Eine kultivierte Handschrift?!

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Wie gut ist Ihre Handschrift, und wie zufrieden sind Sie damit?

Ich finde meine Handschrift schön bzw. schön genug und bin mit ihr zufrieden.
170
46%
Meine Handschrift ist vielleicht nicht schön oder für Dritte leicht lesbar, aber mich stört das nicht weiter - ich habe mich damit soweit abgefunden.
55
15%
Ich bin mit meiner Handschrift ziemlich unzufrieden. Irgendwann müsste ich mal was dagegen tun...
142
39%
 
Abstimmungen insgesamt: 367

pejole
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von pejole »

https://de.wikihow.com/Handschmerzen-be ... -vermeiden

Interessanter Artikel, vielleicht besonders unter Punkt 5, Schreibbewegung aus dem Arm.
Und weiter unten Lockerungsübungen für Hand und Handgelenk.

Ich schreibe mehr mit Spitz- und Bandzugfeder, und da ist die Schreiberei aus dem Arm fast normal. Lässt sich aber wohl auf Füllerschreiberei übertragen. Das sind jetzt keine großen Armbewegungen, kleine Bewegungen die aber eindeutig aus dem Arm kommend zu sehen sind wenn man mal genau hinsieht. Dabei halte ich Finger und Handgelenk ruhig. Vorher mache ich jedoch Lockerungsübungen mit Bleistift wie im Foto und die sind so groß dass die Bewegung des Armes deutlich zu sehen ist. Mit der Zeit gehen diese Bewegungen in Fleisch und Blut über und ich führe die Federn aus dem Arm, unmerklich da ich da nicht mehr drauf achte. Ich habe heute mal paar Zeilen mit nacktem Unterarm geschrieben und diese kleinen Bewegungen - je nach Schriftgröße auch größere- waren gut zu sehen. So schreibe ich problemlos ohne dass die Hand verkrampft. Mache ich mir jedoch in Eile irgendwelche Notizen sind diese immer nur mit Fingerbewegung geschrieben und nach 10 Wörtern merke ich wie mein Handgelenk verkrampft und meine Schrift ist nur noch als Sauklaue zu bezeichnen.

Gruß, Martin
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Querkopf
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Querkopf »

Wrighter hat geschrieben:
24.01.2023 19:27
... einfach nochmal den von Dir selbst genannten Beitrag von Frau Dorendorff https://youtu.be/gC6jn13nCiE anschauen. :) Darin sagt sie nämlich, dass man ausschließlich aus dem Handgelenk schreiben soll und eben nicht aus der Schulter oder mit dem ganzen Arm. Das heißt der Arm liegt ganz ruhig, Bewegung findet nur im Handgelenk statt. ...
Was so natürlich nicht stimmt. Nicht stimmen kann: Irgendwie muss der Stift ja von A nach B kommen, sprich vom Zeilenbeginn zum Zeilenende, und das geht als fließende, entspannte, zugleich kontrollierte Schreibbewegung nur, wenn Arm und Schulter mitspielen.

"Schreibbewegung aus der Schulter" und anliegende Dörfer waren übrigens schon mal Thema, hier. Soweit es um Kalligrafisches geht, ist solch ein Bewegungsablauf möglicherweise sinnvoll - kann ich als Nicht-Kalligrafierende nicht beurteilen.

Beim Alltagsschreiben sehe ich's grundsätzlich ebenso wie Sina: Wenn das, was man tut, lange Sessions mit flüssigem, leserlichem Schreiben erlaubt, ohne dass einem dabei was wehtut, kann's so verkehrt nicht sein :).
Aber wenn man einen Schreibkrampf kriegt, Verspannungen oder sonstige Unannehmlichkeiten verspürt, ist es hilfreich, die eigene Schreibbewegung zu überprüfen. Und da finde ich es schade, dass Frau Dorendorff einfach bloß von "richtig" und "falsch" spricht, ohne genaue Begründung (nur beiläufig fällt einmal das wichtige Wort "grafomotorisch"). Denn die Handhaltung, die sie empfiehlt, funktioniert tatsächlich hervorragend, wenn man unnötige Anstrengung vermeiden will oder muss.

Musste ich in der Studienzeit. Da gab's viele verschiedene Dinge, die meine (leider nicht sehr robusten) Handgelenke strapazierten, und Sehnenscheidenentzündungen sind nicht lustig. Beim Handschreiben half erstens konsequente Füller-Benutzung (geht drucklos, was beim Kugelschreiber nicht möglich ist), zweitens Umstellung der Bewegungsabläufe, Richtung Ergonomie. Handhaltung war am wichtigsten. Dürfte im Endeffekt auch meiner Handschrift nicht geschadet haben...

Wobei "Schönheit" oder "Kultiviertheit" da immer im Auge des Betrachters liegt. Für mich hat im Alltag Vorrang, nicht an den Schreibvorgang zu denken, sondern an das, was ich schreibe; dass es schnell geht und mit möglichst wenig Anstrengung; und dass ich ein lesbares Ergebnis erziele. Wenn das klappt, ist's zu "kultiviert" oder Ähnlichem eigentlich gar nicht mehr weit :).
Schöne Grüße
Doris
Blue_Monk
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Blue_Monk »

Hallo in die Runde,

vor einigen Tagen halte ich ein für mich seltsames Schreiberlebnis, passt zeitlich gut ins Vorabendprogramm. ;)
Auf dem Weg, meine Handschrift zu verbessern, habe ich vieles gelesen, on- und offline, viele Bilder von schönen Handschriften betrachtet und mir entsprechende YT-Videos angesehen. Meine Handschrift ist aktuell eine etwas uneinheitliche Mischung aus Blockschrift und einigen Schreibschrift-Silben wie "ver-", "-ing" usw. Das wollte ich gerne wieder etwas vereinheitlichen, wusste aber noch nicht, wo ich genau hinwollte, es gab keine "Zielhandschrift", ich habe meistens die Schulausgangsschrift geübt (hat auch gut geklappt), um das Handgelenk wieder locker zu kriegen. (Mir persönlich sieht die Schulschrift zu kindlich aus.)

Beim Aufräumen ist mir nun absolut zufällig mein Rotring Art Pen mit normaler M-Feder nach mehreren Jahrzehnten wieder in die Hände gefallen, aus Neugier habe ich ihn mal eingedippt und losgeschrieben: Plötzlich hatte ich wieder eine relativ einheitliche Handschrift und ich konnte aus dem Stand gleich drei, vier Seiten vollschreiben, ohne Ermüdungserscheinungen im Handgelenk. Als hätte ich neu schreiben gelernt - und ich konnte die Art des Schreibens nach ein paar Anläufen auch mit meinen anderen Schreibgeräte vollführen. Vor allem der Art Pen schreibt in meiner Hand superleicht, ich kann mühelos große Schwünge machen und es ein bisschen kratzen lassen. :)

Jetzt frage ich mich, ob sich mein Muskelgedächtnis nach Jahrzehnten wegen eines passenden Triggers wieder an meine damals nicht unschöne Handschrift erinnert hat? Oder ob die Goldfedern meines Pelikan M1000 M und Montblanc Rouge&Noir M zu weich sind und ich lieber nach Stahlfedern Ausschau halten sollte... Oder ob es am Leichtgeweicht oder der Füllerform liegt?
Ich bin echt gespannt auf eure Antworten! Das Erlebnis ist für mich erfreulich, aber total überraschend. :o
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Edelweissine
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Edelweissine »

Hallo Blue Monk,

Deine Überraschung und den Aha-Effekt kann ich gut nachvollziehen.
Auch bei mir ist sehr entscheidend, welches Schreibgerät ich nutze. Mit fast jeder Feder sieht meine Handschrift für mich anders aus, und das hat nicht nur etwas mit Schliff und Federbreite zu tun. Weichheit, Tintenfluss kommen neben Papier und Tinte immer noch dazu. Auch das Material spielt durchaus eine Rolle.
Vielleicht beobachte ich mich auch zu genau, aber mir fällt sofort auf, wenn ein Füller sehr gut oder auch gar nicht in meiner Hand funktioniert. Es wird immer wieder Überraschungen geben, und wir finden mit etwas Glück auch nach längerem Probieren noch "neue" Lieblingsfedern.
Gruß,
Heike
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Zollinger
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Zollinger »

Ich vermute, dass Deine Erfahrung tatsächlich auf das Gewicht, die Balance und den Durchmesser des Griffstücks zurück zu führen ist. Der Rotring Art-Pen ist diesbezüglich ein sehr ergonomischer Füller.

Mit zu grossen und zu schweren Füllern komme ich im Alltag auch nicht klar.
Blue_Monk
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Blue_Monk »

Guten Morgen Edelweissine und Zollinger, und danke für Eure Beiträge.
Ich hatte das auch vermutet, allerdings scheinen zwei Gründe dagegen zu sprechen:
Zum einen war der Art Pen schon damals nicht mein Hauptschreibgerät, sondern ein Lamy CP 1. So einen besitze ich seit einigen Jahren auch wieder, hatte so ein Erlebnis aber nie.
Zum anderen kann ich mit den großen Füllern jetzt auch so schreiben, das dürfte dann so einfach ja auch nicht funktionieren.
Vielleicht ist bei mir im Kopf auch nur ein Knoten geplatzt...
Welche Schreibgeräte sind denn dem Art Pen ähnlich? Ich habe noch einen Lamy Joy, der scheint ähnlich zu sein, hat aber keine Auswirkungen auf meinen Schreibstil.
Chia
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Chia »

Blue_Monk hat geschrieben:
07.02.2023 9:09
Welche Schreibgeräte sind denn dem Art Pen ähnlich? Ich habe noch einen Lamy Joy, der scheint ähnlich zu sein, hat aber keine Auswirkungen auf meinen Schreibstil.
Meinst Du dass es an der langgezogenen Form liegt?
Diese Form haben ja die allermeisten Kalligraphiefüller, es liegt also die Vermutung nahe dass sie dem schönen Schreiben zuträglich ist.

(Für mich persönlich kann ich das allerdings nicht unbedingt bestätigen...🤷🏼‍♀️ Ich finde zwar auch dass manche Füller besser mit meinem Schreib"stil" harmonieren, aber Füller in Kalligraphieform sind das eher nicht (weder mit Kalligraphiefedern noch mit Federn mit Schreibkorn)
Außerdem ist die Länge unpraktisch für viele Mäppchen ;) )
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Pelle13
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Re: Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von Pelle13 »

Ich kann das Ganze natürlich nur aus meiner Sicht beurteilen - für mich macht zum einen die Federbreite einen deutlichen Unterschied, denn mit breiteren und nassen Federn wirkt meine Schrift schöner, gleichmäßiger und flüssiger.
Zum anderen ist auch die "Griffzone" des Füllers entscheidend, denn zu kurze, zu schmale oder aber zu breite Griffzonen können, ebenso wie vorgegebene Fingermulden, zu einer "unbequemen" Handhaltung führen und damit den Schreibkomfort mindern. Prinzipiell kann ich mit (fast) jedem Füller "schön" schreiben, aber nicht mit allen Füllern funktioniert das einfach wie von selbst. Die Griffzone bei einem Lamy Safari / AL Star / Joy fühlt sich für mich z.B. unangenehm an, da muss ich meine Handhaltung verändern, damit die Finger in den Mulden und nicht auf den Stegen liegen. Beim Online Air habe ich diese Probleme dagegen nicht, da passen die (weichen) Griffmulden zu meiner bevorzugten Schreibhhaltung.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)
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