Matador et al.

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Frodo
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Matador et al.

Beitrag von Frodo » 30.08.2010 23:04

Hallo Füllerfreunde
Ich hab mal wieder eine kleine Anfrage aus der Ecke „Alte Füllermarken“. Es gab dazu zwar schon einige ältere Beiträge, die aber nach einigen Fragen steckengeblieben sind. Konkret wurde ich von einem amerikanischen Sammlerkollegen nach der Marke „Matador“ gefragt, die allerdings weit außerhalb meines Sammlerbereiches liegt. Außer einer handvoll Matadors und einer kleinen Recherche habe ich nichts weiter in Erfahrung bringen können.
Matador wurde 1895 von Siebert & Löwen in Elberfeld gegründet. Elberfeld wurde 1929 mit Barmen zur Stadt Wuppertal vereinigt. Im Bergischen Land sowie angrenzend im Sauerland gab es eine Reihe von alten renommierten Füllhalterfabriken, wie Tropen in Lüdenscheid, Brause in Iserlohn, Klio, Eduard Reisert und Eckart & Co. (Standard) in Hennef. In Elberfeld gab es weitere Füllhalterfabriken, wie Eduard Reichmann oder Paul Buschle (Compactor), der die Produktion 1952 nach Brasilien verlegte.
Insgesamt ein gewaltiger bisher wenig bearbeiteter Cluster historischer Produktionsstätten, die nach einem Füllhalterliebhaber suchen, der in dieser Gegend lebt und die Geschichte aufarbeiten kann.
Mit einiger Sicherheit gab es zwischen „Standard“ und „Matador“ Verbindungen, da es baugleiche Sicherheitsfüllfederhalter gab und die Hauptmarke Standard mit er Unterzeile Matador- Fabrikat gefunden werden konnten. Siebert & Löwen hielten übrigens fast zeitgleich mit Kaweco eines der ersten deutschen Patente für Sicherheitsfüllfederhalter. Die online- Suche nach der Marke gestaltet sich allerdings wie die Suche im Heuhaufen da die Markenzeichen zigmal vergeben wurden.
Von technischem Interesse ist der Matador- Turbo, einer Verbesserung an der Druckknopfmechanik von Schlauchfüllern. Der Druckknopf konnte nach häufiger Benutzung die Fassung zerreiben und dann verkanten. Im schlimmsten Falle wurde dann auch der Schlauch durch die eingelegte Blattfeder zerschnitten. Ein Drehknopf am Füllerende mit einem innenliegenden Steilgewinde drückte den Knopf verdeckt und berührungsfrei nach einer viertel Drehung des Turbo- Drehknopfes herunter. Auch die Osmia versuchte Anfang der 30er Jahre mit einigen Patenten die unbefriedigende Druckknopfmechanik zu verbessern.
Herausragend ist außerdem der Matador- Click, der dichte gewindelose Kappenverschluss, der 1949 von Marga Loewen zum Patent angemeldet wurde. (Lange vor dem Lamy 2000). Das letzte Patent erschien 1952, über das Ende oder gegebenenfalls den Verkauf der traditionsreichen Firma konnte ich noch nichts in Erfahrung bringen. (Eine Anfrage im Stadtarchiv Wuppertal wurde noch nicht beantwortet)
Wer kennt Matador?
Fortführung und weitere Beiträge erwünscht.
Gruß, Frodo

werner
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Re: Matador et al.

Beitrag von werner » 31.08.2010 16:49

Hallo Frodo,

viel kann ich zu diesem Thema leider nicht beisteuern. Ich vermute einmal, dass der
bei mir gelandete Sicherheitsfüller Standard von der Firma Eduard Reisert und Eckart & Co.
in Hennef stammt. Interessant fand ich nur die Firmensignatur "E im Zahnradkranz und Hammer".
Ich hoffe, sie ist nicht allzu häufig und ich kann etwas "Neues" zeigen.

Viele Grüße
Werner
Leserlichkeit ist die Höflichkeit der Handschrift. (Friedrich Dürrenmatt)

DiBa

Re: Matador et al.

Beitrag von DiBa » 17.09.2010 18:11

Hallo Frodo,
das wird wohl dieses Unternehmen sein:

Nordrhein-Westfalen Amtsgericht Wuppertal HRA 10702
Matador Füllhalterfabrik Löwen & Löwen Wuppertal gelöscht
Historie
1.) Siebert & Löwen
2.) Matador Füllhalterfabrik Siebert & Löwen
Nächste Woche schaue ich mal nach einem Handelsregisterauszug.

Frodo
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Re: Matador et al.

Beitrag von Frodo » 20.09.2010 11:47

Hallo Dirk und Werner
@Werner, ja der Füller stammt von Eckart & Co aus Hennef. Ich habe vor einigen Wochen einen Katalog der Firma gesehen. Der teuerste Füller war der "Standard- Bernina" in Silber für 12,50 Reichsmark, ein wirklich wunderschönes Stück. Zahnkranz und Hammer war das Markenzeichen, ob die Bedeutung aus der Metallindustrie oder von der nationalen Arbeitsfront herrührt ist allerdings schwer zu entscheiden.
@Dirk. Vielen Dank, wenn wir Dich und Deine guten Konnäktschens nicht hätten...
Das Stadtarchiv Wuppertal hat noch nicht einmal meinen Maileingang bestätigt. Das riecht vielleicht für einen beamteten Kulturbeauftragten nach Arbeit oder vielleicht ist Matador im Besonderen und Füllhalterhistorie im Allgemeinen ein doch zu popeliges Thema.
Vielen Dank und schöne Grüße
Frodo

DiBa

Re: Matador et al.

Beitrag von DiBa » 20.09.2010 13:20

leider habe ich nicht soo arg viel erfahren:
vom 6.12.1906 bis zum 25.4.1958 war die Matador Füllhalterfabrik Löwen & Löwen in Wuppertal eingetragen. Diese alten Akten wurden leider nicht elektronisch erfasst und schlummern nun in irgendeinem Keller. Am besten ist es, Du rufst mal beim Amtsgericht Wuppertal an und fragst, wo die alten Akten aus den 1950er Jahren liegen.

Bei mir liegt übrigens ein kleiner Prospekt eines pf. Unternehmens, welches Clips herstellt. Der Prospekt dürfte aus den 50er oder 60er Jahren sein und zeigt etliche Muster. Ich scanne ihn Dir mal ein.

meinauda
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Re: Matador et al.

Beitrag von meinauda » 14.02.2011 0:42

Hallo an alle Forumaner!
Hallo Frode, toll was Du alles über Matador recherchiert hast.
Ich bin Neuling unter den Füllersammlern und habe einen Matador früher nie kennengelernt.
Mittlerweile habe ich drei Füllfederhalter von Matador und finde deshalb Deine Recherche besonders gut.
Den ersten Matador habe ich für einen Euro in der Bucht ersteigert.
Er war ziemlich hinüber. Es ist ein Matador (M) Express 974 M . Für einen Euro habe ich ihn mutig auseinandergenommen. Der Kolbenkorken bröselte mir nur so entgegen. Der Drehknopf löste sich vom Kolbengewinde. Na toll! Der war zum Glück mit Sekundenkleber gleich wieder dran. Aus einem Flaschenkorken habe ich mit Hilfe eines Einhandlochers, einem Teppichmessers und einer Nagefeile einen neuen Kolbenkorken gebastelt und sein Äußeres mit Montblanc-Putzpaste aufpoliert. Nun zieht er wieder Tinte ein, schreibt seit 4 Wochen prima und glänzt wieder. Ich bin ganz stolz auf mein mutiges Werk.
Die beiden anderen habe ich ersteigert, weil mich flexible Federn interessieren.
Der zweite ist ein Matador-Click 024, gut in Schuss mit einer mäßig flexiblen Feder. Der Tintenfluss ist ein wenig satt und für die englische Schreibschrift nicht ganz geeignet.
Der dritte ist ein Matador-Garant 996 M mit einer tollen langen flexiblen Feder. Schreibt toll.
Leider bin ich noch nicht so fit mit dem fotografieren. Ich übe es und stelle alle drei hier dann mal rein.
Es ist schön, von seinen Füllhaltern ein wenig Geschichte zu wissen.
Vielen Dank diesem Forum, hier gibt es viel Wissenswertes zu lesen.
Gruß
Else Marie

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Re: Matador et al.

Beitrag von Zollinger » 23.05.2011 15:19

Habe kürzlich auch einen Matador gefunden:
GrößenänderungTurbino_Matador.jpg
GrößenänderungTurbino_Matador.jpg (60.92 KiB) 12938 mal betrachtet
Der Füller hat eine imposante Grösse mit knapp 14 cm Länge!
Der Füllmechanismus scheint der des TURBO zu sein. Allerdings ist der Füller mit TURBINO angeschrieben. Weiss jemand weshalb? Bin für jeden Hinweis dankbar!

DiBa

Re: Matador et al.

Beitrag von DiBa » 08.02.2014 10:07

Hallo
hier eine kleine Übersicht, was es u.a. 1934 von Matador gab. Guttmann war ein Papierwarenversandhaus. Die Federn sind mit "Matador New York", "Ideal" oder "Warranted" bezeichnet.

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Re: Matador et al.

Beitrag von ostfüller » 08.02.2014 13:42

Hallo in die Runde,

meines Wissens hatte die Firma F.Eckardt & Co. ihren Sitz in Berlin-Hermsdorf.
Soweit entnehme ich das einem Prospekt aus den 30er Jahren.
Das teuerste Stück ist allerdings der Bernina mit 12,50 RM.

Beste Grüße aus Dresden
Marco

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Re: Matador et al.

Beitrag von Frodo » 08.02.2014 23:01

Hi Marco
Eckhard kam 1929 als Großhandelsvertretung bzw. Generalvertretung nach Berlin, zunächst Kaiserkorso 151 und 1 Jahr später Veltheimer Str 113. In den Jahren danach war bis 1938 auch die Produktion von Füllhaltern eingetragen. Ob es sich hierbei um ein Zweigwerk des Hennefer Betriebs, den es sicher gegeben hat, handelt oder umgekehrt entzieht sich meiner Kenntnis.
Vielen Dank DiBa für den schönen Matador- Derivate- Prospekt.
Gruss, Frodo

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Re: Matador et al.

Beitrag von Ex Libris » 09.02.2014 18:48

Hallo Dirk,

vielen Dank für den Prospekt. Ich kenne mich zwar wirklich nicht aus mit den alten Marken, aber ich schätze doch einen Blick in die seinerzeitigen Verkaufsmaterialien. Das hat was von Reminiszenz an alte Zeiten.

Viele Grüße,
Florian

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stift
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Re: Matador et al.

Beitrag von stift » 10.02.2014 20:06

Hallo
Matador Express 915 F war der letzte den ich restauriert habe,ist mit einer New Yorker Feder,
ca.1935/38.
Sind gute Füller aber die Kolbenfüller etwas schwer zu machen da die Kolbenstangen sehr dünn sind,haben da scheinbar gespart.
Nur die letzte Zeit habe ich keinen mehr gefunden dh. der noch in Ordnung war.
Gruß Harald
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#Non, je ne regrette rien#

blackandwhite
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Re: Matador et al.

Beitrag von blackandwhite » 31.10.2014 20:09

Hallo an alle,

Ich habe gestern diese Seite mit viel Interesse durchgelesen. Einen Matador Standard in schönem violett-schwarzem Celluloid und Hartgummi habe ich vor ein paar Tagen in einem Trödlerladen, zusammen mit einem Kaweco Colleg in sehr schmutzigem Zustand gefunden.
Beide Füller habe ich inzwischen gereinigt - aber der Matador lässt mich perplex. Hinten ist ein Drehknopf dran, ich dachte also sofort an einen Kolbenfüller. Allerdings ist kein Sichtfenster am Füllhalter, so dass ich nach dem Durchlesen zum Schluss kam, es könnte einer dieser Druckknopf-drehsystemfüller sein, von denen hier gesprochen wurde.
Das Datum schätze ich auf irgendwo 1930er bis 1950er Jahre. Vielleicht weiss ja hier jemand mir etwas mehr zu sagen. Die Feder ist eine sehr flexible OB - den Text schrieb ich mit der noch noch verbleibenden Tinte mit etwas Wasser: jetzt ist der Füller leer und soweit sauber, wie er sein kann, ohne tiefer in die Eingeweide gehen zu müssen, ohne zu wissen, wie es dort aussieht.
Hier ein paar Bilder, ich bin für jeden Tip dankbar.
Jean-Marie

( Der französische Text ist mit dem Füller und der noch darin enthaltenen Tinte geschrieben.)

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Re: Matador et al.

Beitrag von Zollinger » 31.10.2014 20:37

Hallo

Der Matador Standard ist ein Kolbenfüller. Zumindest war es der, den ich hatte, und der sah diesem ziemlich ähnlich. Auch ein Tintenfenster sollte da sein. Da es aus demselben Celluloid gemacht ist wie der Schaft, lediglich mit mehr durchsichtigen Anteil, ist es schwierig zu erkennen in ungereinigtem Zustand.
Die Kolbenmechanik lässt sich analog den Pelikan 100 am Konus herausschrauben.

Z.

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Re: Matador et al.

Beitrag von blackandwhite » 31.10.2014 21:38

Bei meinem ist absolut kein Sichtfenster zu sehen. Und normalerweise müsste beim Kolbenfüller ( Pelikane hab ich einige, auch ältere ) irgendwann Schluss sein mit Drehknopf drehen. In beide Richtungen - hier kann ich im Uhrzeigersinn endlos (?) schrauben. Linksrum blockiert er an einem Punkt, daher meine Zweifel.

P.s.: Jetzt hab ich den Füller ans Ohr gehalten. Der "Musik" beim Knopfdrehen nach muss es ein Kolbenfüller sein.

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