Junk Journal

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Frischling
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Junk Journal

Beitrag von Frischling »

Liebe Foristi,

ich stolpere seit einiger Zeit auf Youtube immer wieder über Junk Journals und ich versteh's nicht :? . Gibt's hier irgendjemanden der mir den Sinn bzw. die Verwendung dieser Resteverwertung alter Zeitungen, Musiknoten, Anleitungen, beschriebener Notizbuchseiten, Geschenkpapierschnipsel usw. erklären kann?
Beschreiben geht ja mM nach schlecht, oder benutzt man nur die Lücken?
Ich will keins, aber ich bin neugierig.

Wenn man aus seine Erinnerungstücken ein Journal bindet, kann ich das verstehen, aber von irgendwem aus irgendwelchen Papierschnippsel zusammengestoppelte Hefte zu kaufen, ist ein Konzept, das ich (noch?) nicht nachvollziehen kann.

Danke

LG
Christa
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Tenryu
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Re: Junk Journal

Beitrag von Tenryu »

Ich wußte bis jetzt gar nicht, was das ist. :o
Nun weiß ich es, aber ich verstehe den Sinn dahinter auch nicht.
Man muß es wohl auch nicht unbedingt verstehen. :|
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bella
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Re: Junk Journal

Beitrag von bella »

Ich Versuch mal einen Erklärungsversuch

Es ist eine Art Upcycling ...
Papierwerke, also Bücher, Notenhefte etc haben heute kaum noch einen Wert .... man bekommt wundervolle Bücher für Act-Beträge auf Flohmärkten

Dieser „Trend“ greift auf ... diese Dinge, die mal echte Werte darstellten, weiter zu verwenden... wie alle upcycling Trends...es gibt da gute und weniger gute Werke die entstehen.
Warum man darüber abfällig urteilen muss, vorallem wenn man gar nicht weiß um was es geht, ist mir unverständlich
Nur weil man einen Sinn nicht versteht, ist es ja nicht per se ohne Sinn. Da kann man auch gerne mal an der eigenen Fantasie zweifeln🤪 und nicht an der derjenigen die offenbar einen Sinn drin sehen
SpurAufPapier
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Re: Junk Journal

Beitrag von SpurAufPapier »

Ich wusste bis jetzt auch nicht, dass es sowas gibt. Soweit ich es verstehe, geht es darum, dem Nutzer die Angst vor dem weißen Blatt zu nehmen, weil ja schon etwas drin ist. Weil es eben schon "Abfall" ist, sinkt der eigene Anspruch an den einzutragenden Inhalt, und die Kreativität wird durch diese Sorge nicht gebremst.

Ein bisschen kann ich es nachvollziehen. So geht es mir, wenn ich für (temporäre) Notizen lieber einen alten, aber unbenutzten Buchkalender mit vorgedruckten Seiten nehme als ein Notizbuch mit leeren Seiten, denn um den nicht mehr gültigen Kalender ist es ja nicht schade.
Aber basteln oder gar kaufen würde ich so ein "Junk Journal" nicht. Insbesondere, weil in manchen, die man so im Netz sieht, die Seiten schon so voll sind, dass ich gar nicht wüsste, wo da noch ein Eintrag hin soll.
Grüße
Vikka

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Frischling
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Re: Junk Journal

Beitrag von Frischling »

Liebe Bella, ich wollte in keinster Weise abwerten darüber urteilen, ich will garnicht darüber urteilen, denn das steht mir nicht zu. Falls meine Frage anders rüber gekommen ist, entschuldige bitte.

Danke für die Erklärung und ja mir fehlt Fantasie :oops: da gibt's nix daran zu zweifeln, das ist eine Tatsache, die ich noch nie abgestritten habe. Aber ich bin auch unendlich neugierig und will Dinge verstehen, wie und warum man was verwendet. Da ich weiß, dass hier viel Kreative mit viel Fantasie sind, habe ich die Frage hier gestellt. Im Bilanzbuchhhalter-Forum würde ich nur Kopfschütteln ernten - kreative Buchhaltung ist selten erwünscht ;)

Upcycling ist klar, aber schreibt oder zeichnet man über den vorhandenen Text drüber, oder nimmt man nur die "leeren" Seiten?

LG
Christa
Zuletzt geändert von Frischling am 28.08.2019 21:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Frischling
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Re: Junk Journal

Beitrag von Frischling »

SpurAufPapier hat geschrieben:
28.08.2019 21:32
Soweit ich es verstehe, geht es darum, dem Nutzer die Angst vor dem weißen Blatt zu nehmen, weil ja schon etwas drin ist. Weil es eben schon "Abfall" ist, sinkt der eigene Anspruch an den einzutragenden Inhalt, und die Kreativität wird durch diese Sorge nicht gebremst.
Danke Vikka, ein kleiner Groschen ist gefallen, jetzt bleiben noch die Fragen "wo schreibt man seinen Text hin" und "wie findet man ihn zw. alle den anderen Texten wieder"

LG
Christa
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bella
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Re: Junk Journal

Beitrag von bella »

Man nimmt das vorhandene .... man ergänzt es an freien Stellen, man überdeckt es in Teilen und versucht das vorhandene zu integrieren ....
Einige überdecken den bedruckten Teil mit Gouache, und lassen den Text oder was auch immer vorhanden war, durchscheinen.
natürlich gibt es Beispiele in denen einfach das Papier genommen wurde weil der Baum eh schon tot war😂
aber es gibt auch ganz coole Sachen ..... Leuchttürme auf alten Seekarten oder Kompositionen/Interpretationen auf Notenheften, zarte Blumenzeichnungen auf durchscheinender Prosa in Sütterlin....
SpurAufPapier
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Re: Junk Journal

Beitrag von SpurAufPapier »

Frischling hat geschrieben:
28.08.2019 21:42
- kreative Buchhaltung ist selten erwünscht ;)

LG
Christa
Doch, doch, sicher oft genug. Aber von Auftraggebern, die sich auf der Seite des Gesetzes befinden, wo Du sicher nicht hinmöchtest... ;)
Grüße
Vikka

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agathon
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Re: Junk Journal

Beitrag von agathon »

Ich finde ehrlich gesagt die Idee, Müll dekorativ zu archivieren recht kurios und den Versuch, aus u.a. Kaffeefiltern Notizbuchseiten zu basteln, ich sag mal, ambitioniert.

Gefallen finde ich allerdings an der Grundidee, herumfliegende Zettel für Notizen zu bündeln. Das hat einen echten Nutzen, ist praktisch und wird von mir seit Jahren praktiziert. Der Vorteil liegt im Unterschied zum gebundenen Notizbuch darin, dass man mit den einzelnen Seiten freier umgehen kann und man trotzdem die Seiten beieinander halten kann. Praktisch sieht das so aus, dass ich mehrere Umschläge haben, in die ich einzelne lose Blätter ungebunden einlege, mehrere dieser „Hefte“ (so dürfen die ja eigentlich gar nicht heißen, weil sie ja gerade nicht geheftet sind) umschlinge ich dann mit einem Gummiband, damit nichts umherfliegt. Insgesamt ist das eine praktische Sache, die sich bei mir bewährt hat.

Aber, wie bei so vielem, stört mich die ökologische, ästhetische und psychologische (Stichwort: „Angst vor leeren Papier“) Überhöhung solcher eigentlich doch sehr alltäglichen und banalen Sachen.

Grüße

agathon
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Tenryu
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Re: Junk Journal

Beitrag von Tenryu »

agathon hat geschrieben:
28.08.2019 22:39
Gefallen finde ich allerdings an der Grundidee, herumfliegende Zettel für Notizen zu bündeln. Das hat einen echten Nutzen, ist praktisch und wird von mir seit Jahren praktiziert.
Ich mache es genau umgekehrt: Für Notizen verwende ich keine Zettel mehr, sondern Spiralblöcke. Was nicht mehr gebraucht wird, reiße ich heraus, der Rest bleibt schön zusammen und gerät nicht durcheinander. :idea:
Tintenfinger
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Re: Junk Journal

Beitrag von Tintenfinger »

Ich kenne solche Journale noch von früher, als so Zeug wie Upcycling und Müllvermeidung schon mal in war ohne dass man es so genannt hat.

Für die eine Variante band man ein Buch aus einseitig oder nur wenig bedrucktem übrigem Papier, hauptsächlich den Resten aus unbedachter Drucker-Benutzung (Drucker war für zu Hause damals neu und sehr begeisternd) oder College Blocks, die ihren Deckel verlohren hatten oder teils schmuddelig waren. Das verwendete man dann für eher unwichtige Notizen oder um Papier für Einkaufszettel herauszureissen. Also simple Wiederbenutzung von Material, und Vermeidung von rumliegenden Notizzetteln.

Die andere Variante ist so wie Bella schon beschrieben hat: Das Buch war als Gesamtkunstwerk gedacht, dafür konnte man auch Reste von Zeitungen/Zeitschriften, benutztes Geschenkpapier und ähnliches nehmen. Zur weiteren Gestaltung der Seiten kamen dann hauptsächlich Deckfarben und Collage zum Einsatz. Ungefähr so, wie man heute auch "altered Books" macht.

Ich brauche auf meine alten Tage beides nicht mehr, habe mir aber generell einen sparsameren Umgang mit Verbrauchsmaterial angewöhnt.

Susi
Der Zeitreisende
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Re: Junk Journal

Beitrag von Der Zeitreisende »

Gerade habe ich 2 Filmchen auf YouTube gesehen, und ich verstehe daraus, dass ein Junk journal eine Art von Tagebuch anhand von Papierschnipsel verschiedener Art ist. Anstatt wie einem echten Tagebuch viel zu schreiben («heute fuhren wir mit dem Zug nach Berlin») klebt man eine gebrauchte Fahrkarte auf einen Gratis-Stadtplan von Berlin und schreibt noch was daneben. Das kann kunstvoll werden. An sich weder sehr neu noch originell.

Tenyu: ja, Spiralblöcke sind cool, vor allem die mit Mikroperforierung.
Danke, ich bin schon bekehrt – das Schreiben mit Füller ist der Weg ins irdische Paradies.
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