richtige Handhabung von Tintengläsern?

[Sabine]

Neulich erlebte ich schon zum zweiten Mal, daß es beim Aufdrehen eines Edelstein-Ink-Glases leise knirschte, und ich zwar den Deckel abheben konnte, aber den Glasrand beschädigt sah: es hatte Splitter gegeben. Diesmal saß der Deckel ziemlich fest, offenbar hatte ihn die Tinte regelrecht angeklebt, und ich mußte einige Kraft anwenden, um ihn aufzuschrauben.
Beim ersten Mal handelte es sich um das Glas, das ich beim Hub 2017 bekam, die Smoky Quartz. Ich hatte die Tinte beim Hub-Treffen kurz geöffnet und probegeschrieben, und erlebte beim Aufdrehen des Deckels zuhause am folgenden Tag, daß der obere Rand des Glases zersplittert war. Frau Przybylok, der ich davon schrieb, schickte mir sofort ein neues Glas dieser Tinte (wieder mal typisch Pelikan!).
Hat jemand von Euch so etwas auch schon erlebt? daß eingetrocknete Tinte Glas und Deckel so verklebt, daß das Glas absplittert, finde ich unangenehm genug; aber wenn das eher die Regel ist, kann man da ja vorbeugen und immer kontrollieren, ob der Tintenglasrand auch sauber ist, bevor man es wieder zuschraubt. Aber daß dieser Prozeß schon nach einem Tag einsetzt, erscheint mir schon seltsam . . . liegt das an der Zusammensetzung der Tinte oder am Glas?

[desas]

So etwas hatte ich noch nie. Ich erlebe hin und wieder, dass eingetrocknete Tinte die Deckeldichtung am Glas festhält. Mir ist auch schon ein (recht alter) Deckel mal weggebröselt, aber gesplittertes Glas noch nie.

Da das Glas recht dick ist, tippe ich mal auf Materialfehler, alternativ eine falsch eingestellte Füllanlage, die die Deckel auf die Gläser geknallt hat.

Klebende Tinte dürfte eine solchen Halt nicht verursachen.

[HeKe2]

Hallo Sabine!

Anders herum wird ein Schuh draus.
Das Glas ist beschädigt, warum auch immer. Meist ist der Rand bei der Herstellung nicht sauber hergestellt worden und wenn dann der Deckel maschienell oder auch mehrfach von Hand aufgeschraubt wird, brechen da kleine Stücke heraus. An dieser Stelle dichtet dann das Glas nicht mehr gut ab und der Inhalt, hier die Tinte, kommt mit der Luft in Berührung und trocknet fest. So selten ist das gar nicht. Das können auch Transportschäden von der Anlieferung im Werk sein, da die Gläser oft ohne Deckel angeliefert werden und irgendwo angestoßen sein können.

Das ist schwer zu vermeiden. Nehmen wir als Beispiel den Ablauf bei uns (Kleinbetrieb):
Es werden Flaschen angeliefert. Diese Flaschen sind nach QMS auf Qualität zu überprüfen, worüber ein Protokoll anzufertigen ist. Außerdem wird zu den Flaschen ein Prüfzertifikat mitgeliefert. Also wird geprüft, ob es sich um die entsprechenden Flaschen mit den entsprechenden Deckeln und entsprechenden Dichtungsringen handelt. Was man kaum oder nur stichprobenartig prüfen kann, ist, ob z.B. dier Glasrand in Ordnung ist, denn dabei verändert man durch das Öffnen die Qualität der Flasche. Folglich muss man dieses vor dem Einsatz der Flasche prüfen, was dann einzeln geschieht, worüber es aber kein explizites Protokoll gibt. Das nur als kleiner Seitenhieb auf so manchen Protokollwahn. Im Ergebnis wird man aber bei derartigen Großserienprodukten mit derartigen gelegentlichen Fehlern leben müssen. Der Aufwand der zu treiben ist, um sowas zu vermeiden, muss natürlich mit den Anforderungen steigen. Wer hat schon gerne Glassplitter in seiner Cola, aber auch das ist schon vorgekommen.

[Edelweissine]

Im Werksverkauf hatte ich mir mal ein Glas Edelsteintinte gekauft, das ich gar nicht habe öffnen können. Mit einschlägigen Haushaltshelfern habe ich es auch nicht aufbekommen. Deshalb bin ich erneut beim Werkksverkauf vorstellig geworden, man verschwand mit dem Tintenglas hinter den Kulissen: "Wir haben da einen starken Kollegen..." Auch der bekam es Glas nicht auf, mir wurde aber sofort ein neues überreicht, das sich dann auch problemlos öffnen ließ.

[Tenryu]

Das ist mir zum Glück noch nie passiert. Ich mußte aber schon einmal auf den Genuß von Pfirsichen verzichten, weil ich das Glas nicht aufschrauben konnte.

Ich habe mir aber angewöhnt, die Deckel meiner Tintengläser nicht allzu fest zu zuschrauben. Die stehen ja nur aufrecht herum und werden nicht transportiert.

Vielleicht könnte es auch helfen, vor dem Schließen, den Rand des Glases und die Innenseite des Deckels abzuwischen. Oder das Gewinde ganz leicht einzuölen.

[Sabine]

Vielen Dank für Eure Antworten, lieber Andreas, lieber Hermann, liebe Heike und lieber Tenryu! offenbar handelt es sich in beiden Fällen im einen Material- oder Produktionsfehler.
Liest Pelikan hier eigentlich regelmäßig mit? sie sollten von diesem Mangel wissen.
Ein Tintenglas nicht so fest zuzuschrauben, ist bei reiner Schreibtischhaltung möglich, aber bei dem vom Hub mußte ich es ja transportieren und wollte keine unterwegs ausgelaufenen Tinte, und im anderen befindet sich die Herbin 1670 "Emerald of Chivor", die ich vor dem Tanken gerne mal gründlich aufschüttle, damit sich der Glimmer gleichmäßig verteilt.
(Auch für die Shimmering Inks von Diamine nutze ich die Edelstein-Gläser sehr gerne, weil ich daraus meine Füller viel leichter befüllen kann. Sinkt der Tintenspiegel, stelle ich sie schräg, und am Schluß kann ich aus den auf der breiten Seite liegenden Gläsern mit der Unterseite des Tintenleiters, also durch die Lamellen, den letzten Rest Tinte aufnehmen.)
Um weiteren Edelstein-Gläsern dieses Schicksal zu ersparen, sollte ich wohl vor dem Zuschrauben wirklich Deckel und Glasrand am Gewinde säubern.

[Mesonus]

Im Werksverkauf hatte ich mir mal ein Glas Edelsteintinte gekauft

Ich erinnere mich an Edelsteingläser ohne Verpackung für 4 Euro (Amber imho), die hatte man vor dem Verpacken aus dem Verkehr gezogen, weil im Glas Lufteinschlüsse waren. Gläser, die sich nicht öffnen ließen oder gar zerspringen, hatte ich bei Pelikan zum Glück nicht. Ein Glas Noodlers war mal so störrisch, dass ich es eine Weile in heißem Wasser einweichen musste, bis der Deckel irgendwann bewegt werden konnte.

Gerade in Anbetracht dessen, dass sich Tintengläser manchmal etwas schwerer öffnen lassen, finde ich die gräflichen Verschlüsse nahe an der Fehlkonstruktion. Da hatte ich schon bei zwei Gläsern das Problem, dass sich das silberne Außenteil beim Drehen vom schwarzen Innenteil gelöst hat. Ich reinige ja auch immer vor dem Verschließen Gewinde und oberen Rand des Glases und das Gewinde im Deckel, das hat hier aber auch nicht geholfen...

FF Jan

gvfc_deckel_defekt.jpg (77.58 KiB) 3137 mal betrachtet

[Tenryu]

Probier doch mal ein bißchen Silikonöl (einen ganz dünnen Film) auf das Gewinde oder den Rand des Glases zu schmieren. Was einen Kolben geschmeidig erhält, sollte auch einen Schraubdeckel vor dem Festsetzen behüten.