Thom hat geschrieben: ↑02.02.2022 22:43
Der Zeitreisende hat geschrieben: ↑02.02.2022 1:58
Eben! Wie viele unter uns schreiben im tagtäglichen Leben
exakt so, wie die Vorbildhefte in der Schule zeigten?
Das sind 2 unterschiedliche Aspekte, die Schrift hat sich zum einen im Laufe der Jahrhunderte verändert. Und zum anderen gab's die Individualisierung natürlich auch so wie heute, […]
Das verstehe ich, aber mich interessiert hier nur die Individualisierung. Als Dozent kriege ich jedes Semester zig Klausuren zu lesen, und in keinen zwei davon ist die Handschrift gleich. Auch erkenne ich nicht, dass auch nur jemand sich eng an diesem oder jenem Muster einer Lehrschrift hält. (Und das ist auch richtig und gut so!) Es gibt so etwas wie ein allgemeines Bewusstsein von Graphemen (Grundelementen der Schrift, die genügend voneinander verschieden sein müssen, damit das Geschriebene überhaupt lesbar ist: so ist z.B. ein kleines 'a' mit einem langem Stock nach oben kein 'a' mehr, sondern wird als ein 'd' erkannt, und nach unten wird es ein 'q'; ein gespiegeltes 'd' ist ein 'b', usw. usw.), und der individuelle Schreiber macht etwas… halt Individuelles daraus.
Genau dasselbe ist auch mit Kurrent passiert (und mit der späteren Variante, die 'Sütterlin' genannt wird). Ich finde es wichtig, dies im Auge zu behalten, denn ich sehe so viele Leute, die (m.E. ganz lobenswert) versuchen, Kurrent zu schreiben, aber leider ziemlich kramphaft versuchen, es 'richtig' zu machen – wobei 'richtig' heisst: genau wie das Muster im Lehrheft. Zu ihnen möchte ich ausschreien: Seid euch selbst! Genau wie in eurer tagtäglichen Schrift!
(Wie heisst die übrigens?…) Seid nicht gehemmt / eingeschüchtert / ängstlich, sondern kreativ, solange das Geschriebene lesbar ist (vor allem, an erster Stelle, für euch selbst). Denn das Muster ist bloss ein Muster, kein eisernes Gesetz.
So finde ich es schön und bedeutungsvoll, dass im erwähnten
https://www.youtube.com/watch?v=1AgE_4P0cSs ein paar Mal alternative Formen gezeigt werden.