Welche Fachliteratur liest Du denn? Also wenn ich Kovacs und Zagreb miteinander kombiniere dann tippe ich mal auf das Penkala- Buch. Kujau als Co- Autor? Nein, so weit wollte ich dann doch nicht gehen. Die Monografie ist zwar mit Ausschmückungen versehen aber ob etwas voll erfunden ist, lässt sich nach so langer Zeit schwer nachprüfen. Ich hatte das Buch damals vom deutschen Übersetzer zum Subskriptionspreis angeboten bekommen aber nach Durchsicht dankend abgelehnt Vielleicht bin ich ungerecht, aber ich will zwischen Geschichte und Geschichtchen unterscheiden.
Penkala soll in seinen Kindertagen bereits ein Universalgenie gewesen sein und mancherlei Uhren auseinandergenommen und dann wieder zusammengebaut haben. Den Älteren von uns wurde diese Legende sicher auch mannigfaltig von den Großvätern erzählt, vielleicht auch in der verschärften Version, dass der Opa am Ende zwei Zahnräder übrig gehabt haben soll und die Uhr dann besser als vorher gelaufen sei. Aber ich will nicht abschweifen, der noch junge Staat Kroatien hatte es nach dem Sezessionskrieg dringend nötig eigene zivile Heroen aus der Geschichte des Landes aus dem Hut zu zaubern. Die Vorfinanzierung des Buches war also gesichert, was der Inhalt auch erzählen wollte. Penkala hatte danach wohl in seiner neuen Heimat so ziemlich alles erfunden was man sich vorstellen kann, einen Minenbleistift (der allerdings grundlegende Prinzipien der Physik auf den Kopf stellt) und natürlich den Füllhalter und den Kugelschreiber, Luftkissenfahrzeuge, Hubschrauber und wichtige Teile des Flugzeugs, Batterien, Wärmflaschen und Schädlingsbekämpfungsmittel, Schallplatten, wenn auch als nachweisliches Patent, neben dem Wunderbleistift, nur die rotierende Zahnbürste im Register zu finden ist. Erfindungen von namensgleichen Verwandten wurden gleich mit vergesellschaftet, es bleibt ja irgendwie in der Familie. Letztere hatte allerdings historisch gesehen mit Kroatien nicht allzu viel zu tun doch soll sich Eduard Penkala auf dem Standesamt mit dem Zusatznamen „Slavoljub“ nachträglich und kurzer Hand selbst slavisiert haben. Den Kolbenfüller hat er, jetzt mal objektiv betrachtet, nicht erfunden, obwohl die Entdeckung raunend „aus Penkalas Labors“ stammen und „irgendwie“ abhanden gekommen sein soll.
Der Wohnort des Erfinders wird in Kovacs `Patentschrift mit < Meran > angegeben (Quelle: espacenet), zu einer Zeit als Penkala bereits 5 Jahre tot und die Firma längst von Moster aufgekauft worden war. Penkala war recht früh an einer Lungenentzündung gestorben, die barocke Beschreibung seines Dahinscheidens war vergleichbar mit einer Szene aus dem Film „Amadeus“. Vielleicht hatte er aber auch vorher etwas zu viel an seinem radioaktiven Schlibovitz genippt, den er unter dem Namen „Vinovica“ vertrieb. Die Grundlagen zur Herstellung stammten vermutlich aus seiner haarsträubenden Doktorarbeit (Chemie) über die Radium- Emmanationen. Die Intoxikation wirkt übrigens mit und ohne Schlibovitz sicher nicht belebend, sie löst Lungenkrebs aus.
Aber ja! Schreib doch was ober Kovacs Jugendtage in Zagreb, so weit ich weiß, konnte man für Jubelliteratur von den Fremdenverkehrsbehörden den Goldenen Penkala gewinnen, eine späte Nachbildung eines Füllers, der Penkala zugeschrieben wird, die allerdings einem Kaweco aus der 600er Reihe recht ähnlich ist.
Gruss, Frodo
