Ich sammle Mehrfarben-Kugelschreiber und -Buntstifte - vor allem historische Stifte ab Beginn des 20. Jahrhunderts. Bei vielen meiner Schätze kann ich nicht mehr auf Hersteller für Wartung, Reparatur und Restaurierung zurück greifen. Die damit verbundenen feinmechanischen Herausforderungen finde ich dabei besonders spannend.
Eine Sache frage ich mich dabei aber immer wieder: Welche Schmiermittel sollte ich dabei verwenden?
Einerseits nutze ich oft Kriechöle wie WD-40 oder Caramba zum gängig machen, die aber oft Wasser verdrängen und Fette lösen, also als Schmiermittel auf die Dauer eher nicht taugen.
Andererseits gibt es bei diesen Stiften oft Bauteile, die aneinander entlanggleiten, wie z.B. Schieber, oder Hülsen, die über große Flächen aneinander vorbeigleiten. Hier brauche ich etwas, was dauerhaft Reibung vermindert, Schmutz bindet, nach Möglichkeit im längeren Einsatz nicht verharzt, und im Bestfall auch vor Korrosion schützt.
Ohne eine begnadete Technikerin zu sein, gehe ich davon aus, dass das, was einen schwergängigen Kolben eines Füllers schmiert, auch beim Vierfarbkugelschreiber benutzt werden können sollte: Vaseline oder raffiniertes Rizinusöl. Jedoch weiß ich nicht, ob diese Stoffe sich auf die Bauteile aus Metall im Kuliinneren auswirken.
Zuletzt geändert von Edelweissine am 13.03.2020 7:51, insgesamt 1-mal geändert.
Ballistol: Das werde ich mal ausprobieren. Hoffentlich kriegt man Ballistol im Baumarkt - ich habe keine Ahnung, wo sich bei mir in der Nähe ein Waffengeschäft befindet (und ich bin auch nicht besonders scharf darauf, das zu wissen).
Das scheint also auch keine Dauerlösung zu sein, weil die meisten aus Metall gefertigten Stifte (und die sammle ich) aus Messing bestehen, das entweder verchromt, verzinkt, versilbert oder goldplattiert ist.
Also - danke für Eure Tipps, aber meine Suche ist noch nicht zu Ende.
Ich halte sehr viel von Silikonöl, weil es kein Öl ist, sondern so eine Schmiere. Damit halte ich alle meine Eyedropper-Gewinder dicht. Allerdings weiß ich nichts über Kugelschreiber. Doch wenn mit Silikonschmiere Kolben in Füllern gangbar gemacht werden können, dann sollte das doch auch für den Klickmechanismus im Kugelschreiber möglich sein, zumal die Schreibpaste ja bloß vorne aus der Mine herauskommt. Ich stelle mir vor, daß da nichts passieren kann.
Iris
Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Dann lag ich da richtig - ich kenne Silikonöl nur aus meiner Küche: Damit schmiere ich Kunststoffteile, die in einer Plastikschiene laufen. Das Zeug scheint chemisch wenig aktiv zu sein und verharzt nicht. Also müsste das passen.
Silikonöl ist sicher geeignet. Es wird meist als Spray verwendet. Nachteilig finde ich bei den Sprays, dass die Schmierwirkung nicht wirklich lange anhält. Das liegt wahrscheinlich daran, dass diese Sprühöle sehr dünnflüssig sind. Das ist auch der Grund, warum ich Ballistol favorisiere.
Die Sache mit der Oxydation von Messing dürfte an den Beimengungen zu dem Weißöl im Ballistolöl liegen. Weißöl ist die Basis von Ballistol. Das sollte in einer Apotheke zu bekommen sein und dürfte das Messing nicht angreifen. Weißöl dürfte, wenn ich mich an die Schreiberlinge meiner Jugend erinnere, auch damals das Schmiermittel im Neuzustand gewesen sein. Harzt nicht, farblos, geruchlos und dünnflüssig. Silikonöl gab es damals noch nicht
Dieses hier habe ich vor ungefähr sieben Jahren gekauft, und jetzt ist es bald leer. Es hat eine sehr angenehme Konsistenz. Ist eigentlich nicht für Eyedropper-Gewinde, sondern für Reißverschlüsse von Taucheranzügen gedacht.
Iris
Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
Flüssiges Silikonöl bekommt man ab ca. 15€ pro Liter. Das dürfte dann an die 600 Jahre reichen, wenn man es nur zum Schmieren von Füllern nutzt. (Man kann es allerdings auch für weitere, speziellere Zwecke benutzen. ^^)
„Schmutz binden“ ist eine Eigenschaft, die man vielleicht nicht möchte: Wenn Partikel in z.B. Öl gebunden sind, können sie effektiver schleifen, weil die Standzeit erhöht ist.
Eine Alternative sind tockene Feststoff-Schmierstoffe. Es gibt diverse Sprays und Suspensionen, die PTFE-Teilchen („Teflon“) enthalten, manche davon sind Alkohol-haltig also Vorsicht mit Kunststoffen. Graphit-Pulver ist weitere Alternative, birgt aber Potential für Sauerei. Mit MoS2 (Molybdänsulfid) Pulvern kann man besser Sauerei veranstalten, es bindet aber auch besser mit Metallen. Ein ähnliches Pulver wird als “Sentry Solutions Tuf-Glide Dry Film” vermarktet, da ist zusätzlich u.a. noch ein Rost-Inhibitor zugesetzt — und es hat das größte Sauerei-Potential. Bei all diesen Mitteln gilt: weniger ist mehr, und man braucht erstaunlich wenig.
Die Taucheranzugschmiere ist sicher ein guter Ansatz, und da es hautnah ist, wahrscheinlich auch lebensmitteltauglich, um nicht zu sagen identisch mit dem Silikonfett aus der kleinen Tube vom Bordwerkzeug mancher Kaffeevollautomaten. Damit behandle ich alle Kolbenfüller, bei denen der Hersteller nichts abweichendes empfiehlt, und es bringt eine unangenehme Eigenschaft von SilikonÖL nicht mit. Es kriecht nicht überall hin. Silikonöle und niedrigviskose Silikonfette haben weites Hausverbot in der Elektronikfertigung, weil sie überall hinkriechen bzw. verschleppt werden und dann für gründlichste Unlötbarkeit von Elektronikbaugruppen sorgen.
Mit dem Zeug würde ich es auch mit den Multicolorstiften versuchen. Bei mineralölhaltigen oder sonstigen eher für Metall auf Metall gedachten Zubereitungen KÖNNEN bei unpassenden Kunststoffen Überraschungen auftreten.
(Man kann es allerdings auch für weitere, speziellere Zwecke benutzen. ^^)