Einer zum Reinblasen

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Kormoranfeder
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Einer zum Reinblasen

Beitrag von Kormoranfeder »

Mein eigenartigster Füller ist ein Herma.
Hergestellt wurde er vermutlich in den 30ern in Deutschland.
Es ist ein Tintensackfüller mit Degussa Edelstahlfeder und zum reinpusten. Keine Hebelei oder sonst irgendeine aufwändige Konstruktion, einfach ein Loch im Schaftende zum reinblasen, das war's.
Funktioniert erstaunlich gut und ist für den Tintensack wahrscheinlich die schonendste Füllmethode. Das Ding ist insgesamt ziemlich grobschlächtig und so schreibt er sich auch, sehr großzügig mit der Tinte aber auch recht flexibel dabei.
Ich habe schon daran gedacht den als Textmarker zu verwenden.
Die Kappenform erinnert an den 100er von Pelikan, ist aber größer, was man sich bei der Gestaltung des Clips gesacht hat ist mir ein Rätsel, vermutlich gar nichts. Der Schaft ist aus Metall, könnte eloxiertes Aluminium sein, sicher bin ich mir da aber auch nicht.
Über den Hersteller habe ich nichts rausbekommen, der Etikettenfabrikant scheint es aber nicht gewesen zu sein.
So merkwürdig dieses Teil auch ist, es macht trotzdem Spaß damit zu schreiben, ein bisschen wie mit der Gießkanne, es braucht gefühlt locker 5 Minuten bis die Tinte getrocknet ist.
Den wollte ich euch nicht vorenthalten.
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Carsten
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NicolausPiscator
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von NicolausPiscator »

Wunderbar! Ein probater Füllventilismus, nebenbei vielleicht noch ein Lungenfunktionstest. Ich stelle mir gerade vor, wie aufregend das ist, den Füller in der Universitätsbibliothek zu befüllen.
JE50

Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von JE50 »

NicolausPiscator hat geschrieben:
27.01.2020 18:32
Wunderbar! Ein probater Füllventilismus, nebenbei vielleicht noch ein Lungenfunktionstest. Ich stelle mir gerade vor, wie aufregend das ist, den Füller in der Universitätsbibliothek zu befüllen.
Füller in der Universitätsbibliothek sind eher verpönt - von da her stellt sich wohl kein Problem ;)
Gruß Joachim
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TomSch
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von TomSch »

Moinsen.

Einen solchen Füllmechanismus gab's tatsächlich, hieß auf Englisch auch so: blow filler.
Viele direkte Infos darüber im Netz jibbet nich, ein paar wenige schon:
https://www.google.com/search?client=fi ... blowfiller.

Da hast du auf jeden Fall was Selteneres erwischt, freu dich d'rüber und lass ihn ordentlich Tinte auf's Papier bringen. Umso eher kannst du dir ein paar neue, farbige Feuchtmacher kaufen. :mrgreen:

Tüss, Thomas
Sei nicht so; sei anders.
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Wurmbunt
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von Wurmbunt »

Hallo,
und ich dachte schon das "Sheaffer Touchdown" System hätte die pneumatische Kompression eines Tintensacks exklusiv für sich gepachtet!
Vielleicht gab es ja als Zubehör einen Peleusball zu erwerben?
Auf jeden Fall Klsse Füllsystem, ich liebe alles abseits der Patrone - Danke für's Zeigen!
Grüße Andi
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Wrighter
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von Wrighter »

Was es nicht alles gibt. :o

Hier kann man beim Füllen zuschaun.

https://www.youtube.com/watch?v=Xabo3wWtXuY
Herzliche Grüße
Ralf
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lw7275
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von lw7275 »

Auch ich nenne einen Blow-Filler mein Eigen, einen modernen von Ranga. Er sieht wie ein normaler Füller aus, nur mit Löchlein hinten...
Das ist bei Deinem Gerät anders. Die Vorrichtung zum Druckluft-Reinpusten wird elegant mit einer Kappe verblendet, darunter verbirgt sich offenbar eine Art Druckluft-Kupplung. Es sieht für mich so aus, als sollte der Druck nicht unbedingt mit dem Mund, sondern mit einer kleinen Pumpe aufgebaut werden.
Solche Pumpen gehörten zum Zubehör der frühen Blow-Filler. Man konnte sie erwerben, falls man nicht am Füller herumlüllern wollte. Leider kann ich kein Bild mehr im Netz finden; so eine Pumpe war einfach ein kleiner Gummiball mit Anschluss-Stück.
Joe Schlendrian
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von Joe Schlendrian »

Also für mich sieht das aus als hätte da jemand einen Fettschmiernippel eingeschraubt, die gibts in jeglichen Feingewinden.
Und bei Degussa gibt es bestimmt ettliche Maschinen mit solchen Nippeln.
Man muss nur die Kugel und die Feder raus drücken.
Und schon hat man ein Mundstuck.

Gruss Joe
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Kormoranfeder
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von Kormoranfeder »

Stimmt schon, der sieht aus wie aus einer Bastelbude. Andererseits muss da eine große Menge von produziert oder zumindest geplant worden sein, denn der Füller wurde DRP und DRGM geschützt. Vielleicht war das ja auch ein totaler Flop.
Carsten
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Kormoranfeder
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Re: Einer zum reinblasen

Beitrag von Kormoranfeder »

Da hier ja doch noch Interesse besteht, noch ein paar Fotos.
Der Schaft besteht vermutlich aus gold eloxiertem Aluminium, für Messing ist er zu leicht.
Wirklich ein seltsamer Stift, einerseits lieblos verarbeitet und andererseits wurde eine richtig gute Feder eingebaut.
Über die Fa. findet man im Netz absolut nichts und der gleichnamige Etikettenfabrikant hat in seiner Historie auch nichts entsprechendes stehen. Bei FPN findet man hier noch einen.
http://www.fountainpennetwork.com/forum ... rma+%2B333

Hier ein Größenvergleich mit einem Pelikan 100.
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Sehr merkwürdig ist das Clipdesign, fast so als ob man sich nicht entscheiden konnte oder einen Prototyp bauen wollte.
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Tintenleiter und Sektion sind aus Spritzguss, der Grat ist im Gewinde deutlich erkennbar, darüber lieblos abgefeilt.
Der Füller riecht intensiv nach Arztpraxis,bin nicht sicher ob das Kampfer ist. Gab es eine Möglichkeit Zelluloid zu spritzen?
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Zu guter Letzt die Schachtel mit Gebrauchsanweisung.
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Schöne Feiertage für euch
Carsten
lw7275
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Re: Einer zum Reinblasen

Beitrag von lw7275 »

Ja, Zelluloid lässt sich per Druckguss billig verarbeiten und eignet sich damit gut für die Massenfertigung. Aber die haptischen Eigenschaften dieses Materials sind top, also eine gute Wahl für Füllhalter und kein Zeichen für mindere Qualität!
Ich finde diesen Stift sehr interessant. Wenn er eine gute Feder hat und zuverlässig arbeitet, würde ich ihn als Alltagsfüller verwenden. Die Grate halte ich für eine Nebensache, die sieht nur ein Füller-Freund mit seinen Argusaugen.
So einen Stift hat nicht jeder!
Aber wenn er so viel Tinte zu Papier bringt, dass das Trocknen Minuten dauert, ist etwas nicht in Ordnung. Vielleicht sollte der Tintenleiter mal erwärmt und mit der Feder zusammengebracht werden.
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