Unbekannte Schriftart

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rorro
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Unbekannte Schriftart

Beitrag von rorro » 29.05.2019 23:06

Hallo zusammen,

ein Bekannter fragt nach, was das (rechte Seite des Buches auf dem Bild) für eine Schrift sein könnte. Hat jemand eine Idee?

http://data.matricula-online.eu/de/oest ... 02B/?pg=73
Viele Grüße, Ralf

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TomSch
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Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von TomSch » 29.05.2019 23:30

Tach!

Aufgrund des historischen Hintergrundes der Quelle und der lateinischen, rudimentären Übersetzung hätte ich spontan auf Altgriechisch oder Hebräisch getippt. Die Ähnlichkeiten damit sind jedoch eher marginal. :roll:

Tschö, Thomas
Sei nicht so; sei anders.

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desas
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Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von desas » 30.05.2019 0:00

Aramäisch ist es auch nicht, aber ähnlich
Beitrag in schwarz: desas als Füllerfreund - Beitrag in grün: desas als Moderator

"Fairness ist die Kunst, sich in den Haaren zu liegen, ohne die Frisur zu zerstören."
Gerhard Bronner

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 30.05.2019 4:29

Aramäisch denk' ich auch nicht, bei den Ösis Ende 17.Jh. würde ich eher auf Mittelosmanisch tippen.

V.G.
Thomas

JE50

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von JE50 » 30.05.2019 8:59

Thom hat geschrieben:
30.05.2019 4:29
Aramäisch denk' ich auch nicht, bei den Ösis Ende 17.Jh. würde ich eher auf Mittelosmanisch tippen.

V.G.
Thomas
Ich finde die Bezeichnung "bei den Ösis" herabwürdigend, und dies ganz besonders bei einem Trauungsbuch des 17. Jahrhunderts!
Trotzdem schönen Sonntag - Gruß Joachim

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 30.05.2019 17:40

Ich wollte noch nie Österreicher herabwürdigen und schon gar nicht bei einem Trauungsbuch aus dem 17. Jahrhundert.
Aber welche Schrift ist es denn nun?

V.G.
Thomas

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Strombomboli
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Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Strombomboli » 30.05.2019 19:14

"Mittelosmanisch" klingt ganz gut, finde ich, denn für mich sieht das auch irgendwie halbarabisch aus.
Iris

Mein Avatar ist ein Gemälde von Ilja Maschkow (1881-1944): Selbstporträt; 1911, das in der neuen Tretjakow-Galerie (am Krimskij Wal) in Moskau hängt, wo ich es fotografiert habe.

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 30.05.2019 20:06

Das ist ein "politischer" Ansatz, Aramäisch wäre eher ein liturgischer. Wenn es eine semitische Schrift ist, müsste Julie das wissen.

V.G.
Thomas

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JulieParadise
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Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von JulieParadise » 31.05.2019 8:55

Das sieht, im Ganzen, nach nichts aus, was ich kenne. Dabei wirkt die Schrift vom Duktus her schon sehr wie von rechts nach links geschrieben, einige der Schleifen und Schlaufen laufen auch typisch nach unten links aus, wie man es vom Arabischen her vermuten würde, mittendrin sind aber mehrere Buchstaben, die sehr griechisch aussehen, Alpha, Pi, Chi usw., dazu die kleinen Pünktchen und Häkchen, die aussehen wie entweder Vokalisation oder eben diakritische Zeichen für Ligaturen.

Da ich leider nur mandäische und altäthiopische (Ge'ez) Handschriften regelmäßig abtippe, um sie digital erfassbar und verarbeitbar zu machen, habe ich mit Handschrift an sich wenig Erfahrung und kann mir hierauf auch keinen Reim machen. :(
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 31.05.2019 19:24

Julie, danke!
Inzwischen habe ich mich mal mit jemandem unterhalten, der sich mit Mittelosmanisch auskennt und dieses sagt:
"Es handelt sich jedenfalls nicht um arabische Schrift und damit auch nicht um Osmanisch-Türkisch."

V.G.
Thomas

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 01.06.2019 0:47

Ich will mal nochwas dazu schreiben, falls das nie jemand rausfindet.
Die Schriftqualität davor ist deutlich schlechter, die haben da vermutlich die Feder gewechselt. Es könnte durchaus möglich sein, dass das überhaupt keine kohärente Schrift ist. https://de.wikipedia.org/wiki/Probatio_pennae

Frischling
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Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Frischling » 01.06.2019 12:24

Du meinst, dass jemand gekritzel hat um die Feder zu testen? Quasi die Endlos-Acht- bzw. quick-brown-fox-Version des 17. Jahrhunderts?
Es gibt kein Fundbüro für verpasste Gelegenheiten

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 01.06.2019 17:47

Ich würde gerne wissen, wie dieses Buch weitergeht, es lässt sich aber online nicht weiterblättern. Ein paar andere dieser Bücher habe ich mir angeschaut. Ich halte's durchaus für möglich.

V.G.
Thomas

JE50

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von JE50 » 01.06.2019 20:10

Die Fortsetzung findet sich im Sterbebuch 02B (B) 1667-1700, Bad Goisern, Matriken. Wir haben hier den Fall, dass ein Kirchenbuch dreifach genutzt wurde, als Taufbuch 02B (B) 1667-1700, als Trauungsbuch 02B (B) 1667-1699 und wie schon erwähnt als Sterbebuch. Eine durch aus übliche Vorgangsweise in der Matrikenführung.
Die Eintragungen im Trauungsbuch enden mit der Seite 340, die Seiten 341, 342, 343, 344 fehlen, das Sterbebuch beginnt mit der Seite 347. Das heißt auf den Seiten 341-345, möglicherweise auch auf Seite 346 war ein Text eingetragen, der später teilweise herausgetrennt wurde, lediglich die Seite 345 blieb davon erhalten.
Papier war sehr rar, solche Fälle treten daher immer wieder auf. Zur Schrift kann ich auch nichts sagen, es ist auch nicht sicher, dass diese in das 17. Jahrhundert einzuordnen ist. Es kann auch später passiert sein, um die frei verbliebenen Seiten zu nutzen.
Beste Grüße - Joachim

Thom

Re: Unbekannte Schriftart

Beitrag von Thom » 01.06.2019 22:22

Danke Joachim! Ich hatte mir nur das Taufbuch angeschaut.
JE50 hat geschrieben:
01.06.2019 20:10
... es ist auch nicht sicher, dass diese in das 17. Jahrhundert einzuordnen ist. Es kann auch später passiert sein, um die frei verbliebenen Seiten zu nutzen.
Das ist natürlich online nicht feststellbar, dazu müsste man sich schon die Ionenbilder der verwendeten Tinten anschauen.

V.G.
Thomas

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