Columbus-Fürth

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Zollinger
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Zollinger » 28.04.2017 8:13

stift hat geschrieben: Ich poliere aber ich schleife nicht das ist der Unterschied.Ich verstehe die Sorge wegen dem Abtragen nicht.?????

Lieber Harald
Mich erstaunt das überhaupt nicht. Die Restauration von oxydiertem Hartgummi wird in Sammlerkreisen mit beinahe religiösem Eifer diskutiert. Vorallem im puritanischen Teil von Amerika. Als ich in meinen Anfängerjahren den Fehler gemacht habe und auf FPN eine Hartgummi-Restauration vorgestellt habe kam ich gnadenlos ins Kreuzfeuer der "Experten".
Die Kommentare gingen von: "Amateure sollten besser die Klappe halten" bis "ruchloser Füllerschänder vernichtet Kulturerbe für die Nachwelt".
Nur wenig später wurde mir klar warum: Die "fachgerechte" Restauration sollte wenigen erlauchten "Professionellen" Restaurateuren vorbehalten bleiben. Ich erwähne hier keine Namen, nur die Stichworte: G-10, Pen-Potion, etc...
Das ist ein Business. Und wenn jeder nach seiner Hausmacher-Art Hartgummi restauriert dann gibt es nichts mehr zu verdienen. Also immer schön weiter Märchen erzählen...
Krazy Kat hat geschrieben:Na ja, bei dem Prozess wird doch eine superdünne Schicht (nämlich die verfärbte bzw braungewordene), abgetragen, so dass das darunterliegende Schwarz zum Vorschein kommt. Also entsteht dabei ein gewisser Materialverlust (der wohl vernachlässigbar ist).
Wie ich mir das vorstelle, müssten die Imprints aber darunter leiden, da auch hier Material abgetragen wird.
So habe ich das verstanden.
Der Trick (das ist eigentlich gar keiner) die Guilloche und die Imprints zu erhalten ist denkbar einfach und wie Harald erklärt hat: Er schleift nicht, sondern er poliert. Und das gleichmässsig über die ganze Abwicklung der Oberfläche. Deshalb die Scheuermilch (welche ich auch benütze) und eine weiche Nylonbürste. So kommt man auch in die Vertiefungen der Guilloche und der Imprints. Das ist schon alles. Hier ein kleines Beispiel, und bitte glaubt mir, das Bild ist echt vorher/nachher - kein Photoshop:
Bild
Ich habe das auch schon mit Wegätzen probiert. Allerdings mit gemischtem erfolg. Ist das Hartgummi 1A Qualität funktioniert das. Wenn nicht, gibt's hässliche Löcher und eine kraterartige Oberfläche. Diese Methode empfehle ich definitiv nicht.
Z.
Zuletzt geändert von Zollinger am 28.04.2017 8:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Lamynator
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Lamynator » 28.04.2017 8:21

Moin,
ich merke mal wieder wie stark ich mein Wissen im Berich alte Füllhalter noch ausbauen kann. Ich würde so etwas nicht erkennen und wahrscheinlich dran vorbei laufen.
Harald, da hast du mal wieder eine tolle Arbeit geleitet, das Resultat sieht super aus. Mit der Feder scheinen Freunde des Flex auch auf ihre Kosten zu kommen.

Zollinger: ist das wirklich ein Füller auf dem Bild? Ich bin irgendwie sprachlos :oops:

Gruß
Marc
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stift
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von stift » 28.04.2017 8:46

Danke lieber Christof !
Ja er hat eigentlich das Wesentlichste schon angesprochen aber da möchte ich auch noch einen Waterman 42 hier dazu hängen um das zu veranschaulichen die das nicht glauben können.
Meine Amerikanischen Füller Freunde(Facebook) konnte das auch nicht ganz glauben,und da sind Profis dabei.
Also hier ein Waterman dazu:
IMG_0652.JPG
IMG_0652.JPG (112.29 KiB) 4660 mal betrachtet
IMG_0653.JPG
IMG_0653.JPG (115.71 KiB) 4660 mal betrachtet
IMG_0654.JPG
IMG_0654.JPG (128.19 KiB) 4660 mal betrachtet
Ich habe das nicht mit einer Bürste gemacht,ich mache das immer mit einen Tuch den Waterman sind eher selten bei mir.

Grüße Harald
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Knoffel

Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Knoffel » 28.04.2017 11:15

Die Restauration bzw. das sogenannte Re-Blackening von Hartgummi ist in der Tat umstritten.

Dabei stellt die Hauptmethode das Wegpolieren der oxidierten Schicht dar. Einprägungen gehen dadurch nicht verloren, dazu müsste man schon extrem übertreiben. Eine andere Methode besteht im Anmalen des Füllers mit bestimmten Farben (siehe hier), ich mag das jedoch nicht. Wieder eine ganz andere Frage ist, ob man Hartgummi mit Öl in Kontakt bringen sollte (dann wird er wieder wirklich schwarz), zum Beispiel mit Leinöl, das heutzutage zur Herstellung benutzt wird. Wenn ich mich nicht irre besteht im amerikanischen Fachkreis der Verdacht, dass dies später zu einer schnelleren Alterung führen könnte.

Christof hat vermutlich die meisten Erfahrungen damit. Weißt Du, wie Hartgummi damals hergestellt wurde, sprich ob damals schon Leinöl eingesetzt und wie es genau in die Mischung eingebracht wurde?

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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Zollinger » 28.04.2017 11:21

Nein, weiss ich leider nicht, gehe jedoch davon aus da es ja so etwas wie eine Grundrezeptur gibt, die vermutlich nicht verändert wurde. Aber ich bin da wirklich kein Spezialist. Leinöl setzte ich erst nach dem Polieren ein, um die Oberfläche zu versiegeln. Leinöl härtet ja bekanntlich aus, nicht wie Speiseöle die schmierig bleiben. Ausserdem denke ich dass im Leinöl nichts drin ist was dem Hartgummi ernsthaft schaden könnte. Das mit der schnelleren Alterung halte ich für ein Ammenmärchen...
Z.

Knoffel

Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Knoffel » 28.04.2017 11:27

Was meinst Du genau mit versiegeln? Ich würde es jetzt vor allem deshalb einsetzen, um die schwarze Farbe zu verstärken.

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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Zollinger » 28.04.2017 11:32

Knoffel hat geschrieben:Was meinst Du genau mit versiegeln? Ich würde es jetzt vor allem deshalb einsetzen, um die schwarze Farbe zu verstärken.
Die Poren verschliessen - versiegeln eben.
Ich glaube nicht dass das Leinöl direkt auf die oxidierte Schicht soviel bringt. Bestimmt wird's dunkler, aber neben nicht schwarz.

Knoffel

Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Knoffel » 28.04.2017 11:34

Okay :) Nein, natürlich erst nach dem Polieren, nicht direkt auf die oxidierte Schicht.

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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von stift » 28.04.2017 12:24

Hallo Christof!
Gute Idee mit dem Leinöl,werde ich natürlich ausprobieren.Habe auch Silikon Spray verwendet das tut es auch.
Aber Leinöl wird für die Herstellung von Linoleum verwendet das ich schon x tausenden Quadratmetern verlegt habe.
Verwendest du ein spezielles Leinöl oder eine Marke ?
Grüße Harald
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Mahlekolben » 02.05.2017 2:40

Zollinger hat geschrieben:Das mit der schnelleren Alterung halte ich für ein Ammenmärchen...
Naja, was wird denn auch erwartet?

Ein Füller, der 70 Jahre herumgegammelt hat, nun aufgeputzt wird, soll weitere 70 Jahre tippitoppi aussehen?

Wenn sich niemand drum kümmern würde, würde er in fünf Jahren zerbröselt sein.

Aus meiner Warte: Ihr macht hier schon tolle Sachen - alle Achtung!

Es ist jedoch auch dem Zeitgeist unterlegen, was nun eine "vernünftige Restauration" ist.

Früher wurde restauriert, bis das Restaurationsobjekt besser da stand, als das Original.

Heute wird eher konserviert, der Alterungsprozess soll gestoppt werden. Ersatzteile werden erkennbar und rückbaubar gefertigt und eingebracht.

Hin und wieder soll es vorkommen, dass ein ausgebrannter Flügeltürer mehr wert ist, als ein gleiches, doch fahrbereites Modell.

Ob bei Uhren, Autos oder - wie hier - Füllern: Die Diskussionen sind überall gleich.
Viele Grüße

Michael

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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von stift » 02.05.2017 10:16

Hallo
Eines bin ich sicher,dass der Füller wenn er nicht einen Schaden nimmt mich überleben wird und ich bin 54 Jahre alt.
Hartgummifüller halten noch einmal X Jahre nicht zu verwechseln mit Zelluloid oder Plastik Füllern die anfälliger sind aber auch noch viele Jahre halten werden.
Und zerbröseln tut da überhaupt nichts,den wenn dann kaufe ich solche Füller sowieso nicht in einen schlechten Zustand.

Über 100 Jahre alt die sind auch von mir :
http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... 18&t=12196

http://www.penexchange.de/forum_neu/vie ... ork#p57068

Grüße Harald
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von ostfüller » 02.05.2017 10:27

Hallo in die Runde,

das Thema Hartgummi beschäftigt mich auch seit vielen Jahren. Ausprobiert habe ich auch schon einiges, z.B. Bimsmehl mit Paraffinöl gemischt oder eine Spezialpolitur aus dem Pfeifenbereich. Das beste und schnellste Ergebnis erreichte ich mit Scheuermilch und Wattebausch. Danach eine Politur und dann Ballistol-Öl als Abschluss.
Inwieweit Ballistol oder Leinöl besser oder schlechter sind kann ich nicht sagen. Vielleicht wissen Christof oder Harald besser Bescheid.
Ein wenig Verfärbung dürfen meine Schreibgeräte auf jeden Fall behalten. Sie müssen nicht wirklich wieder schwarz werden. Ein dezent verfärbtes Hartgummi im Kontrast zum Zelluloid gefällt mir sehr gut.

Schöne Grüße,
Marco.

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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von dnic » 02.05.2017 19:26

Der Beitrag hat mich dazu gebracht mich um einen Pelikan 100 zu kümmern.
Oben das vorher-Bild, unten zweimal der Füller im nachher Zustand.

Ich bin zufrieden.

Danke Harald und Christof!
100-Hartgummi.jpg
100-Hartgummi.jpg (201.72 KiB) 4464 mal betrachtet

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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von stift » 02.05.2017 19:34

Hallo
Das freut mich sehr !
Das gefällt mir,ich hoffe das noch mehr hier im Forum zu diesem Genuss kommen.
Danke auch fürs zeigen !!!
Liebe Grüße
Harald
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Re: Columbus-Fürth

Beitrag von Zollinger » 02.05.2017 19:52

Sehr gut!
...und Du hast es sogar geschafft die schon angegriffene Vergoldung zu bewahren.
Z.

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