Frauen- und Männerschrift

Moderatoren: desas, MarkIV, Linceo, Lamynator

Benutzeravatar
JulieParadise
Beiträge: 5425
Registriert: 13.06.2016 21:16
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von JulieParadise »

Edelweissine hat geschrieben:Interessant finde ich in diesem Zusammenhang noch, dass die Handschriften in anderen Ländern, auch wenn dort lateinische Buchstaben verwendet werden, ganz anders aussehen können; in Großbritannien, Frankreich oder den USA schreibt man mit der Hand, zumindest, was die verbundene Schreibschrift betrifft, anders als bei uns.
In den USA bspw. gibt es verschiedene "Methods" und Handschriftenstile (cursive handwriting styles habe ich gegoogelt), siehe: http://writeanalog.com/learning-cursive-handwriting/ oder http://www.drawyourworld.com/blog/examp ... tyles.html, wobei sich die zahlreichen Übungskonzepte auch aus dem dort in einigen Regionen (und Milieus) sehr beliebten Homeschooling erklären lassen.

Dass eine Handschrift, deren Schreiber mit der Zaner-Bloser-Schrift das Schreiben lernte, sich von einem Deutschen mit der vereinfachten Schulausgangsschrift als Grundlage stark unterscheidet, was Buchstabenformen und Duktus betrifft, verwundert da nicht.

Was aber die Zuordnung von bestimmten Merkmalen als "männlich" und "weiblich" betrifft, wäre ich (abgesehen von bestimmten Altersphasen etwa in der Pubertät und damit zusammenhängenden Extravaganzen wie Herzchen als i-Punkte) aufgrund meiner Erfahrungen beim Klausuren-Korrekturlesen damals an der Uni vorsichtig. Zwar haben die Studenten oft sichtbar weniger auf ihre Handschrift geachtet und etwas irgendwie Lesbares hingenudelt, während viele Studentinnen mehr "gemalt" als geschrieben haben, aber die "Ausreißer" in beide Extreme -- sehr schön bis unlesbar -- gab es auf beiden Seiten.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Benutzeravatar
blackboro
Beiträge: 545
Registriert: 11.02.2016 10:28
Wohnort: NRW

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von blackboro »

Edelweissine hat geschrieben:Handschrift ist und bleibt ein Aushängeschild und lässt in großem Maße Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften zu. .
Das kann ich in meiner Beobachtung nicht so bestätigen und finde die Aussage recht gewagt.

~Stefan
~Stefan
Benutzeravatar
JulieParadise
Beiträge: 5425
Registriert: 13.06.2016 21:16
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von JulieParadise »

blackboro hat geschrieben:
Edelweissine hat geschrieben:Handschrift ist und bleibt ein Aushängeschild und lässt in großem Maße Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften zu. .
Das kann ich in meiner Beobachtung nicht so bestätigen und finde die Aussage recht gewagt.

~Stefan
Dem Zweifel an der etwaigen Abbildung von allgemeinen Charakterzügen in der Handschrift möchte ich mich anschließen. Ich kenne sowohl hochintelligente, gesellschaftlich bestens gestellte Menschen (Richter, Professoren, Musiker usw. = offenbar zumindest in ihrem Fach und Bildungsweg sehr disziplinierte und erfolgreiche Leute), mit einer Handschrift, für die man auch 6jährige schimpfen würde, als auch eher bildungsferne Menschen mit beneidenswert konsistenter und wunderschöner Handschrift.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Benutzeravatar
glucydur
Beiträge: 3056
Registriert: 02.06.2013 17:39
Wohnort: Peripherie von Stuttgart

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von glucydur »

Ich kann mich dem uneingeschränkt anschließen. Wie bei allen Äußerlichkeiten kann man in Bezug auf die Verknüpfung von Handschrift mit bestimmten Chraktereigenschaften komplett daneben liegen. Schön, dass das Leben nicht so einfach und simpel gestrickt ist.

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
Benutzeravatar
Edelweissine
Beiträge: 2506
Registriert: 08.01.2016 18:32

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Edelweissine »

Oh, dann lasse ich mich durchaus eines besseren belehren, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme. Bisher allerdings kann ich nur meine o.a. Ausführungen unterstreichen. Friede :wink: ?
Gruß,
Heike
Benutzeravatar
glucydur
Beiträge: 3056
Registriert: 02.06.2013 17:39
Wohnort: Peripherie von Stuttgart

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von glucydur »

Das ist sicher keine Frage von Krieg und Frieden. :wink: Es ist eine inhaltliche Auseinandersetzung, bei der man Pro und Contras finden kann. Wobei ich persönlich davon überzeugt bin, dass mehr gegen die These von einem Zusammenhang zwischen Äußerlichkeiten und Charaktereigenschaften spricht. Ich habe aber in meinem bisherigen Leben gelernt, dass es so etwas wie subjektive Realitäten gibt. :D

VG

Alexander
Gutta cavat lapidem.
Benutzeravatar
JulieParadise
Beiträge: 5425
Registriert: 13.06.2016 21:16
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von JulieParadise »

Edelweissine hat geschrieben:Oh, dann lasse ich mich durchaus eines besseren belehren, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme. Bisher allerdings kann ich nur meine o.a. Ausführungen unterstreichen. Friede :wink: ?
Es ging ja nicht um Krieg und Streit. :wink:

Wie schön wäre es, wenn man aus der Handschrift solche positiven und negativen Charaktereigenschaften verlässlich herauslesen könnte, und bei manchen mögen sich diese ihre Züge auch in ihrer Handschrift wiederfinden. Eine schöne Schrift = ein gesitteter, disziplinierter Mensch, gebildet und fein.

Und sicher ist die Handschrift auch ein Spiegel momentaner Emotion, wenn ich etwa einen schlechten Tag habe, müde und fahrig bin, dann sieht man auch meiner Schrift an, dass ich nicht ganz beieinander bin.

Aber um dies verallgemeinernd zu behaupten und damit im Gegenzug auch denjenigen, die keine schöne, ausgeglichene Schrift haben, vielleicht auch unterstelle, dass sie diese positiven Eigenschaften vermissen lassen, sind mir schon in beide Richtungen zu viele Ausreißer untergekommen.

Wer eine schöne Schrift hat, hat -- meiner Meinung nach -- lediglich eine gewisse motorische Begabung, in der Kindheit (oder später) viel und/oder gründlich geübt, sich mit seiner Schrift beschäftigt. Den guten Charakter gibt es aber nunmal nicht gratis dazu.
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Thom

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Thom »

Also ich finde schon, wer kursiv schreibt, ist irgendwie schräg. :mrgreen:

V.G.
Thomas
Benutzeravatar
glucydur
Beiträge: 3056
Registriert: 02.06.2013 17:39
Wohnort: Peripherie von Stuttgart

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von glucydur »

:mrgreen:

P.S.: Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich überlegt, ob ich lachen soll. Letztlich konnte ich es dann aber doch nicht mehr steuern...
Gutta cavat lapidem.
blueberry
Beiträge: 23
Registriert: 18.10.2016 20:20
Wohnort: Dortmund

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von blueberry »

Männerschrift, Frauenschrift.. Zumindest ich finde, es gibt Jungsschrift, Mädchenschrift und dann zwei Gruppen bei den Erwachsenen - die, die auf ihre Schrift achten, und die, die es offenbar - sonst würden sie sehen, was für ein Graus das ist - nicht tun. Männer und Frauen erinnert mich gleich an "alte" Menschen. Also Erwachsene, die über 30 sind. (Bevor sich daran jemand stößt, ich wurde mit 20 die Tage auch "alt" genannt und es wurde damit argumentiert, das sei heute so, das könne ich ja nicht wissen. Das ist aber ein anderes Thema.)

Ich gebe privat wie auch professionell, also instutionalisiert, Nachhilfe und sehe dabei immer wieder, dass die sogenannte "Männerschrift", also dieses "Arztgekrakel" eigentlich jeder hat, der nicht auf seine Schrift achtet. In jüngeren Jahren, ich sage mal bis etwa in die achte Klasse vielleicht, sind das tatsächlich vornehmlich die Jungs, die kritzeln, und die Mädchen, die die Bögen schwingen lassen, mal den einen Buchstaben von heute auf morgen anders schreiben (Ich fragte bisher nicht, denke aber, weil die Schülerin diesen Buchstaben so wohl schöner fand). Sobald es aber Richtung Zentralprüfungen oder gar Abitur geht, trennen sich im Grunde die heranwachsenden Herren und Damen im Grunde in die oben beschriebenen "Erwachsenengruppen". Ich sehe da einen Kerl, der in feinster Manier schöne Schreibschrift kann, während die beiden Mädels neben ihm unmotiviert mit dem Kugelschreiber Striche auf das Papier ziehen, die wohl nur Lehrer und ähnliche Berufsgruppen als "Schrift" in ihrer Form als Kommunikationsmittel erkennen und am Ende sogar dekodieren können.
Mit zunehmendem Alter, wohl auch mit zunehmender charakterlichen Entwicklung weicht diese Unterteilung zwischen Jungs- und Mädchenschrift also wohl auf, denke ich.

Ich sehe es ja bei mir selbst. In der Grundschule war meine Schrift scheußlich. Dann bemühte sich meine Mutter, dass sich das ändert - das tat es auch. Als es mir dann aber irgendwann auf die Nerven ging, eine "Mädchenschrift" angedichtet zu bekommen, achtete ich weniger auf meine Schrift. Ergebnis dem oben entsprechend. Mit Wiederfinden meiner Leidenschaft an schöner Schrift und der Neuentdeckung des Füllhalters als tägliches Mitnehmsel wird meine Schrift wieder lesbarer.

Ob mein Charakter sich dementsprechend immer mitgeändert hat, mag ich zwar zu bezweifeln, andererseits möchte ich die Aussage bezüglich etwaiger Schnittmengen bezüglich Schriftbild und Wortwahl, sowie charakterlicher Grundzüge nicht gänzlich verwerfen.
Es ist wohl nur wie bei fast allem, was Menschen betrifft. Alles hat Einfluss auf alles. Also nichts exklusiv, noch überhaupt nicht. Die Beobachtungen, dass sorgältige Menschen zu einer sauberen Handschrift neigen, kann ich teilen. Andererseits halte ich mich für einen eher chaotischen Zeitgenossen - zumindest gedanklich und die Gedanken sind dem niedergeschriebenen doch zumeist am nächsten, oder? Sieht man das meiner Schrift an? Es ist natürlich immer schwierig, sich selbst zu beurteilen, ich denke aber nicht, dass man darauf direkt schließen kann.
Da schließe ich mich auch Julie an. Die Tagesform macht da ja auch einiges wett. Genauso aber auch, ob ich motorisch überhaupt dazu fähig bin oder nicht.

Von daher, ja, gewagte These. Ein schließendes Urteil für mich selbst dazu, habe ich aber auch noch nicht gefunden.


PS: Oh Gott. Ist schon wieder viel geworden. Man verzeihe mir. Ich seh das immer erst hinterher.
Grüße
Sebastian
Benutzeravatar
ASNiederberger
Beiträge: 316
Registriert: 12.01.2017 13:51
Wohnort: Meckenheim
Kontaktdaten:

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von ASNiederberger »

Hallo zusammen,

ich bin selbst Baujahr 75 und hatte demnach in der Grundschule auch "Schönschrift" benotet.
Dementsprechend langsam (aber schön) hab ich geschrieben.
Später war das dann eher hinderlich, da ich zwar weiterhin schön geschrieben habe, aber am Ende der Stunde nicht alles was auf der Tafel stand, auch in meinem Heft landete....
So erinnere ich mich an einen Eintrag in meinem Heft (gerade halb volle Seite) "Das ist alles, was Alexander bis zum Ende der Stunde zu Papier gebracht hat" und sollte von den Eltern gegengezeichnet werden.
Ab da an hiess es nur noch Tempo verbessern.

Wenn ich heute mitbekomme, daß die Schüler am Anfang schreiben können wie sie es für richtig halten (wie man es spricht oder so), finde ich schade, daß die Rechtschreibung so in den Hintergrund rückt.

Zum Thema Graphologie..... ich finde schon, daß eine gewisse Art zu schreiben auch auf bestimmte Charakter-Eigenschaften schliessen lässt.
So sehe ich bei einigen Direktoren (Hotel-Gewerbe) oft das Phänomen, daß man "zeigen will, wer man ist"....
Da wird zum Beispiel in einer Schlüsselliste (der Direktor kommt nach Nachnamen sortiert halt an 5. Stelle) einfach oben über Nr 1 unterschrieben, um zu zeigen, "ich stehe über Euch"
Oder auf einem Bestellschein..... hat der Abteilungsleiter selbst schon eine verhältnismäßig große Unterschrift, unterschreibt der Direktor "gezwungenermaßen" daneben noch größer, um seine Stellung zu verdeutlichen.

Ich persönlich denk mir da eher "wers braucht...... :roll: "

Generell würde ich die Aussage "Frauen schreiben tendenziell eher runder, geschmeidiger, emotionaler, - Männer schreiben härter, kantiger" durchaus unterschreiben.
Linceo hat geschrieben:Noch eine auffällige Beobachtung: Meist gehören die auffällig guten Jungshandschriften Schülern, die das Schreiben nicht in Deutschland gelernt haben. Kann es sein, dass andere Länder mehr Wert auf die Handschrift legen?
Hier vermute ich eher, daß sich Nicht-Deutsche, die das Schreiben im Ausland gelernt haben, bei der Deutschen Schrift viel mehr konzentrieren müssen.
Auf Satzbau, Rechtschreibung, und dazu noch ggf im Kopf übersetzen was man sagen möchte.
Gruß
Alexander
Benutzeravatar
Linceo
Beiträge: 3249
Registriert: 14.03.2009 9:37
Wohnort: Frankfurt

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von Linceo »

ASNiederberger hat geschrieben:,
Linceo hat geschrieben:Noch eine auffällige Beobachtung: Meist gehören die auffällig guten Jungshandschriften Schülern, die das Schreiben nicht in Deutschland gelernt haben. Kann es sein, dass andere Länder mehr Wert auf die Handschrift legen?
Hier vermute ich eher, daß sich Nicht-Deutsche, die das Schreiben im Ausland gelernt haben, bei der Deutschen Schrift viel mehr konzentrieren müssen.
Auf Satzbau, Rechtschreibung, und dazu noch ggf im Kopf übersetzen was man sagen möchte.
Diese Beobachtung bezog sich auf Schüler in der Oberstufe, die mit der deutschen Sprache keine Probleme mehr haben.

Donate
"Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten" (Hilde Domin)

Beitrag in schwarz: Donate als Füllerfreundin - Beitrag in grün: Donate als Moderatorin
Benutzeravatar
NicolausPiscator
Beiträge: 3003
Registriert: 14.01.2017 17:31
Wohnort: Mare Tranquilitatis
Kontaktdaten:

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von NicolausPiscator »

Gepflegte, schöne und saubere Männerhandschriften begegnen mir allerdings auch eher im Ausland, das kann aber möglicherweise ein Beobachtungseffekt sein - vielleicht fallen sie mir hier einfach nicht auf, sondern kommen mir nur die ungelenken Handschriften von Bekannten, Kollegen und Freunden in den Sinn... Aber auch in Bezug auf mich selbst - als Mann - muss ich zugeben, dass nach jahrelangen Schriftbildeinsen in der Schule heute Fragen nach der Bedeutung der Zeichen, die ich auf Papier gebracht habe, immer wieder erfolgen...
agathon
Beiträge: 2648
Registriert: 11.01.2009 13:09

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von agathon »

Nikolaus,
das liegt einfach daran, dass in vielen anderen Ländern relativ restriktiv Normschriften gelehrt und gelernt worden sind und, euphemistisch gesprochen, der Entwicklung einer individuellen Handschrift keine Bedeutung beigemessen worden ist. Das Resultat war dann, dass alle gleich schön schrieben und schreiben. Bei uns ist es, überspitz formuliert, umgekehrt: Alle schreiben scheußlich, aber dafür jeder auf seine eigene Art und Weise. Das sind dann zwar individuelle Handschriften, aber eben keine entwickelten, was aber auch keine Trägödie ist. Allenfalls schade fürs Auge.

Grüße

agathon
Benutzeravatar
NicolausPiscator
Beiträge: 3003
Registriert: 14.01.2017 17:31
Wohnort: Mare Tranquilitatis
Kontaktdaten:

Re: Frauen- und Männerschrift

Beitrag von NicolausPiscator »

Agathon, daran hatte ich gar nicht gedacht, ein interessanter Punkt, der dann für mich am Ende die Sauklaue etwas schöner erscheinen lässt. Viele Grüße! Nils
Antworten

Zurück zu „Schriften und Kalligraphie“