Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

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pejole
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von pejole »

lobstergirl hat geschrieben:
18.11.2018 21:30

Wie haltet ihr das mit den Rechtschreiberegeln, wenn ihr eigene Texte, also z.B. Briefe, schreibt?
Ich schreibe zwar "daß" anstatt "dass", "Fluß" statt "Fluss" etc. und bemühe mich, endlich die verdammten s-Regeln richtig draufzubekommen, aber ich krame jetzt nicht die alten Rechtschreiberegeln wieder raus und verfalle in die "sehr vereehrte gnädige Dame"-Sprache.
@lobstergirl,

Ja da hast du Recht, das ist wirklich irreführend. Ich versuche zumindest wenn am Wortende ein ss wie Fluss in Kurrent ein ß zu schreiben, geht auch fast nicht anders wie du an den Beispielen im Foto siehst, ein doppeltes rundes s in Kurrent gibt es nicht, ein doppeltes langes s am Ende geht auch nicht da dann zumindest das letzte s wieder ein rundes sein müsste. In Wörtern wie z.B. vergesslich welches in Kurrent mit ß geschrieben wird wie wohl auch in alter Schreibweise da schreibe ich dann einfach ein doppeltes langes s wenn ich nicht so genau weiß was nun richtig ist. Was solls, Schule haben wir hinter uns und Rechtschreibfehler bewerten wir hier nicht.

@Thom
kann es sein dass in Kurrent ein ß auch aus hs bestand, ich meine ich hätte das schon mal gesehen.

Gruß, Martin
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20181118_215556.jpg
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Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

pejole hat geschrieben:
18.11.2018 23:05
@Thom
kann es sein dass in Kurrent ein ß auch aus hs bestand, ich meine ich hätte das schon mal gesehen.
Hallo Martin,

ich weiß auch wo, das ist aber kein deutsches "h", sondern ein lateinisches langes "s".

V.G.
Thomas

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pejole
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von pejole »

agathon hat geschrieben:
18.11.2018 22:28
fismoll hat geschrieben:
18.11.2018 22:21
Kurrent war niemals Kalligraphie, sondern Gebrauchs-(Kanzlei-, Kontor-)Schrift. Aber diejenigen, die das damals gelernt haben, wurden darin gedrillt, nicht ganz ohne Grund.
Gilt nicht für alle! Ich hab‘ da auch schon richtige „Sauklauen“ gesehen, die kaum zu entziffern sind.

Grüße

agathon

@ agathon,
Kalligraphie war Kurrent gerade nicht, aber es gab schon Leute welche diese Schrift sauber und akkurat drauf hatten wie die Köchin welche sich 1890 das Rezept für einen Sandkuchen in ihr Rezeptebuch schrieb, in etwas mehr als 1mm Größe, schon bewundernswert.
20181118_223855.jpg
20181118_223855.jpg (267.32 KiB) 4581 mal betrachtet
Bei mir hat sich mit der Zeit auch eine eigene Handschrift in Kurrent entwickelt wie man im Foto sieht. Wenn es schneller gehen muss wie beim Tagebuchschreiben nehme ich den Füller, einen M 600 mit der EF Feder eines M200, mit diesem lässt sich hervorragend auf dem doch ziemlich weichen Büttenpapier schreiben, und das Schreibtempo ist würde ich mal sagen genau so schnell wie bei meiner normalen Handschrift geworden. Dagegen würde ich den Spruch auf der linken Seite mit Spitzfeder geschrieben heutzutage schon eher als Kalligraphie ansehen.
Tagebuchseite nur mit blabla<br />M600 mit EF Feder vom M200
Tagebuchseite nur mit blabla
M600 mit EF Feder vom M200
IMG_20181118_141924.jpg (120.31 KiB) 4581 mal betrachtet
Gruß, Martin
agathon
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von agathon »

Hallo Martin,

das ist halt der Unterschied zwischen „zügig geschrieben“ und „langsam gemalt“ der den Unterschied zwischen Alltagsschrift und „Kalligrafieschrift“ ausmacht. Zur letzteren gehört natürlich auch noch die Blattgestaltung. Imposant finde ich aber immer, wenn Schreiber selbst beim Schnellschreiben die Buchstaben immer noch sehr akurat hinbekommen und dadurch auch die Gleichmäßigkeit im Schriftbild erzielen.

Grüße

agathon
Zuletzt geändert von agathon am 18.11.2018 23:49, insgesamt 1-mal geändert.
pejole
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von pejole »

@ Thom,

kann man drüber streiten. Namen und Städtenamen wurden ja damals in lateinischer Schrift geschrieben, aber das h sieht mir doch schon sehr nach Kurrent aus, vielleicht hat der Schreiber im Eifer des Gefechts da was verwechselt.

Gruß, Martin
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

Martin, man kann streiten, aber das ändert nichts.

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(Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... schine.jpg )

V.G.
Thomas
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JulieParadise
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von JulieParadise »

(Kleines Geständnis: In der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit kritzle ich gern in mein Notizbuch, meist in sehr schräger und enger Kurrentschrift [3:1:3]. Wenn dann mal jemand drauf schielt, freue ich mich diebisch, dass garantiert so gut wie nix davon entzifferbar ist.)
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

Martin, siehst Du, hier auf dem Etikett ist es auch in "Halberstadt".

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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von pejole »

@ Thom,

hast mich überzeugt, wieder was dazu gelernt.

Gruß, Martin
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

So, liebe Kurrentfreundinnen und -freunde, damit das Ganze vorangeht, solltet Ihr jetzt fleißig die Kurrentbuchstaben üben,
sonst piekse ich Euch nämlich mit dem langen "s". Bild

V.G.
Thomas
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fismoll
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von fismoll »

Weil bald Weihnachten ist ( ;) ) stelle ich zwei hastig gestrickte Linienblätter für Kurrent hier ein, die beliebig verwendet, weitergereicht oder verworfen werden dürfen: x-Höhe 3mm, Schräglage 55°. Einmal mit 100 % Deckkraft und einmal mit 40% zum direkten Draufschreiben.
Die x-Höhe habe ich bei der Schräglage nicht größer gemacht, weil die langen Buchstaben (f, h, s, ß, E, G, H, J, P, Q, Y, Z) sonst noch länger werden, was am Anfang ziemlich anstrengend ist, finde ich. Dies dann durch eine geringere Schräglage aufzufangen, rückt die geschriebene Schrift wieder ziemlich nach Sütterlin hin, irgendwie gefällt mir das nicht. Die einzelnen Systeme haben ein wenig Abstand, damit Unter- und Oberlängen nicht so ineinander laufen.
Zur Benutzung (bei mir wenigstens klappt das so): Das Blatt gerade vor sich hinlegen und so lange nach links drehen, bis die schrägen Linien senkrecht stehen. Und dann: Nur Mut!
Falls allerdings echter Bedarf nach anderen Maßen dieser Blätter besteht (andere Schräglage, andere Zeilenverhältnisse), kann ich die gelegentlich auch umbauen, das ist nicht soo ein Riesenaufwand. Wer die Blätter lieber als pdf-Datei haben möchte, der schicke eine PN, pdfs speichern lässt das System hier nicht zu. Viel Spaß beim Üben ... :)
Linienblatt Kurrent 6-3-6 mm 100 Prozent.png
Linienblatt Kurrent 6-3-6 mm 100 Prozent.png (149.02 KiB) 4478 mal betrachtet
Linienblatt Kurrent 6-3-6 mm 40 Prozent.png
Linienblatt Kurrent 6-3-6 mm 40 Prozent.png (107.49 KiB) 4478 mal betrachtet
Beste Grüße - André

Ganz ohne Musik geht's selbst im Jazz nicht ...
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Pennino
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Pennino »

JulieParadise hat geschrieben:
18.11.2018 23:48
(Kleines Geständnis: In der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit kritzle ich gern in mein Notizbuch, meist in sehr schräger und enger Kurrentschrift [3:1:3]. Wenn dann mal jemand drauf schielt, freue ich mich diebisch, dass garantiert so gut wie nix davon entzifferbar ist.)
Ciao Sina,

so hab ich das auch gemacht. Nebenbei Kurrentbuchstaben kritzeln und kleine Sätze schreiben ist eine gute Übung.
Und ja, die Neugierde ist groß, weil es im "normalen" Umfeld keiner lesen kann und das amüsiert mich sehr. :)
Allerdings sollte ich wieder öfter kritzeln, bin nicht mehr so in Form ….

Grüße
Pennino
" Il pennino è l'anima di una penna stilografica "
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lobstergirl
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von lobstergirl »

OK, hatte mich erst zurückhalten und diesen Faden studieren wollen, bevor ich euch ein Beispielgeschreibsel von mir präsentiere. Aber das ist ja so schnell und so ermutigend "explodiert", dass ich die Zurückhaltung ablege und so zeige ich hier einen Auszug aus "Die Abenteuer des starken Wanja" von Otfried Preußler.
(Ich schreibe 3 seiner Bücher zur Übung ab: "Die kleine Hexe" in meiner eigenen Handschrift, "Krabat" in Deutscher Schrift auf französischer Lineatur, und eben "Wanja" im freestyle-Format. Also sozusagen in meiner Deutschen Handschrift, die keinen Anspruch auf kalligraphische Vollendung erhebt, dafür aber immer alltagstauglicher wird und sich schon fast wie von selbst schreibt, und das war mein Ziel :) )

der starke wanja_beispiel.jpg
der starke wanja_beispiel.jpg (361.29 KiB) 4390 mal betrachtet

Und ab sofort übe ich noch die Schräglage, denn der gute "fismoll" hat mir seine Übungsblätter zugeschickt - vielen Dank auch an dieser Stelle dafür!
--Silvia

Flora Bora Slam, mothercrackers.
(Sam of Dragons / A Wish Upon the Stars, by T.J. Klune)
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

lobstergirl hat geschrieben:
19.11.2018 22:55
Aber das ist ja so schnell und so ermutigend "explodiert", dass ich die Zurückhaltung ablege und so zeige ich hier einen Auszug aus "Die Abenteuer des starken Wanja" von Otfried Preußler.
Das ist doch schonmal was! Wir können aber das Tempo nicht durchhalten, das weiß ich jetzt schon.
Julie liest die Frau Mücke und schreibt dann den Kafka ab, das klaue ich jetzt mal. Bevor die das merken, bin ich wieder weg.


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lobstergirl
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von lobstergirl »

Oh, das sieht aber richtig toll aus.
So eng beieinander kann ich nur im Korsett der französischen Lineatur schreiben, weil ich da so mit den pinseligen Linien beschäftigt bin, dass ich sehr, sehr langsam schreiben muss. Wenn ich frei schreibe, dann wird es automatisch breiter - meine reguläre Handschrift ist aber auch nicht schmal. Ich breite mich halt gerne aus :)
--Silvia

Flora Bora Slam, mothercrackers.
(Sam of Dragons / A Wish Upon the Stars, by T.J. Klune)
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