Fossilien und Schreibgeräte

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Ch.Masche
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Ch.Masche » 05.12.2021 15:51

Der Bohrer ist ja quasi ein Kernbohrer. Hast du den entstehenden Kern ab und an abgebrochen? Oder gab es gar kein Problem? Ich habe im netz einen 400mm langen Kernbohrer für Beton entdeckt. Habe an diesen gedacht, weil die Fliesenbohrer ja nur für geringe Materialstärken gedacht sind.
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Wurmbunt
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Wurmbunt » 05.12.2021 20:07

Hallo Christian,
die Durchgangsbohrung habe ich nicht in einem Durchgang erstellt. Vielmehr hat es mich ca. 1 Stunde gekostet.
Ein bisschen Bohren- hier sollte ich wahrscheinlich eher von Schleiffen sprechen - Kern-/Fließenbohrer reinigen, Reste des Kerns entfernen, und weiterbohren.
Solltest Du professionelles Interesse an diesem Thema haben, was ich übrigens völlig o.k. finde, spielen für Dich doch ganz andere Parameter eine Rolle ( ja ich verfolge auch Deinen Faden im Unterforum "Sonstige Hersteller").
Werkzeugkosten rechnen sich aber erst, wenn eine bestimmte Stückzahl angepeilt wird. ;)
Ich persönlich betreibe die Schreibgeräteherstellung als Hobby, Versuchswerkstatt, Bastelei und Spaß an der Sache!
Wirtschaftliche Gesichtspunkten sind mir also völlig egal. ;)
Es gibt mit Sicherheit bessere, funktionalere, rationellere und schnellere Möglichkeiten zu einer Bohrung im Mammutbackenzahn zu kommen. Aber wenn ich die Aufgabe mit "Hausmitteln" und dafür 1-2 Extrastunden in der Werkstatt erledigt bekomme, ist das für mich in Ordnung - ich muss die Stunden ja nicht abrechnen!
Also Betrachte meine Ausführungen bitte vor diesem Hintergrund - es geht hier um's Heimwerken - Geld muss nicht verdient werden!
Grüße Andi

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Wurmbunt
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Wurmbunt » 05.12.2021 21:34

Hallo, nach diesem keinen Ausflug, wieder ein Update zum Projekt!
Nach dem, kostenintensiven, zurechtschneiden und bohren des Rohlings, muss jetzt noch ein Schaft daraus entstehen.
Ich bin ja in der glücklichen Lage, eine Drehbank mein Eigen zu nennen. :)
Erste Versuche mit einem Drehmeißel führten aber nicht zum gewünschten Ergebnis!
Interessant - habe ich mich doch darauf verlassen, das die Arbeit, ist sie erst einmal in der Drehbank eingespannt, leichter von statten gehen würde. Ich habe den Versuch, den Backenzahn abzudrehen mit Wendeschneidplatten der Fa. "Kyosera" (Japan) gestartet. Das ist jetzt keine "Billigmarke", sondern ein Hersteller, der für die hervorragende Qualität seiner Produkte bekannt ist. Die Vollhartmetall/Keramik - Patten versagten auch nicht im Schnitt - vielmehr begann das Material wieder zu "rattern"
und die Schneidplatte erzeugte keine ebene Oberfläche und dafür einige Ausbrüche im Bereich der Molaren.
Also habe ich meinen "Behelfsaufbau" zur Steinbearbeitung versucht.
Leider ist die Diamanttrennscheibe für den "Dremel" (hier ein Gerät der Firma Proxxon) zu fein - selbst mit Wasser setzen sich die Schleiffkörper ruck zuck zu und der Abtrag tendiert gegen Null.
Dateianhänge
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Diamantbeschichtete Trennscheibe an biegsamer Welle
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Grüße Andi

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Wurmbunt
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Wurmbunt » 08.12.2021 21:11

Hallo - Endspurt!
Nachdem das Schleifen mit der feinen Diamantscheibe nicht funktioniert hat, habe ich in meinen Schleifmittelbeständen gewühlt, und bin über ein paar diamantbeschichtete Platten chinesischer Herkunft gestolpert. Die Dinger habe ich in grauer Vorzeit auf E-bay gekauft - als Sortiment...
Die feineren (Körnung 600 und 1000) habe ich, selten, im Einsatz, wenn ein Küchenmesser der Schwiegermutter so extrem stumpf ist, das es keinen Sinn macht einen Abziehstein damit zu maltretieren!
Für die groben (Korn 80 und 240) hatte ich, bis jetzt, noch keinen Einsatzzweck gefunden...
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Diamantplatte als "Drehwerkzeug"
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Natürlich biegt sich die dünne Platte, von der Einspannstelle aus betrachtet, immer weiter vom Werkstück weg, so daß der Schaftrohling etwas konisch wird. Öfter umspannen und den Schaft anders herum einspannen wirkt dem entgegen.
Nach der Bearbeitung mit der Diamantplatte war der Zahn wirklich rund und eben - dieser Zustand könnte auch beibehalten werden, wenn immer feineres Schleifpapier und anschließend "Micromensch" auf einer stabilen Unterlage, zum polieren verwendet wird.
"Frei Hand" feingeschliffen und poliert, ergibt sich aber eine leicht wellige Struktur über die Längsrichtung des Schaftes.
Die Bereiche mit Zahnschmelz und Versteinerungen bleiben erhaben, während die Bereiche, die hauptsächlich aus Kunstharz bestehen, schneller abgetragen werden und "Täler" bilden.
Diese Oberfläche fand ich extrem reizvoll, da sie, neben der farblichen Abgrenzung der Kauleisten, auch eine angepasste reliefartige Struktur bot.
Das Problem, welches dabei Auftritt, ist, daß das Relief sich nicht an die vorgegebenen Maße des Bausatzes hält. :roll:
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Ungleichmäßiger Übergang zum Griffstück
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Rechts im Bild ist das Ende einer Kauleiste (Zahnschmelz) direkt am Griffstück, so daß sich hier ein Absatz bildet.
Gut - jemand mag nun versucht sein, den Andi/Wurmbunt einen Pedanten zu nennen - aber, nach der ganzen Arbeit, bin ich einfach nicht bereit, so einen Mangel hinzunehmen!!! :| Ich habe also noch einen, identischen, Bausatz bestellt, um den ersten kaputt zu machen!
Gebraucht habe ich eigentlich nur das Griffstück - aber das gab es nicht einzeln...
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Das "Opfergriffstück" ist montiert
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Es ging mir, bei dieser Aktion, darum, den vorderen Schaftbereich perfekt an das Griffstück anzupassen, ohne die Struktur des Gesamtschaftes zu verändern. Dabei leidet natürlich die Oberflächenbeschichtung des "Opfergriffstückes", das anschließend ausgetauscht wird.
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Der Schaft ist, am Übergang, angepasst, das Griffstück kaputt!
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Nun ja - jetzt bin ich mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden...
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Fertiger Kugelschreiber - schwarz rhodiniertes Messing und Mammutbackenzahn
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Auf eine Schreibprobe verzichte ich an dieser Stelle, da die "Standardgroßraummine" leider keinerlei "Flex" zeigt. ;)
Ich hoffe Euch hat der kleine Exkurs gefallen!
Grüße Andi

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Wurmbunt
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Wurmbunt » 08.12.2021 21:31

Hallo - Entschuldigt bitte - aber ich habe noch eine Bild vergessen.
Die, im obigen Beitrag erwähnte, "reliefartige Struktur" wollte ich noch zeigen - dabei stoßen allerdings meine fotografischen Fähigkeiten an ihre (engen) Grenzen.
Trotzdem - vielleicht ist, trotz des mäßigen Bildes, klar was ich gemeint habe.
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Strukturierter Schaft
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Jetzt ist aber wirklich Schluß!
Bleibt gesund!
Grüße Andi

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Edelweissine
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Edelweissine » 08.12.2021 21:33

Sieht großartig aus!
Besonders die Farbgebung spricht mich sehr an.
Wie schön, die Geschichte und all den Aufwand zu kennen, die hinter dem Kugelschreiber stecken!
Gruß,
Heike

SpurAufPapier
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von SpurAufPapier » 08.12.2021 21:42

Dieser Kugelschreiber ist wohl das Mehrfache der Autoreparatur wert.
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte

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Pelle13
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Pelle13 » 08.12.2021 22:30

Wow ist der Kugelschreiber schick geworden! Die tollen Farben und die hübsche Maserung des Materials kommen super zur Geltung und harmonieren perfekt mit dem "Silber" des Bausatzes.
Hoffentlich weiß der künftige Besitzer des Kugelschreibers dieses besondere Stück auch zu schätzen.

Vielen Dank für diesen spannenden Faden,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

Kiwi
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von Kiwi » 09.12.2021 12:11

Das ist der Hammer. Bin begeistert vom Material, den Farben und einfach dem Gesamtergebnis. Dein Freund und du könnt euch glücklich schätzen, glaube ich! :)

fountainbel
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Re: Fossilien und Schreibgeräte

Beitrag von fountainbel » 21.12.2021 21:58

Hallo Andy !
Ich habe mit Spannung die Entwicklung Ihres Projekts verfolgt.
Was für eine Geschichte und was für eine Herausforderung, die Sie zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben, beeindruckend!
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem technischen Verständnis und Ihrer Hartnäckigkeit bei der Realisierung dieses Projekts.
Das fossile Material ist wunderschön, Ihr Freund sollte sich über einen so einzigartigen Kugelschreiber freuen!
Mit freundlichen Grüßen,
Francis

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