Unbekannter Faber-Castell Füller

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newlife
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Unbekannter Faber-Castell Füller

Beitrag von newlife »

Hallo allerseits!

Die Tage habe ich einen unbekannten alten Faber-Castell Füller in der Bucht geangelt, von dem ich so gut wie gar nichts weiß, da er leider keine Bezeichnung trägt außer einer Gravur bzw. Prägung am Schaftende kurz vor dem Füllknopf. Man könnte sie entweder als EK oder BK lesen, so eindeutig ist das nicht, leider.

Vom Design her ordne ich den Füller als Nachfolger des Wertfüllers
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =18&t=8532
ein, das Zelluloid des Schafts ähnelt ihm sehr, ist aber nicht ganz so fein ausgeprägt.

Bild


Bild


Dieser Füller hat einen ausgeklügelten Füllmechanismus, der ein wenig dem der Soennecken 111/222/333 ähnelt. Man muss zwar den Füllknopf nicht vorm Befüllen herausziehen, man schraubt normal gegen den Uhrzeigersinn, dann schnellt der Füllknopf wegen einer eingebauten Feder heraus und erst dann füllt sich beim Weiterdrehen der Füller. Eine meines Erachtens geniale Mechanik, durch die abgeflachte Kolbenstange entfällt die bei billigeren Modellen nötige Reibung innen am Schaft. Sehr liebevoll konstruiert! Wenn ich den Füller nicht gerade repariert und zusammengebaut hätte, würde ich auch Fotos einstellen. Bei Bedarf liefere ich gern nach, aber nur auf Anfrage für diejenigen, die wegen Reparatur echtes Interesse am Innenleben haben.

Wie bei vielen anderen Kandidaten musste ich auch hier improvisieren, da sowohl der Füllknopf als auch der im Schaft versenkte Mechanismus mit geschlitztem Rand bzw. Mutter versehen waren. Letztlich fiel mein Blick auf ein paar Stricknadeln (!) im Fundus meiner Freundin. Für die Mutter im nur knapp über den Schaft herausragenden Füllknopf habe ich eine dünne Nadel (2 mm) mittig gebogen und die Spitzen 90° um 2 mm abgewinkelt, sodass ich eine Art Schlüssel erhielt. Gleichermaßen beim im Innern versenkten Mechanismus, nur dass dabei die abgekanteten Spitzen länger waren, ca. 1 cm. Beide Teile ließen sich, langes Wässern vorausgesetzt, problemlos entfernen, weil die defekte Dichtung ersetzt werden musste. Hat aber auch gut hingehauen, und ich denke, dasselbe Prinzip müsste sich auch bei den neueren MB Meisterstücken anwenden lassen. Da war doch letztens so ein Thread mit einem Werkzeug für diese Füller, oder? Es geht halt auch mit Improvisation . . . den Geist ein wenig schweifen lassen . . . Vorhandenes durchforsten . . . und ausprobieren!

Last but not least - wer etwas über den Füller weiß, ist mit seinem Wissen herzlich eingeladen!
Grüße von Klaus!
werner
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Re: Unbekannter Faber-Castell Füller

Beitrag von werner »

Hallo Klaus,

wenn ich richtig geschaut habe, dann ist das ein Faber Castell Gentleman.
Ich habe den im Adventskalender von 2011 vorgestellt:

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 245#p35245

Ich hoffe, ich liegt mit meinem Tipp richtig. Der Füllmechanismus ist auf
jeden Fall so wie Du ihn beschrieben hast. Nachdem ich nicht selbst repariere
kann ich zu den weiteren Feinheiten leider nichts sagen.

Viele Grüße
Werner
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ostfüller
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Re: Unbekannter Faber-Castell Füller

Beitrag von ostfüller »

Hallo Klaus,

meine Recherche ergab ebenfalls das Modell Gentlemen von 1935 mit dem besoderen Füllmechanismus.
Gratulation zu diesem sehr schönen und seltenem Füller.
Beste Grüße aus Dresden
Marco
werner
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Re: Unbekannter Faber-Castell Füller

Beitrag von werner »

Hallo Marco,

meines Wissens kam der Gentleman erst 1949/1950 auf den Markt und wurde mit dem neu entwickeltem Kolbenmechanismus beworben. Dadurch wurde eine größere Füllkapazität erreicht. Es gab ihn ganz in schwarz und in silbergrau/perl, so wie ich ihn schon vorgestellt habe.

http://www.ruettinger-web.de/bilder/fab ... tleman.jpg

1935 müsste der Castell Wertfüller (Mod. 36/50 ??) gewesen sein.

Viele Grüße
Werner
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newlife
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Re: Unbekannter Faber-Castell Füller

Beitrag von newlife »

Hallo Werner und Marco!

Vielen vielen Dank für eure wertvollen Hinweise, nun weiß ich wenigstens, um welches Modell es sich handelt. Das war mir während der Reparatur mehr oder weniger erst mal egal, da stand das - möglichst schadenfreie! - Zerlegen an, was mir ja auch mal wieder gelungen ist; man sammelt ja doch Erfahrung im Lauf der Zeit. Schade ist trotzdem, dass all das Wissen mit Auflösung der alten Firmen verloren ging und man sich das meiste selbst beibringen muss. Andererseits ist so ein Erfolgserlebnis durch nichts zu ersetzen!
Grüße von Klaus!
ostfüller
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Re: Unbekannter Faber-Castell Füller

Beitrag von ostfüller »

Hallo Werner und hallo Klaus,

die Zeitangabe mit 1949/50 ist richtig. Ich habe es genau mit dem Wertfüller verwechselt. Danke für die Korrektur.
Ich grüße herzlich aus Dresden

Marco
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