Osmia Supra

(älter als 30 Jahre)

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gepe
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Osmia Supra

Beitrag von gepe »

Hallo liebe Füllergemeinde,
ich habe unlängst am Flohmarkt einen Kolbenfüller Osmia Supra erstanden. Außer diesem Imprint am Schaft befinden sich am hinteren Ende beim Füllknopf die Ziffern bzw. Buchstaben "72 FL". Eine weiterführende Typenbezeichnung ist leider nirgends zu finden. Ich weiß zwar, dass die Firma Osmia vor allem in den 30iger jahren sehr solide Kolbenfüller hergestellt hat und 1950 von Faber Castell übernommen wurde, darüber hinaus konnte ich über mein Modell aber nichts in Erfahrung bringen.

Der Stift ist eher zierlich und dürfte aus Bakalit bestehen. Er trägt einen vergoldeten tropfenförmigen Clip und verfügt über eine sensationelle F-Feder mit einem herrlichen "Flex". Die 14-K-Goldfeder mit großem Osmia-Emblem gleitet fantastisch über das Papier, das Schreiben ist die reinste Freude.

Es dürfte sich hierbei bezüglich Design um ein Vorkriegsmodell aus den 30iger Jahren handeln. Der Kolben bewegt sich tadellos und saugt Tinte, die Dichtungen funktionieren ebenfalls noch. Kann mir jemand mehr zu der Serie Osmia Progress sagen?

Grüße
Gerhard
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

Lieber Gerhard,
leider weiß ich auch nicht mehr als Andreas Lambrou (bzw. Stefan Wallrafen) über Osmia. Der 72er scheint die kleinste Größe zu sein.
Viele Grüße
Dirk
Frodo
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Beitrag von Frodo »

Hallo Gerhard
Nach dem "Lambrou" gibt es eine Serie "Supra Progress" nach dem 2. Krieg, allerdings wurde die 72er Größe nicht erwähnt. Deine Beschreibung über die leichte gängigkeit des Kolbens lässt auch eher auf ein neueres Modell schließen. Der Tropfenclip erscheint mir allerdings ungewöhnlich, in der Übergangszeit nach der Parker- Connection, als kugelförmige Clips in Mode waren, wurden schlangenkopfförmige und später hauptsächlich lanzenförmige Clips mit dem großbuchstabigen Namen OSMIA eingeprägt.
Die gute Ferderqualität ist legendär! Die Mädels bei Osmia wussten noch, wie man die hervorragende Flexibilität schmiedet. Die Federspitzen wurden aus einer hoch Osmium- haltigen Legierung hergestellt, bei extremer Härte und Dauerhaftigkeit konnte das Material besonders glatt poliert werden und war dem Naturiridium, was ursprünglich ais Tasmanien importiert worden war, erheblich überlegen.
Fruss
Frodo
gepe
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Beitrag von gepe »

Lieber Frodo,
vielen Dank für deine Infos. Die Schreibqualitäten der Feder sind wirklich außergewöhnlich. Wirklich schade, dass Federn dieser Qualität heutzutage nicht mehr hergestellt werden.

Grüße
Gerhard
st.rochus
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Beitrag von st.rochus »

Einen wunderschönen Samstagnachmittag,
jetzt muss ich mich auch noch einklinken in die Diskussion um Osmia.
Die ganze Sache ist gar nicht so einfach.
Osmia Supra ist eine Bezeichnung von Osmia, die es auch schon vor dem 2. WK gab. Daneben gab es auch noch Brillant, Luxus, später dann Kompressor und weitere.
Der Osmia Supra 72 ist der kleinste Füller, wurde auch als Westen- oder Handtaschenformat verkauft.
Der tropfenförmige Clip ist ein Standardclip, der vor allen Dingen während des Krieges verwendet wurde und hatte keine Gravur, da er auch von anderen Firmen verwendet wurde. Bitte nicht verwechseln mit dem Kugelclip, der stammt aus der Zeit, als Osmia von Josef Lamy im Auftrag für Parker geleitet wurde (1928 bis 1930), aber auch kurz danach hat Osmia unter eigenem Namen Füller mit dem "Parker-Design" produziert, da stand dann allerdings auch "Osmia" auf dem Clip.
Aber nun nicht abschweifen...
Die zweistellige Nummer ist eigentlich ein Zeichen für eine brünierte Stahlfeder, dreistellige Nummern haben die Goldfeder.
Aber was wurde früher nicht alles ausgetauscht!
Die Serie "Progress" bezeichnet einen Füller mit einem besonderen Füllmechanismus, einer Variante des Parker- Vacumatic- Füllsystems, von Osmia 1934 eingeführt als "Vacuumpumpenfüllung" - laut Prospekt.
Im Füller befindet sich ein Diaphragma und kein Gummisack.
Die Bezeichnung Supra- Progress bezeichnet also einen Füller, der die Supra- Form hat, den Mechanismus des Progress.
So, alle Unklarheiten beseitigt... oder erst einmal alles durcheinander gebracht?
Ich denke, es wird Zeit, unsere homepage wieder zu aktivieren!
Gruß Elke
isegrimmgo
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Beitrag von isegrimmgo »

Wow !
aus dieser Antwort spricht der Sachverstand.
Leider kenne ich Eure Homepage nicht, habe aber auf Grund deiner Expertise den Eindruck, dass mir etwas Wichtiges entgangen ist!

Warum ist die Page offline?

gruß
Wolfgang
st.rochus
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Beitrag von st.rochus »

Hallo Wolfgang,
wenn man schwerpunktmäßig Osmia sammelt, sollte man sich schon ein wenig auskennen.
Aber alles wissen wir auch nicht, da ist so vieles unklar und verwirrend.
Und dann gibt es eben noch unterschiedliche Quellen.
Unsere homepage wurde vor etwas 3 Jahren von unserem Anbieter gesperrt.
Ein hacker hatte sich über unsere Seite beim Anbieter eingeschmuggelt und angeblich einiges angestellt.
Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich bin keine Fachfrau.
Ein weiteres Problem war damals, dass Besucher unserer Seite auch Bilder geklaut hatten und diese bei eBay verwendeten...
und zum Schluss war es dann oft so, dass wir nur noch Fragen beantworten sollten, das war nicht die Intention unserer Seite.
Aber was einmal war, kann ja wieder werden...!
Gruß Elke

P.S. Gegen Stefan Wallrafen und Osman Sümer sind wir allerdings immer noch kleine Fische!
gepe
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Beitrag von gepe »

Hallo Elke,
wenn gleich noch nicht alle Unklarheiten beseitigt sind, hast du mir mit deiner Expertise schon sehr viel weiter geholfen. Es macht einfach gleich noch mehr Spaß mit dem guten Stück zu schreiben, wenn man darüber etwas mehr Hintergrundinformationen bekommt.

Grüße
Gerhard
Frodo
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Re: Osmia Supra

Beitrag von Frodo »

gepe hat geschrieben:
Der Stift.....dürfte aus Bakalit bestehen....
Hallo Gerhard
Dazu fällt mir noch was ein. Es war eher weniger verbreitet, Füller aus Bakelit herzustellen, zumeist wurde Hartgummi verwendet. Beide sind unterscheidbar, Hartgummi ist undurchsichtig und riecht auch noch nach Jahrzehnten nach den Ausdünstungen von Schwefelverbindungen. Schwarzes Bakelit kann, wenn es beim Produktionsprozess nicht mit Füllstoffen vermischt wurde, in starkem Durchlicht rötlich erscheinen (Phenolischer Komplex mit Eisen) und kann beim erwärmen noch leicht nach Phenol riechen. Bakelit oder Bakelite wurde Anfang des letzten jahrhunderts von Baekeland erfunden. Nicht amerikanisch (wie: <bäikländ> ) aussprechen, der Mann war Belgier.

@ Elke: Das mit der dritten Ziffer für "Goldfeder" ist ja wirklich komplex. Bei MB/ Monter Rosa wurde z.B. gerade ein G für Goldfeder an die Nummer angehängt. Sagt bei Osmia die dritte Ziffer, die ja nicht immer gleich ist, etwas über die Goldqualität aus? Und es gibt auch einen Osmia Supra 48G, der scheint aber keine Goldfeder zu haben??
Gruss
Frodo
st.rochus
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Beitrag von st.rochus »

Stress am Sonntag...hätte ich doch das Osmia-Fass nicht aufgemacht!
Also zu den Federn:
Die dreistellige Bezeichnung des Füllers sieht folgendermaßen aus:
Bei einem Osmia 72 bedeutet die Zahl, dass er eine brünierte Edelstahlfeder hat.
der Osmia 772 hat den gleichen Korpus, allerdings eine Goldfeder.
D.h. die erste Zahl wird verdoppelt, die hinteren beiden geben die Größe an, denn es gab z.B. auch die Serie 62, bzw. 662.
Diese Unterscheidung gilt für die Nachkriegs-Osmias.
Vorkriegs-Osmias haben neben der Nummerierung auch folgende, von Parker übernommene Bezeichnungen:
Minor, Spezial, Normal, Extra.
Die hießen dann eben Osmia Supra Spezial.
Und es gab die schon erwähnten Osmia Supra 72, 74, 76 und 78, hier bedeutet das G (ich bin mir allerdings nicht ganz sicher) wahrscheinlich Gold, aber nagelt mich nicht fest!
Mein Prospekt ist aus einer Zeit, als die Füller noch in Reichsmark bezahlt wurden und das war ja auch noch eine kurze Zeit nach dem 2. WK.
Und da steht, dass es sich um eine original Osmia- Supra- Feder mit Rhodiumauflage handelt.
Wenn man sich nun noch die Serien, die für's Ausland produziert wurden, anschaut, die haben dann nochmal andere Nummern und Bezeichnungen, dann ist das Chaos fast perfekt!
Das Material war meines Wissens nicht mehr Hartgummi (da müssten jetzt viele Füller matt und braun sein), sondern Zelluloid, nach 1950 dann thermoplastischer Kunststoff, da Zelluloid sehr leicht flammbar ist.
Die Füller wurden sowohl mit glatter als auch mit guillochierter Oberfläche angeboten.
Aber ich denke, das reicht jetzt erst einmal wieder.
Robert, mein Mann, wird sich bald über die homepage machen.
Gruß Elke
Dirk Barmeyer

Beitrag von Dirk Barmeyer »

st.rochus hat geschrieben: Mein Prospekt ist aus einer Zeit, als die Füller noch in Reichsmark bezahlt wurden
Liebe Elke,
und Du hast Deinen Prospekt noch nicht der CAS Bibliothek zu Verfügung gestellt ? Ich bin entsetzt! :)
Viele Grüße
Dirk
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