Waterman 52V

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Wurmbunt
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Waterman 52V

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo Ihr Lieben,
Zurzeit habe ich, mal wieder, einen alten Waterman auf der Werkbank...
Es handelt sich um ein Mitglied der 52er Familie, in der kurzen "V" Version. Ich, persönlich, mag ja die langen Füllfederhalter lieber, aber ich habe auch "grobschlächtige" Hände, in denen kurze Füller einfach verschwinden...
Der Stift gehört einem Forumskollegen und ist technisch leider ziemlich verbraucht!
Trotzdem ist es ein 52er und damit eine Restauration wert -
natürlich nicht unbedingt aus wirtschaftlicher Sicht - aber aus Sicht des Liebhabers!
Die Modellreihe ist geradezu archetypisch für Waterman am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Auch die Luxusmodelle Nr.7, 55 und später der Patrician verwenden die selbe Technik!
Sie ist eigentlich grundsolide!
Probleme bereiten lediglich der Hebelkasten und, manchmal - wenn der Tintensack ausgelaufen ist und der Füller feucht, mit aggressiver Tinte weggelegt wurde - Korrosion der Druckplatte.
Hier haben wir leider beides. :roll:
Hebelkasten gebrochen und Druckplatte zerfressen
Hebelkasten gebrochen und Druckplatte zerfressen
15924225518961.jpg (243.17 KiB) 4695 mal betrachtet
Den Nachbau eines Hebelkastens habe ich hier schon einmal gezeigt, deshalb möchte ich nicht weiter darauf eingehen.
Allerdings muss ich diesmal auch die Druckplatte nachbauen - vielleicht ist das für die Eine oder den Anderen von Interesse!
Rückmeldungen - wie immer - erwünscht :!:
Grüße Andi
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vanni52
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Re: Waterman 52V

Beitrag von vanni52 »

Ich bin dabei!😉
LG
Heinrich
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TomSch
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Re: Waterman 52V

Beitrag von TomSch »

Hallo André,

das sieht ja echt übel aus! Andererseits freut sich der Forumskollege bestimmt schon einen (kleinen) Bären oder Ast und kann es kaum erwarten, dat Schätzeken wieder in seinen Griffeln zu halten, geheilt, da nachvollziehbar, live und anschaulich repariert, und einsatzfähig. 8-)

Ich bin gespannt, ein Flitzebogen ist nix dagegen.
Thomas
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Pelle13
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Pelle13 »

Ich hock mich auch sehr gerne wieder in die Zuschauerränge.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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Will
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Will »

Lieber Andi,

ich bin, wie immer, gespannt und möchte sehr gerne mitverfolgen, wie Du die Druckplatte zauberst.

Herzliche Grüße

Gerd
Blauer Hautausschlag, erhöhte Temperatur, Bewusstseinstrübungen - oh Gott, das muss Flexfieber sein!
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Zollinger
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Zollinger »

Lieber Andi

Die 52V sind meine Lieblinge unter den Waterman's - eigentlich sammle ich nur gerade dieses (Westentaschen-) Modell. Sie sind klein, aber es gab sie in einer unglaublichen Vielfalt an Varianten und Farben...

Bild

...also werde ich Deine Reparatur und die Bilder des fertigen Füllers mit grossem Vergnügen betrachten und bedanke mich bereits im Voraus.

Z.
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Knorzenbach
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Knorzenbach »

Moin Andi,

klar bin ich bei Deiner Aktion dabei, wie immer! Ich freue mich schon auf die SoKo "52V"!

@Christof

Lecker!

Gruß,
Tomm
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Wurmbunt
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
schön, daß (immer noch) Interesse besteht!
Nach so vielen Werkstattberichten ist das wirklich klasse!
@ Christof:
Beeindruckende Sammlung! Rose Ripple, Golden-Olive Ripple und Blue-Green Ripple, wenn ich richtig sehe, dazu noch Kardinal- Red und einer mit "Gold Overlay", sowie die "Standard"-Modelle... Klasse!
Der Hebelkasten ist schon fertig, aber die Druckplatte ist sozusagen Neuland. Mitten in der Druckfläche befindet sich eine Ausklinkung im Blech, die eine Art Wiederhaken bildet.
Der, speziell geformte, Hebel wird über die Blechlasche geschoben und arretiert so die Druckplatte.
15933702785420.jpg
15933702785420.jpg (291.33 KiB) 4474 mal betrachtet
Dieses, so unscheinbare, Detail sorgt dafür, daß die Druckplatte nicht nach vorne herausfallen kann (nach dem Entfernen der Sektion natürlich) und legt die Position in Längsrichtung fest. Wäre kein Stopp vorhanden, könnte die Platte nach vorne wandern und schließlich an den Flansch der Sektion stoßen, dies würde das Füllsystem blockieren und den Füller lahm legen!
Leider ist es also nicht möglich auf diese Besonderheit zu verzichten.
Der erste Versuch so eine Lasche zu erzeugen, wurde ganz rustikal mit meinem Schraubstock und einem Schraubendreher durchgeführt.
15924269204112.jpg
15924269204112.jpg (291.61 KiB) 4474 mal betrachtet
So richtig überzeugt mich das jetzt nicht... :roll:
Es entsteht eine Art Wiederhaken, aber nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe!
Das Kupfer-Beryllium Blech verlangt nach einem Ausklinkwerkzeug. Da ich nun keine Massenproduktion anstrebe, sollten zwei gehärtete Platten aus Werkzeugstahl (1.2842) und ein Keil aus dem selben Material genügen...
15926569607140.jpg
15926569607140.jpg (313.93 KiB) 4474 mal betrachtet
Off topic:
1.2842 ist die Stahlnummer meines "Lieblingsstahls" 90MnCrV8. Es handelt sich dabei um einen niedrig legierten Stahl mit 0,9% Kohlenstoff, 2% Mangan und Spuren von Chrom und Vanadium. Dieses Material ist wirklich überall verfügbar, verhältnismäßig günstig, mit "Hausmitteln" einfach Wärmebehandelbar, und nimmt eine Härte bie zu 67 HRC an ... angelassen im einsatzfähigen Zustand immer noch 58-60 HRC bei guter Zähigkeit. Dieser Stahl hat noch eine Anzahl anderer guter Eigenschaften (unempfindlich gegen Schwefel aus der Schmiedekohle, z. B.), was jetzt aber wirklich zu weit führt... ;)
Off topic Ende.
Mit dem Behelfswerkzeug sieht der Wiederhaken schon viel besser aus!
So sieht die Ausklinkung besser aus
So sieht die Ausklinkung besser aus
15931120021331.jpg (336.41 KiB) 4474 mal betrachtet
Nachdem das jetzt klappt, baue ich noch eine Form um die Druckplatte in ihr, korrektes, U - Profil zu biegen...
Grüße Andi
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TomSch
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Re: Waterman 52V

Beitrag von TomSch »

Hallo zusammen.

Wären wir jetzt "beim Bau", wo ich auf Baustellen unterschiedlichster Art als Student viele, gemischte Erfahrungen sammeln durfte, würde ich jetzt an so etwas wie eine Verschalung denken. Aber Holz (das war eine typische Zimmermannsarbeit, bevor die Betongießer kamen) wäre hier - um eine Metall-Druckplatte zu biegen - wohl kaum der richtige Werkstoff. :?:

Interessierte Grüße, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
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vanni52
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Re: Waterman 52V

Beitrag von vanni52 »

Andi,
eine kleine Frage zum letzten Arbeitsschritt:
Reicht der Stahlkeil zum Herausarbeiten des Widerhakens aus dem Kupferblech aus oder hast Du mit einer Vorbohrung o.ä.
gearbeitet?
LG
Heinrich
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Will
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Will »

Lieber Andi,

wenn ich mir so alte Druckplatten ansehe, bin ich überzeugt, dass die kleine Lasche gestanzt ist und nicht geschnitten oder gebohrt. Da arbeiten zwei scharfkantige Werkzeuge gegeneinander, eine Form und eine Stanze. Entsprechend sauber sind die Kanten und nicht schattig, wie beim Schraubenzieher-Test. Es ist faszinierend, wie Du Dich dem Problem näherst und wie nah Deine Lösung meiner Vorstellung kommt. Ich hätte angenommen, die Form ist kein U sondern ein Viereck und die Fläche der Stanze ist nicht gerade, sonder angeschrägt. Indem Du die Stanze schräg einschlägst (so interpretiere ich Deine Vorgehensweise), kommt es aber quasi auf das gleiche Ergebnis heraus. Liege ich damit richtig?

Auch wenn ich falsch liegen sollte, das Nachgrübeln und Mitfiebern ist wieder mehr als spannend.

Herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd
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Kormoranfeder
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Kormoranfeder »

Ich werde das Projekt aufmerksam verfolgen :)
Carsten
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Wurmbunt
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
vanni52 hat geschrieben:
29.06.2020 18:37
Andi,
eine kleine Frage zum letzten Arbeitsschritt:
Reicht der Stahlkeil zum Herausarbeiten des Widerhakens aus dem Kupferblech aus oder hast Du mit einer Vorbohrung o.ä.
gearbeitet?
Nein, es wurde nichts vorgebohrt oder ähnliches.
Im Original wurde die Druckplatte mit Sicherheit aus einem Blech ausgestanzt - mit Matritze und Patrize, so daß gleich ein passend geformtes Teil, aus der Stanze fiel...
Hier geht es doch eher behelfsmäßig zur Sache - trotzdem genügt der Stahlkeil um das Blech abzuschehren!
Will hat geschrieben:
29.06.2020 19:37
Lieber Andi,

wenn ich mir so alte Druckplatten ansehe, bin ich überzeugt, dass die kleine Lasche gestanzt ist und nicht geschnitten oder gebohrt. Da arbeiten zwei scharfkantige Werkzeuge gegeneinander, eine Form und eine Stanze. Entsprechend sauber sind die Kanten und nicht schattig, wie beim Schraubenzieher-Test. Es ist faszinierend, wie Du Dich dem Problem näherst und wie nah Deine Lösung meiner Vorstellung kommt. Ich hätte angenommen, die Form ist kein U sondern ein Viereck und die Fläche der Stanze ist nicht gerade, sonder angeschrägt. Indem Du die Stanze schräg einschlägst (so interpretiere ich Deine Vorgehensweise), kommt es aber quasi auf das gleiche Ergebnis heraus. Liege ich damit richtig?

Auch wenn ich falsch liegen sollte, das Nachgrübeln und Mitfiebern ist wieder mehr als spannend.

Herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd
Jo Gerd - genau so sehe ich das auch und so bin ich auch an die Sache herangegangen! Die beiden Werkzeugstahlstücke wurden in den Schraubstock gespannt - das Berylliumkupfer-Blech dazwischen - und der Stahlkeil schräg in der Aussparung eingeschlagen, der Wiederhaken also quasi ausgestanzt!
Natürlich ist eine rechteckige Aussparung für ein Stanzwerkzeug sinnvoll. Das "U" ist aber viel leichter herzustellen (die "Flex" lässt grüßen) als ein entsprechendes Loch mitten in den Platten (bohren und mit Schlüsselfeilen in Form bringen - viele Stunden unangenehmer Arbeit... ;) ).
Die Form zum Biegen des U - Profiles ist mittlerweile auch fertig - etwas grob und für den Hausgebrauch, aber ich will ja auch keine Serie starten...
Biegewerkzeuge
Biegewerkzeuge
15931121409422.jpg (223.07 KiB) 4265 mal betrachtet
So lässt sich der Blechstreifen halbwegs genau in den Rohling für eine Druckplatte verwandeln.
Die Druckplatte nimmt Gestalt an
Die Druckplatte nimmt Gestalt an
15931125229183.jpg (311.91 KiB) 4265 mal betrachtet
Links die originale Druckplatte aus einem Waterman 52 in der Mitte der Rohling und rechts das Fragment aus dem 52V
Links die originale Druckplatte aus einem Waterman 52 in der Mitte der Rohling und rechts das Fragment aus dem 52V
15936408573310.jpg (262.32 KiB) 4265 mal betrachtet
Die Banden sind noch zu hoch, die Gesamtlänge stimmt auch noch nicht ganz, aber es ist schon erkennbar, wo die Reise hinführen soll.
Grüße Andi
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Knorzenbach
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Knorzenbach »

Faszinierend, auf solche Ideen muß man erst mal kommen! Und die Tatsache, daß hierbei im Zentimeter- und Millimeter-Bereich gearbeitet wird...

Gruß,
Tomm
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Will
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Re: Waterman 52V

Beitrag von Will »

Lieber Andi,

ich danke Dir ganz herzlich für Deine Antwort. Schön, dass wir da gedanklich so übereinstimmen. Nur hätte ich erhebliche Zweifel, ob ich in der Lage wäre, meine Gedanken so gekonnt zu realisieren, wie dies Dir gelingt.

Die Druckplatte nimmt langsam deutliche Formen an. Apropos, aus was ist denn die lange U-Form, ebenfalls aus dem benannten Stahl?

Auf den weiteren Fortgang bin ich sehr gespannt.

Herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd
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