Antiqua für Linkshänder

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Susi
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Antiqua für Linkshänder

Beitrag von Susi » 16.10.2018 22:12

Mein Sohn ist Linkshänder und lernt in der Schule Antiqua mit einer Bandzugfeder 1,5 mm. Der Lehrer hat den Tipp gegeben, eine linksgeschrägte Bandzufeder zu verwenden, die schwer zu bekommen war. Ich hab nun eine gefunden und es ist leider unmöglich,
die Strichstärken so hinzubekommen, wie es sein soll. Alle Striche, die dünn sein sollten werden dick und umgekehrt. Eine linksgeschrägte Pfannenfeder haben wir auch schon probiert, da kann man gar keine Strichstärken schreiben. Außerdem reicht die Tinte für nicht einmal einen Buchstaben.
Meine Vermutung ist die, dass ein Linkshänder die richtigen Strichstärken gar nicht hinbekommen kann, egal ob er eine links- oder rechtsgeschrägte Feder verwendet. Liege ich da richtig?
Vielen Dank.

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Pelle13
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Re: Antiqua für Linkshänder

Beitrag von Pelle13 » 16.10.2018 22:37

Moin Susi,

stimmt, bei Linkshändern tritt fast immer das Phänomen auf, was Du so treffend beschreibst, weil die meisten Linkshänder ihre Schreibhand so halten, dass die Feder beim "Schieben" (quer schreiben) breit steht und beim "Ziehen" (senkrecht schreiben) schmal steht.
Abhilfe können da meiner Erfahrung nach (mein Sohn ist auch Linkshänder) nur zwei Sachen schaffen:
Man stellt die Feder beim Schreiben bewusst so, dass man auf ihre Schmalseite guckt, nicht von oben auf die Feder (dann bietet sich vermutlich auch eine Oblique-Feder an, die auf der linken Seite kürzer ist).
Oder, man treibt irgendwo eine Architect-Nib auf, damit sollten die meisten Linkshänder eine Strichvarianz hinbekommen, wie Rechtshänder mit Italic-Federn.

Ich hoffe, Du findest für Deinen Sohn eine passende Lösung!

Liebe Grüße,
Dagmar
Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. (Albert Einstein)

pejole
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Re: Antiqua für Linkshänder

Beitrag von pejole » 16.10.2018 23:01

Einen Tipp habe ich auch nicht parat, aber vielleicht helfen diese Links ein wenig weiter.

https://kallipos.de/linkshaender.htm

http://www.linkshaenderforum.org/forum/ ... hp?t=15817

Und noch ein Tipp von Federführend.

https://www.feder-fuehrend.de/blogs/sch ... nkshaender

Gruß, Martin

Susi
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Re: Antiqua für Linkshänder

Beitrag von Susi » 17.10.2018 18:53

Vielen Dank für die Antworten!
Trotz der guten Tipps hat er es leider noch nicht hinbekommen. Linkshänder sind da wirklich arm dran...

Tintenfinger
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Re: Antiqua für Linkshänder

Beitrag von Tintenfinger » 18.10.2018 20:50

Liebe Susi,

Ich bin auch Linkshänderin und habe mich eine ganze Weile lang an Kalligraphie versucht. Das wahre Problem dabei ist meiner Meinung nach nicht nur die verwendete Feder. Es ist wohl leider immernoch so, dass Lehrer nicht lernen, wie man Linkshändern das Schreiben beibringt und die Linkshänder sich dann alle möglichen abenteuerlichen Handhaltungen angewöhnen, um die eigene Schrift nicht zu verwischen. Kalligraphie kann so nicht funktionieren, dafür muss man sich eine passende Handhaltung angewöhnen. Das braucht vielleicht aber mehr Zeit und Geduld als im Kunstunterricht vorhanden ist.

Von dem Tip, das Blatt um 90° zu drehen halte ich übrigens wenig, da es dabei schwer ist, die Wirkung der gesammten Arbeit zu sehen und damit Dinge wie Verteilung auf dem Blatt und Schwung der Schrift spontan richtig hinzukriegen. Es ist aber sicher eine Möglichkeit, wenn es nur darum geht den Kunstunterricht zu überstehen.

Wenn man Antiqua oder humanistische Kursive schreibt, dann muss der dünnste mögliche Strich entstehen, wenn der Strich mit den senkrechten Linien (etwa auf Kästchenpapier) einen 30°-Winkel bildet. Das hat der Lehrer den Schülern hoffentlich erklärt. Es ist anfangs günstig, entsprechende Hilfslinien auf das Papier zu zeichnen, oder zumindest Kästchenpapier zu verwenden damit man die horizontalen Linien als grobe Orientierung hat. Man muss halt einen Weg finden, das bequem zu erreichen. Ich habe es so gelernt, dass man eine linksschräge Feder verwendet und die Hand in möglichst steilem Winkel unter der Schreiblinie hält, so dass sie nichts verwischt. Dabei darf man nicht mit den Fingern an der Feder kleben sondern den Stift so 1 cm rausschauen lassen. Bei mir klappt das viel besser, wenn ich nicht eine gekaufte Linkshänderfeder verwende, sondern die viel steiler linksschräg anschleife, auch so 30°- 40°. Es ist vielleicht sinnvoll, anfangs mit einem (notfalls zurechtgeschnittenen) schrägen Marker zu üben, um sich ganz auf die neue Handhaltung und Stiftführung zu konzentrieren, ohne sich mit der ebenfalls ungewohnten Feder rumschlagen zu müssen.

Wenn ich mit einer geraden Feder schreiben muss weil ich z.B einen Parallel Pen 6 mm verwenden will, dann schreibe ich mit "Hakenhand" von über der Schreiblinie und halte mit den Fingern noch mehr Abstand von der Feder, mindestens 2 cm, den Stift leicht nach links. So bekommt man den richtigen Winkel auch hin. Für mich ist das toll für einzelne Wörter, Fließtext will ich so aber nicht schreiben müssen, obwohl ich vor dem Kalligraphie-Training selber von oben geschrieben habe. Ich habe auch noch von keinem Profi gehört der sowas empfielt. Falls dein Sohn allerdings sowiso von oben schreibt wäre das auch eine Möglichkeit, den Kunstunterricht zu überstehen. Wichtig ist halt, dass er das mit dem Winkel versteht und anfangs ganz langsam und bewußt schreibt.

Und übrigens, wenn der Lehrer das ganze benoten will würde ich an deiner Stelle zu dem hingehen und sagen, das kann er nicht machen, wenn er unfähig ist einem Linkshänder zu erklären, was der überhaupt machen soll. Ich bin mir auch relativ sicher, dass dein Sohn nicht der einzige in der Klasse mit dem Problem ist, auch die Rechtshänder kriegen heute oft völlig ungenügenden Schreibunterricht.

Grüße von der anderen Susi :)

Thom

Re: Antiqua für Linkshänder

Beitrag von Thom » 18.10.2018 23:20

Na ja, da will ich mal nicht so sein.

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Thomas

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duckrider
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Re: Antiqua für Linkshänder

Beitrag von duckrider » 19.10.2018 11:43

Hallo Susi,
dass es ein Linkshänderforum gibt, das ist Dir sicher bekannt:
http://www.linkshaenderforum.org/forum/ ... hp?t=15817

Darf ich mal neugierig sein und fragen, welche Schulart & -klasse Dein Sohn besucht?
Meiner ist mittlerweile 16 Jahre und hat eine Sauklaue, die einem 3jährigen gebühren würde. Er hat in seiner gesamten Schullaufbahn keinen Schönschreibunterricht gehabt, ihm kann ich also keine "Schuld" geben.
Meine Klaue ist aufgrund fehlender Übung im Laufe der Jahre wahrlich nicht besser geworden, aber ich hatte als Grundschüler Mitte der 60er hunderte Blätter mit Schwüngen, Kringelen und Zacken zu malen, bevor wir die ersten "echten" Buchstaben schreiben durften. Antiqua hatten wir jedoch nie...
Ich will hier keine "früher war alles besser" Diskussion starten, das gibt es schon zur Genüge. Aber ein solches schulisches Angebot finde ich toll.

liebe Grüße und Deinem Sohn allen Erfolg in seinen Bemühungen.
Thomas

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