Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

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alt_genug
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Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von alt_genug » 25.09.2022 20:51

Ich habe eine Frage, die ich mir selbst nicht gut beantworten kann: Findet ihr es legitim, eine alte Goldfeder rhodinieren zu lassen?

Auch wenn ich in letzter Zeit häufiger Gold akzeptiere, nicht nur als Federfarbe, sondern auch bei Zierteilen eines Füllers, mag ich den hellen Glanz der Platinmetalle lieber. Insbesondere bei silbernen Schreibgeräten, wo ich eine goldene oder zweifarbige Feder in den allermeisten Fällen als deplatziert empfinde. Ältere Federn sind aber nie rhodiniert, und alte Füller mit Silberüberzug haben meistens Goldfedern.

Würdet Ihr es als Frevel empfinden, eine Vorkriegs-Goldfeder rhodinieren zu lassen? Immerhin wäre der Prozess ja reversibel, man könnte die Feder später wieder von der Beschichtung befreien.

Treibt mich da mein persönliches Ästhetik-Empfinden zu weit, oder kann man sich eine solche Extravaganz auch mal zugestehen?

Vielen Dank schon im Voraus für alle Kommentare, unabhängig von der dort geäußerten Meinung!

Viele Grüße
Sebastian

FlexPenSuche
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von FlexPenSuche » 25.09.2022 21:09

Ich sage jedem / jeder wie es. Gefällt mit dem Wissen das eventuell eine wertminderung Eintritt.
Liebe Grüße Peter

PS stehe oft auf dem Schlauch. Ich bin typisch chaotischer Künstler. Ich bin Legastheniker und versuche mir Mühe zu geben.

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bella
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von bella » 25.09.2022 21:21

Ich hätte da auch kein schlechtes Gewissen.
Erlaubt ist was gefällt.

Mein Montegrappa Emblema bekam beim Federwechsel auf Stub auch nicht mehr die eigentlich zu seiner Zeit gängige Bicolor.
Er bekam eine modernere vollrhodinierte. Man hat extra gefragt ob das ok sei …. Und ich habe innerlich jubiliert.
Graues Zelluloid, sterlingsilberme Beschläge …. Was soll da bicolor.
Er sieht jetzt perfekt aus

Skribenion
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von Skribenion » 26.09.2022 7:35

Ich bin da selbst auch recht "skrupellos" :lol:
Rhodinieren habe ich noch nichts lassen, weil sich das wohl nicht gelohnt hätte. Finanziell.
Aber ich habe beispielsweise einen M400 Old Style dessen Goldfeder ich gegen eine Stahlfeder eines neuen M200 ausgetauscht habe, weil ich die Originalfeder einfach nicht so gut hinbekomme. Ist für manche sicher auch ein Frevel. Wobei ich das rückgängig machen kann.
Wenn Du also, wie ich, Nutzer und nicht Sammler bist, mach es und viel Spaß!
Mit besten Grüßen

René

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Zollinger
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von Zollinger » 26.09.2022 8:48

Das kommt drauf an, was Du mit dem Füller beabsichtigst. Wenn Du ihn für Dich nutzen möchtest, sehe ich kein Problem in einer Veränderung des Aussehens. Wenn Du ihn aber später wieder einmal verkaufen möchtest, würde ich den Originalzustand wahren.

Gewissensbisse hätte ich aber ohnehin nicht. Füller sind Gegenstände, keine Heiligtümer :)

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alt_genug
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von alt_genug » 26.09.2022 9:11

Besten Dank für die Antworten!
bella hat geschrieben:
25.09.2022 21:21
[…]
Mein Montegrappa Emblema bekam […] eine modernere vollrhodinierte. Man hat extra gefragt ob das ok sei …. Und ich habe innerlich jubiliert.
Graues Zelluloid, sterlingsilberme Beschläge …. Was soll da bicolor.
Er sieht jetzt perfekt aus
Oh ja, das kann ich verstehen. :D Ich war mehrmals kurz davor, mir einen Emblema-Füllfederhalter anzuschaffen und habe es wegen der Bicolor-Feder nicht getan. Es wurde dann ein Extra Otto mit rhodinierter Feder. Dafür stehen Emblema-Tintenroller und Kuli jetzt als Ausstellungstücke präsent auf dem Sekretär. ;)
FlexPenSuche hat geschrieben:
25.09.2022 21:09
[…] mit dem Wissen das eventuell eine wertminderung Eintritt.
Zollinger hat geschrieben:
26.09.2022 8:48
Das kommt drauf an, was Du mit dem Füller beabsichtigst. Wenn Du ihn für Dich nutzen möchtest, sehe ich kein Problem in einer Veränderung des Aussehens. Wenn Du ihn aber später wieder einmal verkaufen möchtest, würde ich den Originalzustand wahren.
[…]
Eigentlich kaufe ich alle Schreibgeräte, um sie zu nutzen und zu behalten. Die Erfahrung zeigt aber, dass das nicht immer klappt und ich mich von einigen Stücken später auch wieder trennen will. Aber um möglichen finanziellen Verlust würde es mir hierbei nicht gehen, eher um den gefühlten „Frevel“.

Aber wahrscheinlich habt Ihr recht, es sind Füllhalter und keine unersetzlichen Artefakte.

Viele Grüße
Sebastian

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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von Killerturnschuh » 26.09.2022 10:13

Bei einem musealen Stück würde ich raten von solchen "Anpassungen" Abstand zu nehmen.

Bei jedem anderen Stück, vor allem wenn es sich um ein Gebrauchsstück handelt, dann bist du die einzige Instanz nach der du dich richten solltest. Es ist völlig egal was andere täten, es geht darum was du gerne möchtest.
Wenn es darum geht ein Schreibgerät so zu modifizieren dass es mir besser gefällt, dann mache ich das einfach.
Ich finde eher das Ergebnis spannend, bitte zeigen wenn die Tat vollbracht ist.
Salve

Angi

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mondindianer
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von mondindianer » 26.09.2022 10:33

Alles in einem früheren und irgendwie originalen Zustand zu erhalten ist ja eine Attitüde der Neuzeit. Gebrauchsgegenstände von Schreibgeräten über Fahrräder bis zu Kirchen wurden vorher nach Zeitgeschmack oder Praktikabilität umgeändert. Das wird damit ebenso 'museal' wie das unveränderte Original.
Also: schreib' Geschichte mit deiner rhodinierten Goldfeder ;)
Viele Grüße
Fritz
Viele Grüße
Fritz

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alt_genug
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von alt_genug » 26.09.2022 12:02

Killerturnschuh hat geschrieben:
26.09.2022 10:13
Bei einem musealen Stück würde ich raten von solchen "Anpassungen" Abstand zu nehmen.
[…]
Das ist vielleicht die Gretchenfrage, vor allem, weil ich mich bei älteren Schreibgeräten nicht gut auskenne. Ist ein gut erhaltener Safety mit Silberüberzug „museal“? Die Federn gibt es immer noch häufig, rein von der Seltenheit her sehe ich da keine besondere Wertigkeit.

Aber derzeit überwiegen für mich die Argumente, es doch zu tun. Das Ergebnis bekommt ihr natürlich hier zu sehen.

Viele Grüße
Sebastian

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Zollinger
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von Zollinger » 26.09.2022 13:13

alt_genug hat geschrieben:
26.09.2022 12:02
...Das Ergebnis bekommt ihr natürlich hier zu sehen.
...das ist auch das wichtigste! :D

PS: übrigens habe ich auch schon einmal historische Füller etwas "getunt"...

Bild

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Killerturnschuh
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von Killerturnschuh » 26.09.2022 13:22

Früher haben die Menschen deutlich mehr darauf geachtet Dinge möglichst nutzbar zu halten.... da wurde zum Teil recht gnadenlos ausgetauscht, was passte wurde genommen.

als museal würde ich in diesem Zusammenhang ein sehr altes, sehr seltenes Stück bezeichnen oder ein Stück von bedeutsamer Provinienz
Salve

Angi

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The Rob
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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von The Rob » 26.09.2022 15:08

Mal den Aspekt dass es eine alte Feder ist außen vor gelassen, dachte ich bei der Frage direkt an M4/6/805 von Pelikan.
Die kamen soweit ich weiss ursprünglich mit Bicolor-Feder, und irgendwann komplett rhodiniert. Ich denke dass du mit deinem Geschmack sicher nicht allein bist.
Man hat bei den Pelikanen also theoretisch die Auswahl, welches man nimmt.
Abhängig von der Farbe gefällt mir das eine oder andere besser.
Die grauen Stresemänner gibt es nur rhodiniert, da wäre alles andere auch falsch, schlicht schwarz gefallen mir beide Varianten, und beim Blau gestreiften finde ich die Bicolor-Feder als tollen Akzent bzw. Kontrast zum Blau, bei voll rhodinierter Feder fehlt dem irgendwie was.

Ich finde bei komplett silbernen Füllern Bicolor und vollrhodiniert okay, komplett Gold hat einen zu heftigen Kontrast., und glaube daher dass soetwas wie eine nachträglich rhodinierte Feder sogar weit weniger Wertverlust bedeutet, als beispielsweise eine Gravur.

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Re: Gewissensfrage: Alte Feder rhodinieren?

Beitrag von alt_genug » 26.09.2022 15:11

Zollinger hat geschrieben:
26.09.2022 13:13
[...]
PS: übrigens habe ich auch schon einmal historische Füller etwas "getunt"...

Bild
Der sieht wirklich fantastisch aus!

Damit haben wir den Beweis, das sich so ein Eingriff tatsächlich lohnen kann... :D

Viele Grüße
Sebastian

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