Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

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G_Paesold
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Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von G_Paesold »

Hallo miteinander

Seit ich einige alte FHs besitze, deren Federn sehr unterschiedliche Charakteristiken aufweisen, stelle ich immer wieder fest, dass sich auch meine Handschrift in Abhängigkeit der jeweiligen Feder verändert. Mein derzeitiger Lieblings-FH zum Beispiel, eine Waterman 502 mit einer butterweichen italic Feder schafft es, dass ich sogar meine eigene Handschrift schön finde.
Diese Wechselwirkung zwischen Feder und Handschrift finde ich persönlich ausserordentlich spannend und macht für mich einen nicht unwesentlichen Teil des Reizes aus mit FHs zu schreiben und mich beim Schreiben auch von der Feder leiten zu lassen. Würde mich interessieren, ob Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt, oder ob eure Handschrift so "gefestigt" ist, dass ihr die Feder dominiert.

Beste Grüsse
Günther
yoda
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von yoda »

Hallo Günther
Ich kann das, kurz gesagt, nur komplett bestätigen. Aber ich stelle mich durchaus bewußt auf die Feder ein und wähle diese auch entsprechend aus.
Bei der Arbeit nehme ich normalerweise eher feine bis mittlere runde Feder. Das ist einfach schneller und problemloser und da sind die Mitschriebe nur als Notizen gedacht.
Zu Hause spiele ich dann mit unterschiedlichen Federn und lasse mich auf deren Zicken und Macken ein. Da wird dann das Schreiben selbst und die Handschrift zum Spass.

Also. mir geht es wie Dir
Gruß
Hugo
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Christian OSB
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Christian OSB »

Moin, liebes Forum,
die Feder beeinflußt meine Schrift erheblich! Mit einem Kugelschreiber z. B. schreibe ich nur sehr selten. Wenn ich damit schreibe, wird meine Schrift "krakelig", wie man so schön sagt. Ähnlich geht es mir bei Federn, die sehr fein und hart sind. Je breiter und weicher die Feder, desto schwungvoller und auch ausladender wird meine Schrift. Am liebsten und schönsten schreibe ich mit OB-Federn (habe mich ja schon bei anderen Einträgen als "schräger Typ" geoutet), die eine oder andere M-Feder läßt meine Schrift auch ganz anständig werden. Ich habe nur eine F-Feder, mit der ich gut schreiben kann (Pelikan). Mit allen anderen F-Federn mache ich eher Risse ins Papier...
Besonders gern schreibe ich mit alten Federn (50er, 60er Jahre oder Vorkrieg). Die neuen Federn von Pelikan oder MB zeihe ich auch gern über's Papier, aber sie geben meiner Schrift nicht mehr den Charakter. Meine Schrift wird damit gleichförmiger und "langweiliger". Ich finde es sehr bedauerlich, daß sich die Hersteller an die Federqualitäten der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr heranwagen - aus welchen Gründen auch immer.
Euch allen weiterhin viel Freude an Euren Federn und deren Zicken und Macken - ich liebe es, wenn der Füllhalter seine eigene Persönlichkeit hat!

Viele Grüße,
Euer Christian
Rene
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Rene »

Hallo,

eine interessante Frage.
Ich habe gemerkt, dass ich mit einer F-Feder mehr auf mein Schriftbild achte als mit einer M.
Bei der F "muss" ich einfach "schöner" schreiben damit es nicht zu krakelig aussieht, denn ich habe eine etwas größere Schrift. Daher "vertuschen" die breiteren Federn meine Krakelei etwas :lol:
Alles in allem: seit ich mit Füllern schreibe, und das schon seit vielen Jahren, sieht meine Schrift einfach besser aus als mit Kuli. Und ab und zu bekomme ich auf Arbeit auch zu hören: "... Ihre Schrift sieht aber gut aus... ." Das schreiben mit einem guten Füller ist für mich ein gutes Gefühl, eben eine gewisse Frage von Stil und Lebensqualität.

Viele Grüße an alle!

René
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Gehaha
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Gehaha »

Grüß Gott liebe Füllerfreunde,
bin wieder 'mal hier gelandet, war auf Abwegen (FPN)... :oops:

Gute Frage, Günther!
Meine Schrift verändert sich sofort mit dem jeweiligen Schreibgerät.
Beim Füllhalter bevorzuge ich unbedingt OB/OBB/ im Notfall B und manchmal (breite) M - Federn. Aber nicht nur die Feder "macht's" sondern auch das Papier, die Tinte. Es ist wirklich ein mysteriöses Zusammenwirken der Faktoren.
Ich bin immer wieder erstaunt, daß viele Schönschriftler feine Federn bevorzugen: bei mir fühlen die sich ungemütlich kratzig bis "störrisch" an. Was man den abgeschrägten Federn an "Eigenwilligkeit" nachsagt, erlebe ich mit den feinen. EF ist besonders schlimm. Schnelles Schreiben (bei mittelgroßer Schrift) geht gar nicht. Alte halbflexible F-Federn (Soennecken, Geha, Pelikan) sind o.k., aber GENUSS ist anders....
Beim Experimentieren und Beobachten ist mir dann aufgefallen, daß ich wohl doch mit "schwerer Hand" schreibe und relativ viel Druck ausübe. Eine B+ Feder kann damit offenbar besser. Zudem mag ich schöne Tintenschattierungen und dazu braucht es viel Tinte.
Die schönste Schrift habe ich mit einem alten Geha 760 B-Feder und einem Soennecken 111 Extra in BB.

Liebe Grüße,
Annette
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Hemingway
MichaT2a
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von MichaT2a »

Das geht mir ähnlich, auch meine Handschrift hängt stark von der Feder ab. Mir sind am liebsten "scharf" flach geschliffene Federn (in den Breiten M, B oder BB), die einen hauchdünnen Auf- und Abstrich haben, auch wenn sie etwas kratzig oder störrisch sind. Oder sehr feine Federn.

Mit runden Schreibkörnern, die keine "Führung" auf dem Papier haben, ufert meine Schrift irgendwie unkontrolliert aus und wird krakelig.

Gruß,

Micha
Cori
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Cori »

Um Himmels Willen! Mit Kugelschreiber schreibe ich wie der letzte Mensch. Mit Bleistift wunderschön, wie gestochen und mit Füllhalter je nach Seelenzustand. Komisch. Ja, mit dem Meisterstück Le Grand schreibe ich sehr schön. Die ist schon extrem eingeschrieben. Da ich meine Federhalter immer so halte, wie man ein Schreibgerät nicht halten sollte(seit der Grundschule halte ich Schreibgeräte falsch) ging meine Feder schon merklich auseinander und hat für mich (für jemand anderen wahrscheinlich nicht) eine weiche Federung,was dazu führt, dass ich damit sehr geschwungen schreiben kann.
Die anderen Füllhalter sind nicht täglich im Gebrauch und somit haben sie die "geschäftsneue" Fassung und die nervt mich ungemein, weil ich dann nicht so schön schreibe. Überhaupt die neuen Souveräne (800er und 400er) sind kratzig und es nervt mich, dass Pelikan nicht mehr die Qualität von früher hat. (So, das muss gesagt sein!)
lw7275
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von lw7275 »

Ich kann keine großen Einfluss des Schreibgerätes auf meine Handschrift feststellen. Natürlich sieht ein mit Kugelschreiber verfasster Text anders aus als ein mit Füller oder Bleistift geschriebener, aber das liegt an den jeweils anderen mechanischen Eigenschaften des Gerätes. Sauber oder saumäßig, schön oder krakelig kann ich mit jedem Stift schreiben, das hängt von meiner aktuellen Verfassung ab. Hattu Füller hattu Kalligraphie - gilt bei mir absolut nicht.
Aber wenn ich mir Mühe gebe, schön zu schreiben, gelingt mir das mit einem Füller am besten.
An zweiter Stelle steht dann ein Kuli mit B-Mine.
opitzs
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von opitzs »

Hallo,

bei mir macht das einiges aus, je weicher/flexibler die Feder, desto schoener wird meine Handschrift, die mit Kugelschreiber geschrieben selbst von mir kaum gelesen werden kann.
Interessanterweise sind Lamys Goldfedern und Faber Castells Metallfedern vielen anderen Federn da einen grossen Schritt voraus.

Ciao
Sven
TomH
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von TomH »

Hallo und guten Abend,

ich persönlich komme mit Federn der "Stärke B" und Kalligraphie-Federn ab 1.2 am allerbesten zurecht.

Ich habe einige Füller (nichts berauschendes) die "F oder M" Federn haben, allerdings sieht meine Schrift da so aus, als wenn der sprichwörtliche "Hahn auf dem Mist herumkratzt", also eher krakelig.

Deshalb bevorzuge ich breite Federn und am allerliebsten schreibe ich wirklich (das wird jetzt einigen von euch ein müdes Lächeln entlocken) mit einem ROTRING ArtPen mit einer 1.5er geraden Feder.
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Edelweissine
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Edelweissine »

Hallo Ihr,

dieses Thema, wenn der Faden auch alt ist, erscheint mir sehr aktuell.
Bei mir persönlich habe ich das Gefühl, dass jedes Schreibgerät mir seinen Stempel aufdrückt -
umgekehrt könnte ich das eher nachvollziehen, denn wer ist denn wohl der Chef ;) ?
Federstärke, Haptik, Tinte, Papier, all das bringt entscheidende Unterschiede. Jede Feder wirkt sich sehr deutlich auf den Charakter ded Handschrift aus, darüber staune ich immer wieder. Und es macht soviel Spaß, das variieren zu können!
Gruß,
Heike
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SteamDevil
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von SteamDevil »

Der Einfluß auf die Handschrift ist definitiv nicht zu verachten.
Ich persönlich habe 2 grundliegende Probleme:
  • Könnt ihr euch eine Herde wilder Bisons vorstellen, die durch ein Dorf rennen?
    Das, was vom Dorf übrig bleibt, ähnelt meiner Hansschrift.
  • Ich schreibe recht klein. Also regulär innerhalb von 5x5mm Kästchen oder Dots.
    Das aber am liebsten mit "M" Federn, da ich feinere eigentlich nicht mag. Was meistens am Feedback liegt.
Beide Faktoren zusammen lassen meine Schrift oft wie einen zertretenen Klumpen weiche schleimige Masse aussehen (finde ich zumindest).

Ich habe im Lauf der Zeit festgestellt, für meine Art zu schreiben sind am besten "Architekt" Federn geeignet.
Insbesondere auch deren chinesischen Varianten mit so hochtrabenden Namen wie "Long Knife" oder "Long Blade".
Stub Federn wären ja auch nett, bewirken aber bei meinem engeren Schriften genau den gegenteiligen Effekt und machen alles noch matschiger als es eh schon ist.
Ergo ist das optimum bei mir eine dünne Vertikallinie und eine breitere Horizontallinie.

Es ist auch schön wenn die Federn etwas weicher, softer sind bzw. "bounce" haben.
Aber nicht zuviel so das sie flexen würden, denn Flex geht bei mir mal gar nicht. Komm ich nicht klar damit. Wahrscheinlich keine Geduld und fehlendes Feingefühl.

Auf der anderen Seite dürfen sie auch nicht zu hart sein.
Am schlimmsten sind für mich die sogenannten "Nägel", wie sie oft in chinesischen Hodded Nib-Füllern oder auch im Parker Urban Classic sind.
Da komm ich mir vor wie früher beim Schiefertafel ritzen.

Ja, Federn machen so verdammt viel aus beim schreiben und der Darstellung der Handschrift, man will es anfangs gar nicht wirklich glauben.
Aber das ist auch einer der Spannungsfelder beim schreiben mit Füllern.
Und es macht Spaß zu probieren und experimentieren.

- just my 2 cents -
Das "Institut für nicht abgeschlossene Forschungsstudien" hat festgestellt,
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Gehaha
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Gehaha »

SteamDevil hat geschrieben:
05.06.2023 23:48
Der Einfluß auf die Handschrift ist definitiv nicht zu verachten.
Ich persönlich habe 2 grundliegende Probleme:
  • Könnt ihr euch eine Herde wilder Bisons vorstellen, die durch ein Dorf rennen?
    Das, was vom Dorf übrig bleibt, ähnelt meiner Hansschrift.
  • Ich schreibe recht klein. Also regulär innerhalb von 5x5mm Kästchen oder Dots.
    Das aber am liebsten mit "M" Federn, da ich feinere eigentlich nicht mag. Was meistens am Feedback liegt.
Beide Faktoren zusammen lassen meine Schrift oft wie einen zertretenen Klumpen weiche schleimige Masse aussehen (finde ich zumindest).

...
DAS macht jetzt aber äußerst neugierig auf eine Schriftprobe... ;)
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SteamDevil
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von SteamDevil »

Gehaha hat geschrieben:
06.06.2023 0:00
DAS macht jetzt aber äußerst neugierig auf eine Schriftprobe... ;)
Ok...
Dann laß ich mich mal nicht lumpen. 8-)

Zuerst mal wie es noch vor 1 Jahr aussah:
  • Bild_000002.jpg
    Bild_000002.jpg (753.01 KiB) 1677 mal betrachtet
Und hier mal aktuell von gerade eben mit verschiedenen Feder (und Füllern logischer Weise).
Alles Chinesen. Mit einer Ausnahme, einem Inder, was aber nicht zählt, weil der eine chinesische Feder verpflanzt bekommen hat.
  • Bild_000003.jpg
    Bild_000003.jpg (346.47 KiB) 1677 mal betrachtet
Ich hoffe Du wurdest nicht von Grauen überwältigt.
Mich selber schaudert ja immer noch... ;)
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Gehaha
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Re: Wie beeinflusst die Feder eure Schrift?

Beitrag von Gehaha »

Thanks - aber matschig?
Deine Schrift finde ich leicht ungewöhnlich, aber sehr gleichmäßig und vor allem leserlich (was Dich heute schon mehr und mehr zum Exoten macht...).
Die "Matschigkeit kommt von den chinesischen Matschfedern - sorry to say.

Schlechte B-Federn mit unberechenbarem Tintenfluß (besser Tintenüberschwemmung) machen jede Handschrift matschig.

Ich revanchiere mich mal mit einem alten Füllverzeichnis, mehrheitlich alte Füller mit "breiten Federn" auf Rhodia, wenn ich mich recht entsinne (ohne große Mühe hingehurzt):

Bild

Jede dieser alten Federn kann Gewicht und Bewegung der Hand aushalten und dennoch den Strich / Tintenfluß konstant halten.
Für mich ein absolutes Qualitätskriterium.

Ein Beispiel (mit schwerer alter Hand) mit einer alten BB Goldfeder (Flexibel) im Geha 790, mein Jahrgang:

Bild

Kein "Chinese" kann das. Behaupte ich jetzt mal ganz kühn.
Die Tinte ist Diamine - Mediterranean Blue (Farbe wird wegen nächtlichen Mischlichtes nicht korrekt wiedergegeben).

Der Füller bei Deiner ersten Schriftprobe passt toll zu Deiner Schrift (türkis) - Welcher war das?
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Hemingway
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