Montblanc No. 22 Mechanik gebrochen

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Will
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Montblanc No. 22 Mechanik gebrochen

Beitrag von Will »

Hallo Ihr Lieben,

der Montblanc No. 22 ist ein Klassiker aus den 60er Jahren. Die teilverdeckte Feder schreibt flüssig und recht elastisch. Möchte man in die Welt von Montblanc eintauchen, gelingt mit diesem Füllhalter ein durchaus erschwinglicher und freudiger Start. Der Aufbau des 22ers hat gewisse Parallelen zum Lamy 2000 und ist relativ leicht zu zerlegen. Ein Wermutstropfen hat der Füllhalter allerdings, die Mechanik ist leider öfter beschädigt und dadurch nicht mehr funktional. Es handelt sich um eine Kolbenmechanik, welche noch knapp eine freie Umdrehung hat, um den Drehknopf festzuschrauben, ohne dass sich der Kolben bewegt. Diese Besonderheit findet sich bei Montblanc öfters, doch ist diese hier etwas unglücklich gelöst. Es laufen im Drehknopf zwei kleine Zapfen gegeneinander, welche nur wenige Millimeter messen. Der stabilere weiße Zapfen ist oben in der Verlängerung des Montblanc-Sterns in einer weißen Kapsel im Drehknopf. Am Ende der Spindel ist ein flaches rundes Plättchen, welches in der weißen Kapsel läuft. Auf diesem schwarzen Plättchen befindet sich der schwächere Gegenpart, der schwarze Zapfen, welcher gerne bricht. Im vorliegenden Fall ließ sich der schwarze Zapfen bedauerlicherweise nicht mehr stabil fixieren, da dieser sehr kurz abgebrochen war. Nun stand ich vor der Problematik, ob ich Ersatzteile beschaffe oder eine andere Lösung für das Problem finde. Ich entschied mich die Spindel mit dem runden Plättchen fest in der weißen Kapsel zu verkleben. Allerdings ist in der Mechanik zwischen dem schwarzen Plättchen und der Kolbenstange ein metallene Hülse als Abstandhalter eingesetzt. Mit der Metallhülse fand sich leider keine Einstellung der Mechanik mehr, bei welcher im verbauten Zustand keine Spalte zwischen dem Drehknopf und dem Korpusende blieb. Darum musste ich den Abstandhalter aus der Mechanik entnehmen. Danach konnte die Mechanik so montiert werden, dass kein Spalt zwischen den Drehknopf und der Korpusende entstand und darüber hinaus der volle Hub der Mechanik funktional blieb. Im Ergebnis hat man eine Mechanik, die der von Pelikan identisch ist. Es muss jedoch sehr deutlich gesagt werden, dass es sich hierbei um eine rein pragmatische Lösung handelt.

Auf dem ersten Bild sieht man den Abstandhalter und den abgebrochen kleinen schwarzen Zapfen. Die Stecknadel dient nur dem Größenvergleich.

Der Füllhalter hat nun keinen sammelwürdigen Zustand mehr, doch die Mechanik funktioniert wieder und der 22er schreibt sehr angenehm.

Liebe Grüße aus der Pfalz

Gerd
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stift
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Re: Montblanc No. 22 Mechanik gebrochen

Beitrag von stift »

Hallo Gerd !
Tolle Lösung,Hauptsache er funktioniert wieder.
Liebe Grüße
Harald
#Non, je ne regrette rien#
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Wurmbunt
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Re: Montblanc No. 22 Mechanik gebrochen

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo Gerd,
Glückwunsch zur erfolgreichen Reparatur.
Habe ich schon erwähnt, daß ich Spritzgussteile aus tiefstem Herzen hasse? :x
Komplex geformt, kaum reproduzierbar (ohne Extruder und 28- teiligen Formensatz, Vakuum und Formenheizung) und garantiert aus einem, wenig alterungsresistenten Kunststoff gefertigt - mechanisches Versagen nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne erwünscht! Sollen sich die Leute doch einen neuen Stift kaufen, denn Teile werden sowieso nur, wenn überhaupt, bis zum nächsten Modellwechsel vorgehalten... Wegwerfkultur in ihrer reinsten Form. :roll:
Um so mehr freut es mich, daß Du den Füller am Leben erhalten hast!
Grüße Andi
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Will
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Wohnort: Römerberg bei Speyer

Re: Montblanc No. 22 Mechanik gebrochen

Beitrag von Will »

stift hat geschrieben:
28.06.2020 10:36
Hallo Gerd !
Tolle Lösung,Hauptsache er funktioniert wieder.
Liebe Grüße
Harald
Lieber Harald,

ich danke Dir ganz herzlich. Die Reparatur fällt wirklich unter die Kategorie ,hauptsache er funktioniert". Es ist schade, dass die Mechanik an der Stelle so fitzelig und wenig robust gebaut ist.
Wurmbunt hat geschrieben:
28.06.2020 20:24
Hallo Gerd,
Glückwunsch zur erfolgreichen Reparatur.
Habe ich schon erwähnt, daß ich Spritzgussteile aus tiefstem Herzen hasse? :x
Komplex geformt, kaum reproduzierbar (ohne Extruder und 28- teiligen Formensatz, Vakuum und Formenheizung) und garantiert aus einem, wenig alterungsresistenten Kunststoff gefertigt - mechanisches Versagen nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne erwünscht! Sollen sich die Leute doch einen neuen Stift kaufen, denn Teile werden sowieso nur, wenn überhaupt, bis zum nächsten Modellwechsel vorgehalten... Wegwerfkultur in ihrer reinsten Form. :roll:
Um so mehr freut es mich, daß Du den Füller am Leben erhalten hast!
Lieber Andi,

ich danke auch Dir sehr herzlich. Deinen kleinen Gefühlsausbruch kann ich in dem Zusammenhang sehr gut nachvollziehen. Aber selbst bei Spritzguss gibt es Qualitätsunterschiede. Doch hier darf man durchaus das Gefühl haben, dass eine Sollbruchstelle in die Konstruktion eingeplant wurde. Wie man an meinem Umbau sieht, geht es auch ohne Zapfen, Zäpfchen und Gezimpel und die Mechanik funktioniert mit den restlichen Teilen tadellos sowie ohne Verlust von Tintenvolumen.

Mir sind Füllhalter, die aus Vollmaterial gedreht und zerspahnt wurden, auch deutlich sympathischer. Doch so ein Pelikan aus den 50er Jahren funktioniert ja auch noch, obwohl größtenteils in Spritzguss gefertigt. Wie man sieht, es geht auch anders.

Liebe Grüße Euch beiden und einen guten Start in die Woche

Gerd
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