Kennt sich jemand mit ganz alten Schriften aus?

[mbf]

Ja, und vor allem: wenn es ein bisher unbekanntes Schriftstück ist, ist das Interesse sowieso erst einmal da, dann springen dabei mindestens eine Handvoll Masterarbeiten und ein paar Veröffentlichungen bei raus. Sowas darf man nicht ganz vergessen, wenns ans Forschen geht. Da muss man sich eventuell eine Weile von dem guten Stück trennen, aber eine Leihgabe an eine Uni zur Forschung muss nicht die schlechteste Lösung sein, zumal Du dann sicher sein kannst, dass Du so ziemlich alles über das Schreiben erfahren wirst, was sich rausfinden lässt. Kann aber u.U. ein paar Jahre dauern...

[Thom]

PS: Was steht da bloß drin? Vielleicht ist es so wie Thom geschrieben hat: Der Fußball wurde gar nicht von den Engländern im 19. Jahrhundert erfunden, sondern von Karl V und seinen Kumpels

Nur wo "Kaiser" draufsteht, ist auch einer drinnen. Meine Erfahrung ist aber auch, dass die Spezialisten auf Anfragen entgegenkommend reagieren. Ich würde der Sache auf alle Fälle mal nachgehen.

V.G.
Thomas

[Thom]

Ich will mal den Forscherdrang noch etwas anschieben. In der ersten Zeile habe ich auch noch Leon unterschlagen, das sind aber nicht seine Fussballkumpels, das ist er alles selbst.

"Wir Carol, der fünfft, von Gottes Gnaden, erwählter Römischer Käyser, zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs, König in Germanien, zu Castilien, zu Arragon, zu Leon, beyder Sicilien, zu Hierusalem, zu Hungern, zu Dalmatien, zu Croatien, Navarra, zu Granaten, zu Toleten, zu Valentz, zu Gallicien, Majoricarum, Hispalis, Sardiniae, Cordubae, Corsicae, Murciae, Giennis, Algarbien, Algezirae, zu Gibraltaris, und der Insulen Canariae, auch der Insulen Indiarum, und Terrae firmae, deß Meers Oceani, etc. Ertz-Hertzog zu Oesterreich, Hertzog zu Burgund, zu Lotterich, zu Braband, zu Steyer, zu Kernten, zu Krain, Limpurg, Geldern, Wirtenberg, Calabrien, Athenarum, Neopatriae, Graff zu Habspurg, zu Flandern, zu Tyrol, zu Görtz, Parsiloni, zu Arthoys, zu Burgundt, Pfaltzgraff zu Hönigaw, zu Holland, zu Seeland, zu Pfiert, zu Kyburg, zu Namur, zu Rossilion, zu Ceritan, und zu Zütphen; Landgraff in Elsas, Marggraff zu Burgaw, zu Oristani, zu Gotiani, und deß Heiligen Römischen Reichs Fürst zu Schwaben, zu Catalonia, Asturia etc. Herr in Frießlandt, auff der Wendischen Marck, zu Portenaw, zu Biscaia, zu Molin, zu Salins, zu Tripoli, und zu Mecheln, etc. "
(aus der "Reichstagsabschied von 1521")

[Inun-Ea]

Als jemand, der sich selbst an der Uni mit alten Texten befasst ist (allerdings sehr viel ältere, Mediävist bin ich nicht), würde ich Dich tatsächlich sehr bitten, Dich an jemanden zu wenden, der damit etwas anzufangen weiß. Es besteht ja nicht nur ein Interesse Deinerseits, zu erfahren, was in dieser wunderschönen Urkunde in Eurem Familienbesitz steht – sondern auch andersherum kann der Historiker nur mit den Texten arbeiten, die er kennt, und um ein möglich genaues Bild zu entwerfen ist natürlich jeder Text eventuell wichtig. Sich einen Text überhaupt nicht ansehen zu wollen (weil der Herr Professor etwa wichtigeres zu tun hätte), wäre wissenschaftlich nicht recht lauter. Klar, vielleicht ist es die fünfzehnte Kopie eines bekannten Textes. Dann ist er wohl von mäßigem Interesse. Aber das weiß man natürlich vorher nicht. Und selbst dann könnte er für Sprachwissenschaftler oder Paläographen oder der … von Interesse sein. Vielleicht ist es auch das einzige Dokument, das von Karls bisher unbekanntem unehelichen Sohn XY weiß. Oder das einzige Dokument aus Jahr XY, das eine bisher unbeleuchtete Zeitspanne abdeckt. Unwahrscheinlich, klar, aber auch das kann man vorher nicht wissen. Das Problem sind jedenfalls bei uns im Fach im Allgemeinen nicht Leute, die sich mit ihren "alten Sachen" an uns wenden, sondern vielmehr Sammler, die auf ihren Zeitdokumenten sitzen wie ein Drache auf einem Schatz und die Forschung daran erschweren. Denn Fundstücke in Privatbesitz sind ja nicht weniger bedeutend als solche, die sich in Museen befinden. Im Gegenteil, die "krassesten" Stücke einer Ausgrabung sind früher nicht selten bei irgendeinem reichen Sammler gelandet. Und wer weiß, was für mittelalterliche Meister in den Schließfächern von Industriellen und Bankiers ihr Dasein als Geldanlage fristen, ohne je einem Kunstwissenschaftler unter die Augen gekommen zu sein? (Weiß ich tatsächlich nicht, vielleicht keines, aber ich würde mal annehmen, es sind ein paar)

[M200]

Bin gerade über diesen Beitrag gestolpert.
Kam etwas dabei heraus? Weiß man wer hier was an wen und wozu geschrieben hat? Ich bin neugierig…

[Entschleuniger]

Moin, nein…
Der „Brief“ liegt nach wie vor im Schrank. Als Erinnerungsstück.

LG Martin

[M200]

Moin, nein…
Der „Brief“ liegt nach wie vor im Schrank. Als Erinnerungsstück.

LG Martin

Autsch, echt?
Dann aber doch hoffentlich dunkel, in Archivpapier eingeschlagen und entsprechend so verstaut, damit es einem möglicherweise alten Schriftstück gerecht wird.

Wenn du dich entscheidest mal mit jemandem Kontakt aufzunehmen, halte uns doch hier mal auf dem Laufenden – ich bin jedenfalls sehr daran interessiert.

Sonnige Grüße aus München von Florian

[Thom]

– ich bin jedenfalls sehr daran interessiert.

Sonnige Grüße aus München von Florian

Ja, in München spielt die Musik (https://www.gda.bayern.de/DigitaleSchriftkunde/)
und zumindestens die Fotos sind öffentlich zugänglich.

V.G.
Thomas