Richtige Lagerung

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Downfall
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Richtige Lagerung

Beitrag von Downfall »

Guten Tag,

Ich schreibe seit einiger Zeit wieder täglich Tagebuch und möchte die Bücher gerne richtig lagern. Ich benutze aktuell hauptsächlich die Perle Noire (ich denke, die ist haltbar genug) oder eine starke EG Tinte wie die Nachtblau. Als Bücher verwende ich aktuell einfach Clairefontaine Collegeblöcke. Angeblich ist das Papier zur Archivierung geeignet, zumindest hat es irgendeine Iso... sicher bin ich da nicht, aber für andere Vorschläge offen.

Ich habe mich gefragt, ist es für Tinte und Papier am besten, in einem normalen, verschlossenen Schrank zu lagern, oder sind (luftdicht) verschlossene Behälter wie Plastikboxen o.ä. geeigneter? Da könnte ich mir durch Restfeuchte durchaus auch Schimmelbildung vorstellen.

Letztendlich schreibe ich hier nix wichtiges, mir gefällt jedoch der Gedanke, in ferner Zukunft nochmal meine heutigen Gedanken und Eindrücke zu lesen und da bin ich über Tipps dankbar.

Viele Grüße :)
rubicon
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von rubicon »

Ich habe während meiner Ausbildung Rezepte auf A5 -Collegeblock-Blätter geschrieben, die seitdem in einem Order sind. Der steht offen in einem Regal, an wechselnden Orten, da ich mehrmals umgezogen bin. Als Tinte habe ich irgendein Königsblau, evtl. ein Noname und ein Violett verwendet. Es ist alles noch super lesbar, etwas verblasst allerdings. Das ist jetz über 30 Jahre her.
LG
Andrea
pokpok
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von pokpok »

Zur "richtigen" Lagerung, damit das Schriftgut einige Jahrzehnte lesbar bleibt, findest du in deiner Umgebung sicher einige praktische Beispiele mit diversen Schreibgeräten auf den unterschiedlichsten Papieren geschrieben:
Schulhefte der Kinder (unlängst in einem Schul-Museum gesehen) aus den 1950er-Jahren
Über 100 Jahre alte Bücher auch mit handschriftlichen Anmerkungen in Bücherregalen und in Antiquariaten: Gut, manche riechen etwas streng
Omas Kochrezepte
Alte Postkarten (auch hier im Forum)
verwahrpflichtiges Schriftgut im Arbeitsleben in Ordnern und verschnürten Paken und Schachteln.

All diese Dinge halten Jahrzehnte, da hätte ich bei den Tagebüchern keine Bedenken. Alle paar Jahre durchblättern und auf Insektenbefall prüfen. Mich täte eher der Platzbedarf nerven. Abhilfe: Fotografieren/Scannen, beschlagworten, geordnet speichern, Papier wegschmeißen. Haben wir in meiner Arbeitsstelle gemacht. Vorteil: Mehrere Leute können gleichzeitig das gleiche Schriftstück einsehen und es muss nicht mühsam aus dem Archiv geholt und wieder eingereiht werden. Nachteil: Beim Wegschmeißen blutet uns alten Sammlern das Herz.

Apropos Insektenbefall: Eine Malerkollegin hat ihre Aquarellfarben aus selbst gewonnenen natürlichen Pigmenten (Blumen, Blätter, Obst, Gemüse, Tee, Kakao usw) und Honig gemischt. Da hatten die lieben Tierchen eine Freude und die Aquarelle bald viele kleine dunkle Punkte von denen ihren Verdauungsprodukten.
Liebe Grüße von
Matthias
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bella
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von bella »

Auf gar keinen Fall irgendwelche Plastikboxen …
Und auch ein Schrank dunstet meist irgendwas aus.

Konversatorisch beides nicht optimal.

Ich könnte jetzt ein langweiliges Referat halten.
Aber ich denke mal das Tagebücher auf Collegeblöcken sollen lesbar bleiben, aber müssen jetzt auch nicht bei konstant klimatischen Bedingungen erhalten werden wie handgemalte Bibeln.

Mein Vorschlag als Puffer gegen Ausdünstungen der Schublade/Schrank, aber auch keine Kanonen auf Spatzen wären diese Schachteln

https://monochrom.com/fotos-archivieren ... om-wellbox
Downfall
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von Downfall »

pokpok hat geschrieben:
14.03.2023 17:02
...
All diese Dinge halten Jahrzehnte, da hätte ich bei den Tagebüchern keine Bedenken. Alle paar Jahre durchblättern und auf Insektenbefall prüfen. Mich täte eher der Platzbedarf nerven. Abhilfe: Fotografieren/Scannen, beschlagworten, geordnet speichern, Papier wegschmeißen. Haben wir in meiner Arbeitsstelle gemacht. Vorteil: Mehrere Leute können gleichzeitig das gleiche Schriftstück einsehen und es muss nicht mühsam aus dem Archiv geholt und wieder eingereiht werden. Nachteil: Beim Wegschmeißen blutet uns alten Sammlern das Herz.
...
Das ist ein guter Punkt, allerdings ein paar Gedanken dazu:
Auch Elektronik hält nicht ewig. Schnittstellen ändern sich, Datenträger ändern sich und können vor allem kaputt gehen. In meinen Augen ist eine Sicherung auf Elektronik noch deutlich weniger langlebig als auf Papier. Es sei denn, irgendwer kümmert sich um die fortlaufende Sicherung des Materials, aber da ist ein vollgeschriebenes Heft in einem Regal in meinen Augen die weniger aufwändige Variante.

Man denke mal an Festplatten, die bis vor einigen Jahren oder meinetwegen anderthalb Jahrzehnten hauptsächlich per IDE und nicht SATA angeschlossen wurden. HDDs sterben des Öfteren mal nach zehn Jahren plötzlich, SSDs sind auch nicht unkaputtbar. Finde heute mal ein neues Gerät, mit dem 3,5" Disketten oder VHS-Kassetten gelesen werden können. Der Zyklus bei solchen Dingen ist deutlich kurzlebiger, schätze ich. Klar, in einem Firmenumfeld kümmert sich jemand darum, dass solche Dinge umgezogen werden und auch eine gewisse Redundanz für den Schadensfall vorherrscht.

Ich hab einen Master in Elektrotechnik mit Schwerpunkt Mikroelektronik und nach acht Jahren Elektronikentwicklung muss ich sagen, ich traue elektronischen Geräten nur bedingt über den Weg...aber klar, in einem Firmenumfeld ist das die deutlich praktischere Alternative, da gebe ich dir in vollem Umfang Recht.

Hier bei mir Zuhause wäre mir der Aufwand mit Datensicherung und Redundanz aber doch zu groß und auch nicht zweckmäßig.
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JulieParadise
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von JulieParadise »

Wie Bella gesagt hat: Archivboxen, gern auch alkalisch gepuffert, die dann in der Wohnung oder im Haus an dem Ort lagern, der möglichst gleichbleibend temperiert ist und trocken. Bei mir wäre das der Flur, wo tatsächlich auch alle meine Bücher stehen.

(Ich werfe meine Tagebücher meist weg, wenn es zu viele geworden sind; ich muss das nicht aufheben.)
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Robin

Re: Richtige Lagerung

Beitrag von Robin »

Ich habe mal so Aufbewahrungskartons von Ikea gekauft. Die waren schon an allen möglichen Stellen im Wohnbereich abgestellt und haben samt Inhalt Jahrzehnte gut überstanden. Jetzt bzw. nach gelegentlichen Sortieraktionen, habe ich noch zwei übrig, die ihren Platz im Büroschrank gefunden haben. Ich schmeiße auch gerne mal was weg. Aber meine Tagebücher, bewahre ich in diesen Kisten auf. Die sind nicht Luftdicht. Ich denke, das ist ganz ok so.
Digitalisierung ist ja keine Lagerung des Originals. Und ich denke auch, dass es privat zu aufwendig ist. Es sei denn, das Tagebuch wird digital geführt. Dazu braucht es keine Cloud. Manche nutzen verschlüsselte USB-Sticks. Die sind auch schnell gesichert und man kann immer auf neuere Hardware kopieren. Also, mir würde das keinen Spaß machen.
Und die Verwendung eines guten Schredders kann auch wieder beruhigt Platz im Schrank schaffen, wenn die Lagerung nicht mehr gewünscht werden sollte.
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Querkopf
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von Querkopf »

Downfall hat geschrieben:
14.03.2023 15:22
... Ich habe mich gefragt, ist es für Tinte und Papier am besten, in einem normalen, verschlossenen Schrank zu lagern, oder sind (luftdicht) verschlossene Behälter wie Plastikboxen o.ä. geeigneter? Da könnte ich mir durch Restfeuchte durchaus auch Schimmelbildung vorstellen.

Letztendlich schreibe ich hier nix wichtiges, mir gefällt jedoch der Gedanke, in ferner Zukunft nochmal meine heutigen Gedanken und Eindrücke zu lesen...
Der Schrank mit "natürlicher" Belüftung und Zimmer-Luftfeuchtigkeit ist auf jeden Fall besser als irgendeine Plastikkiste. (Ein wichtiges Argument gegen Letztere nennst du ja schon selbst.)
Wenn du auf Nummer Sicher gehen möchtest, dann nutze Archivboxen, wie von bella und JulieParadise vorgeschlagen.
Wobei diese Boxen v. a. für Foto-Abzüge entwickelt worden sind, bei denen stark licht-, luft- und chemieempfindliche Farbstoffe im Spiel sind. Oder für Museumsstücke mit "historischen" Tinten von sensibler chemischer Zusammensetzung. Für normale moderne Tinte auf normalem modernem Papier braucht's das gar nicht unbedingt.

In einem ganz gewöhnlichen Schrank liegen bei mir noch Tagebücher und Briefe aus meiner Gymnasialzeit (bzw. das, was davon noch übrig ist, das meiste habe ich bei meinen zahlreichen Umzügen Schritt um Schritt entsorgt). Dazu auch Schriftliches, was ich in meinen allerersten Schuljahren fabriziert habe (meine Mutter hatte es verwahrt und bestand irgendwann drauf, dass ich's an mich nehme :) ). Bei alledem gab's nie einen Gedanken an Dauer, es sind Schulhefte, billige Chinakladden und Collegeblockpapiere etc.pp., mit Alltagstinte in Königsblau, Blauschwarz oder Schwarz oder auch mit schwarzem Filzstift. Die liegen da nun Jahrzehnten, unter konservatorisch nie reflektierten Bedingungen, und an nichts davon hat ernsthaft der Zahn der Zeit genagt.

An deiner Stelle würde ich mir um die Lagerung nicht zu viele Sorgen machen :) .
Schöne Grüße
Doris
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Querkopf
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von Querkopf »

Querkopf hat geschrieben:
14.03.2023 21:51
... In einem ganz gewöhnlichen Schrank ... Schriftliches, was ich in meinen allerersten Schuljahren fabriziert habe...
In besagtem Schrank hab' ich grad gestern rumgekramt, zufällig. Und da konnte ich mir dann einen schnellen Scan nicht verkneifen:
2023-03-15_Scan_Heimatkunde-klein.jpg
2023-03-15_Scan_Heimatkunde-klein.jpg (279.25 KiB) 1959 mal betrachtet

Schulheftpapier (zart angegilbt), Pelikan Königsblau, A5-Schnellhefter, normaler Schrank.
Das Blatt ist mehr als 50 Jahre alt.
Das sollte in Sachen Haltbarkeit doch reichen :lol: ...
Schöne Grüße
Doris
Patrick1982
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von Patrick1982 »

Meiner Meinung nach würde es vollkommen ausreichen wenn man...

- säurefreies Papier benutze
- luxusweise Bütten... In jedem Fall ohne Holz
- Nanopigmenttinte
- oder EG-Tinte... Die zerfrisst das Papier auch erst in 300 Jahren, oder so. Sind nicht mehr so aggressiv wie früher.
- Königsblau ist die schlechteste Variante, halt aber ohne Sonne auch einige Jahrzehnte
- zur Lagerung eignen sich spezielle Dokumenten-Kartons. Sind eigentlich für Ordner, sollten also genügend Platz bieten. Normal genügt aber ein einfacher Karton und ein kühler, dunkler Ort aus.
- ein Stück Zedernholz hält auch alle insekten fern.
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Querkopf
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Re: Richtige Lagerung

Beitrag von Querkopf »

Patrick1982 hat geschrieben:
16.03.2023 20:50
... Königsblau ist die schlechteste Variante...
Klar, da hast du vollkommen Recht. Mit allem anderen, was du geschreiben hast, ebenso.

Der Scan des betagten Grundschul-Blattes sollte nur zeigen, dass Schriftliches selbst unter ungünstigen Bedingungen - unideales Papier, wenig lichtfeste Tinte, konservatorisch unbekümmerte Aufbewahrung - erstaunlich lange hält. Nicht mehr, nicht weniger.

Wer es so macht, wie du rätst, schafft es sicherlich, Geschriebenes nicht nur fürs eigene Leben zu bewahren, sondern auch noch für die Nachwelt :).
Schöne Grüße
Doris
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