Meine alten Fueller zum Genießen

[Cepasaccus]

Heute mein neuer Parker Duofold in wunderschönem Lapislazuli-Blau. Der Fueller ist 12cm lang (Junior-Groesse?) und hat eine feine, etwas bis mittelmaessig flexible Feder, die mit ihrer schlanken, langen Form elegant wirkt. Er hat die spätere, schon etwas stromlinienfoermige Form und ist (fast) genau so mit den zwei Kappenringen im Katalog von 1929 verzeichnet. Er hat weder Clip noch Oese. Das Lapislazuli ist aus Celluloid, alles schwarze aus Hartgummi. Der Hartgummi an der Kappe war ziemlich verblichen und fleckig und so hab ich ihn nun die letzten Tage verschoenert und mit Tintensack versehen.

Abgebildet ist der schoene Duofold auf dem von 1928 stammenden 24. Jahrgangsband "Die Schönheit - Mit Bildern geschmückte Zeitschrift für Kunst und Leben". Ursprünglich wurde Die Schönheit von Karl Vanselow seit 1902 herausgegeben. http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Vanselow Später war der Herausgeber bis zur Einstellung 1931 ein Herr Giesecke, der sicher mit dem Herrn Giesecke der münchener Gelddruckfirma verwander war. Die Zeitschrift ist im Umfeld der Freikörperkultur angesiedelt, die nicht nur das Nacktbaden betraft sondern eine Lebensphilosophie war. Frische Luft, Sonne, Bewegung, Gesundheit, Freiheit. Der totale Gegensatz zum Schuften in dreckigen, dunklen, stinkenen Fabriken. In Die Schönheit sind viele Fotos und Zeichnungen enthalten, aber auch vor allem Aufsaetze zu - wieder Titel schon sagt - Kunst und Leben. In dem Band sind Aufsaetze z.B. ueber Dürer (Jubilaeumsjahr!), Tanz und Astrologie, christliche Kommunisten in den USA und ganz viel ueber Stereophotographie. http://www.stereoskopie.com/Raumbildbae ... nheit.html Es enthaelt auch Gedichte und - im Gegensatz zu den Magazinen der damaligen Zeit - nur ganz wenige Kurzgeschichten. Auf dem letzte Photo ist ein Foto von Gerhard Riebicke für den junge, in der Luft schwebende Leute sehr typisch sind. https://www.pinterest.com/vibekeknudsen ... -riebicke/ So weit ich weiss haben seine Erben sein ganzes photographisches Material vernichtet. Mir gefaellt die Zeitschrift, weil sie so lebensbejahend und positiv ist.

Cepasaccus

[stift]

Hallo
Der ist schön so einen hatte ich auch schon und für einen Montblanc Drehbleistift getauscht.
Aber wo ist der Klipp ????
Grüße Harald

[glucydur]

Sehr schönes Blau. Definitiv. Wenn ich mich richtig entsinne, sind der Lapislazuli-blaue und der mandaringelbe Original-Duofold verhältnismäßig selten zu finden, weil nur kurz produziert. Insofern dürfte es sich um ein seltenes und daher exklusives Stück handeln.

VG

Alexander

[Cepasaccus]

Also fuer mich gehoert Lapislazuliblau auf jeden Fall zu den Top 3 der damaligen Farbauswahl. Das muss sich doch gut verkauft haben.

Nachdem frueher alle Fueller ohne Clip waren wird es wohl noch Leute gegeben haben, die einen Fueller ohne Clip wollen. Vielleicht fuer's Handtaeschchen? Fuer die Notizmappe? Fuer das 50er-Fuelleretui?

Da nun mir DiBa, nachdem sein Urlaubsrausch abgeklungen war, doch eine Punze aufloesen konnte, werde ich kommendes Wochenende einen Fueller vorstellen, bei dem ich der Sumgai war.

Cepasaccus

[glucydur]

Also fuer mich gehoert Lapislazuliblau auf jeden Fall zu den Top 3 der damaligen Farbauswahl. Das muss sich doch gut verkauft haben.

In der Tat neben korallrot und mandaringelb ist Lapislazuli die schönste Farbe. Scheinbar wurden Lapislazuli und Mandaringelb für den Original-Duofold Senior nur 2 Jahre produziert, daher selten.

VG

Alexander

[drwhox]

Moin!

Einfach nur: !!!


Liebe Grüße aus Berlin,
Manuel

[Cepasaccus]

Dieses Wochenende geht es im Diebener-Verlag weiter. Auf dem Lehrbuch der Gravierkunst von Maximilian Hübener aus dem Jahre 1916 liegt ein Waterman's Ideal Sicherheitsfueller 42 mit 14k-Goldmontur.

Auf dem Goldueberzug an der Dichtungskapsel steht "WATERMAN 14K", also koennte man dem Fueller auch die Nummer 542 geben, weil Waterman fuer massivgoldene Ueberzuege die 500 vergeben hat. Aber die Montur ist nicht so richtig Waterman. Die Kappe passt naemlich ueberhaupt nicht zu Waterman. Sie ist um einen guten halben Zentimeter verlaengert und der Clip weisst eindeutig auf eine fremde Montur hin. Der Clip ist auch abweichend mit 585 punziert und traegt eine weitere Punze. DiBa hat mich freundlicherweise auf die richtige Autobahn gebracht und es als Kosca identifiziert. Das Kosca-Logo gibt es hier http://www.fountainpen.it/File:KS-Kosca-Logotipo.jpg zu bewundern. Ein paar Informationen (auf Englisch) gibt es unter http://www.fountainpen.it/Kosca/en und http://fountainpenboard.com/forum/index ... 736-koska/. Gegruendet von KOhler und SChAefer in Mailand. Es gibt auch eine pforzheimer Firma Kohler & Schäfer, aber der Zusammenhang ist unklar. Auf dem FPB-Link kann man lesen, dass Kosca Monturen für Waterman/Italien hergestellt hat. Es ist also wohl nicht so, wie ich zuerst annahm, dass jemand von einem Waterman-Fueller mit Montur den Grossteil der Montur abgerupft hat um es neu zu machen. Wahrscheinlicher scheint mir nun, dass der Ueberzug fuer Waterman hergestellt worden ist und deshalb die WATERMAN 14K-Einpraegung erhalten hat. Das kann durchaus ganz offiziell in einem Waterman-Katalog angeboten worden sein, da Waterman-Kataloge durchaus nationale Besonderheiten hatten. Mangels Vergfuegbarkeit eines passenden, italienischen Kataloges kann ich das aber nicht verifizieren.

Der Fueller ist mit der Kappe 12.8cm lang. Er ist mit seinen 32g mein schwerster Fueller, 2g schwerer wie mein Montblanc 146 und 20g schwerer wie mein 42 ohne Verzierung. Die Datierung ist nicht so einfach. Mein Tip waere zweite Haelfte 1920er, weil er etwas rundlich ist und wegen der REG.U.S./PAT.OFF.-Feder, die eher spaeter vorkommt. Die Feder ist eine lange, feine mit schoenem Flex.

Da der Fueller sehr muffig roch habe ich "einfach mal" ungetestet die Dichtung ausgetauscht und innen gut geputzt. Die Dichtung sah sogar noch richtig korkig aus und war nicht mit Tinte durchtraenkt. Der Fueller wird also wohl nicht viel genutzt worden sein. Einfach war es aber nicht, weil die gueldene Endkappe ab musste - kein schoenes Patent! - und es mein zweiter Waterman-Safety ist, bei dem die Standarddichtungsringe nicht passen. Der Platz in der Dichtungskapsel ist einen Hauch groesser als sonst. Mit der Reparatur habe ich einen ganzen Tag verbraten. Aber es hat sich gelohnt, weil mir der Fueller aussergewoehnlich gut gefaellt - ich kann nichts mehr gegen italienische Monturen sagen. - und ich Euch auch noch eine Schreibprobe zeigen kann.

Dann noch zum Buch. Das Lehrbuch der Gravierkunst ist eindeutig das beste Buch zum Thema, das ich kenne, angeblich sogar besser als spaetere Auflagen, wie ich mir von meinem Graveurobermeister habe sagen lassen. Darin steht zu fast allem was, z.B. zu Schwarz- und Golddruck und zu Kunsttechniken wie der Radierung. Bewundernswert, dass so etwas mitten im Grossen Krieg gedruckt werden konnte. Passend zum Fueller, das war auch der Grund fuer meine Wahl des Buches, habe ich Euch zum Lesen den Abschnitt zum Guillochieren herausgesucht.

Mal sehen wie's weiter geht.

Cepasaccus

[stift]

Servus!!!
Machst mich ganz nervös hahahahahahahaha

Ist der wunderschön!!!!!
Ich kann mir vorstellen das du eine Freude damit hast.
Liebe Grüße aus Wien
Harald

[drwhox]

Moin Euch allen!

Wunderschöner 42´er!


Liebe Grüße,
Manuel

[Cepasaccus]

Harald, mit Deinem Caw's brauchst Du Dich aber wegen meinem 42er nicht zu graemen!

[Pennino]

Schöööön !

Grüße,
Pennino

[Cepasaccus]

Heute zeige ich nochmal den Waterman's Ideal 12S der ersten Generation, den ich schon hier http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... =4&t=11291 gezeigt habe. Grund dafuer ist, dass mir stift eine "neue" Feder fuer ihn geschenkt hat und ich ihn nun repapieren musste. So kann ich Euch hier noch ein paar Fotos vom Inneren zeigen, die ich zur besseren Vergleichbarkeit schon ins Wiki rein habe: http://www.penexchange.de/pen-wiki/inde ... Generation

Die "neue" Feder ist eine lange, flexible Feder, die vermutlich mal eine Medium war, aber zu einer Oblique umgeschrieben wurde. (Oblique gab es original nur als kurze Feder.) Im Moment hat sie Anschreibprobleme und braucht noch einen ordentlichen Schliff. Datieren

Als dekorative Unterlage dient "The International Studio, An Illustrated Monthly Magazine of Fine & Applied Art" von 1902. (Englische Informationen: http://en.wikipedia.org/wiki/The_Studio_%28magazine%29) The International Studio war der US-Ableger mit Bureau in New York des englischen Magazins The Studio mit Sitz in London. Die US-Ausgabe existierte 1897 bis 1931, das englische Magazin von 1892 bis 1964 und als Studio International weiter bis 1993. Das Magazin war kein zeittypisches Magazin mit viel belanglosen Geschichten, Gedichten und Witzen sondern war 100%ig auf Kunst, vorwiegend Bildern (Aquarelle, Oelgemaelde, Radierungen, Zeichnungen, ...), ausgerichtet. Es wurden zahlreiche Kunstwettbewerbe veranstaltet und die Gewinnerkunstwerke dann abgedruckt. Die Druckqualitaet war vermutlich die beste damals zu erreichende. Das Bild in Abbildung 2 ist ein Mezzotinto (http://de.wikipedia.org/wiki/Schabkunst) von Frank Short. Ich nehme an, der hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Frank_Short (englisch).

Cepasaccus

PS: Ich hab das Mechanikbild hier einfach auch noch eingefuegt, damit alles beieinander ist.

[stift]

Hallo
Schaut so net schlecht aus mit der Feder,besser als mit der abgebrochenen.
Egal vielleicht finde ich noch eine andere bessere für dich.
Die Mechanik ist witzig ganz anders als die späteren Füller.So wie mein Caws ist historisch und technisch sehr interessant.
Die Evolution der Fountain Pens
Grüße Harald

[Cepasaccus]

Beim Caw's dreht sich die Feder dann auch?

Cepasaccus

[drwhox]

Hallo!

Auch wieder sehr schöner Füllfederhalter!
Danke für die schönen, stimmigen Bilder!


Liebe Grüße,
Manuel