Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

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Arjay
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Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

Beitrag von Arjay » 25.03.2020 13:41

Ich überlege, einen ziemlich abgerockten, aber eben seltenen Fend Truxa 6-Farben Kuli aus den 1950ern oder frühen 1960ern zu kaufen, den ich aber grundlegend restaurieren müsste. Ich denke, dass ich die Mechanik im Inneren wieder herstellen kann.

Der Stift ist nicht verbeult, aber stark abgewetzt: Die Verchromung ist z.T. abgerieben, und das korrodierte Messing scheint durch. Wenn ich den Stift nur reinige und poliere, wird das Messing im sauberen Zustand golden durchscheinen, und man erkennt das Alter und den Abnutzungsgrad des Stifts anhand vieler kleiner Kratzer.

Würde es den Wert des Stifts schmälern, wenn ich die Verchromung galvanisch entferne, den Stift fein poliere und ihn anschließend neu verchromen lasse? Was sagen Antik-Spezialisten zu einer solchen Restaurierung?
Gruß,
Timo.

PeliJoerg
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Re: Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

Beitrag von PeliJoerg » 25.03.2020 15:54

Hallo Timo!

Das ist immer die Crux, die der Besitzer und/oder Restaurator irgendwie auflösen muss:
Stift im derzeitigen Erhaltungszustand belassen und man sieht ihm die bald sieben Jahrzehnte, die er auf Buckel hat, eben an - ODER
Stift in den Zustand zum Zeitpunkt der Herstellung versetzen, wozu man aber Teile/Materialien verwenden muss, die nicht original sind.
Beide Positionen haben etwas für sich und zu welcher Seite das Pendel gerade ausschlägt, hängt am Zeitgeist und ggf. an Meinungsmachern in der jeweiligen Szene - betrifft ja nicht nur Schreibgeräte, sondern alle Dinge ab einem gewissen Alter. Manche Automuseen zB sind in den letzten Jahren dazu übergegangen, "Scheunenfunde" in ihrem Fundzustand (Rost, Fehlteile, Dellen usw.) auszustellen und sogar noch ein paar Strohballen danebenzulegen.

Der Wert hängt dann immer von der Frage ab, was der potentielle Erwerber für wertmindernd hält: und das könnten je nach Standpunkt beim einen die Kratzer und beim anderen der "nicht originale, weil reparierte" Zustand sein.

Und mal abgesehen von der "musealen" Frage, die Du ganz allein für Dich klären musst - wie sieht es denn technisch aus, da bist Du sicher erfahrener als ich: könnte die Neuverchromung die Schlitze so verschmälern, dass die Mechanik nicht mehr sauber arbeitet? - Bei Vierfarb habe ich immer schon Respekt vor dem "Hexenwerk" im Inneren und kenne aus Bürogeschäften die Regel: "den öffnen wir nicht; wenn drinnen was kaputt ist, muss eben ein neuer Stift gekauft werden" aus Zeiten, als diese Stifte noch im Alltag verwendet wurden. Bei Sechsfarb ist ja alles noch mal etwas kleiner und präziser ... Ich hatte noch nie einen SechsFarbStift in der Hand, geschweige denn, dass ich ihn geöffnet hätte. Du hast uns ja schon vorgeführt, dass Du einen Sechser nicht nur auseinander, sondern auch wieder zusammen bekommst.

Just my two cents
Jörg

Arjay
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Re: Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

Beitrag von Arjay » 25.03.2020 17:53

Hallo @PeliJoerg,

Danke für Deine Antwort!

> könnte die Neuverchromung die Schlitze so verschmälern, dass die Mechanik nicht mehr sauber arbeitet?

Das ist natürlich denkbar, aber wenn ich die alte Verchromung einer Neu-Verchromung entferne, dann dürfte der Schlitz nachher nicht enger sein als zuvor.

> Bei Sechsfarb ist ja alles noch mal etwas kleiner und präziser ... Ich hatte noch nie einen SechsFarbStift in der Hand, geschweige denn, dass ich ihn geöffnet hätte. Du hast uns ja schon vorgeführt, dass Du einen Sechser nicht nur auseinander, sondern auch wieder zusammen bekommst.

Naja, das hat auch mit dem mechanischen Aufbau der Stifte zu tun. Von allen Mehrfarb-Stiften, die ich bisher auseinandergenommen habe, zeichnen sich die Stifte des Herstellers Fend durch die aufwändigste, reparaturfreundlichste und dauerhaft stabilste Konstruktion aus, die ich bisher gefunden habe (Reparaturen von Rotring-Stiften sind ungleich komplizierter, weil viel stärker miniaturisiert).
Gruß,
Timo.

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stift
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Re: Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

Beitrag von stift » 27.03.2020 11:19

Wenn du das imstande bist das Overlay zu erneuern spricht für mich nichts dagegen.
Ich meine wenn du einen 4er zerlegen kannst na dann geht das bei einen 6er auch und wenn ich es könnt das Overlay neu zu machen ,würde ich es auch tun.
Liebe Grüße
Harald
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Re: Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

Beitrag von Arjay » 27.03.2020 16:02

Danke für Deine Antwort @Harald!
stift hat geschrieben:
27.03.2020 11:19
Ich meine wenn du einen 4er zerlegen kannst na dann geht das bei einen 6er auch und wenn ich es könnt das Overlay neu zu machen,würde ich es auch tun.
  • Einen 4er zu zerlegen & wieder zusammen zu setzen, ist oft schwieriger als bei einem 6er. Besonders die 8-eckigen 4er sind so eng gebaut, dass man den letzten Schieber beim Wieder-Zusammenbauen nur auf sehr trickreiche Weise wieder rein bekommt. Da muss man den Kulissenzylinder zur Hälfte rausziehen und die anderen Schieber ein wenig zur Hülsenspitze hin verschieben, dann setzt man den Schieber zunächst nur in den Kulissenzylinder ein und schiebt das Ganze mit etwas Kraftaufwand in die Hülse. Dabei muss man darauf achten, dass man Kulissenzylinder und Stifthülse nur elastisch (nicht plastisch oder dauerhaft) verformt (ca. 1/10mm), so dass beide Teile nachher wieder in ihre alte Form zurückkehren.
  • Das Overlay neu zu machen, ist ein eher unproblematischer elektrochemischer Prozess, den man entweder bei einem Galvaniseur machen lässt, oder nach entsprechender gerätetechnischer Vorbereitung auch selbst machen kann. Die eigentliche Herausforderung ist das materialschonende Herauspolieren der Kratzer.
Gruß,
Timo.

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Edelweissine
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Re: Fend Truxa Multicolor Kuli Restaurierung - wie weit darf man gehen?

Beitrag von Edelweissine » 27.03.2020 16:25

Hallo Timo, liebe andere,
ich habe hier noch zwei Mehrfarbkugelschreiber, wovon der rechte wohl eher uninteressant sein dürfte. Der linke, Fa. Hauser, ist aber schon etwas älter. Da ich keine Verwendung für ihn habe, würde ich ihn gern verschenken. Bitte Meldungen per PN!
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Gruß,
Heike

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