Columbus-Fürth

(älter als 30 Jahre)

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Frodo
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Frodo »

Mahlekolben hat geschrieben:.............
Ein Füller, der 70 Jahre herumgegammelt hat, nun aufgeputzt wird, soll weitere 70 Jahre tippitoppi aussehen?
Wenn sich niemand drum kümmern würde, würde er in fünf Jahren zerbröselt sein.
Aus meiner Warte: Ihr macht hier schon tolle Sachen - alle Achtung!
Es ist jedoch auch dem Zeitgeist unterlegen, was nun eine "vernünftige Restauration" ist..........
Hi
Das ist jetzt alles etwas unreflektiert formuliert und, wie Stift oben schon sehr richtig erwähnt hat, ist Hartgummi wohl das dauerhafteste der Füllermaterialien. Vor 70 Jahren....... wurde allerdings kein Schreibgerät aus diesem Material mehr hergestellt. Das Hartgummi erodiert oberflächlich und wird dadurch langsam abgetragen. Die Chemie des Vorgangs ist sicher sehr komplex und wurde auch noch nicht erforscht. Aber es ist absolut notwendig, da verharzend trocknende Öle ode sauere Öle möglicherweise Reaktionen auslösen können. Das mit dem Ballistol könnte eine gute Idee sein, da das darin enthaltene Weißöl neutral ist. Aber da gibt es noch weitere Additive.
Dem Sammler Zeitgeist- Handlungen anzudichten ist nicht angebracht
Gruss, Frodo
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Mahlekolben
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Mahlekolben »

Nana, nur im Kontext zitieren, wenn er verbogen werden will! :mrgreen:

Die "Restauration" an sich entwickelt sich weiter, wer weiß, ob wir in 50 Jahren noch glauben, heute richtig gehandelt zu haben.

Nach heutigem Zeitgeist handeln wir heute richtiger, als Restaurateure von 50 Jahren gehandelt haben.

Wann nun Hartgummi verwendet wurde, ist bei meiner Schilderung tatsächlich irrelevant.

Vielleicht deutlicher: Der Füller altert, ob nun durch Nutzung oder Lagerung welcher Art auch immer. Damit ist sein Zyklus eigentlich bestimmt.

Wenn nun jemand Hand an ihn legt, um ihn in einen weiteren Zyklus zu bringen, erlebt der Füller eine weitere Periode des Daseins, vielleicht sogar der Nutzung, die er ohne diese Behandlung nie hätte erfahren können.

Insofern stellt sich die Frage, ob ab Restauration eine schnellere Alterung überhaupt auftreten kann. Eigentlich beginnt ein neuer Zyklus: Nicht mehr ganz neu, schon viel erlebt, wieder aufgeweckt.
Viele Grüße

Michael
Knoffel

Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Knoffel »

Mahlekolben hat geschrieben:Nach heutigem Zeitgeist handeln wir heute richtiger, als Restaurateure von 50 Jahren gehandelt haben. [...]
Wieso? :) Beziehst Du Dich damit auf das Öl?
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Mahlekolben
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Mahlekolben »

Nein. Ich beziehe mich auf das, was Restauratoren heute für richtig halten. Das hat noch nicht einmal einen unbedingten Bezug zu Füllern.

Das kann genau so gut Autos, Bilder oder Uhren betreffen.

Man kann das schön in Museen beobachten. Früher wurde an einem Stück so lange restauriert, bis es etwa den Zustand seiner ersten Fertigstellung erreichte. Das will man heute nicht mehr, der Zeitgeist hat sich geändert, Restauration hat sich weiter entwickelt.

Heute versucht man eher, einen Fundzustand zu konservieren. Fehlende Teile werden rekonstruiert und so ins Objekt gebracht, dass man die Arbeit erkennen und rückstandslos zurückbauen kann.

Das ist in Restauratoren-Kreisen ein heißes Thema, aber auch bei denen, die sich an einem alten Stück versuchen, es wieder herzustellen. Vielleicht ist ja der Hintergedanke der, seltene Stücke auf wirklich gute Restauratoren, Materialien und Verfahren warten zu lassen.

Der Oldtimer-Besitzer, der sein heißgeliebtes Auto Trockeneisstahlen lässt, Rost und Beulen beseitigt, eine Grundierung und einen Lack aufträgt, den es damals nicht gegeben hat... Handelt er richtig im Sinne einer Restauration?

Der Uhrenliebhaber, der die Revisions-Markierungen der alten Uhrmacher mühsam aus dem Staubdeckel seiner alten Taschenuhr herauspoliert und somit Zeugnisse vergangener Tage vernichtet... Der abgebrochene Hebel, der mühsam, doch perfekt poliert ins alte Werk gebracht wird... Handelt er richtig im Sinne einer Restauration?

Das sind so einige Fragen der modernen Geister. Und wie eben jene Geister in 20...30 Jahren denken und entscheiden werden ist spannend - doch wird das dem dann herrschenden Zeitgeist unterliegen.
Viele Grüße

Michael
Knoffel

Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Knoffel »

Ich denke bei Füllern ist das eine Geschmacksfrage, wenn es um den Endzustand geht. Ich zum Beispiel avisiere oft den Endzustand '(Near) Mint' an, erneuere Vergoldungen, wenn sie zu stark abgenutzt sind, entferne zumindest tiefere Kratzer, manchmal fast alle, poliere oxidierten Hartgummi, sodass er wieder schön dunkel wird. Andere hingegen wollen eher den Originalzustand bewahren. Und manche sind selbst mit einem grünen Hartgummifüller zufrieden und wollen gar nichts daran machen :) Zudem sind nicht alle Arbeiten unproblematisch durchführbar, sodass man zwischen mehr Schaden als Nutzen abwägen muss.

Der Ansatz, einen Füller auf 'Mint' zu restaurieren, hat aber auch damit zu tun, dass ich in erster Linie verunstaltete und kaputte Füller restauriere, weil ich dabei am meisten lerne und es jedes Mal ein Erfolg ist, wenn er später als Schreibgerät geliebt und nicht als Schrott verachtet wird. Dieser Füller, vom finanziellen Aspekt her relativ wertlos, wäre sonst wohl im Müll gelandet:

1)

Bild
Bild

Seine flexible Feder ist aber die beste, die ich je hatte, sodass er mein Standardfüller wurde :P

2)

Bei solchen Exemplaren, die wirklich wunderschön erhalten sind, versuche ich, eher weniger zu machen:

Bild
Bild
Bild

Bei diesem hätte ich eventuell noch die raue Fläche des Clips polieren und ihn anschließend neu vernickeln können, aber das wäre ob des hervorragenden natürlichen Erhaltungszustandes und wegen des Materialabtrags eher als eine Art Überrestauration zu werten gewesen. Bis auf das Polieren der Feder und des Drehknaufs (der ist aus Hartgummi) war hier also nicht viel zu tun.
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pelikanjog
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von pelikanjog »

Ich bekomme den Beitrag und die passenden Bilder nicht zusammen und habe ihn deshalb gelöscht und probiere es dann mal neu

Hansjürgen
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pelikanjog
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von pelikanjog »

Hallo,‎

ich habe über die SuFu diese Diskussion gefunden. Sie ist irgendwie abgeschlossen. ‎‎‎Trotzdem hänge ich mich hier mal an.‎

Zum einen habe ich Fragen zum Hartgummi und seinen Ausdünstungen.‎
Zum anderen möchte ich eine Restaurierung zur Diskussion stellen.‎


Ich habe einen Watermann Patrician BHR für wenig Geld über ebay in Kroation gefunden. ‎‎‎Ich habe mich über den Preis gewundert. Er war natürlich schon sehr "ausgedünstet", braun ‎und die ‎‎Kappe hat den falschen Clip, vermutlich von einem 100 Year Pen:‎

IMG_4988 Kopie.jpg
IMG_4988 Kopie.jpg (28.26 KiB) 1986 mal betrachtet


Was man nicht sehen konnte: Das Kappengewinde ist hinüber und die Kappenlippe hatte ‎‎‎tiefere Risse als man sehen konnte. Unreparierbar. ‎
Daher wohl der moderate Preis.‎

Die Diskussion, was sachgerechte Restauration ist, ist unübersichtlich. Aber für mich war ‎‎klar, dass die Kappe mit meinen Mitteln nicht zu restaurieren ist. Aber für diesen Füller (mit ‎‎dieser tollen Feder) brauche ich eine Kappe. Also habe ich eine neue Kappe gesucht und ‎sogar sehr ‎günstig in Italien gefunden. Aber es war - (oberes Kappe) bei ‎näherem Hinschauen ‎‎(als sie im Haus war) - ein ‎Kappen-Rest, was im ebay-Bild nicht zu sehen und im Text nicht ‎erwähnt war, dazu aus Zelluloid mit einer aus rotem HR angesetzten Kappenlippe.‎


IMG_5015 Kopie 2.jpg
IMG_5015 Kopie 2.jpg (34.42 KiB) 1984 mal betrachtet

Die Zelluloid-Kappe hat bei einem "Profi" einen Deckel, einen Clip mit Ringbefestigung (den ‎‎originalen Clip an der originalen Befestigungstelle zu befestigen wäre bei dem brüchigen ‎Material zu ‎riskant) und einen Überzug aus schwarzem Zelluloid ‎bekommen. ‎

IMG_5030 Kopie.jpg
IMG_5030 Kopie.jpg (26 KiB) 1984 mal betrachtet

Das passt jetzt optisch gut zum BHR Schaft, den ich von Hand mit micro-gloss ‎und ‎‎Nagelfeilen-Set poliert habe.‎

IMG_5020.JPG
IMG_5020.JPG (31.54 KiB) 1984 mal betrachtet


Ob diese Restauration ok ist, kann man diskutierten. Aber solange ich keine originale BHR ‎‎Kappe in gutem Zustand bekomme, und das wird wohl sehr schwer sein, bin ich wohl ‎zufrieden.‎

Viel mehr interessiert mich, wie das mit dem Hartgummi und seiner Veränderung war / ist.‎
Das Polieren war mühevoll, weil ich keine Drehbank habe. Jetzt habe ich in FPN eine ‎‎Diskussin über ‎Pen Potions gefunden und hier wiedergefunden.‎ Das scheint weniger ‎‎mühevoll zu sein. Aber bevor ich Pen Potion für solche Arbeiten besorge, möchte ich die ‎folgenden ‎Fragen klären:‎

‎1) Was dünstet da aus dem BHR aus? Und wie verändert sich das BHR durch den Verlust?‎
Kann man das Ausgedünstete ersetzten, wieder eintragen? ‎

‎2) Was passiert eigentlich, wenn man Pen Potion aufträgt? Ist das "nur" irgendein Farbstoff ‎‎‎oder ist es ein Stoff, der im BHR drin war und der mit den Schwefelbestandteilen ‎‎‎ausgedünstet ist?‎

‎3) Was passiert (chemisch) wenn man Öl aufträgt? Ist das "nur" ein Versiegeln? (Ich nehme ‎‎‎auf Vorschlag von Jörg Kuhn Nelkenöl)‎
Soviel ich weiß, führt UV - Licht zur Ausdünstung und nicht der Luftsauerstoff. ‎
Versiegelt Öl ‎gegen UV - Strahlen?‎ Und warum wird das Material wieder schwarz?‎

Ich fände es schön, wenn mir diese Fragen beantwortet werden könnten.‎
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