Versuch eines Buchbindethreads

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Killerturnschuh
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Killerturnschuh » 31.07.2016 12:05

Salve

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IchFülleAlsoBinIch
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch » 31.07.2016 14:07

Exakt sowas meinte ich. Braucht viel Zeit, finde ich aber sehr schön.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).

Heinrich
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Heinrich » 06.08.2016 13:18

Wieder ein optischer Hochgenuss, Barbara!
Du hast das definitiv drauf!

Dein "Pfauenbuch" ist jetzt übrigens nicht zu einem Urlaubsskizzenbuch geworden, sondern zu meinem "Aquaristik-Tagebuch". Habe gerade ein paar seltene afrikanische Buntbarsche hier sitzen, über die noch nicht soviel bekannt ist. Da notiere ich fleißig meine Beobachtungen. :D

Ansonsten arbeite ich an einem Fotoalbum und einer Zeugnismappe, wenn es die Zeit zulässt.
Im Anhang noch ein Foto meines derzeitigen Papier-Favoriten. Leider habe ich nichts mehr davon für weitere Projekte übrig...

Viele Grüße,
Christian
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Viele Grüße,
Christian

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Tenryu
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Tenryu » 06.08.2016 20:49

Wenn man sich anschaut, was früher alles gefertigt wurde, ist unsere moderne Welt der uniformen maschinellen Massenware doch sehr arm geworden. Natürlich konnten sich damals auch nur die sehr Reichen so etwas leisten. Aber sie taten es immerhin, wohingegen heute das Geld lieber für irgend einen Luxus-Schnickschnack ausgegeben wird, von dem in 100-200 Jahren rein gar nichts mehr übrig bleibt.
Kennt ihr die Notizbücher von Paperblanks? Deren Einbände beruhen auf historischen Bucheinbänden des 16-18. Jahrhunderts. Ich stelle mir vor, wie schön es wäre, so etwas in echt zu besitzen. Aber ob das heutzutage überhaupt noch jemand macht?
http://paperblanks.com/static/site_imag ... k/2409.jpg
http://paperblanks.com/static/site_imag ... k/3146.jpg
http://paperblanks.com/static/site_imag ... k/2861.jpg

Habt ihr schon mal versucht, die Schnitte zu färben oder mit Mustern zu versehen?

Heinrich
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Heinrich » 06.08.2016 22:31

Zumindest mit Schlagmetall will ich demnächst mal arbeiten, Tenryu.
Da aber erstmal an Buchdeckeln usw.
Reizt mich schon länger, bisher fehlt es leider an der Zeit.
Viele Grüße,
Christian

SimDreams
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von SimDreams » 07.08.2016 3:04

Tenryu hat geschrieben:Aber ob das heutzutage überhaupt noch jemand macht?
Wenige. Meine in London lebende Cousine bindet Bücher, insofern habe ich zumindest eine Idee, wie viele Arbeitsstunden in einem handwerklich und künstlerisch perfekten Einband stecken. Ihre Bücher sind u.a. in der British Library in London und im Gutenberg Museum in Mainz zu sehen.

Wenn du ein paar Tausend Euro in die Hand nehmen möchtest und vorzugsweise den restaurierungsbedürftigen Buchblock einer Erstausgabe dein Eigen nennst, stelle ich einen Kontakt her. :mrgreen:

z.B. http://www.annette-friedrich.com/fine-b ... ob-s-room/
Tenryu hat geschrieben:Ich stelle mir vor, wie schön es wäre, so etwas in echt zu besitzen.
Auch das ist letztendlich nur eine Frage der finanziellen Mittel. Vom zweitteuersten Buch der Welt gibt es ein Faksimile:

http://www.froelichundkaufmann.de/Faksi ... imile.html#

Meine Eltern haben damals zwei Seiten erworben (sie hängen immer noch im Eingangsbereich), die Ausführung schon der beiden gerahmten Seiten ist grandios. Das ganze Buch versetzt bestimmt jede_n Bibliophile_n in Ekstase.

Grüße, Uwe
Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/

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Pennino
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Pennino » 18.09.2016 13:12

Holunderbeere hat geschrieben: ......... Außerdem habe ich etwas ganz Neues probiert, nämlich einen kopfgeleimten Block.
Barbara hat mir einen Block mit Seitenverleimung gemacht. Ich mag es lieber, wenn ein Block in Buchform ist und ich einzelne Blätter heraus trennen kann, ohne das der Block zerfällt.
( Ähnlich dem Leuchtturm Academy Block )
Das Papier ist eigentlich für einen Skizzenblock gedacht: Croquis Canson, A5, 90 g, leicht getönt und etwas rauh. Gefällt mir recht gut.
Es ist zwar etwas dick (was mich nicht stört), aber für meine Füllerfedern und Tinten mit denen ich bis jetzt auf dem Papier geschrieben habe, bestens ! Kein Ausfransen und kein Durchsaugen ! Sogar meine z.T. recht feinen Federn mögen das Papier. Es kratzt vielleicht ein wenig, aber ich mag das ja :wink:
Wenn die Schrift auf der Rückseite etwas weniger durchscheinen würde, wäre es natürlich noch besser.
Aber so geht es auch .

Vielen Dank, Barbara !

Grüße,
Pennino
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "

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Holunderbeere
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Holunderbeere » 31.10.2016 9:29

Guten Morgen!

Huch, Penninos Beitrag seh ich ja jetzt erst. Schön, dass der Block Dir gefällt! Mittlerweile war er sicher schon einige Zeit in Benutzung, daher die Frage, klappt das mit dem "Seiten in der Mitte heraustrennen" wirklich dauerhaft? Ich wäre nämlich nicht sicher, ob der Blockleim die anderen Seiten wirklich dauerhaft hält. Er ist ja doch dafür gedacht, die Seiten bei Zug ohne großen Widerstand freizugeben. Darüber haben wir ja, als ich den Block gemacht habe, schon geschrieben, mich würden Deine Erfahrungen interessieren.

In letzter Zeit haben sich einige sehr unterschiedliche selbstgebundene Bücher bei mir angesammelt und so konnte ich den ganzen Stapel zusammen fotografieren, was auch mal Spaß gemacht hat.

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Leinen mit etwas derberer Oberflächenstruktur, wie die obersten beiden Bücher, mag ich am liebsten, auch wenn es den Nachteil hat, dass es recht dick ist und nicht ganz so leicht zu verarbeiten.

Im Moment kann ich mich mal wieder überhaupt nicht entscheiden, welche ich behalten soll, zumal ich dem Hamstertum ja bisher recht rigoros einen Riegel vorgeschoben habe und es eigentlich auch weiterhin so halten will - soo viel kann ich ja gar nicht schreiben.

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Es ist viel Tomoe River dabei, von dem ich nun also bald die ganzen 4000 Blatt verbraucht haben werde - Nachschub ist schon unterwegs, allerdings per Schneckenpost. Wer weiß, vielleicht erreicht er mich dieses Jahr noch.

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Gestern mal wieder ein buntes Kapitalband für ein Buch, das in die USA geht. Der Buchblock ist einer der ersten aus chamoisfarbenem Gohrsmühle "hadernhaltig" mit Wasserzeichen. Tolles, tolles, tolles Papier. Glatt, aber nicht glitschig, grenzenlos tintentolerant (nach bisherigen Tests), schöne Farbe. Leider, wie das Cotton und wie irgendwie fast alle guten Papiere, teuer.

Auch dieses Jahr werde ich wieder einiges Selbstgebundenes zu Weihnachten verschenken, namentlich ein paar 5-Jahres-Bücher, von denen es aktuell Buchblöcke bei Buch-Kunst-Papier gibt, Fotoalben und Kalender. Dazu noch selbstgemachter Badekram und der Liebste macht gläserweise Lemon Curd, so ist Weihnachten mal wieder gerettet.

Prägung und Vergoldung von Leder, das ist ja so die Königsdisziplin. Aktuell muss ich schon für jede simple Namensprägung 2 Wochen Anlauf nehmen. Das ist so ziemlich der letzte Arbeitsschritt und wenn dabei was schiefgeht, kann man wieder von vorn beginnen.
Auf der anderen Seite bin ich - mögen die sauren Trauben sein - selbst gar nicht so der Fan von viel Gold und Geschnörkel. Eine toll genarbte Lederhaut oder ein Leinen mit interessanter Struktur sind mir im Prinzip Verzierung genug.

Christian: das Marmorpapier ist ja der Hammer! Zeig doch mal, was Du damit gemacht hast..!

Viele Grüße, happy Halloween, frohen Füllhaltertag morgen! ;)
Barbara
Füllerliebhaberin, Vollblutbibliophile & halbseidene Buchbinderin. Internetpräsenz inner Mache. :)
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Studiosus
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Studiosus » 31.10.2016 13:28

Liebe Barbara,

nach wie vor bin ich einfach nur davon beeindruckt, was du da so hobbymäßig auf die Beine stellst. Was Farbkombinationen angeht, bin ich normalerweise sehr kritisch und finde Vieles, was im Netz so an DIYs fleucht und kreucht eher schrecklich. Bei deinen Büchern habe ich noch kein Einziges gefunden, welches meine diesbezügliche Neurose entfachen konnte.
Einfach großartig!

Falls deine Lagerkapazitäten übrigens für 4000 Blatt plötzlich nicht mehr ausreichend sein sollten, wäre ich notfalls auch bereit, bis zu einem Viertel davon bei mir einzulagern :D

Viele Grüße,
Johannes

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Holunderbeere
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Holunderbeere » 31.10.2016 14:38

Johannes, danke für das nette Kompliment! :oops: Ich versuche tatsächlich, von Anfang an eine Vorstellung davon zu haben, wie das Buch mal aussehen soll. Spätestens beim Knüpfen des Kapitalbandes, aber eigentlich schon beim Zusammenleimen der Vorsatzpapiere ist da ein Bild im Kopf und manchmal lege ich auch eine Art Kartei an, um mich bei der Fertigstellung, gelegentlich Wochen später, noch daran zu erinnern.

Mit TR werde ich leider nicht dienlich sein können, zumindest vermute ich, dass ich auch die nächsten 4000 Blatt wieder irgendwie "verarbeiten" werde. Zum Glück ist es ja dünn und platzsparend. :lol: Nur schwer.

Wie haben Deine Notizbücher sich geschlagen? Sind sie schon voll? Wann gibt's den nächsten Schwung? ;)

Viele Grüße,
Barbara
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Kriss2167 » 31.10.2016 19:27

Das sind wunderbare Arbeiten, die man hier vorgeführt bekommt.

Ich habe mich jetzt mit Genuss von vorne bis hierher durchgewühlt und mich wirklich über diese
traumhaften Arbeiten gefreut.
Liebe Grüsse

Chris

Studiosus
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Studiosus » 31.10.2016 20:33

Eines ist noch übrig, die anderen drei sind voll. Über den Sommer waren andere Dinge dran, viele Holzarbeiten. Buchbinderei kommt langsam wieder, konkurriert aber zur Zeit noch mit der Restaurierung zweier Kaffeemaschinen um meine Freizeit.

Im Moment sind 100 Blatt TR auf dem Weg zu mir, allerdings zu einem relativ unverschämten Preis. Da ich noch nicht die Freude hatte, dieses Papier in Händen halten zu dürfen, wollte ich mir nicht gleich den rakuten-Großpack bestellen. Wenn das Papier sich bei diesem Testlauf bewährt, kommt wohl doch etwas mehr davon ins Haus. Wo das dann hinsoll, ist die andere Frage.

Außerdem habe ich im Sommer eine graue Ziegenlederhaut erstanden, die in die Gestaltung zukünftiger Bücher sicher Einfluss finden wird.
Die Lektüre der Kapitalband-Fibel steht auchnoch an, dann gibt's mal wieder was Neues von mir.

Thema Farbkombinationen: Das selber richtig zu machen finde ich wirklich schwierig, geht mir aber ehrlich gesagt in Modefragen nicht anders. Darum sind auch 90% meiner Hemden weiß, die sind nicht so schwierig zu kombinieren :D

Was die Buchbinderei angeht, habe ich mir mit einem Großeinkauf Carta Fiorentina im Urlaub (du darfst raten, wo) diesbezüglich wohl selbst ins Knie geschossen.

Viele Grüße,
Johannes

Heinrich
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Heinrich » 02.11.2016 21:55

Hallo Barbara,

das Papier wurde in die Deckel für ein Album (das seit August auf die Fertigstellung wartet) integriert.
Hier der Rückendeckel.
Derzeit komm ich einfach nicht dazu, es fehlt auch die Muße irgendwie. :|
Aber das Papier gefällt mir immer noch derbe. Macht schon beim Anschauen betrunken... :lol:
Dafür machen Deine Bilder wieder mächtig Spaß beim Betrachten! :D

Viele Grüße,
Christian
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Viele Grüße,
Christian

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Holunderbeere
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Holunderbeere » 20.11.2016 13:03

Moin moin,

Ich habe mal wieder ein paar Werkstattbilder gemacht, solange mir das eben auf die Schnelle gelungen ist. ;)

In den letzten Monaten habe ich sehr viel mit Leder gearbeitet, was auch toll ist, jetzt darf zum Ausgleich wieder farbenfrohes Leinen her. Halb- oder Ganzleinenbände haben die Eigenheit, dass man die Einbanddecke unabhängig vom Buchblock herstellen kann und die beiden erst im allerletzten Arbeitsschritt zusammengefügt werden. Die Freiheit hat man bei einem Lederband nicht, jedenfalls nicht, wenn man ein Häubchen herstellen möchte - hier muss man immer direkt am Buchblock arbeiten.

Habe ich hier schon mal was zu den Häubchen geschrieben?
Bei einem einfachen Leinen- oder Papiereinband wird das Bezugsmaterial einfach mit ein bisschen Überstand zugeschnitten und über die Kanten der Pappdeckel umgeschlagen. Um ein Häubchen zu formen, lässt man das Leder ein Stück überstehen und "klappt" es dann zum Buchblock hin ein. Dieses Häubchen schützt Kapitalband und Seiten vor Abrieb und Staub, lässt den Rücken optisch massiver wirken und es verdeckt den hohlen Rücken, auch wenn das Buch aufgeklappt ist.

Hier sieht man sie ganz gut:

Bild

Diese kleinen Häubchen können eine wahre Landplage sein. Wie viele Dinge beim Handwerken gelingen sie am besten, wenn man nicht ewig lange daran Herumfuhrwerken muss. Das Leder muss an der Stelle gleichmäßig ausgeschärft, ohne Unregelmäßigkeiten (die man oft erst gar nicht bemerkt) und nicht zu steif sein. Es wäre auch gut, wenn man es beim Überarbeiten nicht überdehnen oder Spuren mit den Fingernägeln hinterlassen würde. Wahrscheinlich ist dieser Schritt wie Grießnockerl, auch nach 50 Jahren kann es noch schiefgehen.

Andererseits ist es auch mein Lieblingsarbeitsschritt. Ich liebe, wie das Buch plötzlich fertig aussieht und wie der zumeist dunkle Rücken die seidenen Kapitalbänder zum Strahlen bringt.

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Mit Leinen und Papier kommt man in diese Verlegenheit nicht, das spart viel Zeit.

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Hier ein fertiger Buchblock, auf der schon fertigen Einbanddecke - Vorder- und Rückendeckel aus 2,5 mm dicker Graupappe, Rücken aus 220g/m2 Archivkarton - ruhend. Das Graue ist das Vorsatzpapier. Über den Rücken laufen außerdem die Heftbänder und eine Lage festes Shirtinggewebe. Diese werden später mit auf die Deckel geleimt, so dass das Gewicht des Buchblocks nicht nur am Vorsatzpapier hängt.

Da es ein Ganzleinenband werden soll, ist der Einband komplett mit Leinen bezogen. Der Rücken ist vorgerundet. Ich mache das immer direkt nach dem Aufleimen des Leinens, weil der biegsame Karton sich besser formt, wenn er noch feucht ist. Ich habe ein Rundeholz, noch besser geht es aber an der gerundeten Vorderkante meiner Arbeitsplatte! :lol:

Danach muss der Buchblock eine Weile unter Gewicht in der Decke liegen, damit alle Beteiligten sich aneinander gewöhnen und man beim finalen Arbeitsschritt nicht gegen Widerstände anarbeiten muss.

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Den Schritt des Verbindens von Buchblock und Decke habe ich auch schon einmal als "Einhängen" beschrieben gehört und das passt eigentlich ganz gut: die vorstehenden Schultern des gerundeten Buchblocks müssen dort einrasten, wo die Graupappe aufhört und die dünne Rückenpappe beginnt. Wenn alle Dimensionen passen, geht das kinderleicht und ruck-zuck. Sonst halt nicht. :evil:

Noch einmal schauen, ob der Buchblock richtig sitzt, dann werden Vorsatzpapier und Gewebe/Bänder mit Leim bestrichen und das Buch zugeklappt, und zwar so, dass die Schultern an der richtigen Stelle sitzen.

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Ein paar Tage später ist das Buch trocken und fertig: Eins meiner Lieblingsleinen, changierend in Nachtblau und Weinrot, mit einem versenkten selbstgedruckten Schildchen. Später bekommt es noch eine aufgeprägte Gedichtzeile.

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In der Art werde ich noch mehr machen, das gefällt mir sehr gut. Die jüngsten Bücher - jedenfalls jene, deren Papier mein Drucker nicht ablehnt -, tragen auf der letzten Seite außerdem einen kleinen Verweis auf den Urheber.

Nun auf zur "Höllenmaschine": die Textzeile prägen... :lol:
Viele Grüße,
Barbara
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Re: Versuch eines Buchbindethreads

Beitrag von Holunderbeere » 21.01.2017 19:38

Moin moin!

Hier ist ja schon länger nichts mehr geschrieben worden, kürzlich habe ich aber eine Auftragsarbeit fertiggestellt, die ich gern zeigen möchte: Zwei Bände aus seidig glänzendem, violetten Leinen und Kapitalen in Kontrastfarbe.

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Ich bin ganz verliebt in die Farbkombination, auch wenn so mancher sie vielleicht augenkrebsverdächtig finden könnte, aber nicht mal mein Freund hat was gesagt. :lol:

Die inneren Werte bestehen aus jeweils ca. 120 Blatt Gohrsmühle "hadernhaltig" in chamois, eins meiner absoluten Lieblingspapiere.

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Eins der beiden Bücher hat ein Vorsatzpapier aus dunkelgelbem Yuzen mit Golddruck bekommen, das andere ein ganz schlichtes aus chamoisfarbenem Bütten, aber mit einem Leinenscharnier in passender Farbe. Es war mein erster Versuch damit, das mache ich aber bestimmt noch öfter.

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Bei Interesse verlinke ich gern auch eine Anleitung dazu, wie diese Art von Vorsatzpapier funktioniert. Sie ist deutlich weniger aufwendig als die Technik, die ich sonst verwende, und sehr stabil, hat aber auch ihre Tücken.

Viele Grüße, frohes Buchbinden!
Barbara
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