Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

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Wurmbunt
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Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Wurmbunt » 17.02.2020 22:45

Hallo,
zur Zeit kümmere ich mich um einen Mabie Todd Swan Selffiller der 1920er Jahre. Da das auch kein Füller ist, der auf jedem Flohmarkt angeboten wird, dachte ich mir, daß es kein Schaden ist, hier einen kleinen Restaurationsfaden zu starten. Auf den ersten Blick, sieht der Stift ganz gut aus!
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Swan 230 C
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Allerdings gibt es - wie immer - ein paar Dinge, die mich stören... :roll:
Ja ich weiß, der Füller wird bald 100 und ich bin ein "Kniefiesler", aber Sachen, die ich beheben kann, will ich auch machen, bevor der Stift in meiner Sammlung landet.
Ups - so langsam muss ich tatsächlich von einer (kleinen) Sammlung reden... ;)
Über die Leidenschaft an Füllfederhaltern zu basteln, hat sich einiges bei mir angesammelt - und ich bin noch nicht so weit, mich von einzelnen Stücken wieder zu trennen.
Doch zurück zum Thema!
Am "Swan" stört mich der recht zerfressene Hebel.
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Hebel mit erheblichen Korrosionsspuren
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Korrosion ist nicht unbedingt ein Thema, daß nur auf eisenbasierte Metalle, zutrifft. Entscheidend ist die elektrochemische Spannungsreihe. Ganz stark vereinfacht bedeutet das, daß Metalle ein elektrisches "Grundpotenzial" haben - je weiter ihr Potenzial auseinander liegt, desto bestrebter sind sie, Ionen auszutauschen. Bei einer elektrisch leitenden Verbindung tun sie das auch, was sich in der sogenannten "Kontaktkorrosion" zeigt. Edles und unedleres Metall (entsprechend der Position in der Spannungsreihe) tauschen, unter Einwirkung eines Elektolyts fleißig Ionen aus, wobei sich das unedlere Metall oxydiert und langsam auflöst. Insofern ist eine Vergoldung ein eigentlich schlechter Korrosionsschutz für unedlere Metalle. Solange die Goldschicht intakt ist, und keine Kratzer oder Abplatzer aufweist, die das Grundmetall freilegen, ist alles gut und Korrosion hat keine Chance. Liegt allerdings das Trägermetall frei, sorgt ein beliebiges Elektrolyt dafür, daß die Korrosion beginnt - Tinte, Handschweiß oder auch nur feuchte Luft...
Das ist, neben der Optik, der Grund, warum ich prinzipiell ein sogenanntes "Brassing" , also das Durchscheuern der originalen Goldauflage, nicht akzeptiere.
Natürlich brauchen diese Vorgänge Zeit und mit einem Wachsauftrag oder regelmäßigem polieren wird das Messing nicht weiter angegriffen - bei kontinuierlicher Benutzung allerdings schon... :(
Sorry für den kleinen Ausflug in die Metallurgie - ich wollte nur erklären, warum mich so eine geringfügige Beschädigung, dazu bringt, etwas zu unternehmen.
Neben dem Hebel hat die Kappe noch ein Problem.
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Riss am Ende des Klipschlitzes
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Nocheinmal aus einer anderen Perspektive
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Also verlangt der Füllfederhalter, trotz dem eigentlich guten Gesamtzustand, ein bisschen Zuwendung - die ich ihm natürlich nicht verwehre!
Wie immer sind Beiträge, Kommentare und Kritiken ausdrücklich erwünscht!
Also haltet euch bitte nicht zurück!
Grüße Andi

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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Schaumburger » 17.02.2020 23:49

Hallo Andi,

erstmal Glückwunsch zu dem 230er Swan.
Eine schöne Farbe und Maserung, die Zierringe sehen gut aus und sind komplett. :-)
Was den Hebel angeht, ist der Zustand in der Tat mäßig. Hier wurde eine 14K (?) Goldplatierung aufgebracht, ein galvanisches Neuvergolden ergäbe einen zu gelben Farbton...
Ich habe ein 230C Fragment herumliegen, leider hat der Hebel hier noch weniger Vergoldung übrig. :-(
Du könntest des Messing polieren und saponieren - nur mal als Idee in den Raum gestellt.

Aus dem letzten Foto sieht man, das etwas Federrichten nötig ist. Dann wird mit Glück mehr Flex zurückkehren. Wie sieht die Feder von oben und der Seite aus?

Beste Grüße
Jens
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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Wurmbunt » 20.02.2020 20:23

Hallo,
ja die Feder hat wohl einmal einen Treffer abgekriegt...
Doch zuerst war einmal zerlegen angesagt.
Um an den Hebel heranzukommen, muß die ganze Mechanik aus dem Schaft entfernt werden. Diese wird über einen C - förmigen Federring gehalten, ähnlich wie bei einem Eversharp Skyline. Hier saß der Ring sehr fest und als er endlich aus seiner Nut schnappte, brach auch gleich der Hebel. :roll:
Wo rohe Kräfte sinnlos walten...
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Mechanik des Swan
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Die Hebelmechanik, welche Mabie Todd verwendet hat, ist durchaus interessant und eigenständig.
Über den Federring wird der Hebel im Schaft gehalten. Am vorderen Ende des Levers ist eine kleine Platte verstiftet, die wiederum durch einen Schlitz in der Druckplatte geführt ist.
Auf der anderen Seite der Druckplatte ist die mit dem Hebel gekoppelte Platte umgebogen, damit sie nicht durch den Schlitz rutschen kann.
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Dem Tintensack zugewandte Seite der Druckplatte
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Wird der Hebel nun betätigt, drückt dessen Ende die Druckplatte gegen den Tintensack. Da sich, von der Seite betrachtet, das Hebelende auf einer Kreisbahn bewegt, aber nur eine gerade nach unten wirkende Druckplatte gewünscht ist, war der Schlitz bei dieser Konstruktion für den Ausgleich der Längsbewegung erforderlich.
Wäre der Hebel mit so einer "Kniegelenk"-Verbindung direkt an der Druckplatte befestigt, würde diese sich gleichzeitig nach unten und hinten bewegen. Dabei würde aber bei jeder Betätigung des Hebels am Tintensack gezogen - bis er sich von der Sektion lösen würde...
Hier noch einmal die Einzelteile.
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Zerlegtes Kniegelenk und die Druckplatte
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So als nächstes muss ich erst einmal einen neuen Hebel machen...
Grüße Andi

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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Wurmbunt » 20.02.2020 23:53

Hallo,
Hebelmachen ist angesagt!
Das Original ist, glaube ich zumindest, aus Messing.
Im hinteren Bereich ist eine Art Wiederhaken angebracht, der in einen zweiten Federring am Schaft eingreift und den Hebel, im geschlossenen Zustand festhält.
An dieser Stelle, die eine erhebliche Schwächung der Gestaltfestigkeit bedingt, ist der Hebel auch gebrochen. Um ein bisschen mehr Reserven zu haben, entsteht der neue Hebel nicht aus Messing, sondern aus Neusilber (eine Kupfer/Nickel - Legierung mit, gegenüber Messing besseren Festigkeitswerten).
Die Materialstärke des ursprünglichen Materials beiträgt ca. 0,3 - 0,4mm (schwierig zu messen mit der, sich ablösenden, Goldauflage). Da ich ein 0,5mm dickes Neusilberblech da habe, wird es auch verwendet - das hat auch den Vorteil, daß ich noch ein bisschen feilen und begradigen kann, ohne dass die Wandstärke zu gering wird. ;)
Also Blechstreifen abschneiden und los geht's...
15822199242373.jpg
Neusilberblechstreifen und grobe Hausmittel
15822199242373.jpg (275.33 KiB) 4780 mal betrachtet
Nun ja!!! - Das sieht etwas derb aus...
Ist es auch - wer jetzt erwartet hat, daß eine mehrteilige Tiefziehform mit Matritze, Patritze und Hydraulikpresse zum Einsatz kommt, den muss ich leider enttäuschen. Mein Maschinenpark ist doch sehr begrenzt, so daß ich auf Hausmittel zurück greifen muss.
Aber es geht auch mit "Handwerk" - allerdings muss ich schon erwähnen, daß der Schraubendreher zumindest eine durchgehende Klinge hat, so dass er Hammerschläge auf sein Hinterteil verkraftet. ;)
Nach den ersten, vorsichtigen, Umformversuchen erst einmal eine Kontrolle, ob es in die richtige Richtung geht.
15822199403934.jpg
Der Rohling kommt schon gut an das Original hin
15822199403934.jpg (294.81 KiB) 4780 mal betrachtet
Sieht gut aus - offenbar passt die Einstellung der Schraubstockbacken.
Um den ganzen Blechstreifen in ein U-Profil zu verwandeln, ist Geduld und Gefühl angesagt - 0,5mm Blech ist ruck zuck durchgeschlagen, oder die Biegekante läuft aus der Mitte...
Auch gilt es, die Umformung kontinuierlich durchzuführen, Stück für Stück immer ein bisschen weiter.
Manchmal ist es sinnvoll, das Neusilber zum Glühen zu bringen und anschließend abzuschrecken - es wird dadurch weich und besser verformbar - hier habe ich aber darauf verzichtet, um eine hohe Härte/Festigkeit zu erreichen.
Nach dem schmieden des Profils, noch einmal die Kontrolle der Dimensionen, gegenüber dem Originalhebel.
15822200470116.jpg
Die Seitenbanden sind noch deutlich höher - Luft für Fehler
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15822200284995.jpg
Die Breite stimmt genau
15822200284995.jpg (315.29 KiB) 4780 mal betrachtet
Sehr schön - die Oberseite des neuen Hebels habe ich noch etwas mit einem Schlichthammer bearbeitet. Das gleicht Beulen vom Schraubendreher aus und macht das U-Profil etwas "eckiger".
Morgen geht's an's Fertigmachen!
Grüße Andi

Thom

Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Thom » 21.02.2020 1:18

Der Kollege Schaumburger bringt's mit der Feder schon auf den Punkt, die ist "die Seele" des Füllers,
das dahinter ist nur Tank und Stiel.

V.G.
Thomas

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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Wurmbunt » 21.02.2020 1:45

Hallo Thomas,
Thom hat geschrieben:
21.02.2020 1:18
Der Kollege Schaumburger bringt's mit der Feder schon auf den Punkt, die ist "die Seele" des Füllers,
das dahinter ist nur Tank und Stiel.

V.G.
Thomas
Sorry, aber das sehe ich nicht so!
"Tank und Stiel" machen für mich 2/3 des "Füllfederhalters" aus. Die Feder ist die funktionale Verbindung zum Papier - mehr nicht :!:
Natürlich möchte ich in einem historischen Füllfederhalter auch die passende Feder haben - aber sie ist Teil des "Gesamtkunstwerkes" und ein Federhalter zum "tunken" ist für mich allenfalls von historischem Interesse.
Meine Intension ist der Füllfederhalter - in allen seinen technischen "Abstrusitäten" - je seltsamer die Tinte in ihren, wie auch immer gearteten, Vorratsraum kommt, desto besser.
Nimm's mir nicht übel, aber ich mache einen Füller nicht an einem geschlitzten Stück Goldblech fest...
Grüße Andi

Thom

Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Thom » 21.02.2020 1:57

Das nehme ich Dir nicht übel, ich weiß, dass Deine Stärke das Bauen ist. Aber Deine Schwäche ist das Schreiben. :)

V.G.
Thomas

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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Schaumburger » 21.02.2020 3:15

Thom hat geschrieben:
21.02.2020 1:18
Der Kollege Schaumburger bringt's mit der Feder schon auf den Punkt, die ist "die Seele" des Füllers,
das dahinter ist nur Tank und Stiel.

V.G.
Thomas
Moin Kollege! Hallo Thomas,

da ist eben jeder anders, ich kaufte auch schon mal drei/vier Stifte der gleichen Variante wenn die Feder spannend aussieht, es gibt so viele Unterschiede in den Details. Und jede einzelne Feder ist hervorragend gemacht...

"... nur Tank und Stiel"? Na, ja. Der 230er ist schon ein stimmiges Gesamtwerk mit 20er Jahre Ausstrahlung und guter Balance.

Beste Grüße
jens
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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Will » 21.02.2020 5:59

Lieber Andi,

der S.F. 230 C gefällt mir wirklich gut, ein klassisch schöner Füllhalter - was soll ich sagen, ein ganz wunderbarer Flat Top. Die natürliche Alterung des kleinen Hebels hätte mich jetzt nicht mal allzu sehr gestört. Wie Du diesen aber so akkurat von Hand und mit wirklich einfachsten Mitteln nachformst, finde ich sehr beachtlich.

Dies verspricht wieder ein spannender Faden zu werden.

Liebe Grüße

Gerd

PS: Jede Seele braucht auf Erden ein Gefäß, so auch jede Feder ihren Füllfederhalter. Eines bedingt das andere und ohne dieses andere entbehrt es seine Funktion und wird somit einem Großteil seiner Faszination beraubt.
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!

Thom

Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Thom » 21.02.2020 8:18

Schaumburger hat geschrieben:
21.02.2020 3:15
Der 230er ist schon ein stimmiges Gesamtwerk mit 20er Jahre Ausstrahlung und guter Balance.
Moin Jens,

da habe ich gar keine Einwände. Aber denke an Martins Satz: "Ich glaube, man könnte sogar mit einem Baum schreiben,
wenn man nur stark genug wäre."

V.G.
Thomas

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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von HeKe2 » 21.02.2020 9:24

Wurmbunt hat geschrieben:
21.02.2020 1:45
Hallo Thomas,
Thom hat geschrieben:
21.02.2020 1:18
Der Kollege Schaumburger bringt's mit der Feder schon auf den Punkt, die ist "die Seele" des Füllers,
das dahinter ist nur Tank und Stiel.

V.G.
Thomas
Sorry, aber das sehe ich nicht so!
"Tank und Stiel" machen für mich 2/3 des "Füllfederhalters" aus.
...
... ein Federhalter zum "tunken" ist für mich allenfalls von historischem Interesse.
...
Nimm's mir nicht übel, aber ich mache einen Füller nicht an einem geschlitzten Stück Goldblech fest...
😂
Aber es stimmt schon: Wenn ich hätte "tunken" wollen, hätte ich mit meinem Sieger-Füller gar nicht anzufangen brauchen. Das funktionierte auch schon vorher. Allerdings ist die Feder, gerade bei einem Swan, ja wohl das Teil, was die Faszination gerade dieses Füllers ausmacht, jedenfalls für die meisten Schreiber, weniger für die "Schrauber".
Beste Grüße
Hermann

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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Schaumburger » 21.02.2020 12:36

Hallo Wurmbunt,

... auf jeden Fall finde ich es super, mit welchem Geschick und Aufwand Du den Stift wieder in Gang bringst.
Das könnte ich nicht.

Beste Grüße
Jens

Wurmbunt hat geschrieben:
20.02.2020 23:53
Hallo,
Hebelmachen ist angesagt!
Das Original ist, glaube ich zumindest, aus Messing.
Im hinteren Bereich ist eine Art Wiederhaken angebracht, der in einen zweiten Federring am Schaft eingreift und den Hebel, im geschlossenen Zustand festhält.
An dieser Stelle, die eine erhebliche Schwächung der Gestaltfestigkeit bedingt, ist der Hebel auch gebrochen. Um ein bisschen mehr Reserven zu haben, entsteht der neue Hebel nicht aus Messing, sondern aus Neusilber (eine Kupfer/Nickel - Legierung mit, gegenüber Messing besseren Festigkeitswerten).
Die Materialstärke des ursprünglichen Materials beiträgt ca. 0,3 - 0,4mm (schwierig zu messen mit der, sich ablösenden, Goldauflage). Da ich ein 0,5mm dickes Neusilberblech da habe, wird es auch verwendet - das hat auch den Vorteil, daß ich noch ein bisschen feilen und begradigen kann, ohne dass die Wandstärke zu gering wird. ;)
Also Blechstreifen abschneiden und los geht's...
...
Nun ja!!! - Das sieht etwas derb aus...
Ist es auch - wer jetzt erwartet hat, daß eine mehrteilige Tiefziehform mit Matritze, Patritze und Hydraulikpresse zum Einsatz kommt, den muss ich leider enttäuschen. Mein Maschinenpark ist doch sehr begrenzt, so daß ich auf Hausmittel zurück greifen muss.
Aber es geht auch mit "Handwerk" - allerdings muss ich schon erwähnen, daß der Schraubendreher zumindest eine durchgehende Klinge hat, so dass er Hammerschläge auf sein Hinterteil verkraftet. ;)
Nach den ersten, vorsichtigen, Umformversuchen erst einmal eine Kontrolle, ob es in die richtige Richtung geht.
...
Sieht gut aus - offenbar passt die Einstellung der Schraubstockbacken.
Um den ganzen Blechstreifen in ein U-Profil zu verwandeln, ist Geduld und Gefühl angesagt - 0,5mm Blech ist ruck zuck durchgeschlagen, oder die Biegekante läuft aus der Mitte...
Auch gilt es, die Umformung kontinuierlich durchzuführen, Stück für Stück immer ein bisschen weiter.
Manchmal ist es sinnvoll, das Neusilber zum Glühen zu bringen und anschließend abzuschrecken - es wird dadurch weich und besser verformbar - hier habe ich aber darauf verzichtet, um eine hohe Härte/Festigkeit zu erreichen.
Nach dem schmieden des Profils, noch einmal die Kontrolle der Dimensionen, gegenüber dem Originalhebel...
Sehr schön - die Oberseite des neuen Hebels habe ich noch etwas mit einem Schlichthammer bearbeitet. Das gleicht Beulen vom Schraubendreher aus und macht das U-Profil etwas "eckiger".
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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Zollinger » 21.02.2020 16:57

Bravo! Ich erwarte gespannt die nächsten Schritte.
Thom hat geschrieben:
21.02.2020 8:18
...Aber denke an Martins Satz: "Ich glaube, man könnte sogar mit einem Baum schreiben,
wenn man nur stark genug wäre."
Das ist ein schöner Satz - und trifft bestimmt auch zu (es gibt ja auch kleine Bäume), genauso wie man mit dem Finger in den Sand schreiben kann, oder mit einem Stück Kreide auf den Asphalt...aber unter einem gepflegten Schreibgerät stelle ich mit etwas anderes vor.

Was die Wertung der Wichtigkeit von Füller und/oder Feder angeht ist meine Erfahrung die, dass es auf das Zusammenspiel aller Komponenten ankommt. Die perfekte Feder in einem zu kurzen Füller der tropft? Nee...
Das perfekte Füllsystem und ein ausbalancierter Schaft mit einer kratzigen und trockenen Feder? Lieber nicht.
Perfektion ist, wenn alles stimmt, die Balance, das Füllsystem, der Tintenfluss, das Design (!!!), natürlich die Feder, usw...
Deshalb ist absolute Perfektion ein subjektives Kriterium (...und ist nach meiner [subjektiven] Erfahrung auch nicht zu erreichen).

Deshalb ist es für mich eine besondere Freude Andi dabei zuschauen zu dürfen wie er sich der Perfektion (seiner) beharrlich annähert.

Z.

Thom

Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Thom » 21.02.2020 18:26

Zollinger, Martin könnte das auch mit Kreide auf Asphalt besser, als Du das vermutlich jemals lernen wirst. Ich finde es aber schonmal erfreulich, dass ich die charakteristische Bedeutung der Schreibfeder für einen Füller nun nicht mehr öffentlich verteidigen muss. ;)

V.G.
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Re: Mabie Todd "Swan" S.F. 230 C

Beitrag von Zollinger » 21.02.2020 19:00

Ich kenne weder Martin noch weiss ich was er mit seinem Baum anstellt. Klär mich bitte auf, du hast mich neugierig gemacht.

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