Marke Scholar, Redis-Feder?

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Nitschewo
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Marke Scholar, Redis-Feder?

Beitrag von Nitschewo »

Bildungslücken sind dazu da, geschlossen zu werden. Als ein Bekannter seine Abneigung gegen die von mir so geliebten Schreibgeräte mit dem Hang seines Vaters begründete, vom Einkaufszettel bis zu den Schulheften des Sohnes alles penibel mit Redisfedern zu beschriften, klaffte eine solche: Redisfedern? Was sind Redisfedern?

Google wusste es, wie üblich. Als Redisfeder bezeichnet man eine Schnurzugfeder mit versetzter Schreibplatte. Aha. Wird heute nur noch in der Kalligraphie eingesetzt, was erklärte, warum ich sie nicht kannte.

Wo ich schon mal im Internet war, trödelte ich gleich noch ein bisschen in der Bucht herum. Und wie’s der Zufall wollte, stieß ich auf ein absonderlich anmutendes Schreibgerät, bei dem es sich um einen Kolbenfüller mit Redisfeder handeln sollte. Jetzt war ich verwirrt. Das Ding sah nicht aus wie ein Kolbenfüller, und die Feder sah nicht aus wie eine Redisfeder. Jedenfalls hatte sie keine versetzte Schreibplatte.

Ich war gerade guter Laune und entschied mich spontan, heute mal leichtsinnig zu sein und die zehn Euro auf das komische rote Plastikteil zu bieten, die außer mir keiner dafür geben wollte. Fünf Tage später trudelte es dann ein, das sonderbare Hybridprodukt. Auf dem Schaft stand neben „Scholar“ auch noch das kryptische Kürzel „DZL“, und auf der Feder prangte der Schriftzug „Redis“. Weitere Wissenslücken taten sich auf.

Das fast allwissende Google rückte immerhin mit der Information raus, dass DZL die Abkürzung für Deutsches Zentralinstitut für Lehrmittel ist, eine Art Gütesiegel der DDR. Der Scholar hatte somit seine Herkunft verraten und sein Alter eingegrenzt. Vom Material her ähnelte er ein wenig den Füllern der Marke Makeba. Technisch ist er tatsächlich ein Kolbenfüller mit einer denkbar einfachen Technik: Das sehr lange Griffstück lässt sich unmittelbar über dem Tintenfenster abschrauben, darunter kommt direkt eine Gewindestange mit Kolben zum Vorschein. Äußerst praktisch, wenn man gerne häufiger die Tinte wechselt. Man kann mittels dieser Technik auch einfach mal einen „wänzägen Schlock“ aufziehen, das Griffstück lässt sich auch bei heraus gedrehter Gewindestange wieder aufschrauben.

Auch die Feder fasziniert durch Schlichtheit: Mitnichten weist sie eine Schreibplatte auf, ja sie verfügt nicht einmal über ein Schreibkorn. Die Spitze ist einfach kugelförmig nach unten ausgetrieben. Das Ergebnis ist ein ziemlich kratziges Schreiberlebnis, das einem jedoch das Schriftbild einer abgeschrägten „F“-Feder beschert.

Zwei Wissenslücken konnte Google nicht schließen: Gibt es neben der Bezeichnung „Redisfeder“ für die Schnurzugfeder auch noch einen Hersteller dieses Namens? Und ist „Scholar“ eine Modellbezeichnung oder ein Füllerhersteller? Diese Fragen kann vielleicht jemand aus dem Forum beantworten. Damit mich die Wissenslücken nicht um den Schlaf bringen.

Wissbegierige Grüße,

Bianka

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Viele Grüße

Bianka

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TomSch
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Re: Marke Scholar, Redis-Feder?

Beitrag von TomSch »

Hallo Bianka!

Schau einmal hier. Dort gibt's nicht nur eine gute Erklärung der Redis-Feder, sondern auch der anderen Kalligraphie-Federn, die man so nutzen kann. :wink:
Die von dir beschriebene und fotografierte Schreibspitze deiner Feder kenne ich auch unter dem Begriff "Löffelfeder", weil die Spitze eben wie eine nach oben zeigende Löffel-Vertiefung aussieht. :mrgreen:
Bei "Scholar" muss ich passen. Bei der Firma TroPen gab es mal das Modell "Scholar"; ich besitze allerdings auch einen Füller, auf dessen Kappe nur "Scholar" steht. :?

Sonnige Grüße (zwischen Gewittern und Hagelschauern),
Thomas
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Nitschewo
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Re: Marke Scholar, Redis-Feder?

Beitrag von Nitschewo »

Oh, eine Löffelfeder! Den Begriff kannte ich noch nicht. Wieder was dazu gelernt, danke dafür!

Einen Tropen Scholar beheimate ich auch bei mir, der hat allerdings nichts mit dem roten DDR-Plastikschreiber zu tun. Und er macht das Googlen schwierig, weil er sämtliche Treffer der Kombination "Füller" und "Scholar" auf sich vereint. Da kann man Google ruhig sagen, es möge doch bitte Treffer ausschließen, die "Tropen" beinhalten.

Genauso verhält es sich mit "Redis" und "Feder", die Suche bringt lediglich Ergebnisse über Kalligraphie-Federn. Ob es auch einen Federhersteller gab, der Redis als Marke führte und nicht als Bezeichnung für eine bestimmte Feder, ließ sich bislang nicht recherchieren.

Bleibt er also erstmal ein kleines Kuriosum. Ein Kuriosum mit Löffelfeder.

Einen schönen Sonntag wünscht

Bianka
Viele Grüße

Bianka

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