Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

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Thom

Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Thom » 09.03.2018 11:52

Miyajima hat geschrieben:Ich habe in den 90ern, in der Grundschule, Schreibschrift gelernt, Druckschrift kannte ich da noch gar nicht. Als ich dann auf die weiterführende Schule kam, schrieben da auf ein Mal alle Schüler von anderen Grundschulen nur in Druckschrift. Das fand ich ganz toll und habe meine Schrift geändert. Ein paar jahre später gefiel mir die Schrift (mehr Schreibschrift als Druckschrift) von jemandem besonders gut, der m, n und h verkehrt herum schrieb und einen Strich über das u machte um dies von dem n zu unterscheiden und ich änderte meine Schrift erneut. Nach ein paar Jahren habe ich die Buchstaben wieder "richtig" herum gedreht, der Strich über dem u ist jedoch geblieben.
Nun schreibe ich einen wilden Mix aus Schreibschrift und Druckschrift und versuch nach und nach Buchstaben auszutauschen, damit sie mir besser gefallen. Aber so leicht wie ich meine Schrift damals ändern konnte geht es leider nicht mehr.
Das geht bei der "Handschrift" später auch nicht mehr so einfach, langsam kannst Du alles schreiben. Ein Bogen über dem kleinen "u" wurde in der Kurrent auch verwendet, Strich über dem "n" war Reduplikation.

viewtopic.php?f=17&t=16175&p=157205&hil ... ng#p157205

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Thomas

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HeKe2
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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von HeKe2 » 04.04.2018 23:28

Strombomboli hat geschrieben:
26.02.2018 13:50
V-Li hat geschrieben:"Sie schreiben noch Schreibschrift?"
Auch ich habe manche Druckschriftelemente in meiner Schreibschrift, das S vor allem, und das H schreibe ich mal so, mal so. Sonst schreibe ich aber, wie ich es als Kind in einer Schule gelernt habe, die, wie bei manch anderem, auch Volksschule hieß.
Das ist interessant. Bei mir habe ich das exakt gleiche Phänomen bei den großen Buchstaben H uns S festgestellt. Warum gerade die beiden?

Ansonsten bevorzuge ich eindeutig die Schreibschrift, auch wenn meine Druckschrift sicher besser zu lesen ist. Einzige Macke da: Ich mache auf große I auch einen Punkt. Meine Schreibschrift ist sicher nicht die schönste hier im Forum, da habe ich, auch von Männern, schon deutlich schönere in den Tintenbetrachtungen gesehen. Meine Druckschrift (meist Blockschrift) sieht viel ordentlicher aus und deshalb schreibe ich längere Texte eher in Schreibschrift, kurze Notizen im Beruf eher in Druckschrift.

Aber ist das nicht auch eine Altersfrage? Unsereiner lernte in (West-)Deutschland noch die "Lateinische Ausgangsschrift" (Was das ist, am besten bei Wikipedia nachsehen), meine Kinder aber die "Vereinfachte Ausgangsschrift". Die hat von vornherein viel mehr mit der Druckschrift gemein als die Schreibschrift von damals. Viel mehr einzelne Buchstaben als wie bei uns "schön aneinanderhängende" Buchstaben. Schönschreiben war dabei nun wirklich nicht mein Lieblingsfach - ja, sowas gab es bei uns im Westen auch in der Grundschule - und dennoch habe ich mir schon als Kind besondere Füller geleistet (Wenn ich die nur noch alle hätte, ich darf gar nicht daran denken). Jedenfalls wäre Druckschrift bei uns in den ersten vier Klassen auf keinen Fall durchgegangen. Die "Deutsche Kurrentschrift" habe ich mir dann als 10 oder 11-jähriger Schüler selbst beigebracht, weil ich Papas alte Bücher lesen wollte, die der schon von Opa bekommen hatte. Das Dumme ist nur, dass kann heute kaum noch einer lesen kann.

Hermann
Beste Grüße
Hermann

Rotschreiber

Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Rotschreiber » 05.04.2018 0:13

Miyajima hat geschrieben:
09.03.2018 9:55
Ich habe in den 90ern, in der Grundschule, Schreibschrift gelernt, Druckschrift kannte ich da noch gar nicht.
Das würde mich aber sehr wundern, wenn du in der Grundschule keine Druckschrift kennengelernt hättest. Damit fängt man normalerweise an und im Laufe des zweiten Schuljahres kommt die Schreibschrift dazu. Heute muss das aber nicht mehr zwingend so sein. Ob eine Schreibschrift gelehrt wird, häng vom Bundesland ab.

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Pelle13
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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Pelle13 » 05.04.2018 1:01

Dann oute ich mich hier jetzt mal als Dinosaurier: als ich eingeschult wurde, haben wir gleich mit der Schreibschrift angefangen (Druckschrift habe ich erst später kennengelernt) - sowohl in der Lesefibel (tut tut tut ein Auto) als auch beim Schreiben (endlose kleine "l" und "u" auf grauem A3-Papier).

Meine ersten Kinderbücher waren übrigens auch alle in Schreibschrift gedruckt.

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

meinauda
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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von meinauda » 05.04.2018 1:24

Da ist es bei mir wie bei Dagmar. Ich habe auch mit der Schreibschrift angefangen und auch Schreibschrift lesen gelernt. Die Druckschrift habe ich sicher auch schreiben gelernt, kann mich aber nur noch an das Lesenlernen der Druckschrift erinnern. Geschrieben haben wir im Unterricht und für die Hausaufgaben immer in Schreibschrift bis zur Entlassung. Die Fraktur haben wir ja auch gelernt ohne sie schreiben zu müssen. Dafür ergab der Schönschreibunterricht bei Lehrer Oppa Heinemann den Erwerb der Sütterlinschrift. Das ist nun aber auch schon über 60 Jahre her :D

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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Rotschreiber » 05.04.2018 8:03

Mann, seid ihr alt! :D

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Edelweissine
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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Edelweissine » 05.04.2018 8:50

Auch ich habe mit der Schreibschrift angefangen, 1972.
Das war mein Buch:
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Gruß,
Heike

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JulieParadise
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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von JulieParadise » 05.04.2018 10:32

Rotschreiber hat geschrieben:
05.04.2018 0:13
Miyajima hat geschrieben:
09.03.2018 9:55
Ich habe in den 90ern, in der Grundschule, Schreibschrift gelernt, Druckschrift kannte ich da noch gar nicht.
Das würde mich aber sehr wundern, wenn du in der Grundschule keine Druckschrift kennengelernt hättest. Damit fängt man normalerweise an und im Laufe des zweiten Schuljahres kommt die Schreibschrift dazu. Heute muss das aber nicht mehr zwingend so sein. Ob eine Schreibschrift gelehrt wird, häng vom Bundesland ab.
"normalerweise" ist hier schon gewagt, denn da gehst Du ja von Deiner Empfindung bzw. Erfahrung aus, die sich wohl aus den Berichten der meisten (auch nur etwas) Älteren nicht bestätigen lassen wird.

Auch in der DDR (ich bin Jg. 1980) hat man die Druckschrift natürlich von Beginn an lesen gelernt, geschrieben haben wir aber ausschließlich in Schreibschrift. Das Schreiben in Druckschrift hat man sich dann einfach aus den Büchern abgeguckt, richtig geübt haben wir das aber nie.

Heute (ich weiß nicht, seit wann und ob überall, in Berlin ist es jedenfalls so) lernen die Schulanfänger zuerst die Druckschrift lesen und schreiben. Wenn sie dann (oft erst im zweiten Schuljahr) mit beidem in der einheitlichen Form sicher sind, kommt die teilweise ja anders geformte Schreibschrift dazu und wird, zumindest hier, auch über ein ganzes dickes A4-Heft lang auch geübt. Ziel ist, diesen "Schreibschriftlehrgang" mit Ende der 2. Klasse komplett ausgefüllt und somit abgeschlossen zu haben.

Wenn ich mir die Mehrheit der Kinder ansehe (ich war insgesamt 4 Jahre lang mehrere Unterrichtstunden pro Woche ehrenamtlich in den Klassen meiner Kinder vor Ort), scheint dieses Vorgehen recht erfolgreich zu sein. Die Schrift der meisten Kinder empfand ich jedenfalls als recht ordentlich, gut lesbar und flüssig und zügig geschrieben. Da meine Gegend von Berlin als sozialer Brennpunkt gilt und man bei vielen Kindern von einem eher bildungsfernen Hintergrund ausgehen muss, ist das beachtlich.
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HeKe2
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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von HeKe2 » 05.04.2018 13:23

Hamburg scheint wohl darüber nachgedacht zu haben, wahlweise die Druckschrift zu lehren, Thüringen und Hessen machen das tatsächlich. Ansonsten lehren aber lt. Wikipedia wohl alle Bundesländer eine Schreibschrift, wenn auch munter durcheinander. Einfach mal "Ausgangsschrift" bei Wikipedia eingeben, da kann man es sehen. Ich kann mir das kaum vorstellen, aber es ist wohl so.

Steven B. R. E. Brown (SBREBrown) in seiner Eigenschaft als Psychologe hat ja mal einen Artikel darüber verfasst, dass die feinmotorische Fähigkeit des Schreibens die Gedanken quasi kanalisiere und so helfe, diese zu ordnen und sich zu konzentrieren und damit das Lernen an sich erleichtere (Why we are doomed when handwriting disappears?). Er kommt schon im Titel auf die Frage, die wohl auch der Grund für diese Umfrage ist: Geht diese Kulturtechnik verloren und wenn ja, was bedeutet das für uns? Tatsächlich war ich vor ein paar Wochen wegen einer Fortbildung nach äußerst langer Zeit mal wieder in einem der alten Hörsääle meiner Zeit an der Uni. Da hatte man an den alten Sitzreihen Steckdosen angebracht, damit die Klapperkisten namens Laptop da auch betrieben werden können. Und es kam auch aus einigen Ecken dieses tick-tick-tick-tick des Tastaturgeklappers. Verschwindet also mit der Schreibschrift irgendwann auch die Handschrift? Wenn man in dem Wikipedia-Artikel zur Ausgangsschrift unten das über Thüringen und Hessen liest, könnte man auf den Gedanken kommen. Dann bin ich mit meinem Spaß an der "Deutschen Kurrentschrift" nicht mehr der Exot, sondern weil ich überhaupt mit der Hand schreiben kann. :shock: Dann brauchen wir gar keine Füller und keine Tinte mehr. :cry:

Hermann

Mein Schulbuch hieß übrigens "Meine liebe Fiebel". Ist auch schon ein paar Jahre her.
Beste Grüße
Hermann

Tintenklex

Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Tintenklex » 05.04.2018 15:19

JulieParadise hat geschrieben:
05.04.2018 10:32
Heute...lernen die Schulanfänger zuerst die Druckschrift lesen und schreiben.
Was ich vor einigen Jahren als Resultat der neuen Schreiblernmethode, wonach die Kids alles so schreiben sollen, wie mans spricht, in einer Kladde eines damaligen Drittklässlers gesehen habe, lässt bei mir nur den Schluss zu, dass die Schulanfänger heute das Schreiben nur noch ungefähr (oder annähernd) lernen :mrgreen:

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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von JulieParadise » 05.04.2018 16:12

... und auch das halte ich für eine sehr kurz gegriffene Kritik. Eigentlich fast schon für diffamierend.

Es geht (ging) nämlich hierbei eher darum, anders als ich es tatsächlich in meiner Schulanfangsphase erlebt habe, den Spaß am Schreiben zu wecken und zu bewahren; einfach Losschreiben, Fabulieren, "ich kann das schon!", ohne immer gleich Angst haben zu müssen, dass am Ende "alles falsch" ist und der kleine Text, bei dem man sich so viel Mühe gegeben hatte, in lauter roten Korrekturen ertrinkt. Sicher ist da an mancher Stelle etwas zu wenig korrigierend eingegriffen worden, aber ein gesundes Augenmaß tut auch hier gut.

Als ich lesen und schreiben gelernt habe, durften wir für die ersten Aufsätze tatsächlich nur Wörter verwenden, die wir schon behandelt hatten. Was natürlich viel zu wenig war. Und wehe, man hatte da dann auch noch einen Fehler. Dummerle! So machte das keinen Spaß ...
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

Tintenklex

Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Tintenklex » 05.04.2018 17:31

Spass am Anfang ist die eine Sache - später einmal festgesetzte Fehler wieder raus zu bekommen, eine ganz andere. Auch das sehe ich an dem ehemaligen Drittklässler, der wirklich nicht schlecht in der Schule ist. Aber was sich da orthografisch in der Grundschule eingeschlichen hat, verfolgt ihn teilweise bis heute...

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Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von HeKe2 » 05.04.2018 18:06

Aber Rechtschreibung ist doch wieder ein ganz anderes Feld. Da hat jeder wieder eine ganz eigene Beziehung zu. Dabei ist es egal, ob nun in Druck-, Block- oder Schreibschrift. Da gab es auch schon viele Methoden, aber das gehört hier meiner Meinung nach nicht hin.
Beste Grüße
Hermann

Rotschreiber

Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Rotschreiber » 05.04.2018 18:07

...wobei später relativ ist. Rechtschreibregeln setzen in Klasse 2 ein.

Thom

Re: Eine kleine Umfrage zur Schreibschrift.

Beitrag von Thom » 05.04.2018 19:05

JulieParadise hat geschrieben:
05.04.2018 10:32
Auch in der DDR (ich bin Jg. 1980) hat man die Druckschrift natürlich von Beginn an lesen gelernt, geschrieben haben wir aber ausschließlich in Schreibschrift.
Kann ich bestätigen.
HeKe2 hat geschrieben:
05.04.2018 13:23
... dass die feinmotorische Fähigkeit des Schreibens die Gedanken quasi kanalisiere und so helfe, diese zu ordnen ...
Hat nicht funktioniert.

V.G.
Thomas

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