Die Handschrift ist nicht alles

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Alced
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von Alced » 26.03.2021 21:22

Das ist ja nicht die einzige Untersuchung zu dem Thema, und soweit ich das überblicke kommen die immer wieder zu einem ähnlichen Ergebnis.
https://www.scinexx.de/news/medizin/sch ... aehigkeit/

Ich frage mich, ob dies bei den Digitalisierungsplänen in den Schulen ausreichend berücksichtigt wird.

Viele Grüße, Winni.

Thom

Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von Thom » 27.03.2021 3:21

" 'Bei einfachen Fragen schnitt die Gruppe, die Notizen auf Papier gemacht hatte, signifikant besser ab', berichten die Forscher. Komplexere Fragen dagegen, etwa zur Beziehung zwischen einzelnen Terminen, beantworteten Teilnehmer aller drei Gruppen mit ähnlicher Genauigkeit."
Auswendiglernen vs. Verstehen

V.G.
Thomas

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hoppenstedt
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von hoppenstedt » 29.03.2021 8:53

Alced hat geschrieben:
26.03.2021 21:22
Das ist ja nicht die einzige Untersuchung zu dem Thema, und soweit ich das überblicke kommen die immer wieder zu einem ähnlichen Ergebnis.
https://www.scinexx.de/news/medizin/sch ... aehigkeit/ (...)
Danke für den Link; in der Schnelle der Zeit vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, wie seriös scinexx.de ist. Es ist aber sicherlich ein Fingerzeig in die richtige Richtung.

Allerdings frage auch ich mich schon lange, ob und in welcher Form die Schulen das berücksichtigen. Handschrift und Schreibschrift sind Kulturgüter!

Ein Fach, das in meiner Grundschulzeit "Schönschrift" genannt wurde, gibt es nicht mal mehr in meiner Worterkennung, geschweige denn realiter... :cry: , jedenfalls nicht in den Schulen, die mir so bekannt sind...

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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JulieParadise
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von JulieParadise » 29.03.2021 9:16

Doch, die Schulen berücksichtigen das, jedenfalls in Berlin. Dort zählt fächerübergreifend zumindest in den höheren Jahrgängen der Grundschule (2./3. bis 6. Klasse) die Schrift und die gesamte Form von schriftlichen Arbeiten und der Hefterführung mit in die Zensur und auch in die Bewertung zum Sozialverhalten.

Dass die Digitalisierung an den Schulen zuungunsten der Förderung der Handschrift ausfällt, ist auch eine Mär. Gemeint sind damit eher die IT(G)-Kurse und Ausstattungserwägungen, auch Smartboards, die die teilweise immer noch verwendeten Overhead-Projektoren ersetzen. Es ist nicht so, dass jedes Kind mit einem Tablet im Klassenraum sitzt und dieses verwendet, statt mit der Hand zu schreiben. Das war ja auch der Grund dafür, dass man im letzten Jahr dann gemerkt hat, wie viele Kinder gar kein Gerät zur Verfügung haben und diese dann erst beschafft werden mussten.

Meine Kinder schreiben hier im Home-Alles übrigens so viel wie immer, wenn ich mir die Menge der auszudruckenden Texte und Arbeitsblätter ansehe und auch merke, wie oft ich die Füller wieder auffüllen muss.

Dass -- zumindest in Berlin -- keiner mehr mit der Hand schreibt und jeder so wie er möchte, halte ich zumindest für den Bereich, den ich hier überblicken kann, für unwahr (um nicht stärkere Ausdrücke zu verwenden).
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von alt_genug » 29.03.2021 9:59

Das kann ich bestätigen, meine Große (4. Klasse) schreibt ausschließlich mit Füller und in Schreibschrift. Leserlich und meistens ordentlich. Nur wenn mal Konzentration und Motivation am Boden sind nehmen die Streichungen zu und es wird krakeliger.

Viele Grüße
Sebastian

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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von schreibkerl » 29.03.2021 10:32

JulieParadise hat geschrieben:
29.03.2021 9:16
Doch, die Schulen berücksichtigen das, jedenfalls in Berlin. ... Meine Kinder schreiben hier im Home-Alles übrigens so viel wie immer, wenn ich mir die Menge der auszudruckenden Texte und Arbeitsblätter ansehe und auch merke, wie oft ich die Füller wieder auffüllen muss.
...
Dass -- zumindest in Berlin -- keiner mehr mit der Hand schreibt und jeder so wie er möchte, halte ich zumindest für den Bereich, den ich hier überblicken kann, für unwahr ...
Danke für Deine Info.

Hätte ich so von Berliner Schulen nicht erwartet (in der Presse wird Berlins Schullandschaft eher negativ dargestellt).

Umso mehr freue ich mich, wenn Kinder richtig viel mit Füller handschriftlich schreiben. ;)
· Mit freundlichem Gruß vom schreibkerl ·

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hoppenstedt
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von hoppenstedt » 29.03.2021 10:42

Die Schulen berücksichtigen - auch aus meiner Sicht und Erfahrung als Vater dreier Kinder, davon 2 schulpflichtig - durchaus grundsätzlich die Bedeutung der Handschrift, aber es wird meinem Eindruck nach viel zu wenig geübt und "am Ball geblieben".
Dieser Eindruck gilt jetzt notgedrungen zunächst und aus eigener Anschauung "nur" für dieses kleine unbedeutende Land am Rande der Republik, genannt Württemberg-Baden Baden-Württemberg ;)
Allerdings gibt es familiäre und private Verbindungen nach Franken-Bayern Bayern, NRW, Berlin und Brandenburg, wo es nach entsprechenden Rückmeldungen schon grundsätzlich ähnlich auszusehen scheint.

Grundprobleme sind hierzuländle aus meiner Sicht (primär in der Grundschule, aber das ist mMn die wichtigste Schule, da hier bekanntlich die Grundlagen vermittelt werden): Zeitmangel und Konsequenzmangel... und vielleicht auch "Lehrplanmangel", denn die Handschrift ist schon eher randständig und mit zu wenigen Lehrstunden belegt.

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von JulieParadise » 29.03.2021 11:25

Naja, da viele Kinder im Schulalter jetzt schon seit einem Jahr primär zu Hause sind, kann der geneigte Freund der Handschrift ja selbst gegensteuern. :?

Im Übrigen sehe ich auch die Betonung einer normhaft perfekten Handschrift sehr kritisch, ich selbst jedenfalls kann mich noch an weinende Mitschüler (gegen Ende der 80er in der DDR) erinnern, die nienimmernicht eine gute Note für ihre Handschrift erreicht hätten, einfach weil es nicht ihr Talent ist. Grundsätzlich lesbar und praktisch im Gebrauch, also angemessen schnell und flüssig, sollte eine Handschrift natürlich schon sein, weil damit eben nur so auch das Mitschreiben vor allem in höheren Klassenstufen überhaupt erst möglich wird.
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von Böser Vater » 29.03.2021 14:59

Ich habe während meiner gesamten zwölfjährigen Schulzeit nur einen einzigen Mitschüler um seine Fähigkeit beneidet: Der hatte in der Grundschule (damals noch Volksschule genannt) in Schönschrift immer eine 1, und er schrieb nicht nur sehr gleichmäßig, sondern dazu auch noch schnell, und das hätte ich gern auch gekonnt. Wenn wir zu Ende eines Schultages aufgegeben bekamen, noch eine Seite abzuschreiben und das, was wir während der Schulzeit nicht fertigbekamen, zu Hause zu Ende zu führen, war das für ihn immer ein Klacks. Er hatte die gesamte Seite abgeschrieben, bis es klingelte.
Beste Grüße --- Hans

Thom

Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von Thom » 29.03.2021 15:08

Na ja, ich bin ja bekanntlich der einzige mir Bekannte, der in "Ordnung" eine 4 hatte. Ich sehe aber durchaus sinnvolle Notwendigkeiten für "Auswendiglernen" (deshalb kennt Julie z.B. viel mehr Wörter als ich :) ).

V.G.
Thomas

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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von Alced » 06.04.2021 17:07

hoppenstedt hat geschrieben:
29.03.2021 8:53
Danke für den Link; in der Schnelle der Zeit vermag ich nicht abschließend zu beurteilen, wie seriös scinexx.de ist. Es ist aber sicherlich ein Fingerzeig in die richtige Richtung.
Die Seite kannte ich vorher auch nicht, aber bevor ich den Link hier einbrachte habe ich einen kurzen Blick ins Impressum und zu den Partnern geworfen: "scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt des Heidelberger Springer Verlags und der Düsseldorfer MMCD NEW MEDIA GmbH gegründet".
Partner: bild der wissenschaft; natur; DAMALS; wissen.de; scienceblogs.de

Das scheint mir auf den ersten Blick ganz o.k.
Lieben Gruß, Winni.

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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von hoppenstedt » 06.04.2021 17:09

@Winni: Vielen Dank. :)
(Wieder was gelernt!)

DESAFINADO!

Grüße von Alfred

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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von chw9999 » 13.06.2021 13:41

hoppenstedt hat geschrieben:
29.03.2021 10:42
Die Schulen (...) viel zu wenig geübt und "am Ball geblieben".
Schon ein paar Tage her, der Post, aber hier gerade aktuell: In der 4. Klasse, die Sommerferien kann man schon fast riechen, der Schulwechsel naht - da wird noch mal schnell "Schönschreiben" geübt. Auf einem kopierten Blatt (natürlich: Kopierpapier) als Hausaufgabe. Soweit ich weiß, ist es das erste mal in der bisherigen Schullaufbahn meiner Tochter. Vermutlich auch das letzte mal in der Grundschule! Dass das Thema in der weiterführenden Schule noch mal aufgegriffen wird, halte ich eher für unwahrscheinlich...

Es ist nur ein Blatt im Schnellhefter, viel mehr werden es sicherlich auch nicht werden, das geht schnell 'rum.
schoenschreibuebung.jpg
schoenschreibuebung.jpg (23.44 KiB) 3005 mal betrachtet
Darunter sind Linien im Standardabstand (keine Zwischenlinien), es ist ein abzuschreibender Text vorgegeben. Das Ergebnis ist nicht überzeugend und daher nicht angefügt :( Nicht, dass ich es besser könnte...

Der herauszulesende Tenor ist wohl: Schönschreiben wird (auch?) in Zukunft nicht benötigt, und es wird kein besonderer Wert drauf gelegt.


Viele Grüße
Christoph
P.S. Früher™ hätte man vermutlich "SCHÖNSCHREIBÜBUNG" statt "SCHÖN - SCHREIB - ÜBUNG" in der Fibel für das 2. Schuljahr als Überschrift vorgefunden...

Thom

Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von Thom » 13.06.2021 19:42

In der weiterführenden Schule würde ich das auch nicht aufgreifen, in der Grundschule allerdings schon. Das Problem ist halt, um die Zukunft tatsächlich abschätzen zu können, müsste man die Vergangenheit kennen. Bei dem ein oder anderen Entscheidungsträger hat man aber gelegentlich den Eindruck, so richtig kennen die noch nichtmal die Gegenwart.

V.G.
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Re: Die Handschrift ist nicht alles

Beitrag von vanni52 » 13.06.2021 20:00

Thom hat geschrieben:
13.06.2021 19:42
In der weiterführenden Schule würde ich das auch nicht aufgreifen
Mir hätte eine durchgängige Lesbarkeit schon ausgereicht.🙂
LG
Heinrich

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