Welche Kladden sind "Füllertauglich"

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Tenryu
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Tenryu »

Leuchtturm läßt mittlerweile in allen möglichen Ländern Asiens produzieren. Ich besitze mehrere Bücher mit unterschiedlichem Papier und unterschiedlicher Herkunftsangabe.

(Ist schon eigenartig: Richtige Bücher mit Text können problemlos massenhaft in Deutschland bzw. der EU gedruckt und gebunden werden, aber leere Notizbücher zum selben Preis müssen anscheinend von Kindern in der 3. Welt zusammengeleimt werden... :twisted: )
Tintenfinger
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Tintenfinger »

Ich habe mir dieses Notizbuch http://www.nuuna.com/collections/notebo ... #-lang-de- gegönnt.

Es ist laut Werbung in Deutschland hergestellt, aus nachhaltig hergestelltem schwedischem Papier.

Es ist deutlich größer als DIN-A-5, was im Regal neben den anderen A5-Büchern nicht gut aussieht. Sonst bin ich zufrieden. Der Einband ist aus "bonded leather", das ist angeblich aus recycelten Lederresten zusammengepappter Lederersatz. Eigendlich versuche ich, bei nicht lebensnotwendigen Accessoires auf Leder zu verzichten, aber Recycling erscheint mir doch akzeptabel. Der Einband fühlt sich wunderbar an, ist allerdings weicher als bei Leuchtturm, da kein Pappdeckel darunter ist und riecht ein bischen chemisch. Die Haltbarkeit unter harten Bedingungen habe ich nicht vor zu testen. Es hat Fadenheftung und liegt für ein konventionell gebundenes Buch sehr gut offen. Durch das dicke Papier (120 g/m2) bei 256 Seiten fühlt sich das Buch schon ein bischen nach Ziegelstein an, das wirkt sehr wertig aber praktisch ist es nicht immer. Schnickschnack wie heraustrennbare Seiten, Innentasche oder vorgedrucktes Inhaltsverzeichnis gibt es nicht, brauche ich persönlich auch nicht unbedingt.
Einbandgestaltungen gibt es von hipp und witzig bis graphisch-dezent, nur scheinbar nicht neutralschwarz oder schreiend bunt. Die Ecken sind gerundet und der Schnitt ist bei den meisten Modellen auch bedruckt. Design-Firma halt.

Das Papier ist wunderbar, ähnlich wie Rhodia aber eben dicker und gefühlt nicht ganz so furchtbar glatt, aber definitiv glatter und weniger saugfähig als Leuchtturm. Es ist hochweiss und hat ein Punktraster das enger ist als 5mm. Andere Lineaturen scheint es nicht zu geben. Manche Modelle haben Seitennummern, manche nicht, meines leider auch nicht. Vorsicht, das ist von aussen nicht zu erkennen. Ich habe es bisher nur mit einem Lamy Al Star mit F-Feder und pflegeleichter Tinte (R&K Alt-Bordeaux) beschrieben, kannn mir aber kaum vorstellen dass es mit anderen Allerweltstinten und -Füllern Probleme macht, wegen der Dicke und Glätte.

Der Preis liegt im Online-Shop der Firma und im lokalen Schreibwarenhandel (Kaut-Bullinger in München) bei ca 25 Euro, im Internet meist nur unwesentlich darunter. Das Buch ist es meiner Meinung nach wert, wegen der Papierqualität und dem allgemein guten Eindruck, die Fertigung in Deutschland ist ein Bonus der zusätzlich die Kaufentscheidung erleichtert. Aber das ist halt Geld, für das man auch schon einen brauchbaren Füller bekommen würde, oder Lieblingstinte, oder ....

Mein Fazit ist, es ist in vieler Hinsicht das beste Notizbuch was ich bisher gekauft und ausprobiert habe, aber wegen dem Preis und dem etwas unhandlichen Format nicht für jeden Einsatzzweck. Für besondere Projekte oder wenn mein Tagebuch mal voll ist gerne wieder, für irgendwelche Alltags-Notizen sicher nicht.

Susi

Edit: sorry dass ich schon mal wieder so einen Erguss produziert hab, bin halt begeistert
Barbara HH
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Barbara HH »

Ich habe heute ein Notizio in A5 kariert von Avery Zweckform aus dem Briefkasten gezogen. Mit den Füllern und Tinten, die ich aktuell im Gebrauch habe, funktioniert es ganz gut. Auf jeden Fall besser als sowas wie Leuchtturm. Das graue Papier mit weißen Linien gefällt mir auch sehr gut.

Ich habe die Variante mit Spiralbindung und PP-Deckel, die Seiten sind mikroperforiert und es sind noch drei versetzbare Register drin. Ehrlich gesagt finde ich Spiralbindungen ziemlich gruselig, aber ich hatte aus Neugier auf das Papier einfach mal das Startgebot abgegeben als ich bei ebay darüber gestolpert bin und nun isses meins.

Ein ziemlicher Nachteil ist, dass die Nieten, mit denen der Gummizug am hinteren Deckel festgemacht ist, einen ziemlich starken Eindruck in den hinteren Seiten hinterlassen.

Dank der Mikroperforation kann man die Seiten ziemlich schnell und einfach aus ihrem Elend der Spiralbindung befreien und in Filofax A5 Einlagen verwandeln. Die herausnehmbaren Plastikregister sind natürlich nicht mikroperforiert, können aber razfaz mit der Schere zurechtgeschnitten und mit entsprechendem Locher ebenfalls verfilofaxt werden.

Im Filofax ist es natürlich etwas unelegant, dass die Seiten zusätzlich zur Filofax-Lochung noch die normale 2er Lochung haben, aber wenn ich das als Notizpapier verwende, stört mich das nicht.
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Mein MB mit Iroshizuku Shin-Kai kommt mit dem Papier perfekt klar, ebenso der Pelikan M800 IB mit Diamine Denim:
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Dieselbe Denim im Faber-Castell Loom franst allerdings ziemlich aus, ebenso die MB Season's Greetings von 2005 im Pelikan Pura mit Script-Feder:
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Auf der Rückseite sieht man, dass fast nix durchschlägt, für Papier in dieser Preisklasse finde ich das ein ziemlich gutes Ergebnis, jedenfalls in Bezug auf die wenigen von mir bisher getesteten Tinten.
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Die Vernietung in der PP-Variante finde ich dagegen komplett inakzeptabel:
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Das Papier selber finde ich, soweit bisher getestet, sehr angenehm. Mich persönlich interessiert natürlich erstmal ganz egoistisch, ob es mit meiner hauptsächlichen Füller-Tintenkombination (MB 146 und Iroshizuku Shin-Kai) klarkommt. Und das ist absolut der Fall. Andere Foristi haben hier ja leider mit ihren Kombinationen eher schlechte Erfahrungen auf diesem Papier gemacht.

Für mich ist das Papier völlig OK um mir Alltagsnotizen damit zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass noch das eine oder andere Exemplar mit Pappdeckel zu mir wandert - das hat nämlich keinen Gummizug und ein Heft mit 80 Blatt kostet 3,15€. Dafür kann man doch echt nicht meckern.
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Tenryu
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Tenryu »

Sind das weiße Linien auf grauem Papier, oder weißes Papier mit grauer Bedruckung? :?
Barbara HH
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Barbara HH »

Moin Tenryu,

mit der Frage bringst Du mich jetzt etwas in's Schwitzen... Ich bin grad in die Küche gegangen und hab mir unter kaltweißem Licht eine aufgerissene Kante unter der Lupe angesehen... für meine schwachen Augen sieht es so aus, als ob das Papier innen weiß ist. Aber das einzige, was ich jetzt mit Sicherheit weiß, ist, dass ich eine neue Brille brauche :oops:

P.S.: ist das denn wichtig?
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Tenryu
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Tenryu »

Wichtig nicht - nur interessant. :)
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Nomad
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Nomad »

@Tenryo und den Rest der Gang..

Auch ich habe so ein Nuuna Notizbuch. Ich habe das Banksy Cover gewählt.
Es ist mein Arbeitstagebuch seit Juli und ich bin sehr zufrieden mit der Qualität.
In einem Thread habe ich das auch schon mal empfohlen.

Für das Buch kommen ein
Visconti OS HS Steel Feder B gefüllt mit Visconti Blau,
ein Visconti OS HS Dark Age Feder M gefüllt mit Damson, die etwas mit der Diamine Ancient Copper gepimpt ist,
sowie ein MB 146 Feder B mit Poppy Red
zum Einsatz.

Das Papier ist sehr gut. Manchmal habe ich das Gefühl, das Papier schreibt mit der Feder...ein richtig sinnlicher Genuss v.a. mit dem Dark Age, wenn nur die Themen nicht so trocken wären...

Der, für mich, große "Nachteil" dieses Notizbuches ist die fehlende Verfügbarkeit in A 4.

Schönes Wochenende an Euch

Herbert
No risk - No fun 8)
IchFülleAlsoBinIch
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

In meinem Filofax Heritage A5 verwende ich das gepunktete Leuchturm-Papier. Das Papier ist tadellos. Kein Durchbluten, sehr geringes Durchscheinen, angenehme Tönung und angenehmes Gleiten der Feder. Keinerlei Anschreibprobleme oder Ausfransen.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
Barbara HH
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Barbara HH »

Barbara HH hat geschrieben:...ein Heft mit 80 Blatt kostet 3,15€.
...sind natürlich 80 Seiten :oops:
„Ich denke tatsächlich mit der Feder, denn mein Kopf weiß oft nichts von dem, was meine Hand schreibt.“ Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen
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Holunderbeere
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Holunderbeere »

Moin moin,

Ich glaube, hier gab es ja ein paar Fans von fantasticpaper, ich habe neulich gesehen, dass es diese derzeit stark verbilligt bei TK-Maxx gibt. Nur so als Tip für eventuelle Schnäppchenjäger. ;)

Viele Grüße,
Barbara
Füllerliebhaberin, Vollblutbibliophile & halbseidene Buchbinderin. Internetpräsenz inner Mache. :)
Der Füllerblog der Holunderbeere: http://thesebeautifulpens.blogspot.com
GinTonic
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von GinTonic »

Tenryu hat geschrieben:Leuchtturm läßt mittlerweile in allen möglichen Ländern Asiens produzieren. Ich besitze mehrere Bücher mit unterschiedlichem Papier und unterschiedlicher Herkunftsangabe.

(Ist schon eigenartig: Richtige Bücher mit Text können problemlos massenhaft in Deutschland bzw. der EU gedruckt und gebunden werden, aber leere Notizbücher zum selben Preis müssen anscheinend von Kindern in der 3. Welt zusammengeleimt werden... :twisted: )

Hi, also ich wäre schon etwas vorsichtig mit derlei haltlosen Unterstellungen (Kinderarbeit). Sowas kann u.U. mal unangenehm für den Forenbetreiber werden, von wegen Verleumdung und so.
Es wäre aber durchaus legitim, mal bei Leuchtturm zu fragen, ob und wie die ihre asiatischen Zulieferer und Toller auditieren bzw nach welchen Standards sie dort produzieren (sollten es eigene Tochtergesellschaften sein). Wenn es sich um ein verantwortungsvoll handelndes Unternehmen handelt, wovon wir zunächst mal ausgehen wollen, geben sie darüber sicher gerne Auskunft.
IchFülleAlsoBinIch
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von IchFülleAlsoBinIch »

@Tenryu

Hast Du eine zuverlässige Quelle dafür, dass LT in "allen möglichen Ländern Asiens" produzieren lässt? Ich weiß nur von Taiwan, das liegt gemessen am World Human Development Index etwa gleichauf mit Staaten wie Österreich, Finnland, Spanien und Italien. Vor diesem Hintergrund kann ich mich der Warnung von GinTonic nur anschließen.
Und was heißt schon New York? Großstadt ist Großstadt; ich war oft genug in Hannover (Arno Schmidt).
GinTonic
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von GinTonic »

Ich habe mir aus Neugier mal ein Pack kleine Kladden von Buybox bestellt. Das sind im prinzip so abgekupferte Fieldnotes, die ja nicht gerade den Ruf haben, besonders füllerfreundlich zu sein. Einen Tick günstiger als Fieldnotes, 6,xx € für 3 so kleine Heftchen. Die Lineatur (ich habe liniert gewählt) ist was für kleine Handschriften. Überrascht bin ich über die gute Füllerfestigkeit. Ich habe sicher keinen Härtetest gemacht, aber halt verschiedene Tinten probiert. Kein Ausfransen oder Durchschlagen. Es schreibt sich angenehm. Prädikat empfehlenswert.
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elfin
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von elfin »

Ich möchte euch heute eine wunderbar füllertaugliche Kladde, bzw. Notizbibel vorstellen.

Hier erworben für sehr faire 10 € http://selekkt.com/wahn-notizbuch-125-x ... hnitt.html

Die Beschreibung auf der Seite trifft es voll und ganz.
Das Notizbuch ist nicht nur schön UND witzig, sondern qualitativ auch wirklich hochwertig.
Bin begeistert von der Papierqualität, der Fadenheftung und dem wunderschönen Einband. Lediglich die Lesezeichen sind nicht sooo schön wie handgestochene Seidenbänder ;)

Das Format und der Goldschnitt lassen einem schnell eine Bibel in den Sinn kommen.
Aber das Büchlein hat noch mehr Besonderheiten: Man kann es je nach Stimmung mit dem Deckblatt "Genie" von vorne benützen oder das Buch rumdrehen und quasi von hinten reinschreiben unter dem Titel "Wahn". Daher sind die zwei Lesezeichen auch einmal von oben befestigt (weiß für Genie) und einmal von unten (schwarz für Wahn).
#flutelyfe - Altus L907 RBE
Robinson
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Re: Welche Kladden sind "Füllertauglich"

Beitrag von Robinson »

Ich habe derzeit das Web Notebook A5 dot grid von Rhodia in Benutzung. Ich mag die Produkte von Rhodia sehr gerne, insbesondere die Blöcke. Das Papier überzeugt mich auf ganzer Linie.
Das Web Notebook hat 14€ gekostet und ist damit günstiger als z.B. ein vergleichbares Leuchtturm- oder Sigel-Notebook, gefällt mir aber trotzdem nicht so wirklich gut.
Der Gesamteindruck, insbesondere die Haptik könnten die Vermutung aufkommen lassen, dass es vom Wühltisch eines 99 Cent-Ladens stammt. Die Papierqualität stimmt, der Umschlag und die Bindung wirken einfach nur billig, auch sonst ist es sehr simpel gehalten. Keine Falttasche, kein Inhaltsverzeichnis. Nachkauf höchst unwahrscheinlich.
Viele Grüße,
Thorsten
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