"Handwriting improves brain connectivity"

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Pelikan-Fan
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Pelikan-Fan »

Andreas_Beutlin hat geschrieben:
05.02.2024 20:28
Ein interessanter Nebensatz des online Artikels, den ich gelesen habe, lautete in etwa, dass man auf Bildschirmen eher dazu neigt den Text nur zu überfliegen. Liegt dieser jedoch in gedruckter Form vor einem, wird dieser eher gründlicher gelesen.
Ich habe in den letzten Jahren mehrfach versucht, mich mit der Lektüre auf eBooks oder Tablets anzufreunden. Das funktioniert auch prima, wenn es nur darum geht, Texte nach verwertbaren Informationen zu durchsuchen. Wenn ich hingegen Texte (insbesondere Bücher) wirklich gründlich lesen möchte/muß, geht das für mich letzlich nur mit einem gedruckten Buch (plus Bleistift plus Textmarker) wirklich gut.

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen habe ich mir im Laufe der Jahre ein ziemlich differenziertes Anmerkungs-System zurechgelegt. Mit Bleistift kann man sehr einfach verschiedene Markierungen vornehmen (Wörter einkreisen, Textteile unterstreichen/unterschlängeln, mit Pfeilen Verbindungen zwischen Textteilen hervorheben etc.). Zum anderen habe ich gemerkt, daß sich mir gedruckte Texte irgendwie besser einprägen. Ich weiß z.B. häufig, daß irgendeine eine für mich relevante Stelle z.B. auf einer linken Seite ganz unten steht.
Viele Grüße

Thorsten
Thom

Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Thom »

Pelikan-Fan hat geschrieben:
06.02.2024 9:49
... Mit Bleistift ...
Es gibt subjektive Techniken. Man kann natürlich nicht schneller schreiben, als man kann, aber davon abgesehen mit jeder Geschwindigkeit, Kalligraphen wissen das auch. Autoren machen das auch, die haben halt einen unterschiedlichen emotionalen Bezug zu von Hand schreiben oder am Computer schreiben und das Unterbewusstsein schreibt mit. Das hat aber nichts mit mehr oder weniger Intelligenz zu tun.

V.G.
Thomas
Edgar

Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Edgar »

Mir fällt gerade ein Artikel zu einer Studie aus Harvard ein, die angeblich nachwies, dass mit Stift auf Papier Geschriebenes die meisten Menschen zu moralisch höheren Entscheidungen motiviert. Ich finde diesen Artikel nicht mehr, war aber ehrlich gesagt nicht so ganz davon überzeugt, weil ich sie nicht für wirklich repräsentativ ansah.
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von fountainpen.de »

Die Studie kenne ich leider nicht.

Bei der Beschreibung musste ich an Dan Ariely und Francesca Gino denken ... aber deren Studie war dies wohl nicht.
Die beiden haben ja viel im Bereich "Ehrlichkeit" geforscht ... waren aber selbst nicht immer ehrlich:
https://www.newyorker.com/magazine/2023 ... work-a-lie
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Edgar

Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Edgar »

Einen Faktencheck als PDF bietet das Mercator-Institut:
https://www.mercator-institut-sprachfoe ... n_Welt.pdf
Auf Seite 12 finden sich auch Hinweise zur Feinmotorik.

Das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation hat den Artikel "Empirische Studien zum Schreiben mit der Hand" von Brügelmann hier als PDF online:
https://www.pedocs.de/volltexte/2019/17 ... r_Hand.pdf

:)
Thom

Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Thom »

Edgar hat geschrieben:
07.02.2024 12:27
... Hinweise zur Feinmotorik. ...
Das steht völlig außer Frage. Die entsprechenden feinmotorischen Fähigkeiten können sogar im Erwachsenenalter verloren gehen und wiedererlangt werden. Aber die grundlegende These bei diesen Diskussionen geht ja sehr viel weiter, denn die lautet, durch Handschrift steigert sich die Intelligenz, weil das Gehirn über die Feinmotorik hinaus anders vernetzt. Das ist dann schon eine sehr weitreichende These.

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Thomas
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Alced
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Alced »

Thom hat geschrieben:
07.02.2024 19:49
... durch Handschrift steigert sich die Intelligenz, weil das Gehirn über die Feinmotorik hinaus anders vernetzt. Das ist dann schon eine sehr weitreichende These.
Da Intelligenz nur zu einem gewissen Teil genetisch festgelegt wird, ist ein nicht unerheblicher Teil durch die Umwelt bedingt. Bleibt nur die Frage durch welche Umwelteinflüsse die Ausbildung der Intelligenz gefördert oder gehemmt werden kann.
Mit scheint es nicht völlig an den Haaren herbeizogen sein wenn man davon ausgeht dass die Handschrift zur Ausbildung von deutlich mehr neuronalen Vernetzung führt als einfaches Tippen, und das Intelligenz proportional der Zahl der Vernetzung im Gehirn sein kann ist nichts Neues. Insofern würde es mich nicht wundern, wenn es einen Zusammenhang zwischen Handschrift und Intelligenz geben kann.
Dabei ist natürlich immer nur von heranwachsenden Menschen die Rede. Bei Erwachsenen ist das alles wesentlich eingeschränkter.
Thom

Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Thom »

Alced hat geschrieben:
07.02.2024 23:24
... Mit scheint es nicht völlig an den Haaren herbeizogen sein wenn man davon ausgeht dass die Handschrift zur Ausbildung von deutlich mehr neuronalen Vernetzung führt als einfaches Tippen ...
Es ist auch nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, dass die ägyptischen Pyramiden von Außerirdischen erbaut sein könnten, das heißt aber noch lange nicht, dass es auch so ist. Aber, wie gesagt, ich würde die Kinder sowieso Handschreiben lernen lassen. Diese anderen Ideen entstehen meistens, wenn Leute, die selbst nichts wirklich können, entscheiden wollen, was man so können sollte. :)

V.G.
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von fountainpen.de »

das heißt aber noch lange nicht, dass es auch so ist.
Stimmt. Mit Kausalität hat das nichts zu tun ... das ist genau der Punkt, den ich oben auch machen wollte.
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Alced
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Alced »

Thom hat geschrieben:
08.02.2024 1:58
Es ist auch nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, dass die ägyptischen Pyramiden von Außerirdischen erbaut sein könnten, das heißt aber noch lange nicht, dass es auch so ist.
Natürlich ist das völlig an den Haaren herbei gezogen!
fountainpen.de hat geschrieben:
08.02.2024 12:40
Stimmt. Mit Kausalität hat das nichts zu tun ... das ist genau der Punkt, den ich oben auch machen wollte.
Na ja, die Frage ist ja, wann wird aus Korrelation eine Kausalität?
Ich störe mich lediglich an der Vehemenz mit der du den zumindest möglichen kausalen Zusammenhang von dir weist. Wort wie Aberglaube und Mythos finde ich bei diesem Thema eher unangebracht.
Thom

Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von Thom »

Alced hat geschrieben:
08.02.2024 19:19
Thom hat geschrieben:
08.02.2024 1:58
Es ist auch nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, dass die ägyptischen Pyramiden von Außerirdischen erbaut sein könnten, das heißt aber noch lange nicht, dass es auch so ist.
Natürlich ist das völlig an den Haaren herbei gezogen! ...
Es gibt einfach keine Beweise, genau wie bei den Vernetzungen. Die Schlussfolgerung Hirnvernetzungen die intermuskuläre Koordination wie bei der Feinmotorik betreffen, hätten irgendetwas mit Intelligenz zu tun, ist komplett aus der Luft gegriffen. Mehr Vernetzung bedeutet eben nicht einfach mehr Intelligenz, es kommt schon darauf an, was da genau vernetzt. Das Ganze ist eine typisch zeitgenössische 1+1 ist etwa 3 Rechnung, es muss zwar nicht stimmen, Hauptsache es fühlt sich gut an.

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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von fountainpen.de »

Wort wie Aberglaube und Mythos finde ich bei diesem Thema eher unangebracht.
Hast Du Dir die oben zitierten Quellen wenigstens angeschaut? Interessant sind auch die von Edgar genannten Links und die dort zitierten Quellen. Generell wäre es eben wichtig, wenn Meta-Studien einen Effekt nachweisen könnten. Dies ist laut meinem Kenntnisstand ja nicht der Fall. Insofern passt doch das Wording.
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von fountainpen.de »

Alced:

Mit Aberglaube und Mythos meine ich Dinge, die von manchen geglaubt werden, die man aber eben gerade so gar nicht nachweisen konnte.

Als beispielsweise die Mueller and Oppenheimer (2014) Studie veröffentlicht wurde, fand ich die super! Eine einfache Erklärung für ein sehr komplexes Problem. Klasse. Ich hatte es geglaubt.
Hauptsache es fühlt sich gut an.
Ja, zugegeben, es hat sich gut angefühlt. Um so schlechter hat es sich aber angefühlt, als dann niemand die Ergebnisse stabil replizieren konnte. Dann sind die schönen Ergebnisse nichts wert und es ist wichtig, dass dies dann eben auch laut kommuniziert wird. Es macht ja wirklich keinen Sinn, Dinge in der Praxis umzusetzen, die nichts bringen (das meine ich auch mit Aberglaube und Mythos).

Schau Dir auch mal den zitierten NewYorker Artikel an. Es ist ja leider so, dass einige Forscher:innen in der Vergangenheit spannende Ergebnisse gefunden haben, die so gar nicht existieren. Wie viel Geld und Zeit wurde verschwendet, indem Maßnahmen umgesetzt wurden, die sinnlos sind. Damit hat man dann aber auch ein ganzes Forschungsfeld in Misskredit gebracht und damit die Arbeit anderer ein Stück weit "entwertet". Ich denke, dass es wichtig ist, dass Ergebnisse, die nicht replizierbar sind, auch als solche benannt werden.
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von avalon »

Ich weiss jetzt nicht, ob euch dieser Online Artikel von Ende Januar bekannt ist. https://www.sciencenews.org/article/han ... s-learning. Am Ende des Artikels finden sich eine neue Publikation betreffend dem Thema.
LG Claudia
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Re: "Handwriting improves brain connectivity"

Beitrag von avalon »

Hier noch der direkte Link zu der neuen Studie publiziert in „Frontiers in Psychology“ (peer reviewed)
https://www.frontiersin.org/journals/ps ... 19945/full
LG Claudia
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