Schrift verbessern - nur wie genau?

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Downfall
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Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Downfall » 22.07.2017 12:09

Guten Morgen,

mein Name ist Johannes und ich bin 24 Jahre alt.
Ich habe damals in der Grundschule noch die Schreibschrift gelernt, allerdings anfangs des fünften oder sechsten Schuljahres leider wieder verworfen, da viele Klassenkameraden in Druckschrift schreibten und damals fand ich das ja "cool" und wollte irgendwie auch so schreiben wie die anderen.
Heute denke ich da glücklicherweise anders, denn das Schreiben von Hand ist für mich eine sehr wichtige Sache und ich finde gerade altmodische Schriften einfach total schön.
Leider hat meine Handschrift im Laufe meines kurzen Lebens sehr unter den Druckbuchstaben und der Notwendigkeit des schnellen Schreibens gelitten.
Seit einiger Zeit versuche ich schon, wieder ordentliche Schreibschrift zu lernen, weiß allerdings nicht so wirklich wie ich das genau anstellen soll. Ich habe eine Zeit lang versucht, alles in Sütterlin zu schreiben. Mittlerweile bekomme ich das auch recht flüssig hin, die Nutzbarkeit der Schrift ist im Alltag an Uni und Arbeit aber begrenzt, wenn die Sachen auch von anderen Menschen gelesen werden sollen/müssen. Hinzu kommt, dass ich Elektrotechnik studiere, und bei dem ganzen mathematischen Wirrwarr ist es manchmal hilfreich, gut lesbare und einfache Buchstaben zu haben statt geschwungene und ausgefallene (vor allem bei komplexeren Ausdrücken und Brüchen).
Daher möchte ich gerne, zusätzlich zum reinen Schreiben in Sütterlin, eine gut lesbare, praktische, aber trotzdem schöne (und auch gerne altmodische :)) Schreibschrift.
Dabei bin ich auf die "Palmer Method of Penmanship" gestoßen. Beim Lesen stellte sich dann heraus, dass damit weniger die Schrift selbst, als viel mehr die Art zu schreiben gemeint ist.
Wenn ich mir anschaue, worum es da geht, habe ich eher das Gefühl, dass es darum geht aus der Handschrift eine Wissenschaft zu machen und jeden Tag eine Art "Trainingseinheit" wie im Fitnessstudio zu absolvieren...das ist jetzt nicht das, was ich unter entspanntem Schreiben verstehe. Sicherlich ist die Übung wichtig, aber geht das nicht auch über konzentriertes und gewissenhaftes Schreiben?

Zusätzlich wird in dieser Methode immer wieder darauf verwiesen, wie wichtig der Platz auf dem Tisch und die Haltung des Schreibenden sind, beides ist aber leider in den Vorlesungssälen schlecht bis garnicht umsetzbar. Zudem scheint das Schreiben aus dem Handgelenk komplett verboten, sondern die ganze Bewegung soll aus dem Arm kommen (als ambitionierter Gitarrist erscheint mir sowas sowieso schonmal falsch, ich lasse mich hier aber gerne belehren :)).

Das stupide "Nachmalen" einer existierenden Schrift ist wohl allerdings auch nicht der richtige Weg.
Wie also sollte ich da anfangen? Ich schreibt meist mit einem um ca. 45° gedrehten Blatt papier, sodass meine rechte Hand/mein rechter Arm parallel zur Längsseite des Papieres zeigt (ich schaue meine Schrift quasi von links unten an. Ich hoffe das ist so verständlich :D). Ich denke ein Großteil der Bewegung kommt aus dem Handgelenk.
Hat jemand eine gute Idee? Bin auch für Schriftarten zwecks Orientierung sehr dankbar. Wichtig ist mir persönlich die Nutzbarkeit im Alltag, auch für Mathematik. Die Schrift muss nur lesbar für andere Menschen sein, aber nicht zwingend gut lesbar, da das meiste ja nur für mich persönlich ist. Solange andere Menschen etwas entziffern können (wichtig hauptsächlich für die Klausuren) ist es in Ordnung.

Ich bin übrigens Rechtshänder und schreibe eigentlich fast ausschließlich mit Füllfederhaltern :)

Vielen Dank schon mal und liebe Grüße,
Johannes

meinauda
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von meinauda » 22.07.2017 12:37

Herzlichst Willkommen hier im Forum, Johannes.
Beim Erlernen der Sütterlin zusätzlich zur Druckschrift hast Du ja erfahren, dass man seine Schrift beeinflussen/steuern/umstellen kann. Ich glaube, am schwersten ist dies jedoch bei seiner Alltagsschrift.
Einen guten Einfluss hast Du auf Deine Schrift, wenn Du Dir eine Lineatur 1-1-1 oder interessanter 2-1-2 unterlegt und auf die Einhaltung der Unter- und Oberlängen achtest, vielleicht auch den großen Anfangsbuchstaben mehr Raum gibst.
Bei nur einer Linie lässt Du Deine Schrift frei schwimmen und gleiten und kannst keine so regelmäßige Veränderung an Buchstaben vornehmen.
Schau Dir im Pfad Kafka und Mörike mal verschiedenen Handschriften an, da kann man sich was abgucken :D
Ich bin begeistert von dem Projekt 'Goethes Faust in 229 Handschriften', da kann man tolle Handschriften entdecken, denen man was abgucken kann.
Viel Freude hier im Forum.

red
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von red » 22.07.2017 12:42

Downfall hat geschrieben:Guten Morgen,
...
Zusätzlich wird in dieser Methode immer wieder darauf verwiesen, wie wichtig der Platz auf dem Tisch und die Haltung des Schreibenden sind, beides ist aber leider in den Vorlesungssälen schlecht bis garnicht umsetzbar.
...
Erstmal willkommen im Forum.

Wenn du deine Schrift wirklich verbessern willst, wirst du ums üben nicht herumkommen. Aber zu dem Thema gibt es hier Leute, die davon mehr verstehen als ich.

Was die Mitschriften in Vorlesungssälen angeht... Ich habe es aufgegeben hier "schön" schreiben zu wollen. Man (bzw. ich) ist damit viel zu langsam um alles mitzubekommen. Platz hat man meistens auch keinen und wenn ich wirklich schön schreiben möchte muss ich mich wirklich aufs schreiben konzentrieren. In der Vorlesung ist mir aber der Inhalt wichtiger.

Kurz gesagt. In der Vorlesung geht es mir nur darum alles (wichtige) mitzukriegen/ zu notieren. Am besten so, dass ich es später auch noch ohne große Mühe lesen kann.
Während der Prüfungsvorbereitung nehme ich mir dann meistens meine ganzen Notizen zu einem Fach, ordne alles, und schreibe dann eine Art Zusammenfassung in mein "ordentliches" Notizheft (dort dann auch in schönerer Schrift) ... das hat bei mir auch meistens noch einen optimalen Lerneffekt.

Das ist meine Mothode bei dem Problem, und für mich funktioniert sie gut.

Gruß red

Sabine
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Sabine » 22.07.2017 14:15

Lieber Johannes,
ertsmal herzlich willkommen in diesem Forum!
Was die Verbesserung der eigenen Handschrift betrifft, so habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, ganz langsam, geradezu genußvoll zu schreiben, damit die Buchstaben nicht "davonlaufen", oder auch in ein Schulheft mit Lineatur der 1. oder 2. Klasse zu schreiben - übungsweise. Du brauchst ja keine bestimmte Ausgangsschrift zu lernen, sondern hast bestimmt eine Vorstellung davon, was eben Deine Handschrift ausmacht. Schreibe in diesem Stil ab und zu eine Seite voll, langsam und bewußt, so, wie man eben auch ein neues Musikstück erstmal langsam und sorgfältig übt. Wie Du Schreibgerät zu halten, Papier zu legen, Handgelenk oder Arm zu benutzen hast, brauchst Du Dir ja nicht vorschreiben zu lassen; probiere einfach verschiedene Anregungen aus, die Dir sympathisch sind. Je wohler Du Dich beim Schreiben fühlst, desto länger kannst Du dann auch ermüdungsfrei und vermutlich auch leserlich schreiben.
Viel Spaß beim Ausprobieren und herzliche Grüße!
Sabine

Downfall
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Downfall » 22.07.2017 16:38

Vielen Dank für die Begrüßung an der Stelle :)

Also gibt es nicht die typische "eierlegende Wollmilchsau" unter den Schriften, die für Mathematiker, Alltag aber auch Schönschreiben geeignet ist? :(
Prinzipiell habe ich eine Idee, wie mein Schriftbild aussehen soll, aber das muss ich wohl erst noch etwas ausorakeln. Ich habe mir mal Blätter mit Lineatur 2-1-2 ausgedruckt, danke für den Tipp. Ich werde jetzt einfach mal versuchen, etwas langsamer zu schreiben und die Buchstaben etwas schnörkeliger zu gestalten. Copperplate sowie die "Palmer Schrift" (hat die eigentlich einen Namen?) gefallen mir sehr gut, aber das "Nachmalen" ist irgendwie nicht so Zielführend habe ich das Gefühl. Aber vermutlich muss ich einfach selbst etwas herumprobieren.
Ihr ratet mir also generell davon ab, mir vorhandene Schriften als "Vorbild" zu nehmen?

Danke schonmal bis hierhin :)

Sabine
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Sabine » 22.07.2017 19:14

Lieber Johannes,
ich würde Dir nicht grundsätzlich abraten, eine existierende Schrift zu lernen - Deine Äußerungen hatten nur so geklungen, als hieltest Du das für nicht erstrebenswert. Im übrigen finde ich das "Nachmalen" keine schlechte Idee; Du kannst ja dann immer noch auswählen, was Dir von dieser Schrift vielleicht gefällt und was nicht.
Herzliche Grüße!
Sabine

meinauda
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von meinauda » 23.07.2017 1:11

Downfall hat geschrieben: Ihr ratet mir also generell davon ab, mir vorhandene Schriften als "Vorbild" zu nehmen?
:)
Ich würde mir bei den Handschriften, die dir gefallen, das abgucken, was Dir besonders gefällt und Deine Schrift markanter, leserlicher, interessanter machen würde. Das können die Abstände der Buchstaben, die Unter- oder Oberlängen, wie auch einzelne Buchstaben sein. Eine andere Alltagsschrift kopieren zu können, brächte Dir vielleicht einen Job in einem Schreibbüro ein, wo man sich Briefe schreiben lassen kann (sogar mit der Schrift von Goethe (die Frau hatte es wirklich drauf)). Aber da wäre die Individualität deiner Schrift weg.
Es ist ja sicherlich nicht alles an deiner Schreibschrift in Ungnade gefallen.
Wenn du einzelne Großbuchstaben aufpeppen möchtest und du weißt, wie es bei dir aussehen soll,
lohnt es sich ein Lexikon oder das Telefonbuch zum flott Abschreiben zu nutzen. Alle Namen mit J oder W oder oder.
Macht Spaß, hab ich mal beim M gemacht (da habe ich dann die vielen Müllers ausgelassen) :D

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JulieParadise
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von JulieParadise » 23.07.2017 10:13

Herzlich willkommen im Forum!

Else Marie hat Dir ja schon viele gute Tipps gegeben, dem würde ich gar nicht mehr viel hinzufügen. Was mir noch einfiele: Suche wiederkehrende Elemente in Deiner Schrift oder der, die Dir gefällt und die Du als Inspiration nimmst. Viele Buchstaben haben ja gleiche "Bauteile", wenn man diese nun einheitlich formt, verbessert dies einerseits das Schriftbild und erleichtert es Dir unmerklich, beim Schreiben die Buchstaben zu bilden, weil Du nur wenige Grundformen verwenden musst. Vor allem betrifft das die langen Abstriche bei den Buchstaben B, D, (E, F,) K, P, R, (T), dann, ob diese (oder die Bögen beim B, D, P und R) einen kleinen Auftaktschnörkel oder Anstrich erhalten und in welcher Reihenfolge die Striche & Bögen gezogen werden. Auch die Kleinbuchstaben a, (b,) c, (d,) e, g, o, (p,) q werden aus ähnlichen Elementen gebildet und unterscheiden sich teilweise nur an Länge und Lage der Abstriche. Wenn Du dabei noch auf gleiche Höhen und Schreibwinkel achtest (ist Gewohnheitssache), sieht das Ganze nochmal besser aus, sogar ungeachtet der Form der einzelnen Buchstaben.

Eigentlich möchtest Du aber offenbar zwei Schriften lernen, eine eher technische Druckschrift und eine (kursive ?) verbundene Schreibschrift, also müsstest Du Dir für beide einen "Zeichensatz" erstellen. Probiere einfach verschiedene Buchstabenvarianten aus, schreibe sie jeweils einige Male in wechselnder Geschwindigkeit und Du wirst schnell merken, welche sich auch mit Schwung gut anfühlen und Dir vom Aussehen her gefallen. Die "Guten" behältst Du dann. :wink:

Für das Schnellschreiben in Vorlesungen ist außer für Formeln etc. eine verbundene Schreibschrift sicherlich grundsätzlich besser geeignet, hierfür kannst Du auch Buchstabenverbindungen einüben oder, besser noch, Dir Abkürzungen zurechtlegen (und-heit-ung-keit-lich muss man nicht mitschreiben). Auch der Vorschlag von red ist sehr praktikabel, ich habe ebenfalls so gearbeitet: Mitschreiben, ohne allzu sehr auf das Aussehen zu achten, und dann beizeiten die Mitschriften kondensieren und gliedern, indem das Wichtigste noch einmal in Reinschrift gebracht wird. Dabei wiederholst Du und hast durch eine normale Schreibhaltung, abseits vom Hocken in Bänken, auf dem Boden oder der Treppe des Vorlesungssaales, auch einen bequemen Platz und mehr Zeit.
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Johnson-Leser

Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Johnson-Leser » 23.07.2017 10:29

Für mich ist meine Handschrift ja der Ausdruck von Individualität und meinem Unvermögen schönschreiben zu können. Würde ich mir jetzt die Handschrift einer anderen Person aneignen, käme mir das wie Schauspielerei und Selbstverleugnung vor. Das ist aber nur meine persönliche Meinung zu der Frage.

Was Vorlesungs-, Seminar-, Vortrags- und Besprechungsmitschriften anbetrifft, konzentrieren sich viele auf die Handschrift, aber m. E. ist das eher eine Frage der Methode als der Handschrift. Unter den Bedingungen einer Sitzung ist nunmal nicht immer ein schönes Schriftbild hinzukriegen, besonders wenn es mal schnell geht, korrigiert werden muss oder unnütze Exkurse wieder gestrichen werden. Formale und handschriftliche Sorgalt kommt bei mir erst im Nachgang ins Spiel. Ich mache es traditionell so, dass ich meine Seite dreiteile in einen Hauptbereich innen, außen eine zirka vier Zentimeter breite Kolumne und ganz oben einen dritten Bereich, ebenfalls so drei bis Zentimeter hoch.

In den Hauptbereich kommen die Aufzeichnungen während der Sitzung, die müssen halt irgendwie lesbar sein, weil es darum geht, Inhalt und Struktur so gut wie möglich zu erfassen. An Formfragen verschwende ich da möglichst keine Aufmerksamkeit.

Zeitnah nach der Sitzung kommt dann die Nachbereitung in Ruhe. Jetzt kommen die beiden anderen Seitenbereiche ins Spiel. Da ich jetzt mehr Zeit habe, kann ich auch mehr Sorgfalt in die Handschrift und Lesbarkeit legen. In die Außenspalte kommen strukturierende Schlagworte, aus dem Text entwickelte (kleine) Schemata, griffige Definitionen, Quer- oder Literaturverweise, Widersprüche, Anschluss-Fragen (z. B. für persönliche Gespräche), Kontakte, (Nachbereitungs-)Aufgaben usw. usf. In den Bereich am Kopf der Seite kommt in eins, zwei Sätzen eine möglichst griffige Zusammenfassung dessen, was auf der Seite behandelt wird. In den eigentlichen Mitschriftenblock greife ich hin und wieder auch nochmal korrigierend ein (z. B. bei unleserlichen, unverständlichen oder inkorrekten Passagen). Da ich mit Bleistift schreibe, geht das perfekt. Sollte mit Füller aber genauso gehen (bis aufs Radieren).

Für mich seit dem Studium die Methode und für nahezu alle Formen von umfangreicheren Mitschriften adaptierbar. Da ich im Nachgang nochmal alles abstrahiere, strukturiere und zusammenfasse, findet automatisch sowohl Memorierung als auch eine Kritik statt. Parallel dazu kommen Mitschriftenbögen heraus, die man auch mal weiterreichen kann (und dafür Staunen erntet) und die sich perfekt zum späteren Nachschlagen oder für einen Überblick als Vorbereitung für die nächste Sitzung eignen.

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JulieParadise
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von JulieParadise » 23.07.2017 10:41

Johnson-Leser hat geschrieben:Für mich ist meine Handschrift ja der Ausdruck von Individualität und meinem Unvermögen schönschreiben zu können. Würde ich mir jetzt die Handschrift einer anderen Person aneignen, käme mir das wie Schauspielerei und Selbstverleugnung vor. Das ist aber nur meine persönliche Meinung zu der Frage.
Darum sind Handschriften anderer, die einem persönlich gefallen, ja auch nur eine Inspiration. Wenn man diese abgeguckten Formen dann übt und anpasst (Schriftwinkel, Verbindungen, Größenverhältnisse etc.) und immer wieder schreibt, verschleifen sie sich ohnehin mit der Zeit und es bildet sich eine individuelle Handschrift heraus.

Wenn jemand etwa perfektes Spencerian wie in diesen Büchern (https://www.amazon.de/Spencerian-Penman ... 073&sr=1-1) schreibt, ohne dass irgend etwas Eigenes hinzukommt, ist das zwar einerseits ganz hübsch, aber andererseits der Gipfel der Ödnis, da hast Du sicher recht. Zumal in diesem speziellen Fall die Schrift als Geschäftsschrift gedrillt gelehrt wurde und tatsächlich jegliche Individualität ausgemerzt werden sollte, um eine größtmögliche Austauschbarkeit und universelle Lesbarkeit zu erreichen. Da wurden quasi Schreibroboter herangezogen.
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von 14all41 » 23.07.2017 11:48

Lieber Johannes!

Die schlechte Nachricht zuerst (tut mir leid):
Der Höhepunkt der Gehirnentwicklung und damit der Synapsenbildung hast Du leider schon hinter Dir und damit ist Deine gewünschte motorische "Wissenserweiterung" nun etwas aufwändiger, daher also nicht aufgeben, sondern weiter am Ball bleiben.

Nun die gute Nachricht:
Du kannst Dir echt viel Antrainieren und dabei Deine bisherigen "motorischen" Erfahrungen nutzen, eine markante Handschrift ist Dir gewisse.

Hier werden ein paar Grundsätzliche Dinge über die Handschrift erklärt:
https://www.youtube.com/watch?v=YqtWm0B_ab8

Tipps einholen:
https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q= ... FhZoWoYl1Q

IMHO:s
-) Schreibenlernen muss Spaß machen und funktioniert nicht von jetzt auf gleich, also lass Dir Zeit und suche Dir stressfreie Zielpunkte.
-) Die Kleinbuchstaben sind eine Abwandlung der Großbuchstaben (siehe Video von Fr. Nichol oben). Das Verbinden der Buchstaben Deiner Blockschrift (bzw. Deiner modifizierten Großbuchstaben) könnte also ein lohnender Beginn sein.

Meine Wünsche zur Erreichung Deines Ziels sind Dir gewiss.

Herzliche Grüße
Peter

Downfall
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Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Downfall » 23.07.2017 12:33

Guten Morgen,

erstmal vielen Dank für die vielen Anregungen, ich werde das zu gegebener Zeit sicherlich noch ein zweites und drittes mal durchgehen :D

Ich habe mir jetzt auch schon eine Art Zeichensatz erstellt, final ist das noch nicht, aber irgendwo wollte ich anfangen. Zusätzlich habe ich mir mehrere Blätter in 2-1-2 Lineatur ausgedruckt und einfach mal ein wenig "herumgeschrieben", das sieht schon wirklich garnicht so schlecht aus. Ich werde das einfach mal jeden Tag üben und versuchen, soviel wie möglich davon auch in das alltägliche Schreiben einzubauen.

Was die Vorlesungsmitschriften angeht: Glücklicherweise schreiben wir dort weniger Fließtext, in einem Großteil der Vorlesungen gibt es sogar erstmal garnichts zum mitschreiben, lediglich Skripte zum Ausdrucken. Generell mache ich mir aber immer wieder gerne die ein oder andere Notiz dort hinein. Für die seltenen Vorlesungen bisher, wo wirklich einiges mitgeschrieben werden musste, würde ich mit einer eingeübten Kursiven vermutlich ohnehin schneller mitkommen als mit meinem Druckschrift-Gekrakel (damit bin ich nämlich nicht schnell und meine Hand verkrampft und ermüdet meist schon nach einigen Zeilen). Aber so eine Vorlesung gibts frühestens nächstes Semester, und das sind noch knapp vier Monate hin - Zeit also zum Üben ;)

Mir ging es eher darum, die mathematischen Begebenheiten trotz schön aussehender Schreibschrift gut festhalten zu können. Bei Gleichungen wie U=R*I ist sowas kein Problem, wenn aber jetzt auf kleinerem Raum Dinge wie (kg*m^2)/(A*s^3) untergebracht werden sollten, könnte der ein oder andere Schnörkel vielleicht etwas hinderlich werden. Ich stelle mir da noch dieses "Umschalten" zwischen der Schreibschrift und der Druckschrift etwas schwierig vor. Das ist auch etwas, woran vergangene Versuche oft etwas gehapert haben. Aber bei konzentrierter Übung sollte das wohl auch irgendwann zur Gewohnheit werden.

Eins noch: Die Individualität war mir auch wichtig, daher wollte ich ja auch nichts kopieren. Die Idee, einen eigenen Zeichensatz zu erstellen und dabei die Buchstabenelemente zu nehmen, die immer wiederkehren, hat mir da wirklich weitergeholfen :)

Vielen Dank nochmal für die vielen Anregungen und in diesem Sinne einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Johannes

Thom

Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Thom » 23.07.2017 13:14

Downfall hat geschrieben:Ich stelle mir da noch dieses "Umschalten" zwischen der Schreibschrift und der Druckschrift etwas schwierig vor. Das ist auch etwas, woran vergangene Versuche oft etwas gehapert haben. Aber bei konzentrierter Übung sollte das wohl auch irgendwann zur Gewohnheit werden.
Ja. Ich habe beim Studium zwar nicht allzuviel mitgeschrieben, weil die Zettel dann sowieso jedesmal verschwunden waren. Verwende aber schon "ewig" eine verbundene und eine Druckschrift, weil ich ansonsten Inhalte, die zweifelsfrei lesbar sein müssen, nicht mehr entziffern könnte. Ich habe das auch nicht "geübt", sondern wo erforderlich so gemacht und mittlerweile erfolgt das "Umschalten" auch mitten im Wort.

V.G.
Thomas

Johnson-Leser

Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Johnson-Leser » 23.07.2017 13:28

Für mich wären Formeln in Zierschnörkelschrift völlig unangemessen. Da passt Form nicht zum Inhalt, von der erschwerten Lesbarkeit mal ganz abgesehen. Als ich vor 20 Jahren studiert habe, galten "gemalte" Formeln darüber hinaus als überaus infantil.

Thom

Re: Schrift verbessern - nur wie genau?

Beitrag von Thom » 23.07.2017 13:34

Ja, ja, aber so wurde der Sprengstoff erfunden. :mrgreen:
Nein, Inhalt geht da ganz klar über Form.

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