Osmia - Parker

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Andi36
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Osmia - Parker

Beitrag von Andi36 »

Heute will ich Euch einen interessanten und nicht so häufig anzutreffenden Füller zeigen:

Einen Parker Duofold Senior in schwarz aus Osmia Produktion. Parker hat sich 1928 bei Osmia eingekauft und Duofolds für den deutschen Markt produziert. Produkte der Marke Osmia wurden parallel produziert und vertrieben. Die "Ehe" hielt aber nur zwei Jahre.

Ich bin mir nicht sicher ob die Feder Original ist, sie stammt aus Kanada. Meines Erachtens wurde Osmia aber mit Federn aus Janesville versorgt.

Hier die Fotos:
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Viele Grüße
Andreas
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parker_pen
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von parker_pen »

hallo Andreas,
ein sehr schöner alter Doufold, genau mein Geschmack. Die Feder sieht für mich sehr stimmig und aus der Zeit aus, eventuell wurden ja bei Lieferproblemen ausweichend auf Canada Federn zurückgegriffen. Die Originalfeder der Osmia Doufolds zeigen in Vergleichsbildern auf Google allerdings einen großen Osmia Schriftzug auf der Feder.
mmmh, schwer zu Sagen.
Liebe Grüße
Torsten

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stift
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von stift »

Hallo Andi !'
Ist es doch was geworden bei Ebay hahahaha
Ja der schaut schon sehr toll aus und liegt auch sehr gut in der Hand nehme ich an.
Mich hat auch die Feder zurückgeschreckt den die ich hatte,hatten die normale Duofoldfeder im Halter.
Andererseits wenn störts ??
Schön geworden so habe ich mir den schon vorgestellt. :wink: :wink:
Grüße Harald
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Will
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Will »

Hallo Andi,

herzlichen Glückwunsch zu dem seltenen Osmia-Parker. Das schöne Stück ist in einem tollen Erhaltungszustand und ein echter Knaller. Es ist schon schwer einen aus der Osmia-Produktion zu finden, um so mehr zaubert so ein Fang glänzende Augen und ein breites Grinsen ins Gesicht.

Mich würde natürlich interessieren, wie sich die große Feder schreibt. Ob die Feder Original ist, kann ich allerdings auch nicht sagen. Mein ehedem jadegrüner Osmia-Parker ist ein Special und kein Senior und entsprechend eine Nummer kleiner. Die Federpunze lautet "PARKER DUOFOLD PEN" und darunter ein "Y". Die Feder ist sehr flexibel, was bei den alten Parker ja nicht gar so häufig ist. Vielleicht liest Frodo ja mit und kann evtl. bezüglich der Feder genaueres sagen.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Freude mit dem klasse Senior aus dem Hause Osmia.

Herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd
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Andi36
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Andi36 »

Servus Gerd,

die Feder ist eine typische Parker Feder: fein, gleitet unglaublich sanft über's Papier ist aber bocklhart. Sie gibt tollen Feedback und es macht richtig Spaß mit dem Füller zu schreiben. Diese Größe schreibe ich auch ohne umgesteckte Kappe, was ich bei kleineren Füllhaltern in aller Regel mache.

Warum glaube ich, dass das nicht die original Feder ist? David Shepherd beschreibt in seinem Duofold Buch das Zusammenkommen von Parker und Osmia, und er schreibt, dass im Juni 1928 Parker-Osmia 26.500 Duofolds aus dem Werk Janesville geordert hätte.
Für mich hieße das, dass die bei Osmia Duofolds lediglich assembliert haben. Und das die Federn nicht aus Kanada kamen, wie meine.

Ich frage ich mich nur, warum Parker nach einem so ausgezeichneten Partner in Deutschland gesucht hat, wenn sie dessen Expertise - vor allem in der Federfertigung - nicht nutzten. OK. - sie haben damit Auslastung für Janesville gesichert. Die harten Federn aus Amerika sollen mit Schuld an der gescheiterten Markteinführung in Deutschland gewesen sein, liest man immer wieder.

Gruß
Andreas
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Zollinger
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Zollinger »

Noch befremdlicher wirkt untenstehender Brief der neuen Parker Pen GmbH mit Sitz in Berlin, welcher nach der Trennung von Osmia verfasst wurde und die Qualität dieser (aus Janesville stammenden) Füllfederhaltern in Frage stellt.

Bild

...da wurde früher schon mit ganz schön harten Bandagen um den Markt gekämft!

Z.
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Andi36
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Andi36 »

Na ja, das hat man leider immer wieder , dass ein Geschäft, welches schlecht läuft, dicht gemacht wird oder sogar Konkurs anmeldet, um einen Schnitt zu machen und um neu anzufangen, ohne alten Verpflichtungen nachkommen zu müssen.

Immerhin bietet man den kostenfreien Austausch des Füllers an, was den Endkunden freuen dürfte und das Angebot zum Austausch des Bestandes an den Händler müsste man erst mal sehen.

Mit der Qualität der Füllhalter hat das Vorgehen von Parker meines Erachtens nur zweitrangig zu tun. Ich denke, die wollten eifach nur das neue Modell, das sie mittlerweile hatten - sie beschreiben in dem Brief eindeutig die zweite Generation des Duofold, den Streamline - an den Mann bringen. Mit Nachdruck halt.

Gruß
Andi
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Zollinger
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Zollinger »

Ja genau.
Aber der Angeschmierte war der Händler.
C.
Frodo
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Frodo »

Andi36 hat geschrieben:.................
Ich frage ich mich nur, warum Parker nach einem so ausgezeichneten Partner in Deutschland gesucht hat, wenn sie dessen Expertise - vor allem in der Federfertigung - nicht nutzten. OK. - sie haben damit Auslastung für Janesville gesichert. Die harten Federn aus Amerika sollen mit Schuld an der gescheiterten Markteinführung in Deutschland gewesen sein, liest man immer wieder.
.............
Hi Andi und Andere
Ich vermute mal, dass das Zitat von mir stammte, auch wenn mans schon kurze Zeit nach der Veröffentlichung auch noch in Vietnamesisch lesen konnte. Die Sache mit den rigiden Federn stammte aus einem Interview mit Gregor Miltner, der wohl letzte Prokurist der Osmia. (den kann man mal bei espacenet suchen, da kommt einiges raus) Dies war aber nicht der einzige Grund, warum die Zusammenarbeit mit Osmia auseinander krachte. Ich würde mir allerdings die Entscheidung, ob eine Feder dieser Firma in Deutschland oder in den USA oder Kanada hergestellt wurde, nicht zutrauen. Es gibt auch weiche Federn mit dem Aufdruck "Parker". Parker hat auch eine Menge Geräte mit zur Osmia gebracht, sicher waren darunter auch Federpunzen und Stanzwerkzeuge. Goldbänder konnten in jeder Qualität weiterhin bei der Degussa bestellt werden.
Was den von Christof vorgestellten Brief betrifft: Der stammt von A.R. Zoccola und, wichtig ist immer zuerst das Kleingedruckte links unten zu lesen, "Interessengemeinschaft mit Parker" und nicht etwa "Firma Parker". Zoccola war selbständiger Handelsvertreter, dem von Parker in Berlin ein Geschäft eingerichtet worden war, welches aber KEINE Nachfolgefirma der Parker- Osmia gewesen war und dort wurde auch nichts produziert. Zoccola wachte sehr darüber, dass er keine Garantieansprüche der Parker- Osmia befriedigen müsste. DieseVerpflichtung hatte Parker nach ihrem Rückzug der Osmia AG aufgetragen! Wegen einer zu dünnen Kapitaldecke musste diese aber kurze Zeit später Konkurs anmelden.
Zoccola bestreitet in seinerbrieflichen Rückantwort auch weder die Qualität der damaligen Produkte, noch will er ganze Füller kostenlos ersetzen. Meine Lesart ist, dass er eventuell(!) eine Kappe kostenlos ersetzen kann, wenn das anfragende Geschäft den Füller nach Berlin schickt. Dort wird er dann vermutlich versucht haben, die Kappe der neuen, ihm zur Verfügung stehenden Streamline Duofolds aufzusetzten, was nicht von Erfolg gekrönt worden wäre. Danach, er hat ja in einem Nebensatz schon vorgesorgt, wird er dem potentiellen Neukunden ein grosszügiges Angebot machen, bei dem er die ollen Kamellen kostenlos zur Vernichtung zurücknimmt und mit einem klitzekleinen Nachlass durch neue Streamline Duofolds ersetzt. Ja, Zoccola hatte es auch nicht leicht, er war immer das "Infant Terrible" der einesessenen Berufsverbände.
Hi Christof, gibts auf dem Brief vielleicht eine Adresse? Es könnte doch sein, dass dort im Keller noch die alten Parker- Osmias kistenweise herumliegen. Die sind was wert und ich hab noch keinen...
Gruss, Frodo (wieder zurück)
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Will
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Will »

Hallo Andi,

lieben Dank für Deine Info bezüglich der Feder. Schade, dass sie nicht flexibel ist aber ich habe ja auch schon festgestellt, dass es unter den harten Parker-Federn deutliche Unterschiede gibt und mir sogar eine recht rigide Feder Spaß machen kann.

Hallo Frodo,

eigentlich hätte ich nächste Woche zwei Tage nach Berlin fahren sollen, woraus nun nichts wird. Das wäre die Möglichkeit gewesen mal unter der auf dem Brief angegebenen Adresse Berlin W.8 Leipzigerstraße 19 Ecke Mauerstraße vorbeizuschauen :roll:

Herzliche Grüße in die Runde

Gerd
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Andi36
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Andi36 »

Lieber Frodo,

Ich denke mir eh, dass vieles, was man zu Osmia im Internet findet, auf Dich zurückzuführen ist, auch wiederholen sich bestimmte Formulierungen immer wieder. Auf fpn findet man aber durchaus Beiträge mit Quellenhinweis und explizitem Dank an den Author.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die rigiden Federn allein für das Scheitern Parkers auf dem deutschen Markt verantwortlich waren. Eher die Preispolitik in Verbindung mit anderen Dingen, wie z. B. die Feder. Wäre interessant zu wissen, was ein Osmia Parker zu jener Zeit kostete und was ein vergleichbares Osmia Modell kostete. Zum "51" habe ich Daten aus Mitte der 50er: 80 DM kostete der Parker, während ein Pelikan 400 etwa 25 DM kostete. Natürlich sind diese Zeiten nicht mit den End-20ern zu vergleichen, es zeigt aber wie hochpreisig Parker unterwegs war und wie ambitioniert ihre Forderungen waren.

Der Absatz der Füllhalter ist das eine, die andere Seite ist die Produktion. Shepherd zitiert in seinem Buch zweimal Kenneth Parker, der zu der Zeit für das Marketing im Unternehmen verantwortlich war, und der die Produktion bei Osmia als "mess" bezeichnete. Welcher Art die Probleme waren, bezeichnet er aber nicht. Kurz nach dem Abschluß der Verträge hatte Parker Produktionsequipment nach Dossenheim bringen lassen, wie Du schon schreibst. Der Produktionsleiter aus Janesville (Name? - Hab das Buch gerade nicht verfügbar) war persönlich nach Deutschland gereist um die Gerätschaften in Betrieb zu nehmen und das Personal zu Schulen. Langen Atem hat Parker jedenfalls nicht bewiesen, nach bereits ca. Einem Jahr war die Stimmung gekippt. Das Ende kam dann aber ziemlich abrupt.

Das mit dem Ersatz für die Kappe lese ich eher entspannt. Auch kulante Hersteller lassen sich die schadhaften Teile zusenden, insbesondere um auszuschließen, dass jemand das Produkt absichtlich und mutwillig zerstört hat - so jedenfalls interpretiere ich das "eventuell". Hab ich nicht überlesen.

Danke jedenfalls vielmals für die ergänzende Info.

Gruß,
Andi
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Frodo
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Re: Osmia - Parker

Beitrag von Frodo »

Hi Andi
Der Produktionsleiter, der mit Kenneth Parker nach Deutschland kam, war B.M. Palmer und der deutschsprachige Exportmanager war C.J. Lamy. Die Unterschiede zwischen den Firmen Parker und Osmia waren absolut gravierend. Allein, dass die Amis in Heidelberg kein adequates Hotel finden konnten, war bezeichnend. Mit einer feuerspeienden Kleinbahn sind sie dann von ihrem Hotel in Mannheim zur Inspektion nach Dossenheim gefahren und hatten sich erstmal krumm gelacht über die vorsintflutlichen Arbeitsmethoden und den ärmlichen Zustand des Werks.
Die Preise der Duofolds waren für europäische Maße schon hoch aber ich denke mal, dass durch den erheblich höheren Kaufkraftwert der Dollars der Gewinn für die Amerikaner viel zu niedrig war. Man bekam, so Parker in seinem Tagebuch 1929, auch Probleme mit dem Management. (autsch, wer war das?). Der gesammte Verlust betrug am Ende etwa 1 Mio Reichsmark. Trotzdem wollte man in Deutschland bleiben und das Geschäft weiter abwarten da eine Riesensumme für Werbung ausgegeben worden war.
Während Parker bei Osmia waltete wurden auch weiter Osmia- Produkte hergestellt. Die Größenbezeichnungen Minor, Normal und Extra sowie die Füllmethoden Supra etc. sollen auf Parker zurückgehen sind sprachlich deutsch wie englisch zu verwenden.
Man darf aber bei aller Innovationsfreude nicht vergessen, dass in Deutschland der Sicherheitsfüllhalter immer noch das beliebteste Schreibgerät war. Die schöne bunte neue Schreibwelt galt als nicht auslaufsicher.
Gruss F
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