Sieger Kolbenfüller - Versuch einer Reparatur

[HeKe2]

Danke für die Glückwünsche. Es ist wirklich ein erhabenes Gefühl, den Füller wieder zum Schreiben gebracht zu haben.

Als ich ihn zu den anderen legte, fiel mir erst auf, wie klein der ist. Mit Kappe ist er genau 12cm lang. Doch recht klein für meine Hand. Posten lässt er sich leider nicht wirklich. Die Kappe sitzt dann irgendwie nicht gut auf der Blindkappe, was weder gut aussieht noch hält.

[Matthias MUC]

"Posten" im Sinne von Kappe hinten drauf oder im Sinne von "ins Internet stellen"?

Von dem ganzen Materialfundus hätte ich genau das Schleifpapier massenhaft dagehabt (zuletzt ein Riesenkonvolut aus dem Kellerkrusch meiner 2 1/2 Nachlässe bis runter zum 240, als Handpapier, für zwei verschiedene Bandschleifer oder einen Bosch Schwingschleifer).

Die eine etwas aufgeweitete "Parkposition" im Schaft macht keine Dichtigkeitsprobleme?
Herzlichen Glückwunsch auf jeden Fall! Mich hätte der Mut verlassen ab dem Moment, wo irgendwas nicht mit angemessener und materialgerechter Warmwasseranwendung und Handkraft auseinandergeht.

lG Matthias

[HeKe2]

Die eine etwas aufgeweitete "Parkposition" im Schaft macht keine Dichtigkeitsprobleme?

Interessanterweise nicht. Liegt wohl daran, dass der Kork wirklich stramm drin sitzt. Ich hoffe nur, dass das Zelluloid nicht deshalb irgendwann Risse bekommt

Mich hätte der Mut verlassen ab dem Moment, wo irgendwas nicht mit angemessener und materialgerechter Warmwasseranwendung und Handkraft

Der Füller war ja mit der Absicht gekauft worden, da etwas dran herumzuüben. Die Feder hat mir nur so gut gefallen, dass es Schade gewesen wäre, daraus Ausschuss zu machen.
Notfalls hätte man bei Volker dann einen neuen Füller drumherum bauen lassen müssen.

[HeKe2]

Alles auf Anfang!

Bei meinem Erstlingswerk zieht jetzt doch Luft am Kolben vorbei. Einer der Markstrahlen hat wohl für diese Auflösungserscheinungen in dem Naturkork gesorgt. Den 2. Versuch werde ich wohl mit einem Presskork starten.

[HeKe2]

So, nachdem ich jetzt ein wenig Luft für einen weiteren Reparaturversuch hatte, habe ich einen neuen Kork eingebaut. Ganz zufrieden bin ich mit dem Ergebnis aber nicht. Der Grund ist, dass der Füller jetzt zwar wieder besser Tinte zieht, ich aber immer noch das Gefühl habe, dass der Kolben nicht komplett dicht schließt.

Deshalb habe ich dazu jetzt eine Frage an die Erfahrenen in der Runde, weil ich den Füller unbedingt funktionsfähighaben will, denn die Feder schreibt wirklich schön und mit Flex.

Was also kann ich tun, um dem Problem, das ich nachfolgend beschreibe, Herr zu werden?

Der Füller hat höchstwahrscheinlich einen Lagerschaden. Es sieht so aus, als sei der Schaft mit der Zeit ein Wenig geschrumpft, während der Kollben ausschließlich in einer Position blieb und nicht bewegt wurde. Im Ergebnis ist das Innennenmaß ganz offensichtlich nicht über die gesamte Länge des Kolbenhubs identisch. Es gibt weitere und engere Stellen. Dicker kann ich den Kork nicht machen, dann bekomme ich ihn nicht mehr von hinten vollständig in den Schaft eingeführt. Er klemmt dann nach etwa dem halben Weg und ist nur noch sehr mühsam aus dem Schaft zu bekommen.

Weiß jemand Rat? Noch zu Info: Das Schaftmaterial kenne ich bisher nicht.

[Zollinger]

Das Schaftmaterial ist vermutlich Zelluloid. Ich hatte das Problem öfters bei alten Soennecken welche sich nicht mehr reparieren liessen deswegen. Ich sehe leider keine Lösung.
Z.

[patta]

Nur (m)eine Idee: Kann ggf. ein weicher (d.h. komprimierbarer) O-Ring hier helfen? Wenn man diesen zwischen zwei harte, aber kleinere, O-Ringe einbaut, könnte das doch klappen, oder?
Wichtig: Das ist nur eine Idee, ich hab so etwas noch nie gemacht!

Gruß patta

[HeKe2]

Danke euch beiden für die schnellen Antworten.

Die Lösung von Zollinger hatte ich befürchtet, die von Patta überdacht, jedoch noch nie probiert. Ich kenne mich mit O-Ringmaßen auch nicht wirklich aus und habe auch keine Bezugsquelle dafür. Nun gut, irgendwo im Netz wird es schon welche geben. Mal sehen, ob da was geht. Bei alten Automotoren würde man jetzt auf das nächste Übermaß aufbohren, nur gibt es sowas bei Füllern nicht und das nötige Werkzeug dafür hätte ich auch nicht.

[patta]

... keine Bezugsquelle ...

in Baumärkten gibt es Sets mit Ringen verschiedener Größen für wenig Geld.
Ansonsten gibt es Spezialversender (, die man über eine Forensuche sicher finden kann).

Ach ja, Baumärkte sollten gerade geschlossen sein (Tag & Nacht).

Gruß patta

[stift]

Ganz einfach ob der Kolben dicht ist
Man dreht den Kolben ganz nach unten und hält das Tintenfenster gegen ein starkes Licht oder Lampe.Zieht der Kolben nach d.h. hinter den Kolben ist etwas Tinte oder ein Schleier am Tintenfenster ist der Kolben undicht und die Tinte sickert mit der Zeit in die Mechanik ein.
Diese Probe mache ich wenn ich mir nicht ganz sicher bin ob der Kolben oder Füller dicht ist.

Aufziehen tut ein Füller bald einmal,aber das heißt nicht das er dicht ist und das ist die Voraussetzung.Ich rede da aus eigener Erfahrung als ich selber damit angefangen habe.

LG
Harald

[Will]

Hallo Hermann,

Du hast Dir für Deinen ersten Restaurierungsversuch wirklich die problematischste Kolbenmechanik ausgesucht, die es gibt. Die Schrumpfung des Cellulouids macht es nicht besser. Ich kann Christof nur beipflichten, ist der Unterschied im Innendurchmesser zu groß, wird das nichts mehr. Für den Versuch mit den O-Ringen halte ich Dir die Daumen. Die Chance, dass das funktioniert wäre bei einer Kolbenmechanik mit Führungsnut deutlich höher. Ist der Reibungswiderstand an der weitesten Stelle nämlich zu niedrig, hat die Mechanik keinen Vortrieb mehr und dreht quasi hohl. Das ist eine Problematik, welche es eben nur bei einer reibungsgetriebenen Kolbenmechanik gibt.

Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd

[Kormoranfeder]

Wenn wirklich gar nichts mehr geht, also vorm Wegschmeißen, gibt es einen gewagten Versuch.
Man nehme eine gut polierte Messing oder Stahlstange in exakt dem Durchmesser der erforderlichen Bohrung. Spanne die Stange in eine Standbohrmaschine und stecke den Füller drauf soweit es ohne Gewalt geht. Lass die Bohrmaschine auf langsamster Stufe laufen und erwärme den Schaft vorsichtig mit einem Heissluftgebläse bis es elastisch wird. Erwärme immer nur den Bereich wo die Stang steckt, nicht den ganzen Schaft auf einmal. Versuche vorsichtig den Schaft auf die Stange zu schieben, etwas Öl hilft wahrscheinlich auch.
Ich habe sowas mal gemacht und es hat was gebracht, allerdingskann man den Stift bestimmt auch total ruinieren, daher erst wenn sonst nichts mehr geht.

[ostfüller]

Bei minimalen Differenzen mache ich es mit den O-Ringen wie oben benannt. Allerdings nehme ich dafür nicht die schwarzen harten Ringe, da diese kaum Toleranzen zulassen. Ich habe mir viele unterschiedliche Größen von Ringen aus Silikon zugelegt. Diese Ringe sind wesentlich weicher.

Viele Grüße
Marco

[Wurmbunt]

Hallo Hermann,
Du hast doch eine praktikable Lösung schon selbst genannt...

... Bei alten Automotoren würde man jetzt auf das nächste Übermaß aufbohren, nur gibt es sowas bei Füllern nicht und das nötige Werkzeug dafür hätte ich auch nicht.

Das "nächste Übermaß" legst Du einfach selbst fest, und machst Dir anschließend den passenden Kolben...
Von einem Bohrer würde ich für diese Operation aber abraten. Die Riefen, die durch das Bohren entstehen, würden erneut Dichtheitsprobleme und auch erhöhten Verschleiß am Kolben erzeugen.
Das Werkzeug der Wahl ist eine Reibahle.
Hier habe ich sowas schon einmal gezeigt.
posting.php?mode=quote&f=14&p=263182
Eine verstellbare Reibahle kostet in einfacher Ausführung ca. 15€- ist aber dafür universell auch für andere Projekte einsetzbar.

[Wurmbunt]

Ups - irgendwas ist mit dem Link schief gelaufen.
Der Faden hieß:"Zelluloid - Lust und Frust" hier im Reparaturforum...