche galvanische Dreisatz (Kupfer, Nickel und Gold) und die Pressurebar ist wieder einbaufertig! Natürlich ist das Gold an dieser Stelle etwas dekadent, aber verchromen konnte man zu dieser Zeit noch nicht (Zumindest sind Motorradteile aus diesem Zeitraum immer vernickelt, nicht verchromt) und der Nickel alleine war mir zu stumpf.
Übrigens war Waterman so nett, das Datum ihrer Patenterteilung auf die Druckstange zu prägen, so wissen heutige Füllersammler, ab wann diese Konstruktion zum Einsatz kam. So weit so gut, als nächstes muss ich mich aber an die Leverbox machen!
Grüße Andi
Re: Waterman Leverbox und Co.
Wow, Andi,
jetzt hast Du aber einen rausgehauen. Eine vergoldete pressure bar hab ich selbst beim nobelsten Hebelfüller noch nicht gesehen. Das nenn ich mal Understatement. Nicht ganz original, aber ein Knaller!
Liebe Grüße
Gerd
jetzt hast Du aber einen rausgehauen. Eine vergoldete pressure bar hab ich selbst beim nobelsten Hebelfüller noch nicht gesehen. Das nenn ich mal Understatement. Nicht ganz original, aber ein Knaller!
Liebe Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo Gerd,
danke für die Blumen!
Ich dachte einfach, wenn eine vergoldete Stahlfeder den Kontakt mit Tinte aushält, kann es ja für die"Innereien" auch nicht schlecht sein...
Allerdings möchte ich das nicht als Neuheit, oder non plus ultra verkaufen. Mein Grossvater war Jäger und daher hatte ich als Heranwachsender ein Faible für Jagdwaffen. Ein englischer Flintenhersteller, ich glaube es war Holland & Holland, der zu der Zeit in der auch der Waterman entstand, produzierte, vegoldete die Inneren Teile des Systems um Rost zu vermeiden. Da Jagdwaffen dieses Herstellers auf Auktionen 100 000+ Euro erzielen, hat es wohl funktioniert .
danke für die Blumen!
Ich dachte einfach, wenn eine vergoldete Stahlfeder den Kontakt mit Tinte aushält, kann es ja für die"Innereien" auch nicht schlecht sein...
Allerdings möchte ich das nicht als Neuheit, oder non plus ultra verkaufen. Mein Grossvater war Jäger und daher hatte ich als Heranwachsender ein Faible für Jagdwaffen. Ein englischer Flintenhersteller, ich glaube es war Holland & Holland, der zu der Zeit in der auch der Waterman entstand, produzierte, vegoldete die Inneren Teile des Systems um Rost zu vermeiden. Da Jagdwaffen dieses Herstellers auf Auktionen 100 000+ Euro erzielen, hat es wohl funktioniert .
Grüße Andi
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo Andi,
zugegeben bist Du nicht der Erste bei dem ich vergoldete Innereien sehe. Ich kenne einen Reparateur, der im Rahmen der Wiederherstellung bei alten Montblanc immer die Kolbenmechanik aus Metall ebenfalls vergoldet, neben sämtlichen äußeren Metallteilen. Das Alter oder Gebrauchsspuren kann man quasi kaum mehr erkennen.
Für mich ist das etwas zu viel, doch als konservatorische Maßnahme ist das Vergolden sicher das Beste, was man machen kann. Und Dein Ergebnis ist ja spitze geworden, die pressure bar rostet zu meinen Lebzeiten wohl nicht mehr.
Liebe Grüße
Gerd
zugegeben bist Du nicht der Erste bei dem ich vergoldete Innereien sehe. Ich kenne einen Reparateur, der im Rahmen der Wiederherstellung bei alten Montblanc immer die Kolbenmechanik aus Metall ebenfalls vergoldet, neben sämtlichen äußeren Metallteilen. Das Alter oder Gebrauchsspuren kann man quasi kaum mehr erkennen.
Für mich ist das etwas zu viel, doch als konservatorische Maßnahme ist das Vergolden sicher das Beste, was man machen kann. Und Dein Ergebnis ist ja spitze geworden, die pressure bar rostet zu meinen Lebzeiten wohl nicht mehr.
Liebe Grüße
Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo,
nachdem die Federmechanik auf Vordermann gebracht wurde, steht als nächstes die Leverbox an. Das Ding ist wirklich filigran und hat im Originalzustand nicht gehalten... na ja 100 Jahre eigentlich schon.
Ursprünglich wollte ich eine Abwicklung aus Messingblech erstellen und dann die entstehende Öffnung mit Hartlot verbinden. Nach eingehender Betrachtung des Originalteiles
bin ich davon abgekommen. Der Kasten ist einfach zu dünnwandig der Platz im Füllerschaft zu begrenzt, und das ganze Teil eigentlich unterdimensioniert.
Aus besagten Gründen, werde ich die Box einteilig schmieden - fast jedenfalls - der Steg auf der Unterseite muss wohl doch gelötet werden. Als erstes habe ich eine Zeichnung mit den wichtigsten Maßen erstellt. Hätte ich das Bild um 90Grad gedreht, wäre es leichter lesbar - sorry.
Als nächstes habe ich den Umfang der Box in einen Kreisdurchmesser umgerechnet. So weit so gut - nun einen Rohling aus Messing anfertigen.
Dieser entsteht an der Drehbank. Innen- und Aussendurchmesser sind etwas kleiner als für das Fertigteil benötigt... beim Schmieden Fließt das Material noch ein wenig, so dass der angestrebte Umfang überschritten würde, wenn man mit dem Umfang des Fertigteils beginnt. Mache bald weiter - ich hoffe es ist euch nicht zu langatmig, was ich hier schreibe!
nachdem die Federmechanik auf Vordermann gebracht wurde, steht als nächstes die Leverbox an. Das Ding ist wirklich filigran und hat im Originalzustand nicht gehalten... na ja 100 Jahre eigentlich schon.
Ursprünglich wollte ich eine Abwicklung aus Messingblech erstellen und dann die entstehende Öffnung mit Hartlot verbinden. Nach eingehender Betrachtung des Originalteiles
bin ich davon abgekommen. Der Kasten ist einfach zu dünnwandig der Platz im Füllerschaft zu begrenzt, und das ganze Teil eigentlich unterdimensioniert.
Aus besagten Gründen, werde ich die Box einteilig schmieden - fast jedenfalls - der Steg auf der Unterseite muss wohl doch gelötet werden. Als erstes habe ich eine Zeichnung mit den wichtigsten Maßen erstellt. Hätte ich das Bild um 90Grad gedreht, wäre es leichter lesbar - sorry.
Als nächstes habe ich den Umfang der Box in einen Kreisdurchmesser umgerechnet. So weit so gut - nun einen Rohling aus Messing anfertigen.
Dieser entsteht an der Drehbank. Innen- und Aussendurchmesser sind etwas kleiner als für das Fertigteil benötigt... beim Schmieden Fließt das Material noch ein wenig, so dass der angestrebte Umfang überschritten würde, wenn man mit dem Umfang des Fertigteils beginnt. Mache bald weiter - ich hoffe es ist euch nicht zu langatmig, was ich hier schreibe!
Grüße Andi
- Edelweissine
- Beiträge: 2506
- Registriert: 08.01.2016 18:32
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo Andi,
was heißt hier langatmig? Da gibt es andere Beiträge.
Und keiner muss lesen, was ihm nicht gefällt. Deine technischen Erklärungen verstehe ich zugegebenermaßen auch nicht, muss ich auch nicht.
Aber allein schon Deine Fotos, speziell "Rohling für den Hebelkasten", sind ein Genuss!
was heißt hier langatmig? Da gibt es andere Beiträge.
Und keiner muss lesen, was ihm nicht gefällt. Deine technischen Erklärungen verstehe ich zugegebenermaßen auch nicht, muss ich auch nicht.
Aber allein schon Deine Fotos, speziell "Rohling für den Hebelkasten", sind ein Genuss!
Gruß,
Heike
Heike
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo,
weiter geht's.
Nachdem der Rohling gedreht war, brauchte ich natürlich noch einen Kern mit den Innenabmessungen der Leverbox.
Nach etwas kramen im Halbzeugregal fiel mir eine Stange 1.2842 (90MnCrV8) in die Hände. Für alle Nichtmetallurgen - das ist DER universale Werkzeugstahl für fast alles was viel aushalten muss, auch sehr gut für Messerklingen etc. geeignet (einziger echter Nachteil - nicht rostfrei).
Die Abmessungen passten ebenfalls gut 15x2mm. Beim Abschneiden habe ich mir gleich noch einen kleinen Kleil aus dem selben Material zurechtgeschnitten. In den Längsschnitt kann jetzt der Keil eingetrieben werden bis sich das offene Ende soweit aufgespreizt hat, dass es den Innenabmessungen des Hebelkastens entspricht. Nachdem die gewünschten Abmessungen erreicht waren, habe ich den Keil mit hochschmelzendem Silberlot verlötet, und den Stahl (Hellkirschrot ca. 850 Grad Celsius) im selben Arbeitsgang gehärtet (Öl handwarm).
Um darauf herumzuhämmern war der Stahl jetzt natürlich viel zu hart und spröde also folgte eine anschließende Wärmebehandlung (sogenanntes "Anlassen" bei ca. 200 Grad Celsius). Das Anlassen habe ich mehrfach wiederholt, bis eine feine Feile den Stahl angriff - direkt nach dem Härten gleitet die Feile einfach über das Werkstück ohne etwas abzutragen. So als nächstes wird Messing geschmiedet!
weiter geht's.
Nachdem der Rohling gedreht war, brauchte ich natürlich noch einen Kern mit den Innenabmessungen der Leverbox.
Nach etwas kramen im Halbzeugregal fiel mir eine Stange 1.2842 (90MnCrV8) in die Hände. Für alle Nichtmetallurgen - das ist DER universale Werkzeugstahl für fast alles was viel aushalten muss, auch sehr gut für Messerklingen etc. geeignet (einziger echter Nachteil - nicht rostfrei).
Die Abmessungen passten ebenfalls gut 15x2mm. Beim Abschneiden habe ich mir gleich noch einen kleinen Kleil aus dem selben Material zurechtgeschnitten. In den Längsschnitt kann jetzt der Keil eingetrieben werden bis sich das offene Ende soweit aufgespreizt hat, dass es den Innenabmessungen des Hebelkastens entspricht. Nachdem die gewünschten Abmessungen erreicht waren, habe ich den Keil mit hochschmelzendem Silberlot verlötet, und den Stahl (Hellkirschrot ca. 850 Grad Celsius) im selben Arbeitsgang gehärtet (Öl handwarm).
Um darauf herumzuhämmern war der Stahl jetzt natürlich viel zu hart und spröde also folgte eine anschließende Wärmebehandlung (sogenanntes "Anlassen" bei ca. 200 Grad Celsius). Das Anlassen habe ich mehrfach wiederholt, bis eine feine Feile den Stahl angriff - direkt nach dem Härten gleitet die Feile einfach über das Werkstück ohne etwas abzutragen. So als nächstes wird Messing geschmiedet!
Grüße Andi
Re: Waterman Leverbox und Co.
Hallo liebe Freunde der aufwändigeren Reparaturen!
Jetzt geht es eigentlich nur noch darum, den Messingring auf den Kern zu ziehen.
Geduld ist angesagt, denn der Rohling hat nur eine Wandstärke von 0,6mm - gegen Ende hin wenn alles gedehnt und umgeformt ist, sogar nur 0,5mm (angestrebtes Endmass - wie das Original). Gefühlvoll wird begonnen den Ring in einen rechteckigen Kasten zu verwandeln. Beim kalten Umformen verhärtet Metall - es wird zwar fester, aber auch spröder und rissempfindlich. Es gilt also behutsam vorzugehen. So weiter traue ich mich nicht, das Messing fühlt sich mittlerweile wie Stahlblech an. Es muss dringend weichgeglüht werden. Beim Schmieden von Buntmetallen ist es genau anders herum wie bei Stahl. Stahl wird heiß geschmiedet und durch abschrecken hart, Kupferlegierungen schmiedet man kalt und durch glühen und abschrecken, werden sie weich. Natürlich sind die Vorgänge im jeweiligen Metall wesentlich komplexer aber ich denke das würde an dieser Stelle zu weit führen. Kaum ist das Messing wieder geschmeidig, wird weitergehämmert. Nachdem das Werkzeug für die Innenmaße komplett hindurch passt, ist eine "Anprobe" im Füllerschaft fällig. Ja sieht doch soweit gut aus!
Jetzt geht es eigentlich nur noch darum, den Messingring auf den Kern zu ziehen.
Geduld ist angesagt, denn der Rohling hat nur eine Wandstärke von 0,6mm - gegen Ende hin wenn alles gedehnt und umgeformt ist, sogar nur 0,5mm (angestrebtes Endmass - wie das Original). Gefühlvoll wird begonnen den Ring in einen rechteckigen Kasten zu verwandeln. Beim kalten Umformen verhärtet Metall - es wird zwar fester, aber auch spröder und rissempfindlich. Es gilt also behutsam vorzugehen. So weiter traue ich mich nicht, das Messing fühlt sich mittlerweile wie Stahlblech an. Es muss dringend weichgeglüht werden. Beim Schmieden von Buntmetallen ist es genau anders herum wie bei Stahl. Stahl wird heiß geschmiedet und durch abschrecken hart, Kupferlegierungen schmiedet man kalt und durch glühen und abschrecken, werden sie weich. Natürlich sind die Vorgänge im jeweiligen Metall wesentlich komplexer aber ich denke das würde an dieser Stelle zu weit führen. Kaum ist das Messing wieder geschmeidig, wird weitergehämmert. Nachdem das Werkzeug für die Innenmaße komplett hindurch passt, ist eine "Anprobe" im Füllerschaft fällig. Ja sieht doch soweit gut aus!
Grüße Andi