Eine kultivierte Handschrift?!

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Wie gut ist Ihre Handschrift, und wie zufrieden sind Sie damit?

Ich finde meine Handschrift schön bzw. schön genug und bin mit ihr zufrieden.
170
46%
Meine Handschrift ist vielleicht nicht schön oder für Dritte leicht lesbar, aber mich stört das nicht weiter - ich habe mich damit soweit abgefunden.
55
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Ich bin mit meiner Handschrift ziemlich unzufrieden. Irgendwann müsste ich mal was dagegen tun...
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Abstimmungen insgesamt: 367

phouk
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Eine kultivierte Handschrift?!

Beitrag von phouk » 14.03.2004 18:58

Ich bin inzwischen dank Ebay Besitzer eines old style M800 und damit absolut glücklich. Die passende Tinte und das passende Etui habe ich auch. Leider gibt es etwas, was der Perfektion meines geliebten Füllers derzeit noch überhaupt nicht gerecht wird, und das ist meine eigene Handschrift.

Über die Jahre hinweg waren das meiste, was ich mit der Hand geschrieben habe, auf Geschwindigkeit hingeschmierte Vorlesungsmitschriften. Dementsprechend ist meine Handschrift, die ohnehin nie richtig schön war, seit der Schule noch weiter degeneriert. Und damit bin ich wahrscheinlich nicht der einzige, oder? Anbei eine kleine Umfrage dazu...

Mit dem größeren Füller anstelle von Kulis und einer inzwischen wieder bewußteren Schreibweise geht es schon etwas besser, aber zufrieden bin ich noch nicht. Eine Diskussion auf einem eigentlich eher technischen, englischsprachigen Forum hat mich neulich wieder auf dieses Thema gestoßen, hier nachzulesen: http://ask.slashdot.org/comments.pl?sid ... &op=Change

Daher habe ich nun den Entschluß gefasst, zu versuchen, meine Handschrift aktiv zu verbessern. Interessant war für mich auch eine Anleitung zur Verwendung einer Abart der humanistischen Kursive als Gebrauchsschrift, die hier zu finden ist: http://briem.ismennt.is/4/4.1.1a/4.1.1.1.quick.htm .
Seitdem spiele ich sogar mit dem Gedanken, meine Handschrift komplett auf diesen Stil umzustellen. Egal, wie dieses Experiment ausgeht, das Erlernen dieser Schriftart macht jedenfalls schonmal Spaß.

Das Thema "Handschrift" passt ja auch gut hier ins Forum - schließlich benutzt man Füller ja immer noch hauptsächlich zum Schreiben - wurde aber meines Wissens noch nicht diskutiert (?). Daher wollte ich an dieser Stelle einmal in die Runde fragen, wie andere ihre Handschrift wahrnehmen, ob sie versucht haben, diese zu kultivieren, und wenn ja wie und mit welchem Erfolg.

Ckornet
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Beitrag von Ckornet » 18.03.2004 14:26

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Vorlesungsmitschriften müssen halt schnell gemacht werden. Zeit um auf das Erscheinungsbild der Handschrift zu achten, hat man dabei dann nicht. Und die restliche Schreibarbeit wird halt meist am Rechner erledigt.

Irgendwann wollte ich dann was ändern. Den genauen Anstoß dazu weiß ich gar nicht mehr. Als erstes musste allerdings ein neuer Füller her. Einer, auf den man auch ein wenig stolz sein kann und von dem man etwas länger was hat. Damit man sich später auch mal sagen kann: "Mit diesem Füller habe ich meine Klausuren geschrieben!" :D So bin ich dann erstmal zu einem Pelikan M200 gekommen.

Das Schreiben machte damit auf Anhieb mehr Spaß, als mit einem Einweg-Kuli. Nur alleine der neue Füller verschaffte natürlich nicht eine "kultivierte" Handschrift. Also ging ich daran, aktiv an meiner Handschrift zu arbeiten.

Mein Buchtipp hierzu "Teach Yourself Better Handwriting" von Rosemary Sassoon. Ist allerdings in englisch. Dort werden viele Tipps gegeben, wie man seine persönliche Handschrift verbessern kann. Angefangen bei der Schreibhaltung, über das passende Schreibgerät usw.

Momentan ist es so, dass ich eine recht saubere Handschrift habe, wenn ich beim Schreiben darauf achte. Aber je nach Situation und Stimmung schwankt ergeben sich auch teilweise recht gravierende Unterschiede im Schriftbild. :?

Mich würden auch mal Handschriftenproben von ein paar 'Füller- und Nicht-Füller-Schreibern' interessieren. Bei Gelegenheit werde ich selber mal was dazu reinstellen.

frank
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Beitrag von frank » 20.03.2004 15:42

Hallo,

ich hatte schon lange das Problem einer nicht zufriedenstellenden Handschrift. Die "Entwöhnung" mittels PC, Palm und Konsorten ist ja allgegenwärtig. Meine Therapie war, und ist, Kurrentschrift. Ich habe mir da ein Lehrbuch zugelegt, und bin mit den Ergebnissen schon sehr zufrieden. Das Erlernen der "neuen Schrift" wirkt sich bei mir nämlich auch extrem auf meine normale Handschrift aus.

Grüsse aus Wien,
Frank

phouk
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Bücher

Beitrag von phouk » 22.03.2004 7:53

Ckornet: Danke für den Tip, das Sassoon-Buch habe ich mir schon bestellt (ist noch unterwegs).

Frank: Meinst du die deutsche Kurrentschrift / Sütterlin-Schrift, oder eine andere?

Stefan Nielsen
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Beitrag von Stefan Nielsen » 22.03.2004 9:50

Hallo miteinander,

Kurrentschrift meint einfach Schreibschrift, bei der die einzelnen Buchstaben miteinander verbunden sind, wie sie bis heute in den Grundschulen gelehrt wird.
Das Sütterlin oder die "Deutsche Schrift" wie sie bis 1941 an den deutschen Schulen gelehrt wurde, ist somit eine Form der Schreibschrift, da hier die Buchstben verbunden sind.
Tatsächlich ist das Erlernen von Sütterlin eine recht brauchbare Übung zur Verbesserung der Handschrift, da sie eine verhältnismäßig akkurate Schriftführung bedingt und zugleich die in der Regel besser lesbare Kurrentschrift übt. Man kann das ganz gut anhand von Schriftproben von Menschen, die mit Sütterlin aufgewachsen sind, sehen. Die Handschriften sind in der Regel durch ihre Eckigkeit besser lesbar als die heutigen Handschriften.
Es gab - ich nehme an, es gibt noch immer - von Brause, Ingolstadt etwa ein sogenanntes "Übungsheft für die Deutsche Schrift", mittels dessen in kleinen Schritten die Strichführung geübt werden kann. So läßt sich in kurzer Zeit die eigene Handschrift trainieren.

Gruß
Stefan

AT
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Beitrag von AT » 22.03.2004 11:14

Hallo,

ich kann die Ausführungen von Stefan nur bestätigen. Habe mich dazu auch schon mal kurz in der Pelikan- Rubrik geäußert.
Die "Deutsche Schrift", bzw. auch die "Sütterlin- Schrift" sind mehr, als eine "Übung".
Was ich als Kind noch für kaum lesbar -und noch weniger schreibbar- hielt, entwickelte sich für mich zur Hilfe bei der Stammbaumforschung und zum "Freudenquell" beim "genussvollen" Schreiben. Das mag von den Generationen zu Beginn des 20. Jh. anders empfunden worden sein.
Ich kann zudem feststellen, dass mir mit OB- und OM- Federn ein noch ausdrucksstärkeres Schriftbild gelang/gelingt.
Das von Stefan erwähnte Übungsheft war mir damals übrigens auch eine Hilfe. Gleichwohl gibt es mittlerweile via Internet/google die Möglichkeit, sich die Schrift näher zu bringen. Selbst von VHS- Kursen hab ich schon gehört...

Gruß
Andreas Tillmans

frank
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Beitrag von frank » 22.03.2004 11:21

Hallo miteinander,

entschuldigt, ich meinte natürlich die deutsche Schreibschrift. Habe mir dazu ein Buch besorgt (Deutsche Schreibschrift, Harald Süß, Knaur, ISBN 3426667533) und mich in diese Sache eingelesen. Kann ich nur empfehlen!

Grüsse aus Wien,
Frank

nibby
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Beitrag von nibby » 16.11.2004 18:48

Hallo,

ich hatte mir vor einiger Zeit auch das oben genannte Buch zur deutschen Schreibschrift gekauft. Mit den Erläuterungen des Autors bin ich aus verschiedenen Gründen zwar oft nicht einverstanden, doch ist das Studium der Schriftproben wirklich spannend.

Speziell der Unterschied von "normaler" und "schräger" Feder wird sehr deutlich: Die normale Feder ergibt die übliche Anmutung von dünnen "Schrägstrichen" und dicken "Abstrichen", während bei der O-Feder das genau umgekehrt ist. Aufgrund der idealen Strichneigung ist der Kontrast sehr deutlich und man sieht sofort warum die Federn so und nicht anders geschliffen wurden!

Ebenfalls ist gut zu sehen, daß bei Benutzung einer sehr flexiblen Feder darauf geachtet werden muß, die Spreizung der Federschenkel (z.B. beim h) zu begrenzen, da sonst das Schriftbild nicht mehr gleichmäßig sondern fleckig wirkt. Man braucht hier nur die alten Schriftproben mit den neuen zu vergleichen: Liegt der Unterschied an den Federn, den Füllern oder einfach nur der Übung?

Ein Kapitel zum Einfluß der Schreibgeräte ist zwar rudimentär vorhanden, doch werden die pauschalen Behauptungen kaum erläutert. So wird z.B. gesagt, daß "nur ein Füller eine gute Handschrift ermöglicht" ohne auf eine Begründung und somit die Besonderheiten einzugehen. Denn mal ehrlich, was unterscheidet einen typischen "Nagel" noch von einem Gel-Roller oder Kugelschreiber, und kann ein Faserschreiber nicht auch ein markantes, variantenreiches Schriftbild liefern? Ich vermute, daß (zurecht) Text reduziert werden mußte, um mehr Original-Schriftproben einfügen zu können, allerdings hätte man die Formulierungen gerade deswegen etwas differenzierter wählen können.

Na ja, ich will nicht zu viel mäkeln. Immerhin habe ich es inzwischen auch schon verschenkt (mit entsprechenden Kommentaren natürlich), denn leider war im allgemeinen Buchhandel nichts besseres zu finden.

Mit bestem Gruß

nibby

absia
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Auch mal in Kalligraphielehrbücher gucken!

Beitrag von absia » 16.11.2004 22:28

Hallo miteinander!

Schöne Schriften sind einfach etwas ästhetisches und für mich auch würdige Geschenke an sich. Ich lege sehr viel Wert darauf, z.B. Einladungs- oder Glückwunschkarten bzw. -briefe an gute Freunde und Bekannte auf edlem Papier, mit noch edleren Schreibgeräten und edelsten Säften in unverwechselbaren Schriften zu gestalten, die man eben so nicht einfach aus dem Drucker lassen kann. Da ich nicht gut zeichnen kann, habe ich mich in die Schriften geflüchtet und versuche da mein Heil.

Ich nehme dazu gerne und immer wieder Kalligraphielehrbücher zur Hand, in denen wunderschöne Schriften abgebildet sind, aus denen man sich Anregungen für die eigene Buchstabengestaltung holen kann. Der eigenen Phantasie sind da jedoch keine Grenzen gesetzt. Jeder kann sich letztlich seine Skurrilschrift selbst erfinden. Das kann ein sehr eigenständiges, sehr individuelles Hobby werden.

Zugegebenermaßen: Kalligraphietexte sind zwar Handschriften, aber zunächst scheinbar eher das Gegenteil von Kurrentschriften. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel: Was für einige von euch die alte Sütterlin geworden ist, (die ich übrigens noch in der Schule gelernt habe, weshalb meine Handschrift von Haus aus bis heute eine Mischform aus lateinischer Kurrent und Sütterlin geblieben ist, mit der ich sehr zufrieden bin) das ist für mich die "Englische Schreibschrift" geworden, eine besonders gelungene Variante der lateinischen Kurrent.

Besonders schön dargestellt ist diese in dem Buch "Perfekt kalligraphieren lernen" von Mary Noble und Janet Mehigan, das 2001 im Weltbild-Verlag in Augsburg, aber auch als Lizenzausgabe im Bechtermünz-Verlag erschienen ist und für mich nicht zuletzt deshalb das zur Zeit beste Kalligraphielehrbuch ist, weil nicht nur nahezu alle bekannten abendländischen Kalligraphieschriften wunderschön abgebildet sind, sondern weil dazu auch ein Übungsbuch gehört mit ganz oder teilweise "vorgeschriebenen" Buchstaben oder Buchstabenteilen zu allen Schriften des Buchs, an denen man weiter herumbasteln kann. Es empfiehlt sich aber das Übungsbuch vorher zu kopieren und nur mit den Kopien zu arbeiten. Dann bleiben die Kopiervorlagen erhalten. Darüber, ob es momentan noch zu haben ist und was es kostet, kann ich leider keine Auskunft geben, da ich es schon ein paar Jahre habe.

Übrigens habe ich über dieses Buch auch meine alten Holzfederhalter samt ihren Bandzugfedern neu entdeckt und mit Dr. Jansens Tinten zu neuem Leben erweckt. Macht Spaß, die Schönschreiberei! Kann man sich drin verlieren (s.o.)! Hat was ungeheuer Entspannendes!

Andere gute Bücher, aber ohne Übungsheft, in denen die "Englische Schreibschrift" abgebildet ist, sind:

- Harris, David: Die Kunst des Schreibens, Seemann Verlag, Leipzig, 2002.

- Robertson, Bruce: Intensivkurs Schrift und Kalligraphie, Augustus-
Verlag, Augsburg, 1999.

Auf Wiederschreiben!
Peter

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denniL
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schönere eigene Hanschrift

Beitrag von denniL » 02.01.2005 11:54

frank hat geschrieben:Hallo miteinander,

entschuldigt, ich meinte natürlich die deutsche Schreibschrift. Habe mir dazu ein Buch besorgt (Deutsche Schreibschrift, Harald Süß, Knaur, ISBN 3426667533) und mich in diese Sache eingelesen. Kann ich nur empfehlen!

Grüsse aus Wien,
Frank
hallo,
ich habe das Buch von Herrn Süß auch, um in alten Kirchenbüchern besser nach Ahnen suchen zu können. Sütterlin schreibe ich gut, mache auch nebenbei Kalliegraphie. Und trotzdem ist meine "alltägliche" Hanschrift eher unregelmäßich und hässlich, wenn auch meistens lesbar...
Seit ich aber einen Pelikan M600 besitze und nur noch damit schreibe und mich auch auf mein Schriftbild konzentriere, wird es besser...

also üben üben üben, was anderes hilft nicht
Viele Grüße, Daniela

Thomasino
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Wohnort: Schweiz

Beitrag von Thomasino » 03.01.2005 23:52

Hallo zusammen,

vorab möchte der "Neuling" alle herzlich aus der schönen Schweiz grüssen. Leider habe ich erst vor kurzem diese sehr tolle Seite entdeckt.

Ich möchte mich auch an dieser Stelle bei den vielen fachkundigen Mitgliedern über die sehr interessanten und aufschlussreichen Beiträge bedanken.

Nun, da ich in dieser "Gilde" aufgenommen bin, möchte ich Euch meine Meinung zum Thema "Handschrift" auch noch unterbreiten:

Eine Welt ohne PC ist nicht mehr vorstellbar - nein, sie würde wohl kaum noch genügend funktionieren. Die meisten von uns sind beruflich sowie privat auf diese "Mistdinger" angewiesen. Ich hoffe, dass ich Euch aus der Seele spreche!

Ist es da, inmitten von High Tech, nicht eine Wonne, sich in der knapp bemessenen Freizeit mit schönen Dingen und "alten Werten" zu beschäftigen? Werte, welche sinnlicher, romantischer und befriedigender sind als das Rumhacken auf einer ordinären PC-Tastatur.

Ist eine "schöne" Handschrift da so wichtig - und wie sieht denn eine "schöne" Handschrift aus? Ein guter Freund schreibt sehr ungleichmässig und seine Schrift ist kaum zu entziffern - ich finde sie absolut toll und sie wiederspiegelt seine Persönlichkeit.


Wir können heute doch alles verändern, sofern wir es wollen. Menschen verändern ihr Aussehen - sie versuchen sogar, wenn es Status und Geld bringt, ihren Charakter zu verändern. Viele jagen ihrem Ideal hinterher ohne zu merken, dass sie längst nicht mehr sich selbst sind, und sie sich auf diese Weise selber betrügen. Dabei werden sie zu unpersönlichen Marionetten.

Aus diesem Grund appelliere ich an Euch:

Zeigt Persönlichkeit - schreibt so wie Ihr schreibt - seid so wie Ihr seid!!
:D

Grüsse aus dem schönen Schweizerland

Thomas

Thomas Baier
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Beitrag von Thomas Baier » 04.01.2005 20:15

Hallo Thomas,

willkommen in unserem Forum und viele Grüße in die Schweiz.

Ein Nachteil hat halt die individuelle Handschrift - gerade bei hohem Schreibeinsatz und in Verbindung mit Kugelschreibern o. ä. - verwildert eine Schrift sehr rasch. Und: andere können sie nicht mehr richtig lesen. Und da wird es dann rasch nervig für andere und für einen selbst.

Daher ist die Frage nicht leicht zu beantworten, ob die rasche Entwicklung einer individuellen Schrift ohne sog. Schönschreiben in der Schule vorteilhafter ist oder ob die angelsächsische Vorstellung einer einheitlichen Schreibschrift (Copperplate), die wenig Individualität aufkommen läßt, das Richtige ist. In diesem Zusammenhang ist zudem in den einzelnen deutschen Bundesländern und teils sogar abhängig von der Schule oder Stadt/Gemeinde unterschiedlich, welcher der drei Schrifttypen gelehrt wird (Schulbildung ist Ländersache, Hochschulen sind Bundessache). Dabei kommt dann entweder eine kindliche lateinische Ausgangsschrift bzw. Schulschrift heraus mit ihrer krakligen Individualisierung oder die plumpe vereinfachte Ausgangsschrift mit ihrem Hang zur unzusammenhängenden Aneinanderreihung von Einzelbuchstaben. Leider wird eine attraktive und erhaltenswerte Schrift in der Schule in Deutschland nicht gelehrt, ein Bewußtsen für attraktives Schreiben, durchaus ein Wert an sich, wird nicht vermittelt. Auch in meiner Schulzeit in den 70er und 80er Jahren kam man sich sogar gut dabei vor, wenn man eigenwillig und oft schrecklich unleserlich schrieb.

Wie ist das in der Schweiz und Österreich? Welcher Schrifttypus wird in Schulen gelehrt, wird die Schrift dort gepflegt?

Viele Grüße
an Euch alle
Euer Thomas Baier

Kambpel
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Registriert: 05.07.2004 13:17

selber schreiben

Beitrag von Kambpel » 05.01.2005 11:11

Hallo zusammen !

Ich finde einen Aspekt noch nicht berücksichtigt : mir geht es gar nicht unbedingt darum, eine schöne Handschrift zu haben (habe ich auch nicht - wenn ich schnell schreibe, dann kann nur ich das lesen ... meistens :-) ).
Ich genieße in der Regel nicht den Blick auf das von mir Geschriebene, sondern den Schreibvorgang an sich. Das setzt natürlich einen gleichmäßgen Tintenfluss und eine passende Feder voraus - aber das sollte man bei seinem "all days writer" auch voraussetzen können. Es ist für mich ein Genuß, die Feder zu sehen und so mühelos "Tinte auf das Papier zu bringen".
Dementsprechend kann ich mich nur dem schweitzer Vorredner anschließen : Ich schreibe einen persönlichen Stil ! :-)

... was nicht heißt, dass es für besondere Briefe / Karten / Einladungen etc. nicht auch mal was Schönes sein darf.

Gruß

Marti Lehmann

yoda
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Beitrag von yoda » 05.01.2005 18:03

Hallo
Es ist richtig, der Schreibvorgang an sich hat eine gewisse Sinnlichkeit. Wenn dann aber das entstandene Werk auch noch gut aussieht, dann macht es eben doppelt Spass.
Es geht auch weniger darum seine Handschrift zu verbiegen, sondern darum die extremen "Kratzfüsse" weg zu bekommen und die Formen etwas besser zu differenzieren. Das hat den Vorteil, dass der Text auch für einen selbst besser lesbar ist und dass das Gesamtbild einfach schöner ist.

Aber ein Punkt spielt bei mir zumindest eine wesentliche Rolle: Der Text muss einfach und schnell lesbar sein. Nicht nur für mich. Dann kann man mit dem Handgeschriebenen auch etwas anfangen und muss sich nicht nochmal hinsetzen und alles abtippen um es weiter geben zu können. Das ist für mich der Hauptgrund, warum ich an meiner Handschrift arbeite.

Gruß
Yoda

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Tenryu
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Beitrag von Tenryu » 14.05.2005 3:58

Ich hatte das Glück, daß zu meiner Zeit auf dem Gymnasium (in der 1. Klasse) noch Schreiben als schulfach unterrichtet wurde. Dabei ging es natürlich nicht mehr um das Erlernen der Schreibschrift, sondern um die Kultivierung der Handschrift und das Erlernen von Zierschriften. Von daher gehöre ich zu den wenigen Vertretern der jüngeren Generation, die noch von sich behaupten können, die Sütterlin-Schrift in der Schule gelernt zu haben. :)

Leider hat das alles bei mir nicht gefruchtet. Meine Handschrift ist so scheußlich, daß selbst ich sie kaum lesen kann. Und das obwohl ich ziemlich viel von Hand schreibe und fast nur Füller benutze. :oops:

Ich habe daher nur zwei Alternativen: entweder schreibe ich, wie ich es gewöhnt bin, dann wird das Lesen zu einem Ratespiel, oder ich gebe mir Mühe, schön zu schreiben, dann sieht es aus wie bei einem Grundschüler. :shock:
Ich habe mich damit abgefunden. Geschäftskorrespondenz erledige ich mit dem PC und meine Manuskripte tippe ich eben ab.

Zu meiner schlechten Handschrift kommt noch hinzu, daß ich (nur bei meinen privaten Texten) eine abenteuerliche, höchst antiquierte Ortographie verwende. (Aber das ist nur so ein Spleen von mir...)

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