"Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

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meinauda
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von meinauda »

Diese Ungleichheiten haben mir schon mit 16 Jahren eine Schreibnote ‚ausreichend’ eingebracht.
(Einschulung 1953)
Die Internatsleiterin hatte mir sogar Schreibübungen zur Besserung verpasst.
Es ist aber unbeeindruckt davon im Laufe der Jahre noch individueller geworden und hat noch mehr Buchstaben in meiner Alltagsschrift erfasst.
Mit Spaß habe ich daraufhin meine Seiten zum Goldenen Topf von E.T.A. Hoffmann angeschaut. :D

Übrigens will ich meine Zwiebelfische gar nicht los werden. Obwohl mich dieses Phänomen beim Transkribieren von ganz alten Kurrentbriefen schon an meine Grenzen bringt.
SpurAufPapier
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von SpurAufPapier »

Was mich an meiner Schrift stört, ist noch nicht einmal der Buchstabe, der aus der Reihe fällt, sondern dass ich eben diesen einen Buchstaben unterschiedlich schreibe. Also nicht z. B. alles in Schreibschrift und nur das "B" in Druckschrift - das wäre noch in Ordnung. Sondern mal so, mal so. Betrifft verschiedene Buchstaben.
Grüße
Vikka

Das Leben ist zu kurz für schlechte Schreibgeräte
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Andreas Weber
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Andreas Weber »

Den Begriff des „Zwiebelfischs” gibt es auch im Desktop Puplishing, so hab' ich ihn kennengelernt. Da passiert es nicht, weil eine Letter in den Setzkasten der falschen Schrift abgelegt wird, sondern weil z.B. eine Auszeichnung als Zwischenüberschrift einen Buchstaben zuviel erfaßt hat oder beim Löschen/Verschieben von Textabschnitten ein Buchstabe stehenbleibt.
Ein Zwiebelfisch ist dabei im eigentlichen Sinn ein Buchstabe, der nicht zur Schriftart des umgebenden Texts paßt. Den gleichen Buchstaben unterschiedlich zu schreiben ist eigentlich typographisch ein Einsatz alternativer Glyphen, wenn alle zur gleichen Schrift gehören ;)
Meine eigene Handschrift ist ein Bastard aus einer Italic à la Fairbank und einigen Buchstaben, die eher der lateinischen Ausgangsschrift entsprechen (die ich in der Schule gelernt hatte). Z.B. schreibe ich die gerundeten v und w und auch das E nicht eckig aus 3 einzelnen Strichen, sondern als „gespiegelte 3”. Edit: ein Beispiel findet sich in Faden „Was schreibt ihr als erstes?”: viewtopic.php?f=7&t=3454&p=246248#p246248
Einen auffälligen Zwiebelfisch hatte die Handschrift einer Kollegin in meinem letzten Job. Im Wesentlichen war das eine Druckschrift, aber das kleine l war die Schlaufe aus der lateinischen Ausgangsschrift (wie der Rest unverbunden geschrieben).
Zuletzt geändert von Andreas Weber am 26.04.2019 13:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Strombomboli
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Strombomboli »

Ich habe mich mit ungefähr zwanzig bewußt dazu entschlossen, das große S in Zukunft wie in der Druckschrift zu schreiben, weil ich das Schreibschrift-S so scheußlich fand. Und so ist es geblieben! Dafür schreibe ich das G besonders altmodisch. Und das große H, wie Hermann, abwechselnd in Druck- und Schreibschrift.

Bei den anderen Buchstaben bin ich konsequent, die werden immer gleich entweder in Druck- oder Schreibschrift geschrieben; dabei geht es nur um Großbuchstaben. Bei den Kleinbuchstaben habe ich nur das kleine x in Druckschrift geschrieben, aber das schreibe ich in letzter Zeit manchmal in Schreibschrift.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.
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HeKe2
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von HeKe2 »

Strombomboli hat geschrieben:
26.04.2019 13:30
Bei den Kleinbuchstaben habe ich nur das kleine x in Druckschrift geschrieben.
+1
Das kleine "x" hatte ich tatsächlich vergessen. Das Schreibe ich wie das große "X" als Druckbuchstaben, weil ich das Schreibschrift-X einfach blöd und zu leicht mit dem großen "H" zu verwechseln finde. Den Buchstaben habe ich also mit voller Absicht ausgewechselt.
Beste Grüße
Hermann
Belami
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Belami »

Herrlich nutzloses Thema. :lol:

Ich bin im Ausland aufgewachsen, da gab es eine deutlich von hier abweichende Schrift. Zurückgekommen, habe ich mir dann einige Schriftzeichen der hiesigen Schreibschrift (80er Jahre) angeeignet. Somit ist meine Schrift kunterbunt und voller Zwiebelfische und Schlampereien. Ich finde sie dennoch halbwegs ästhetisch. Zu den Zwiebelfischen fallen mir spontan die Buchstaben A, D, E, G, F, S, Z, a, f, r, t und z ein. Das Ausmerzen wäre mir viel zu mühsam.
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Querkopf
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Querkopf »

Ich zwiebelfische auch. Und ich schreibe manche Buchstaben mal so, mal so.
Stört mich nicht. Hauptsache, das Schreiben geht mir schnell von der Hand, und die Schrift bleibt dabei einigermaßen leserlich ("schön" oder "ästhetisch" liegt im Auge des Betrachters, darüber können andere besser urteilen als ich selber :) ).

Wenn ich hie und da versuche, etwas an meiner Schrift zu ändern, dann geht es mir drum, seltener abzusetzen und Buchstaben stärker zu verbinden. Aber das steht eher im Dienst des Tempos als eines irgendwie gearteten Schönheitsideals oder "Reinheitsgebots" ;) .
Schöne Grüße
Doris
Philipp R.
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Philipp R. »

Also ich muss mich schon stark konzentrieren und langsamer schreiben, um bei einer Schrift zu bleiben. Ansonsten endet das in einem Chaos. Ich habe mir meine Schrift leider vor vielen Jahren versaut und kämpfe noch heute damit.

Ich kann zwar die verbundene Schreibschrift basierend auf der lateinischen Ausgangsschrift, allerdings muss ich wirklich langsam schreiben, um die Buchstaben und Strichlängen einigermaßen gleichmäßig hinzubekommen. Ich setze die T-Striche auch nicht seperat, sondern gehe nach dem Abstrich des kleinen t wieder etwa bis zur Mitte hoch und mache dann eine Art Kringel darum und schreibe dann direkt weiter.

Beim kleinen i ist mir aufgefallen, dass ich wenn ich unkonzentriert schreibe, den nächsten Buchstaben manchmal direkt an den I-Punkt ansetze.
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Grimbart
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Grimbart »

Lieber Hermann, liebe andere "Zwiebelfischende",

Deine Handschrift finde ich sehr schön, charakteristisch, ausdruckstark, gut lesbar und abwechslungsreich.
Ich probiere auch oft andere Schreibweisen bestimmter Buchstaben aus, um etwas Abwechslung in das Geschriebene zu bringen. Das finde ich gerade das Schöne an der Handschrift. Es ist doch nicht schlimm, wenn die Buchstaben mal so und mal so aussehen. Hauptsache, man kann das Geschreibsel lesen. Wir sind doch keine Setzmaschinen, sondern Handschreiber - und Individuen!
Gefährlich ist's, den Dachs zu necken,
Verderblich ist der Pelikan.
Jedoch der schrecklichste der Schrecken
Das ist der Mensch im Füllerwahn!

Gruß von Gernot
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HeKe2
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von HeKe2 »

Hallo Gernot!

Vielen Dank für die Blumen. Du weißt doch , dass kaum einer zufrieden ist mit dem, was er hat. Den Thread habe ich allerdings weniger aufgrund einer Unzufriedenheit mit dem Zustand, sondern eher aus Neugierde eröffnet, warum es wohl ist, wie es ist. Am plausibelsten erscheint mir dabei der Erklärungsversuch von SpurAufPapier, dass es am Alter liegt. Wie du weißt, bin ich auch nicht mehr ganz so neu, auch wenn die Extremitäten wieder halbwegs funktionieren. Ich werde daher auch gar nicht erst anfangen zu versuchen, das abzustellen, denn auch die eigene Schrift ist wohl in ständigem Wandel begriffen. Daher dürfte es so sein, dass, kaum ist das eine Loch gestopft, sich ein neues vermeintliches Loch auftun wird. Die Löcher dürften Teil der Entwicklung sein und Entwicklung ist allemal besser als Stillstand. Das gesagt wohl wissend, dass auch die Handschrift selbst für viele eher etwas von gestern ist, auch wenn ich anderer Meinung bin.
Beste Grüße
Hermann
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doubleyoukay
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von doubleyoukay »

Während mich "Zwiebelfische" beim Desktop-Publishing sehr stören - zumindest was die Bereiche betrifft, für die ich verantwortlich bin - habe ich mich bei meiner eigenen Schrift damit abgefunden und betrachte sie als individuelle Charaktereigenschaft meiner Schrift. Ich bin froh, dass ich meine durch jahrelangen Kugelschreibergebrauch versaute Handschrift mit Hilfe der neu erwachten Fülleritis wieder so hinbekommen habe, dass sie gut leserlich ist und von den meisten Lesern nicht als unangenehm empfunden wird. Vor allem macht es mir so viel Freude, sie zu schreiben, dass ich es häufig zur reinen Entspannung tue - mit allem, was mir gerade in den Sinn kommt. Ich glaube, wenn ich jetzt zu pingelig würde, könnte ich mir die Freude wieder verderben. Wenn sich da auf natürlichem Wege jetzt noch etwas verbessert, nehme ich das dankbar an, aber erzwingen muss ich das nicht.

Eine Ausnahme ist die Anfertigung handgeschriebener Karten (Glückwünsche, Feiertage, etc.), da nehme ich mir auch gerne mal eine schöne Stubfeder und male die Buchstaben einzeln. In dem Fall achte ich dann auch auf Konsistenz.
Gruß aus dem Emsland

Wilhelm
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"My candle burns at both ends; It will not last the night;
But ah, my foes, and oh, my friends -- It gives a lovely light!"
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Huly
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Huly »

Ich habe mir angewöhnt, bei den Buchstaben H, D und B die Kurrentschreibweise zu übernehmen. Nur in Ausnahmefällen (Klausur, Abkürzungen) nehme ich Druckbuchstaben. In meiner Unterschrift kommt wiederum ein anderes H auf's Papier. Ich mache das aber absichtlich.
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Andreas Weber
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Andreas Weber »

Ich denke, Wilhelm bringt da einen entscheidenden Punkt - ab wann fällt es störend auf. Die wenigsten schreiben „wie gestochen”, völlig regelmäßig und perfekt einer Vorlage entsprechend. Dementsprechend muß sich ein „Ausreißer” auch deutlich vom Rest abheben, merklich weiter als das unvermeidliche Pendeln um die hypothetische Normalform (wie das beschriebene Schlaufen-l in der Druckschrift bei der Kollegin). Auf einer Powerpointfolie ist ein doppeltes Leerzeichen ggf. das erste, was mir auffällt. Handschriftlich ist gar nicht so einfach, zwischen einem und zwei Leerzeichen zu unterscheiden ... ;)
Und ja, auch in meiner Unterschrift sehen Buchstaben anders aus, als inzwischen in meiner Handschrift (insbesondere ein „b”, das noch aus der lateinischen Ausgangsschrift herrührt).
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Andreas Weber
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von Andreas Weber »

Und nochmal - auch DTP-Schriften können unterschiedliche Glyphen für den gleichen Buchstaben enthalten, die situationsbedingt eingesetzt werden können. Das sind keine Zwiebelfische, die Alternativen sollten alle gleichermaßen ins Schriftbild passen:
Bild
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doubleyoukay
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Re: "Zwiebelfische" in der eigenen Handschrift

Beitrag von doubleyoukay »

Andreas Weber hat geschrieben:
30.04.2019 21:03
Und nochmal - auch DTP-Schriften können unterschiedliche Glyphen für den gleichen Buchstaben enthalten, die situationsbedingt eingesetzt werden können. Das sind keine Zwiebelfische, die Alternativen sollten alle gleichermaßen ins Schriftbild passen.
Schönes Schriftbeispiel! Ist das mehrfarbige Initial von Hand montiert/coloriert oder tatsächlich in der Schrift enthalten?

Das geht dann aber auch deutlich über das heute geläufige "Wald-und-Wiesen-DTP" hinaus - leider. Ebenso wie kunstvolle Ligaturen findet man das nur noch in Druckprodukten, bei denen gesteigerter Wert auf anspruchsvolle Typografie gelegt wurde. Sonst macht sich kaum jemand die Mühe, diese alternativen Glyphen einzubinden.

Bei handschriftlichen Texten fällt mir allerdings gelegentlich mal auf, dass manche Menschen bei bestimmten Buchstabenkombinationen ganz eigenständige "Ligaturen" schreiben, was ich in der Regel sehr schön finde. (Womit ich glücklicherweise gerade noch die Kurve aus dem totalen Off-Topic gekriegt habe. :twisted: )

Wenn ich das bewusst forciere, bekomme ich das auch hin. Aber dann schreibe ich nicht mehr flüssig. Und je mehr ich mich auf die Form konzentriere, umso eher "verhunze" ich den Inhalt. Man kann eben nicht alles haben... :mrgreen:
Gruß aus dem Emsland

Wilhelm
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