Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

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Thom

Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Thom » 08.05.2021 20:05

Patrick1982 hat geschrieben:
08.05.2021 19:10
Das vom Martin sieht wirklich klasse aus!
Sowas habe ich mir vorgestellt mal zu können... Irgendwann. :lol:
Ja, das ist hier aber nicht der Maßstab. Es schadet aber auch nix, mal zu wissen, wo Barthel den Most holt.
Die Schrift variiert traditionell mit den Schreibgerätschaften. Und die Tinte auch.

V.G.
Thomas

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Knorzenbach
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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Knorzenbach » 08.05.2021 22:44

Meine Meinung:

ohne Schwellzug und das, was Kurrent ausmacht: mit normalen Füllfederhaltern empfehle ich eine feine oder extrafeine Federn zum Schreiben der Deutschen Schreibschrift. Mittlere oder breite Federn verwässern die Schwünge, während feine Federn doch mehr "Kante zeigen", was der Kurrent geschrieben selbst mit modernen Füllern sehr entgegenkommt. Die Kurrent lebt von Linienvarianz.

Ich als Anfänger habe von den feinen Federn sehr viel gelernt.

Gruß,
Tomm

Patrick1982
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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Patrick1982 » 09.05.2021 10:16

Hallo nochmal,

man glaubt es kaum... Aber in meinem Schreibutensilienschrank habe ich ganz tief unten noch was gefunden.
:lol: :lol: :lol:
(aber nur, weil meine Frau gesagt hat das sie sowas schon mal gesehen hat bei mir...)
Wahnsinn, ich werde alt!
Eine Spitzfeder und drei Bandzugfedern. :P
Nicht die beste Qualität, aber zum üben sicherlich ausreichend.
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Thom

Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Thom » 09.05.2021 18:56

Patrick1982 hat geschrieben:
09.05.2021 10:16
Nicht die beste Qualität, aber zum üben sicherlich ausreichend.
Nur keine Panik, der Ludwig war zumindest beim Schwellzuge auf dem Papier auch eher zurückhaltend
und der ist nicht für Zurückhaltung bekannt. :)

V.G.
Thomas

tanja13
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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von tanja13 » 13.05.2021 10:29

Liebe Grüße
Tanja

Inun-Ea
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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Inun-Ea » 13.05.2021 22:09

Hallöchen,

ich möchte zwar nicht beim Schreibprojekt mitmachen, das ja auch schon begonnen hat, habe aber Eure Diskussion u.a. um die Frage "Ab wann und bis wohin ist es eigentlich Kurrent?" anlässlich Sinas Frage nach "Alltagskurrent" verfolgt :) Heutige Liebhaber tendieren ja häufig dazu, nicht nur die im Lehrbuch vorgegebenen Buchstabenformen sehr genau zu kopieren, sondern auch im Folgenden, wenn sie einmal "fließender" geworden sind, streng auf "korrekte" Buchstabenformen zu drängen. Ich finde das auch immer etwas schade, nicht nur, weil in verschiedenen Jahrhunderten freilich nicht durchweg dieselben Buchstabenformen die Norm waren, sondern weil das, was mir beim Lesen alter Dokumente mit die meiste Freude bereitet, die Idiosynkrasien in den Handschriften der Schreibenden sind, die oft durchaus individuell und hier und da eigenwillig sind, und sei es nur, dass ein Buchstabe stets eine besondere Form annimmt. Vielleicht geht mir das so, weil ich einer Generation angehöre, in der Handschriften meist nicht mehr recht entwickelt sind und viele meiner Freunde noch schreiben wie in der Schule. Äußerst interessant (und für diese Diskussion relevanter) jedenfalls wird es, wenn man sich die Handschriften ab dem 20. Jahrhundert ansieht. Da zeigt sich nämlich zunehmend eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Herkunft der einzelnen Buchstabenformen aus Kurrent oder lateinischer Schreibschrift und die Schrift wechselt nicht nur bisweilen von Wort zu Wort, sondern vor allem werden auch die Buchstabenformen geschrieben, die gerade "gut in der Hand" lagen. Von mir selbst kenne ich, dass die in Lateinschrift geübte Hand die eine oder andere "lateinische" Buchstabenform in die Kurrentschrift schmuggelt, unseren Opas und Omas, Uropas und Uromas unterstelle ich das allerdings weniger, die waren wohl auf schriftlich Ebene "Bilingual" in einer Weise, das sich die schönsten Gemische ergeben. In der Sprache nennt man das Phänomen des Sprachwechsels innerhalb des Gesprächs, der Redeeinheit oder gar desselben Satzes "Code-Switching". Wenn z.B. zwei ein türkisch-deutsch bilinguale Menschen ein Gespräch führen und innerhalb des Satzes die Sprache wechseln, dann hat das nicht damit zu tun, dass ein Fehler passiert: Es ist vielmehr für beide Parteien gleich unwichtig, in welcher Sprache ein Wort oder ein Satzteil geäußert wird, und somit bestimmen andere Faktoren die Wahl der Sprache einer Äußerung, z.B. welche die Wortstellung welcher Sprache sich in den bisherigen Satz am leichtesten integrieren lässt, welches Wort schneller einfällt, welches Wort treffender ist, etc. So ähnlich kann man sich das glaube ich in den Kurrent-Dokumenten unserer Groß- und Urgroßeltern vorstellen und ich würde da durchaus nicht kommen wollen, als Unbeteiligter Mensch des 21. Jahrhunderts, und sagen: "Dieses e ist falsch, das gehört da nicht rein".

Zum Abschluss und zur Illustration noch ein Bild aus der Bibel meines Uropas, das sich besonders eignet:
https://www.bilder-upload.eu/bild-5616d ... 9.png.html
Größer: https://www.bilder-upload.eu/bild-5616d ... 9.png.html

Man beachte insbesondere das "der evang. Kirchengemeinde". Das d von "der" sieht nach Kurrent aus, das <e> ist es eindeutig nicht, das <r> liegt irgendwo dazwischen. "evang." ist ganz in Lateinschrift gehalten. In "Kirchengemeinde" reicht das Kurrent bis zu "Kirch-", das <e> ist wieder Latein, <n> kann nicht entschieden werden, das <g> sollte für ein Kurrent-g eigentlich auch ausführlicher sein, allerdings ist -engemeinde dann wieder in Kurrent und hier hat er sogar die <e>s als Kurrent-<e>s geschrieben. "Erwin" und "Elise" beginne mit dem selben <E>, allerdings ist –rwin Lateinschrift und das –lise Kurrent. "Leonhardt" beginnt in Lateinschrift, aber das Kurrent-<h> war dann doch zu praktisch, das <a> ist wieder Latein und das -drt liegt irgendwo dazwischen.

Ich für meinen Teil finde diese "Eloquenz" auf Schriftebene, das Spielen mit den Buchstabenformen, das Vermengen zweier Systeme zum Wohle der größeren Ästhetik wunderschön.

Einen schönen Abend noch allen,
Leo
Grüßle, Hannes

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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von JulieParadise » 13.05.2021 22:55

Danke, Leo, für Deine spannenden Ausführungen und das Foto bzw. den Link dazu. Tolle Schrift! ;)
Sina / Julie Paradise julieparadise.de | @wwwjulieparadisede

Thom

Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Thom » 14.05.2021 0:10

Inun-Ea hat geschrieben:
13.05.2021 22:09
Hallöchen,

ich möchte zwar nicht beim Schreibprojekt mitmachen, das ja auch schon begonnen hat, habe aber Eure Diskussion u.a. um die Frage "Ab wann und bis wohin ist es eigentlich Kurrent?" anlässlich Sinas Frage nach "Alltagskurrent" verfolgt :) Heutige Liebhaber tendieren ja häufig dazu, nicht nur die im Lehrbuch vorgegebenen Buchstabenformen sehr genau zu kopieren, sondern auch im Folgenden, wenn sie einmal "fließender" geworden sind, streng auf "korrekte" Buchstabenformen zu drängen. ...
Na ja, ich weiß natürlich, dass ich mir mit meiner "nachlässigen" Haltung zum Schwellzuge möglicherweise den unerbittlichen Zorn der Hardcorekurrentler einhandele. Aber mein geheimer Hintergedanke bei so einem wunderbaren Projekt von Tanja ist ja, dass die alte Schrift wieder eine breitere Öffentlichkeit findet. Der Schwellzug wird folgen. :)

V.G.
Thomas

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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von tanja13 » 14.05.2021 7:18

Lieber Leo,

herzlichen Dank für Deinen tollen Beitrag!
Ich stimme Dir zu, auch wenn ich es niemals so hätte ausdrücken können!
Inun-Ea hat geschrieben:
13.05.2021 22:09
Hallöchen,

ich möchte zwar nicht beim Schreibprojekt mitmachen, das ja auch schon begonnen hat,
Das kannst Du aber immer noch, falls Du magst!

Liebe Grüße
Tanja
Liebe Grüße
Tanja

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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Inun-Ea » 14.05.2021 14:29

Danke danke, aber ich habe im Moment leider keine Zeit für so ein Schönschreibprojekt und tatsächlich fehlt mir glaube ich die Ausdauer, eine ganze DIN-A-4 Seite laaaangsam in Schönschrift vollzuschreiben… :?
Zum Schwellzug hier noch ein wunderschönes Beispiel, bei dem man ähnlich wie auf Thomas' Bildern sieht, wie dezent der sein kann:
https://www.bilder-upload.eu/bild-4ddb9 ... 9.png.html
https://www.bilder-upload.eu/bild-a9f46 ... 2.png.html
Allerdings ist er trotzdem da, und ich glaube allein das trägt zur Lebendigkeit des Schriftbildes bei.
Diese Handschrift ist einfach bezaubernd, besonders toll finde ich das große "H" (vgl. "Herz" in der Mitte)

Abgesehen davon würde ich oft gar nicht sagen, dass die Linienvarianz an sich gering ist, sie erstreckt nur bisweilen nicht von F nach M oder B (gemessen an heutigen Federbreiten), sondern von gerade noch so wahrzunehmenden haardünnen Verbindungslinien bis zu irgendetwas zwischen einer modernen breiten F oder schlanken B-Feder.

Ich mag übrigens auch die dazugehörige Intimität (oder besser Pathos?), "In Erinnerung an deinen Dich liebenden Freund" hätte mich heutzutage im Leben nicht getraut auch nur meinem besten Freund zu schreiben.
Grüßle, Hannes

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Coprina
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Re: Sütterlin/Kurrent Interesse Schreibprojekt

Beitrag von Coprina » 14.05.2021 15:25

Lieber Leo,

vielen Dank für's Zeigen dieses schönen Schriftstücks. Wirklich eine tolle Schrift, so elegant und schwungvoll.

Auch den Sinnspruch finde ich sehr schön, und weil ich sowas sammle, habe ich ihn mir gleich notiert.
Natürlich in Kurrent, leider nicht halb so schön wie das Original :? .
Liebe Grüße
Antje
Das einzige Mittel das Leben zu ertragen, ist, es schön zu finden.
(Rudolf Leonhard)

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