Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

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meinauda
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von meinauda »

Nix mit Alohol, Leber spielt verrückt.
Ein schönes Weinglas mit leckerem Rhabarbersaft habe ich hier : Prost
und dabei einen, mit zum Teil stumpfen Bleistift in kleinstem Kurrent (Kleinbuchstaben 1mm) geschriebenen Brief einer besorgten, sehr detailliert erzählenden, Papier sparenden Mutter an ihren Soldatensohn von 1942.
Links den Brief, rechts die Lupe und das Weinglas und mit einem Finger Wort für Wort in die Tastatur transkribiert.
Feldpost zu transkribieren ist manchmal etwas langweilig, wenn es nur um warme Socken oder nur Grüße, dass man lebt,geht. Aber in der Regel finde ich sie sehr bewegend und historisch sehr interessant, insbesondere wenn man mit dem Auftraggeber darüber ins Gespräch kommt.
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Mahlekolben
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Mahlekolben »

Dann: Zum Wohle!

Diese Feldpost... Die Zeiten waren andere. Heute werden auf politischer Ebene Sanktionen erteilt, Aufträge zurück genommen, Konten gesperrt, und Zinsen auferlegt.

Früher war die Informationsbeschaffung eine andere. Ein Brief dauterte Wochen, wenn nicht gar Monate, bis er seinen Empfänger erreichte. So manches Mal ging ein solcher Brief auch ins Leere.

Auch die Bildung an sich war eine andere, jedoch näher am Leben selbst.

Die Briefe, die Du in den Händen hältst, sind vielleicht unter Umständen geschrieben worden, wie wir sie uns nicht vorstellen können.

Wenn nun ein Soldat in die Heimat schreibt und um Zusendung eines Paares Socken bittet, so ist das in diesen Zeilen sein höchstes Anliegen gewesen. Schaue dazu vielleicht mal nach "Grabenfüße". Sie entstehen aus dem Problem, wochenlang die Stiefel nicht ausziehen zu können, geschweige denn, die Socken zu waschen. Ständig kalt und nass durch das Verharren im Graben. Und trotzdem weiter machen müssen...

Oftmals wurde den Angehörigen zu Hause auch gar nicht alles mitgeteilt, um sie bloß nicht zu beunruhigen.

Das, was Du da in den Händen hältst, sind Zeugnisse aus schlimmen Zeiten. Es ist sicher schwer, objektiv damit umzugehen.

Schwere Kost!
Viele Grüße

Michael
meinauda
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von meinauda »

Da hast Du völlig recht.
Ich hatte vor ein paar Monaten einen Ordner mitca. 600 Ansichtskarten vor mir, mit nur wenigen Worten, manchmal kaum ein ganzer Satz in schlecht zu lesender Schrift beschrieben. Das war ein etwas langweiliger, zeitintensiver Auftrag. Ein Kollege bat mich als Zweitleser unleserliche Worte mit zu erkennen.
Zu zweit eine Nachschau zu einem schwierigen Dokument zu machen, ist für mich immer wieder auch ein besonderes Vergnügen.
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

fismoll hat geschrieben:
25.11.2018 9:51
Solange die Forum-SW hier Eigenleben entwickelt, besser keine Fotos vom iPad aus einstellen ...
Die Forum-Software entwickelt aber kein Eigenleben, sondern die Bilder. Laut Exif-Daten ist die 0-Reihe unten und die 0-Spalte rechts. Ich bin mal so frei.

052E50E3-5BC7-4FB7-9811-974038060F6A.jpeg
052E50E3-5BC7-4FB7-9811-974038060F6A.jpeg (181.44 KiB) 4180 mal betrachtet
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4700F389-2E95-4093-A1B9-7BCCD97CD2E5.jpeg (178.38 KiB) 4180 mal betrachtet

V.G.
Thomas
meinauda
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von meinauda »

Danke, aber warum funktioniert das auf Instagram immer tadellos, da fotografiere ich ja auch *falsch * rum?
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

Else Marie, ich kann da auch nur spekulieren. Vermutlich liest die Instagram-Software die Exif-Daten und dreht dann das Bild automatisch in die Standardposition.

V.G.
Thomas
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fismoll
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von fismoll »

Die auf dem Kopf stehenden Fotos stehen außerhalb des Forums nicht auf dem Kopf. Wenn ich sie auf den Desktop ziehe, werden die Thumbnails sofort richtig herum angezeigt, die Bildbearbeitungs-SW gibt als EXIF-Daten tiff:orientation = 1 (Reihe 0 = oben, Spalte 0 = links, vom Betrachter aus gesehen) aus. MMn ist das "richtigherum", irgendeine andere SW muss dem Bild die Anweisung geben, sich um 180° zu drehen (oder liest die EXIF-Daten falsch aus).
Beste Grüße - André

Ganz ohne Musik geht's selbst im Jazz nicht ...
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Mahlekolben
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Mahlekolben »

Den Trick kenne ich: Das hat Thom mit mir auch schon gemacht.
Viele Grüße

Michael
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

Natürlich gibt's noch zig andere Möglichkeiten, ich habe noch nichtmal ein iPad. :) Wir können das noch ewig durchdiskutieren oder Else Marie dreht mal testweise das Brett rum und dann sehen wir weiter.
meinauda
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von meinauda »

Neuer Versuch, nur blöd, dass jetzt auf meinem iPad und in meiner Fotogalerie dieses Foto Kopfstand macht, aber das kann ich ja drehen :D
C5A2CE5C-4376-4F23-995F-3375E7F7D602.jpeg
C5A2CE5C-4376-4F23-995F-3375E7F7D602.jpeg (83.86 KiB) 4099 mal betrachtet
Trotzdem weiter zum Thema: dieses hier ist ein Brief von meiner damals 10jährigen Mutter an ihren Bruder Thelenius 1921.
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

Hervorragend, nach den Exif-Daten ist es immernoch gedreht, jetzt ist es falsch rum Falschrum, so geht's.

V.G.
Thomas
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Mahlekolben
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Mahlekolben »

Das hat Deine Mutter im Alter von nur 10 Jahren geschrieben?

Unfassbar, wie erwachsen, ruhig, gekonnt und erfahren diese Handschrift wirkt!
Viele Grüße

Michael
meinauda
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von meinauda »

Mahlekolben hat geschrieben:
26.11.2018 13:18
Das hat Deine Mutter im Alter von nur 10 Jahren geschrieben?

Unfassbar, wie erwachsen, ruhig, gekonnt und erfahren diese Handschrift wirkt!
Ihre spätere lateinische Schreibschrift war auch perfekt! Sie musste ihrer Mutter jede Woche eine Brief schreiben. Das hat sie wohl auch bis zum Tode meiner Großmutter bis zu ihrem 35. Lebensjahr gemacht.
Hm, ich sollte meinen Kindern vielleicht auch mal Briefe schreiben.
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lobstergirl
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Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von lobstergirl »

Ich habe mir heute ein Fässchen Smoky Quartz gegönnt, um das ich schon länger herumgeschlichen bin. Dachte eigentlich, mit MB's Toffee Brown "meinen" Braunton gefunden zu haben, aber dann irgendwie doch nicht.
Daheim gleich in einen meiner Nib Creapers gefüllt und mal wieder ein bisschen aus "Krabat" abgeschrieben:
IMG_1204.jpg
IMG_1204.jpg (397.59 KiB) 4010 mal betrachtet

Ich bin doch recht zufrieden damit wie flüssig das inzwischen funktioniert mit der Kurrent. Sieht schon wie eine richtige Handschrift aus und nicht mehr nach Schreibübung. (In meiner lateinischen Handschrift haben einige Buchstaben übrigens auch die Tendenz, in eine andere Richtung zu kippen. Manchmal. Manchmal auch nicht. Das scheint sich in der deutschen Schrift fortzusetzen, trotz aller Hilfslinien.)

Vor ein paar Monaten sah das noch so aus:
IMG_1205.jpg
IMG_1205.jpg (386.87 KiB) 4010 mal betrachtet
Auch nicht übel, aber doch noch ein bisschen gestelzt.
(Das müsste mit meinem Ahab und der MB Irish Green sein - ich finde die Noodlers sehr schön zum Üben und Schreiben der Kurrent.)

Ich hätte nicht gedacht, dass es doch so viele Menschen gibt, die die schöne deutsche Schrift ebenfalls üben :) Irgendwie dachte ich immer, ich sei eine verschrobene Spinnerin...
--Silvia

Flora Bora Slam, mothercrackers.
(Sam of Dragons / A Wish Upon the Stars, by T.J. Klune)
Thom

Re: Kurrent, Sütterlin und Offenbacher

Beitrag von Thom »

lobstergirl hat geschrieben:
26.11.2018 21:43
Irgendwie dachte ich immer, ich sei eine verschrobene Spinnerin...
Jetzt schlägt's aber dreizehn.
Thom hat geschrieben:
04.04.2018 23:19
Wenn Du mich fragst, war das die Schrift der deutschen Dichter und Denker. :)
V.G.
Thomas

P.S. Mich würde aber gelegentlich mal interessieren, mit welchem Programm Else Marie die Bilder auf dem iPad verkleinert.
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