Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

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Knorzenbach
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von Knorzenbach » 18.03.2021 12:40

Hallo zusammen,

recht herzlichen Dank für Eure Hilfe! Ich denke, daß Joachims Vorschlag am meisten Sinn macht. Eine "Schlußzahlung" will nicht so recht in den Kontext passen.

Ich zitiere daher mal eine größere Passage aus dem betreffenden Schreiben in Umschrift:

wäre auch zu sagen: daß die projectirte Kupfer-
schmelze noch Anstand haben möchte, da noch
kein bauwürdiges Kupfererz weder aus
den bisherigen Gebirgsuntersuchungen gefunden
worden, noch im Lande bis jetzt irgendwo
bekannt ist.
2) Ferner daß das Geld nicht außer Landes
geschickt werden braucht, sondern nur an Herrn
Aldenhoven zu bezahlen ist.
3) wie die im ersten Vorschlag auf 330,000 Drachmen
veranschlagten Ausgaben, jetzt mit 20,000 Drachmen
bestritten werden können, ist ein gewaltiger Sprung.
4) der Einkaufspreis des Gußeisens a 20 Lepta
ist nur scheinbare Bezahlung, denn auf die frühere
Bestimmung von 50 Lepta, sind diese 20 Lepta aufge-
schlagen und sind um 70 Lepta vom Staat verlangt, der
dann noch 20 pro Cent Schmelzabgang (was viel zu hoch bei
schon fertigen Metall gestellt ist) verliehrt. Das metallne
Gewicht ist noch unverhältnismäßiger theurer gestellt.
Doch schon zu viel über so wenig durchgedachte
Pläne.
In kurzer Zeit kann der Generalplan für den
künftigen Betrieb vorgelegt werden, sodann das nöthige
dafür hier in dem Lande eingeleitet, und die nöthigsten
Beamten und practischen Arbeiter deren Anzahl und
Qualität man dann kennt engagirt und hern-
geführt werden. Vielleicht wird während der Zeit ein oder
der andre Punkt verpachtet, da ja mehrere der bis jetzt
bekannten Eisenerzeinlagerungen bereits zu Verpacht
ausgeboten sind und zwar an eine Campagnie die keinen
Vorschuß verlangt und das Etablissement mit Craft und
Cenntniß anpreisen kann.
Wenn es bis jetzt nicht anders ging, als daß das Eisen mit dem Auslande genommen werden mußte,
so wird es wohl rathsam sein und keinen großen Unterschied mehr machen wenn es noch die kurze
Zeit ansteht, es läßt sich ja in nichts der Zeit vorgreifen, und alles was übereilt wird, geräth selten gut. Steh ich
doch ganz allein ohne alle wissenschaftliche und practische Hülfe, wo drei Beamten mehr besoldet werden müßten, jedoch
wird alles wenn nicht Hindernisse in den Weg gelegt oder in fremdes Fach gestört, sichern Schrittes
gehen, wie es gehen muß wenn nicht Berg- und Hüttenwesen im Entstehn empfindliche Geldverluste
hervorbringen und den Credit verlieren sollen.
Athen, den 18/30 April 1836
Fiedler
K. Bergcommissair


Gruß,
Tomm

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vanni52
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von vanni52 » 18.03.2021 13:01

Danke für die vollständige Transkription.
PS: Was mich neugierig auf den historischen Kontext macht.😉
LG
Heinrich

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Knorzenbach
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von Knorzenbach » 18.03.2021 13:19

vanni52 hat geschrieben:
18.03.2021 13:01

PS: Was mich neugierig auf den historischen Kontext macht.😉
Hallo Heinrich,

auf die Schnelle:

https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_(Griechenland)

Gruß,
Tomm

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vanni52
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von vanni52 » 18.03.2021 13:22

Danke, den Otto aus Bayern hatte ich auch schon gefunden.
Aber der Aufbau einer Eisenerzeugung ohne eigene Rohstoffe ? Für mich noch spannender!
LG
Heinrich

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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von pan51 » 18.03.2021 13:26

Knorzenbach hat geschrieben:
18.03.2021 12:40
Fiedler
K. Bergcommissair
Auf jeden Fall gibt's über den Bergcommisär einiges: https://www.deutsche-biographie.de/sfz16029.html

Die zwei Bände zur griechischen Reise von ihm kann man sich in der Heidelberger digitalen Bibliothek ansehen: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fiedler1840bd1

Viele Grüße,
Axel
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von vanni52 » 18.03.2021 13:39

Danke für die Links.
„...designierter Direktor für die griechischen Bergwerke, die aber niemals in Angriff genommen wurden...“.
Passt irgendwie.🙂
LG
Heinrich

Thom

Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von Thom » 18.03.2021 13:47

vanni52 hat geschrieben:
18.03.2021 11:52
Gestern hatte ich mich durch den ersten Bogen des „m“, der ja nun mal ganz klar wie ein „l“ aussieht, in die
falsche Richtung lenken lassen.
PS: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Auch für jemanden, der seit vielen Jahren in alten Kirchenbüchern schmökert.🙂
Bei den anderen "m" im Text hat er das auch nicht gemacht, sieht aus, als hätte er sich verschrieben. :)

V.G.
Thomas

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vanni52
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von vanni52 » 18.03.2021 14:06

vanni52 hat geschrieben:
18.03.2021 13:22

Aber der Aufbau einer Eisenerzeugung ohne eigene Rohstoffe ?
Um das Thema korrekt abzuschließen: Auf Thasos gab es seit dem Altertum Eisenerzbergbau. In den 50igern noch eine Zusammenarbeit mit der Firma Friedrich Krupp.
LG
Heinrich

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Knorzenbach
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von Knorzenbach » 18.03.2021 20:42

Hallo Ihr Lieben,

mein Freund, der seit Jahrzehnten in Athen lebt - so viel darf ich verraten - hat sich über mich vielmals bei Euch bedankt! Er hat sich sehr über Euer Engagement gefreut, und fand den Verlauf der Diskussion äußerst spannend.

Sein Fazit hat er mir vorhin per E-Mail übermittelt, ich zitiere:

"Lieber Thomas,

nach längerem Brüten über diesem vermaledeiten Wort sind meine Frau und ich zu der Überzeugung gelangt, dass es sich bei dem nach unten ausschwingenden Buchstaben nicht um ein z handeln sollte, da der gute Mann das sonst immer mit einem nach oben zurückgeführten Bogen schreibt. Löst man sich von der Lesung mit dem z, kommt das Wort Schlackabgang in Frage, und das macht auch Sinn, da etwas weiter unten nochmals von Schlacke gesprochen wird."

Zitat Ende.

Also alles gut, woll?

Noch mal Dank an Euch alle, auch von meiner Seite!

Gruß,
Tomm

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vanni52
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Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von vanni52 » 18.03.2021 21:30

Knorzenbach hat geschrieben:
18.03.2021 20:42

Also alles gut, woll?
Jetzt schon. Dann ist das l, das ich für ein l gehalten habe, tatsächlich ein l. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.🙂
Nein, ernsthaft, danke für die Rückmeldung.
LG
Heinrich

Thom

Re: Anfrage wegen Deutscher Schreibschrift

Beitrag von Thom » 19.03.2021 18:12

Hmhmhm, hüte Dich vor Griechen, die Geschenke bringen. :) https://www.dwds.de/wb/dwb/schlurzen

V.G.
Thomas

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