Wiederherstellung eines ONOTO 1000, die frühe Version 1905-1910.
Bericht in vier Teilen.
Benennung:
"ONOTO"
Patent Self-Filling Pen
T.D.L.R
Und da wollen wir hin:
Das Abenteuer habe ich auch nur auf mich genommen, weil der Einkaufspreis sehr günstig war, „GRANDMIA“ in seinem YT-Kanal einen Onoto - Service vorgeführt hatte, und es in GB einen wunderbaren Anbieter der benötigten Ersatzteile gibt – worauf ebenfalls in diesem Video deutlich hingewiesen wurde.
Das mache ich hier auch:
www.custompenparts.co.uk
Wichtige Hinweise aus seinem Video betreffen die Linksgewinde der Schubstange und des Kolbens mit Dichtung, und zwei darin versteckte Riegelstifte gegen Verdrehen.
Hier zur Übersicht ein Schema der Einzelteile
Meine Reihenfolge zur Restauration:
Schubstange/Kolben aus Korpus ausbauen
Oberflächenbehandlung
Dichtungswechsel am Kolben
Dichtungswechsel im Korpus hinten
Reinigung Tintenleiter und Feder
Zusammenbau Schubstange/Kolben mit Korpus
Justieren des Tintenleiters für Ventilfunktion
Schubstange/Kolben aus Korpus ausbauen
Zunächst habe ich das Griffstück vom Korpus abgeschraubt, dann die hinten die Drehkappe gelöst und die Schubstange etwas herausgezogen.
Der erste zu findende Riegelstift steckt quer zur Schubstange in der Drehkappe und geht durch das dünne Linksgewinde der Stange, um das Verdrehen zueinander zu verhindern.
Stift ausgestoßen, Drehkappe entfernt und die Stange mit Kolben nach vorn herausgezogen.
Onoto 1000 - Reparaturbericht
Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator
Onoto 1000 - Reparaturbericht
Zuletzt geändert von Zoidberg am 22.04.2021 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
Ich kämpfe mich hier durch die doppelten Maßstäbinnen
Re: Onoto 1000 - Reparaturbericht
Oberflächenbehandlung (Tintenleiter und Feder bereits demontiert)
Die Hüllenteile, Aufsteck- und Drehkappe polierte ich um den schwarzen Glanz wieder zum Vorschein zu bringen. Die nur noch schwache Prägung stufte ich einfach mal als zweitrangig ein - so braun wie geliefert war da auch nichts zu erkennen gewesen.
Die Drehkappe bot wegen der Rändelung und der Absätze nicht so sehr eine optimale zu polierende Oberfläche, und ich habe mit Polierpaste und Zahnbürste die Rändelung bearbeitet. Aber um dort ordentlich zu fiedeln hätte ich vielleicht das Platzen der Drehkappe durch zu festes Zupacken riskiert.
Dichtungswechsel am Kolben
Zum Ersetzen der alten steinharten Dichtung am Kolben, mußte der zweiteilige Kolben getrennt werden. Dafür am Vorderteil wieder den Riegelstift ausgestoßen und das nächste Linksgewinde gelöst. Alte Dichtung entfernt (fortgebröselt) und die neue softe Gummidichtung eingesetzt. Mit Licht und guten Augen wurden beim Zusammenschrauben des Kolbens die Riegelstiftbohrungen fluchtend übereinandergebracht. Der einzutreibende Riegelstift wurde „vorn“ von mir etwas angeschliffen und mit Silikonfett bestrichen, daß sich das Einführen etwas besser gestalten möge, und schließlich mit einer spitzen Zange satt eingedrückt. Unnötigerweise hatte ich auch die Stange vom hinteren Kolbenteil getrennt. Das mag helfen, wenn eine Ersatzstange (ebenfalls erhältlich) verwendet werden soll. Aber in diesem Fall habe ich ein festsitzendes Gewinde gelöst und kann nur hoffen, daß mein erneutes (EIGENTLICH festes) Verschrauben der beiden Teile sich nicht doch wieder löst. Warum es dazu kommen könnte, erkläre ich im letzten Abschnitt.
Die Hüllenteile, Aufsteck- und Drehkappe polierte ich um den schwarzen Glanz wieder zum Vorschein zu bringen. Die nur noch schwache Prägung stufte ich einfach mal als zweitrangig ein - so braun wie geliefert war da auch nichts zu erkennen gewesen.
Die Drehkappe bot wegen der Rändelung und der Absätze nicht so sehr eine optimale zu polierende Oberfläche, und ich habe mit Polierpaste und Zahnbürste die Rändelung bearbeitet. Aber um dort ordentlich zu fiedeln hätte ich vielleicht das Platzen der Drehkappe durch zu festes Zupacken riskiert.
Dichtungswechsel am Kolben
Zum Ersetzen der alten steinharten Dichtung am Kolben, mußte der zweiteilige Kolben getrennt werden. Dafür am Vorderteil wieder den Riegelstift ausgestoßen und das nächste Linksgewinde gelöst. Alte Dichtung entfernt (fortgebröselt) und die neue softe Gummidichtung eingesetzt. Mit Licht und guten Augen wurden beim Zusammenschrauben des Kolbens die Riegelstiftbohrungen fluchtend übereinandergebracht. Der einzutreibende Riegelstift wurde „vorn“ von mir etwas angeschliffen und mit Silikonfett bestrichen, daß sich das Einführen etwas besser gestalten möge, und schließlich mit einer spitzen Zange satt eingedrückt. Unnötigerweise hatte ich auch die Stange vom hinteren Kolbenteil getrennt. Das mag helfen, wenn eine Ersatzstange (ebenfalls erhältlich) verwendet werden soll. Aber in diesem Fall habe ich ein festsitzendes Gewinde gelöst und kann nur hoffen, daß mein erneutes (EIGENTLICH festes) Verschrauben der beiden Teile sich nicht doch wieder löst. Warum es dazu kommen könnte, erkläre ich im letzten Abschnitt.
Zuletzt geändert von Zoidberg am 22.04.2021 20:11, insgesamt 1-mal geändert.
Ich kämpfe mich hier durch die doppelten Maßstäbinnen
Re: Onoto 1000 - Reparaturbericht
Dichtungswechsel im Korpus hinten
Die Schubstange wird zur Drehkappe hin am hinteren Ende des Korpus durch einen dichtenden Korkring geführt, der wiederum von einem eingeschraubten Sicherungsring in der Position gehalten wird. Dieser wurde mit Kneippschen Wechselbädern behandelt, und konnte schließlich herausgeschraubt werden. Zwar war der Ring noch vollständig, jedoch aufgeplatzt und musste ersetzt werden. Der Korkrest der ehemaligen Dichtung wurde herausgearbeitet und der Korpus insgesamt gereinigt. Die neue Korkdichtung „schraubte“ ich mit Silikonfett soweit möglich am Sicherungsringgewinde vorbei in seinen Sitz und setzte die letzten Millimeter mit Druck, und drehte dann den Sicherungsring fest. Reinigung Tintenleiter und Feder
Betreffend die Ventilfunktion der Kolbenspitze im Zusammenspiel mit dem Tintenleiter, hatte ich vor der Demontage grob anzupeilen versucht, wie tief denn der Leiter später wieder einzusetzen sei. Der Tintenleiter hat auf der Unterseite eine sehr großzügige Nut und darin in gleichen Abständen Bohrungen zur Mitte des Leiters, die ich als Index zur Einsetztiefe nahm.
Da geht es in der Funktion später um zehntel Millimeter, so daß ich mit dem Index erstmal nur einen Anhaltspunkt zum Dosieren der Kraft beim Einstecken der Leiter-Federkombination hatte.
Zusammenbau Schubstange/Kolben mit Korpus
Die Schubstange ist bis auf die Drehkappe zusammengebaut und geht mit etwas Silikonfett an Dichtung, Stange und Gewinde in den Schaft. Ab der Korkdichtung „schraubte“ ich das Linksgewinde der Stangenspitze zunächst durch das Korkloch bis dann der glatte Teil ganz durch war. Hier auch wieder bis zum Fluchten der Bohrung für den Riegelstift passend in die Drehkappe eingeschraubt und den alten vorbehandelten Stift eingesetzt. Nach mehrmaligem Betätigen des Kolbens war auch kein doch vielleicht zu großzügig verwendetes Fett zu entfernen. Dann konnte ich mal probieren, wie das mit dem Vakuum und so... leicht im Zug, stramm im Schub, klares lautes Plopp.
Die Schubstange wird zur Drehkappe hin am hinteren Ende des Korpus durch einen dichtenden Korkring geführt, der wiederum von einem eingeschraubten Sicherungsring in der Position gehalten wird. Dieser wurde mit Kneippschen Wechselbädern behandelt, und konnte schließlich herausgeschraubt werden. Zwar war der Ring noch vollständig, jedoch aufgeplatzt und musste ersetzt werden. Der Korkrest der ehemaligen Dichtung wurde herausgearbeitet und der Korpus insgesamt gereinigt. Die neue Korkdichtung „schraubte“ ich mit Silikonfett soweit möglich am Sicherungsringgewinde vorbei in seinen Sitz und setzte die letzten Millimeter mit Druck, und drehte dann den Sicherungsring fest. Reinigung Tintenleiter und Feder
Betreffend die Ventilfunktion der Kolbenspitze im Zusammenspiel mit dem Tintenleiter, hatte ich vor der Demontage grob anzupeilen versucht, wie tief denn der Leiter später wieder einzusetzen sei. Der Tintenleiter hat auf der Unterseite eine sehr großzügige Nut und darin in gleichen Abständen Bohrungen zur Mitte des Leiters, die ich als Index zur Einsetztiefe nahm.
Da geht es in der Funktion später um zehntel Millimeter, so daß ich mit dem Index erstmal nur einen Anhaltspunkt zum Dosieren der Kraft beim Einstecken der Leiter-Federkombination hatte.
Zusammenbau Schubstange/Kolben mit Korpus
Die Schubstange ist bis auf die Drehkappe zusammengebaut und geht mit etwas Silikonfett an Dichtung, Stange und Gewinde in den Schaft. Ab der Korkdichtung „schraubte“ ich das Linksgewinde der Stangenspitze zunächst durch das Korkloch bis dann der glatte Teil ganz durch war. Hier auch wieder bis zum Fluchten der Bohrung für den Riegelstift passend in die Drehkappe eingeschraubt und den alten vorbehandelten Stift eingesetzt. Nach mehrmaligem Betätigen des Kolbens war auch kein doch vielleicht zu großzügig verwendetes Fett zu entfernen. Dann konnte ich mal probieren, wie das mit dem Vakuum und so... leicht im Zug, stramm im Schub, klares lautes Plopp.
Zuletzt geändert von Zoidberg am 22.04.2021 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
Ich kämpfe mich hier durch die doppelten Maßstäbinnen
Re: Onoto 1000 - Reparaturbericht
Justieren des Tintenleiters für Ventilfunktion
Die Feder hatte ihren maximal tiefen Sitz schon vor Erreichen der Leitertiefe gemäß Index. Der Leiter wurde dann mit dicker Häkelnadel von innen und einem Stiftetreiber von außen passend gepinkert.
Passend sollte hier bedeuten, daß Kolben und Tintenleiter bei eingeschraubter Drehkappe dicht abschließen. Nun konnte ich das Aufsitzen des Kolbens entweder über einen Spalt zwischen Drehkappe und Korpus, bzw. bei zuerst zugedrehter Drehkappe am Spalt zwischen Griffstück und Korpus erkennen. Ohne überhaupt einen Spalt zu erkennen, hätte ich vielleicht ewig Schütteltests mit Wasser durchführen können. Ich habe deswegen als Referenz einen schmalen sichtbaren Spalt akzeptiert, der sich mit genormten Fingerdrehmoment (seufz…) reproduzieren ließ, so daß ich von einem dichten Sitz ausgehen konnte. Den Schütteltest hatte ich dann einmal durchgeführt – und die Ventilfunktion hat sich erfolgreich einstellen lassen.
Ich komme noch mal auf das unnötige Lösen der mittleren Kolbenverschraubung zurück. Sollte sich der Restspalt bezüglich des aufsitzenden und dann dichtenden Kolbens ggf. wieder vergrößern, könnte mal von einem wunderlichen Tieferwandern des Tintenleiters ausgehen – oder die Verschraubung hat sich doch gelöst. Denn wenn ich rechtsdrehend die Drehkappe schließe, geht das Moment bei Dichtkontakt zum Tintenleiter als lösende Drehrichtung auf das nicht verstiftete Linksgewinde der Stange. Vielleicht passiert nichts – aber ich denke die nächsten hundert Jahre daran. Ich hätte einen dritten Stift begrüßt – würde das bei aufkommendem Problem dann auch selbst durchführen.
Der Onoto ist fertig und kommt trotz Politur altersgerecht rüber. Die Aufsteckkappe ist original und passt nach Reinigung und nach der Demontage des Clips wieder ordentlich. Der Clip hatte aufgesteckt schräge Spannung aufgebaut und zudem die Kappe unrund gedrückt.
Die Feder hatte ihren maximal tiefen Sitz schon vor Erreichen der Leitertiefe gemäß Index. Der Leiter wurde dann mit dicker Häkelnadel von innen und einem Stiftetreiber von außen passend gepinkert.
Passend sollte hier bedeuten, daß Kolben und Tintenleiter bei eingeschraubter Drehkappe dicht abschließen. Nun konnte ich das Aufsitzen des Kolbens entweder über einen Spalt zwischen Drehkappe und Korpus, bzw. bei zuerst zugedrehter Drehkappe am Spalt zwischen Griffstück und Korpus erkennen. Ohne überhaupt einen Spalt zu erkennen, hätte ich vielleicht ewig Schütteltests mit Wasser durchführen können. Ich habe deswegen als Referenz einen schmalen sichtbaren Spalt akzeptiert, der sich mit genormten Fingerdrehmoment (seufz…) reproduzieren ließ, so daß ich von einem dichten Sitz ausgehen konnte. Den Schütteltest hatte ich dann einmal durchgeführt – und die Ventilfunktion hat sich erfolgreich einstellen lassen.
Ich komme noch mal auf das unnötige Lösen der mittleren Kolbenverschraubung zurück. Sollte sich der Restspalt bezüglich des aufsitzenden und dann dichtenden Kolbens ggf. wieder vergrößern, könnte mal von einem wunderlichen Tieferwandern des Tintenleiters ausgehen – oder die Verschraubung hat sich doch gelöst. Denn wenn ich rechtsdrehend die Drehkappe schließe, geht das Moment bei Dichtkontakt zum Tintenleiter als lösende Drehrichtung auf das nicht verstiftete Linksgewinde der Stange. Vielleicht passiert nichts – aber ich denke die nächsten hundert Jahre daran. Ich hätte einen dritten Stift begrüßt – würde das bei aufkommendem Problem dann auch selbst durchführen.
Der Onoto ist fertig und kommt trotz Politur altersgerecht rüber. Die Aufsteckkappe ist original und passt nach Reinigung und nach der Demontage des Clips wieder ordentlich. Der Clip hatte aufgesteckt schräge Spannung aufgebaut und zudem die Kappe unrund gedrückt.
Ich kämpfe mich hier durch die doppelten Maßstäbinnen