Pelikan 140 E (Electrographik)

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Nitschewo
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Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von Nitschewo »

Gestern erreichte mich ein Päckchen mit drei Füllern, die ich wegen des günstigen Preises unbesehen als Bastelware für mein Ersatzteilkistchen gekauft hatte: Ein Ibis, ein grüngestreifter 140 und ein schwarzes, cliploses Etwas mit Werbeaufdruck. Wie ich meinte. Tatsächlich war der "Werbefüller", dem ich überhaupt keine Beachtung geschenkt hatte, das eigentlich interessante Stück.

Erster Eindruck: Das ist kein markenloser Werbeträger, sondern ein schwarzer 140! Allerdings komplett ohne Herstellerhinweis: Keine Beschriftung am Kappenband, keine Bildmarke am Kappenkopf, kein Clip (weswegen ich ihm erstmal einen 120er-Clip verpasste.) Leise Ernüchterung beim Abschrauben der Kappe: Eine CN-Feder, ebenfalls ohne Bildmarke. Aber eine CN-Feder im 140?

Alle drei Füller waren stark verkrustet, bei den beiden 140 bewegten sich die Kolben nicht. Während die Füller im Wasserbad standen, konsultierte ich Google und fand heraus, dass mein Werbefüller wohl ein 140 E war, von Pelikan 1955 für IBM hergestellt. IBM produzierte eine graphithaltige Elektrograhik-Tinte, mit der Lochkarten gekennzeichnet wurden. Durch den Graphit-Anteil wurden die Markierungen leitfähig (siehe auch hier: https://www.penexchange.de/sites/klassiker/ibis.html). Pelikan lieferte mit dem Ibis 130 E und dem Pelikan 140 E, beide mit harten Durchschreibefedern versehen, die entsprechenden Füllfederhalter.

Nach einer Nacht im Wasserbad, wiederholten Bädern in R + K-Füllhalterreiniger und einigen Durchgängen im Ultraschallbad lösten sich die Verkrustungen, ich konnte die Federn rausschrauben, demontieren und reinigen. Die Kolben laufen wieder und sind dicht. An die CN-Feder hatte ich eigentlich gar keine Erwartungen, aber vorsichtig gedippt schrieb sie dann doch überraschend weich und angenehm.

Obwohl ich meine, den Füller korrekt identifiziert zu haben, bleiben doch kleine Fragen, die vielleicht der eine oder andere hier beantworten kann:

Im oben verlinkten Artikel auf der "Klassiker"-Seite unseres werten Hosts wird beschrieben, dass der Ibis den Kappenimprint "Electrographik" trug, der Pelikan hingegen "Zeichenlochen". Mein Fundstück trägt den Imprint "Elektrographik IBM".

Des weiteren soll laut Artikel die Feder mit "D" für "Durchschreibfeder" geprägt sein, auf meiner Feder steht "CN"; diesen Imprint habe ich auch auf diversen Fotos von Elektrographik-Ibissen/-Pelikanen im Netz gefunden. Bei der Feder soll es sich um eine Stahlfeder (also nicht Chrom-Nickel?) handeln.

Der abgebildete Ibis trägt Bezeichnungen und Bildmarken, mein Pelikan nicht.

Wenn also jemand von euch meine Bildungslücken schließen kann: Immer her mit dem Wissen! :)

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Viele Grüße und einen sonnigen Maisonntag!

Bianka
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vanni52
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Re: Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von vanni52 »

Liebe Bianka,
helfen kann ich Dir leider nicht, aber es ist eine sehr schöne Geschichte.
Auch Dir einen schönen Sonntag
LG
Heinrich
werner
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Re: Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von werner »

Hallo Bianka,

ich besitze zwei Pelikan 140 Z in schwarz mit (wohl) verchromtem Clip und Kappenring.
Die Kappe trägt die Gravur für Zeichenlochen in rot. Ein Foto hier:

http://www.ruettinger-web.de/pelikan-modell-120.html

Während das eine Modell eine CN Feder besitzt (140Z/CN), hat der zweite Füller eine 14 Karat Goldfeder (140Z).
Die Modelle gab es wohl nur in schwarz.

Die Infos zum Modell 140 Z stammen aus der Pelikan Preisliste 1963. Hier wird auch die
Lochkartentinte angeboten, offensichtlich auch von Pelikan hergestellt und vertrieben. Es gab
auch einen Korrekturlack zum Abdecken von Fehlmarkierungen.

In der Preisliste 90 (1955) finden sich Artikel für das Zeichenlochen. Pelikan 140 E mit Stahlfeder und mit Goldfeder.
Hier auch Hinweise zur Pelikan-Elektrographik-Tinte, Elektrographik-Korrekturlack.

Viele Grüße
Werner
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Re: Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von Nitschewo »

Vielen Dank, Heinrich, für die netten Worte; und Werner für die Informationen. Eigentlich dachte ich, ich kenne ruettinger.web und pelikan-collectibles mittlerweile auswendig ... und dann gibt es doch immer wieder etwas für mich Neues zu entdecken. In der Regel dann, wenn ein mir unbekannter Pelikan ins Haus flattert.

Viele Grüße

Bianka
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Will
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Re: Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von Will »

Liebe Bianka,

ich gratuliere Dir, einen solchen Pelikan habe ich in freier Wildbahn noch nicht gesehen. Und ein Hoch auf Werner und Dominic für ihre akribische Arbeit und dauerhafte Pflege ihrer hervorragenden Seiten. Etwas vergleichbares findet sich kaum. Dafür kann man als Sammler sowie als Interessierter nicht dankbar genug sein.

Hab viel Freude an Deinem Electrographik.

Herzliche Grüße aus der Pfalz

Gerd
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Re: Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von Nitschewo »

Lieber Gerd,

vielen Dank! Dem Lob auf Werner und Dominic schließe ich mich natürlich gerne an, beide Seiten sind unerschöpfliche Schatzkeller. Die Fähigkeit, profundes Wissen strukturiert aufzubereiten und die Freundlichkeit, es anderen zur Verfügung zu stellen, haben meinen Respekt.

Der 140 E ist mittlerweile befüllt, wenn auch nur mit Diamine Asa Blue. Und die breite, starre Schrägfeder schreibt sehr angenehm. Ich mag den Gedanken, dass der analoge Füllfederhalter in der elektronischen Welt einmal seinen Platz hatte. Und wenn wir irgendwann mal wieder eine leibhaftige Redaktionskonferenz haben und ich für meine "analoge Rückständigkeit" bespöttelt werde (von denen, die mich dreimal am Tag anrufen und panisch ins Telefon schreien "Das Programm geht nicht mehr und ich hab gar nix gemacht können Sie mal ganz schnell kommen?"), dann werde ich meinen Electrographik hochhalten und einen langen Monolog zur technologischen Entwicklungsgeschichte halten.

Viele Grüße,
Bianka
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Bianka

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Will
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Re: Pelikan 140 E (Electrographik)

Beitrag von Will »

Nitschewo hat geschrieben:
19.05.2020 10:21
... Und wenn wir irgendwann mal wieder eine leibhaftige Redaktionskonferenz haben und ich für meine "analoge Rückständigkeit" bespöttelt werde (von denen, die mich dreimal am Tag anrufen und panisch ins Telefon schreien "Das Programm geht nicht mehr und ich hab gar nix gemacht können Sie mal ganz schnell kommen?"), dann werde ich meinen Electrographik hochhalten und einen langen Monolog zur technologischen Entwicklungsgeschichte halten.

Viele Grüße,
Bianka
Ach Bianka,

wäre ich da gern dabei. Ich würde Dir spontan Beifall klatschen :mrgreen:

Liebe Grüße

Gerd
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