Frauen- und Männerschrift

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Cepasaccus
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Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Cepasaccus »

Mein subjektiver, nicht wissenschaftlich ueberpruefter Eindruck ist, dass Frauen anders schreiben als Maenner. Ist dem wirklich so? Wenn ja, woran liegt das? Die Frau, ich ich gestern dazu gefragt habe, meinte, dass Frauen schoen schreiben wollen. Die zwei Schriftproben, die ich gestern gesehen habe und Anstoss zu dieser Frage sind, waren durchaus gut lesbar, aber die Linienführung hat mit meiner Schoenschrift ueberhaupt nichts zu tun. Deswegen finde ich Ihre Antwort nicht so voellig befriedigend.

Cepasaccus
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Tenryu
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Tenryu »

Das tun sie in vielen Fällen tatsächlich. Ich würde meinen, daß ich in gut 80% der Fälle erkennen kann, ob die Schrift von einem Mann oder einer Frau stammt.
Man findet häufig Frauen, die rundliche, kringelartige Buchstaben schreiben. Das gibt es bei Männern viel seltener.
SimDreams
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von SimDreams »

Ich bin im Studium nach Abgabe eines Laborprotokolls mal "vorgeladen" worden, weil vom Assi vermutet wurde, dass ich jemand anderes (nämlich eine Dame) mit der Niederschrift beauftragt hatte. :mrgreen:

Die Handschriften meiner Schwester, Mutter und mir gleichen sich viel mehr als die meines Bruders und mir.

Woran es liegt, darüber könnte ich nur spekulieren.
Da die Schreibgeräteakquise nicht das einzige Hobby ist: http://www.flickr.com/photos/simdreams/
Ex Libris
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Ex Libris »

Hallo,

nach vielen studentischen Klausuren, die ich inzwischen bewertet habe, würde ich schon sagen, dass Frauen in der Grundtendenz lesbarer schreiben als Männer. Ich weiß natürlich, dass es Frauen gibt, deren Schrift sich eher einer sogenannten 'Sauklaue' nähert, wie es auch Männer gibt, die sehr schön und lesbar schreiben. Ich bitte allerdings jedes 'schön' in diesem Zusammenhang mit Bedacht zu lesen. 'Schön' im Sinne einer Schönschrift ist mir noch nie etwas untergekommen. Ich sehe lediglich mehr oder weniger gelungene Lesbarkeit - und da liegen meines Erachtens die Frauen tatsächlich vorn. (Aber mir ist schon in der Grundschule aufgefallen, dass meine Klassenkameradinnen mehr Wert auf die 'Schönheit' der Hefteinträge legten als ich das in meinem Pragmatismus getan habe.)

Viele Grüße,
Florian
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Linceo
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Linceo »

Bei meinen Schülern beobachte ich dieses Phänomen (Schülerinnen schreiben schöner oder zumindest weitaus leserlicher als Schüler) regelmäßig von Klasse 5 bis zum Abitur. Vereinzelt gibt es Ausnahmen, aber in der Regel ist es so. Sollte ich es quantifizieren, würde ich sagen, dass diese Beobachtung in 90 Prozent aller Fälle zutrifft.
Das Gleiche kann ich auch für die 10 Jahre sagen, die ich zuvor an der Uni mit den Handschriften von Studentinnen gekämpft habe.

Schaue ich mir mein Kollegium von ca. 130 Personen an, ist es ganz ähnlich, wobei wir ja alle zumindest vor den Schülern an der Tafel leserlich schreiben müssen. Schönheit ist nochmal was Anderes.

Noch eine auffällige Beobachtung: Meist gehören die auffällig guten Jungshandschriften Schülern, die das Schreiben nicht in Deutschland gelernt haben. Kann es sein, dass andere Länder mehr Wert auf die Handschrift legen? In meiner Grundschulzeit (73-77) bekam ich übrigens in NRW auch noch eine Note für die Handschrift.

Soweit meine Beobachtungen!
Donate
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Fiamma
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Fiamma »

Mehr noch als geschlechtsspezifische Unterschiede fällt mir der Zusammenhang zwischen Handschrift und Charakter auf. (Ja, ich weiß, die Graphologie ist widerlegt). Die kringelige Schrift mit den Herzchen als i-Punkten (im übertragenen Sinne) gehört halt in den meisten Fällen zu einer Dame, von der das irgendwie zu erwarten ist.

Interessanterweise korrelieren "Schönheit" und Leserlichkeit auch nicht zwingend.
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f.larsen
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von f.larsen »

Bei den Schriften die ich bis jetzt gesehen habe ist mir aufgefallen, dass Frauen häufig nach links geneigt schreiben, dafür aber überdurchnittlich oft lesbar.
Das kann aber auch nur in meinem Bekanntenkreis so sein.
Die Männer schreiben meist irgendeine Kritzelei. Keine Ahnung woran das liegt. Wahrscheinlich an der Tastatur.
(Die meisten sind in der IT Branche)

Grüße
Lars
Grüße
Lars

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Linceo
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Linceo »

f.larsen hat geschrieben:Bei den Schriften die ich bis jetzt gesehen habe ist mir aufgefallen, dass Frauen häufig nach links geneigt schreiben. (...)
Grüße
Lars
Das habe ich eigentlich v.a. bei Linkshänderschriften beobachtet.

Grüße,
Donate
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Ex Libris
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Ex Libris »

Hallo Donate,

ich kann mich für meine Grundschulzeit (85-89) ebenfalls noch an Noten für die Handschrift erinnern. Allerdings weiß ich nicht mehr, mit welcher Konsequenz. Ich glaube nicht, dass diese Noten im Zeugnis auftauchten, aber ich kann mich sehr gut an Schulaufsätze erinnern, bei denen nach dem Lehrerkommentar eine Note, oder sagen wir besser: Bewertung, der Handschrift folgte. Also wurde zumindest ein Jahrzehnt später in Bayern (= Unterfranken in meinem Fall) immer noch Wert auf die Sauberkeit der Handschrift gelegt.

Viele Grüße,
Florian
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f.larsen
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von f.larsen »

Hallo Florian.
Meine Grundschulzeit fing 1997 an und wir hatten auch eine Schriftnote im Zeugnis.
An der weiterführenden Schule war es so, wie du es schilderst.

Ich habe in den letzten Tagen vermehrt auf Schriftbilder geachtet und mir ist aufgefallen, dass es auch erstaunlich viele Männer mit einer Frauenschrift gibt.
Grüße
Lars

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Melmac
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Melmac »

Grüß euch,

in meiner Grundschulzeit (1970 - 1974) wurde »Schrift und Form« im Zeugnis extra benotet.

Tendenziell meine ich zu beobachten, dass Leute mit geschwungenen Handschriften ohne viele Kanten und hier besonders Frauen oft auch eine kreative Ader haben und sich künstlerisch betätigen.

Mit freundlichem Gruß
Peter
cruella
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von cruella »

Anfang der 90er hat man in Österreich keine Note für das Schriftbild bekommen. Das war sicher besser so für mich. :D

Kann mich aber auch erinnern, dass bei den Mädchen viel mehr wert auf die schöne Schrift gelegt wurde von außen. Gab wirklich Ermahnungen: " Du schreibst ja wie ein Bub!". So züchtet man sich die Mädchen- und Bubenhandschriften natürlich an. Heißt aber nicht, dass es nicht einige von beiden Seiten gab, die dagegen immun waren.

Mir kommt aber vor, dass zumindest ich in der neuen Schreibschrift ab 1995 schöner schreib, als in der 1969er Schrift, die ich in der Volksschule noch lernen musste.

Hinzufügen möchte ich noch, dass ich diese besonders schönen Schriften oft besonders schlecht Lesen kann.
GinTonic
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von GinTonic »

In meiner Grundschulzeit Mitte der 80er in Niedersachsen gab es auch die Zeugnisnote Schrift und Form. Da bin ich nie über eine 3 hinausgekommen, das hat mein schönes Zeugnis gar ganz verschandelt.
Ja, ich finde die typische Mädchenhandschrift mit ihren dicken Kringeln anders als die gemeine Jungshandschrift, die manchmal etwas grobmotorisch wirkt und gerade bei der vereinfachten Ausgangsschrift schnell an Lesbarkeit einbüsst. Aber die Schrift entwickelt sich ins Erwachsenenalter ja weiter. Frauen, die diese Mädchenschrift, die ich nie hatte, behalten oder gar weiter kultivieren, gibt es sicher. Schön finde ich solche Schriften nicht.
Ich finde aber eher, dass die Persönlichkeit einen grösseren Einfluss auf die Schrift hat als das Geschlecht. Wobei gewisse Persönlichkeitsmerkmale ja auch einem Geschlecht zugesprochen werden, von daher hängt es vielleicht doch zusammen. Lieb und verspielt vs. Dynamisch und agressiv. Das wären für mich die Extrema.
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MarkIV
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Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von MarkIV »

In meiner Grundschulzeit ('78 - '82) gab es sehr wohl eine Bewertung für Schrift und Form im Zeugnis, bei der in allen acht Ausgaben nur selten die 3er Hürde übersprungen habe. Grundlagen werden da aber sehr wohl gelegt, ich glaube meine damalige Deutschlehrerin wäre mit meinem heutigen Schriftbild ganz zufrieden. Die Deutschlehrerin meiner Tochter ist es auf jeden Fall, mit meiner Madam übe ich regelmäßig und gern die (bei uns geforderte) Schulausgangsschrift.

Ich meine die Handschrift lebt, in der Jugend kann man (meine ich) sehr gut Jungen von Mädchen unterscheiden, nach dem Studium/Ausbildung bin ich mir da nicht mehr so sicher, da spielt die Einordnung des Stellenwertes ein sehr viel größere Rolle. Aus meiner Perspektive ist es mit durchschnittlichen, motorischen Fähigkeiten, gepaart mit dem entsprechenden Willen, absolut möglich eine ansehnliche und lesbare Handschrift zu trainieren. Jeder der Schriften kalligrafiert, wird das bestätigen können. Ein sauberes, lesbares Schriftbild in Kurrent, Antiqua, Unziale, wie sie alle heißen, erfordert im Wesentlichen Fleiß, Hingabe und den nötigen Willen.

Mark
Man muss die Steine, über die man schreibt, angefasst haben!
Hildegard Maria Rauchfuß


www.tintanium.de/@tintan.ium

Wenn ich offiziell schreibe, dann in Grün
Thom

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Thom »

MarkIV hat geschrieben:Ein sauberes, lesbares Schriftbild in Kurrent, Antiqua, Unziale, wie sie alle heißen, erfordert im Wesentlichen Fleiß, Hingabe und den nötigen Willen.
Das sehe ich genauso (obwohl ich mich bei "lieb und verspielt" schon wiederfinde). Nichtsdestotrotz bin ich die einzige mir bekannte Person, die in "Ordnung" eine 4 hatte. Mein Alles-auf-ein-und-denselben-Zettel-System war der damaligen Zeit einfach um Jahrzehnte voraus. :D

V.G.
Thomas
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