Schönschreiben

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JE50

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Beitrag von JE50 » 19.03.2019 10:16

Dieses Bild aus meiner Fotosammlung ist mir heute beim Zusammenstellen eines Vortrags untergekommen. Es zeigt die Mädchenklasse einer Klosterschule aus dem Jahr 1915 mit den damals üblichen Schulbänken, Tintenfässern und Federstielen.
Klagenfurt, Ursulinen 1915 (01).jpg
Klagenfurt, Ursulinen 1915 (01).jpg (486.47 KiB) 3654 mal betrachtet
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Linceo
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Re: Schönschreiben

Beitrag von Linceo » 19.03.2019 11:11

Solche Photos liebe ich... da fangen in meinem Kopf Geschichten an, sich von selbst zu erzählen, Filme gehen ab... Kittel über den Kleidern, Schleifen auf manchen Köpfen, sogar ein Mädchen im Matrosenkleid. Die Lehrbilder an der Wand...

Magst oder kannst Du mehr zu diesem Bild sagen, Joachim? Weißt Du, wo es aufgenommen wurde? Auf dem Land, in der Stadt? Kennst Du jemanden auf dem Bild?

Ich hatte in den letzten Jahren das wirklich große Glück, drei historische Photoalben aus meiner Familie geschenkt zu bekommen: das meiner Großmutter mütterlichseits, das meiner Mutter und das meines Vaters. In alle drei Alben hatten die Eltern, die diese Alben anlegten, auch Bilder der Ahnen eingeklebt... So stammen die ältesten Bilder in Omas Album aus den 1860er Jahren. Manche Bilder wurden beim Photographen aufgenommen, andere zeigen Alltagssituationen, Reisen etc.

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Re: Schönschreiben

Beitrag von JE50 » 19.03.2019 11:58

Servus Donate!
Sehr viel kann ich leider nicht dazusagen. Das Bild gehört zu meiner Sammlung historischer Aufnahmen und stammt aus dem Besitz einer Lehrerfamilie, die zum Zeitpunkt der Aufnahme (1915) in Eisenkappel, einem Markt in Südkärnten lebte. Die Urenkelin, hat mir rund 40 Fotos aus verschiedenen Dienstorten des Vaters vor einigen Jahren überlassen, wusste aber selbst kaum etwas dazu. Bis jetzt konnte ich lediglich die Orte identifizieren.
Das Foto der Schulklasse wurde 1915 im Klagenfurter Ursulinenkloster aufgenommen. Die Ursulinen widmen sich hier seit 1683 der Mädchenbildung und hatten früher auch ein Pensionat dabei. Noch heute ist diese Schule sehr beliebt, sie ist mittlerweile ein sehr großer Schulbetrieb. http://www.nms-ursula.ksn.at/
Besten Gruß - Joachim

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Re: Schönschreiben

Beitrag von Tenryu » 19.03.2019 12:18

Wenn ich das Bild mit meiner eigenen Schulzeit vergleiche, dann ist das erschreckend modern. Die hatten richtige Stühle. Bei uns waren die Stühle mit den Schulbänken verschraubt. Und die Tintenfässer waren in den Bänken versenkt. (Zu meiner Zeit allerdings schon ohne Tinte drin.) Die restliche Ausstattung, dicke graue Wände, veraltete Landkarte usw. hatten wir auch. :)

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Re: Schönschreiben

Beitrag von meinauda » 19.03.2019 13:13

Tolles Foto. Was mir besonders auffällt ist die Tiefe der Tische, fast für Gruppenarbeiten geeignet! Aber sowas machte man 1915 möglicherweise noch nicht!.

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Re: Schönschreiben

Beitrag von desas » 19.03.2019 13:19

Ich glaube, diese Anordnung mit einzelnen Stühlen und großen Tischen war eine Notlösung. Eventuell Bestuhlung aus/für Gemeinschaftsraum/Speisesaal o.Ä.

Die Schulbänke aus einem Guss, gerne als Zweier, mit Aufnahme für Tintenfass waren sehr lange Standard.
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Re: Schönschreiben

Beitrag von Wrighter » 31.08.2020 2:54

desas hat geschrieben:
19.03.2019 13:19
Ich glaube, diese Anordnung mit einzelnen Stühlen und großen Tischen war eine Notlösung. Eventuell Bestuhlung aus/für Gemeinschaftsraum/Speisesaal o.Ä.

Die Schulbänke aus einem Guss, gerne als Zweier, mit Aufnahme für Tintenfass waren sehr lange Standard.
Das muss nicht zwangsläufig so gewesen sein. Die sogenannten Subsellien, also Schulbänke, bei denen Bank und Tisch eine feste Einheit bildeten (siehe Bild) und in die meist auch Tintenfässer, fest eingelassen waren, wurden zwar bei uns in der Mitte des 20. Jahrhunderts abgeschafft, aber sicherlich nicht überall gleichzeitig. In Klagenfurt, das ja in Österreich liegt, tat man das vielleicht sogar früher. Da es sich bei dem ersten Bild, dazu noch um eine Klosterschule handelt, die ja ohnehin durchaus völlig anders als staatliche Schulen eingerichtet gewesen sein kann, ist es aber auch durchaus möglich, dass diese Klosterschule eben eine moderne Führung hatte, die diese Umstellung schon sehr früh vollzog. Gut möglich ist auch, dass die Räume nicht nur für den Kinderschulbetrieb genutzt wurden, sondern dass das Kloster, nach Schulschluss, darin auch Bibelstunden gab oder Erwachsenenbildung betrieb und von daher eine multifunktionale Bemöbelung gewählt wurde.

Bild
Herzliche Grüße
Ralf
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Re: Schönschreiben

Beitrag von meinauda » 31.08.2020 3:21

Ich habe bis 1958 In NRW auf solchen Schulbänken mit eingelassenen,
anfangs auch noch mit Tinte befüllten Tintenfässern, gesessen.
Erst im Schulneubau waren Tisch und Bank getrennt und wir saßen mit 64 Schülerinnen und Schülern auf eigenen Stühlen an Zweiertischen im Frontalunterricht.
Bis dahin gab es auch im Fach Schrönschreiben die Unterweisung in Sütterlin.

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