Swan Hebelfüller

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Kaspar
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Swan Hebelfüller

Beitrag von Kaspar »


Hallo liebes Forum,

ich bin neu hier und falls ich mich in ein falsches Forum eingetragen habe, möge man mir verzeihen. Vor ein paar Tagen musste ich ein paar Requisiten kaufen und habe dabei einen alten Füller mit gekauft. Die Requisiten habe ich online als ein Paket erstanden.
Es ist ein schwarzer SWAN self filler (Made in England) unten am Rand steht noch:S M 100/60.
Jetzt habe ich mir schon ein paar Einträge durchgelesen, zum Beispiel wie so ein Hebelfüller funktioniert, dennoch habe ich ein Problem.
Der Hebel am Füller lässt sich nicht ganz öffnen. Ich gehe davon aus, dass die Platte die den Tintensack zusammendrückt klemmt. Leider kann ich den Füller aber auch nicht aufschrauben.
Wo ich auch schon bei dem Problem bin. Wie kann ich einen Swan Füller öffnen und reparieren? Ich würde diesen wirklich schönen alten Füller in seiner original Ledertasche gerne wieder neues Leben ein hauchen.

Vielen Dank für Eure Hilfe und euch allen ein schönes Wochenende.

Gruß
Kaspar
newlife
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von newlife »

Hallo Kaspar!

Bei deinem Swan wird es so sein, dass der Tintensack verhärtet ist. Unterlass am besten jegliches Bemühen, den Hebel weiter zu öffnen, er könnte brechen, oder das Hartgummi, aus dem der Schaft besteht. Die meisten dieser Hebelfüller kann man leicht reparieren. Versuch mal, am Griffstück zu wackeln, meist bewegt es sich etwas, sodass sich irgendwann zwischen ihm und dem Schaft ein Spalt zeigt. Wenn dem so ist, einfach weitermachen, bis sich der Griff ganz herausziehen lässt. Falls sich gar nichts bewegt, nimm deinen Fön dazu und erwärme Schaft und Griff, das sollte helfen. In ganz seltenen Fällen ist ein Gewinde im Spiel, aber das schließe ich aus, das hat man eher bei den Druckknopffüllern.

In jedem Fall wirst du den Tintensack erneuern müssen. Also die Reste entfernen, den Stutzen am Griffstück, woran der Sack festgeklebt war, gut reinigen und den neuen Tintensack mit Schellack aufsetzen. Ich warte vorsichtshalber einen Tag, bis ich Tinte aufziehe. Es schadet auch nichts, den Gummisack nach dem Aushärten des Schellacks mit Talkum einzustäuben.

Die richtige Länge des Sacks ermittle ich entweder anhand des alten, wenn er nicht völlig zerbröselt ist oder indem ich den neuen bis ans Schaftende schiebe. Eine Markierung mit Filzstift auf dem Schlauch dort machen, wo der Schaft endet. Anschließend noch ein Stück mehr kürzen, je nachdem, wie lang das Stück des Griffs in den Schaft ragt. Lieber zwei Millimeter zu kurz, als dass der Schlauch nachher gestaucht wird.

Bei der Gelegenheit würde ich auch Feder und Tintenleiter reinigen. Also den ganzen Griff samt Feder einige Zeit in warmem Wasser einweichen und mir in der Zwischenzeit einen "nib block", wie es im englischen Jargon heißt, basteln. Nimm einen Quader aus Buchenholz, der mindestens so dick ist wie Feder und Griff zusammen, wenn der Tintenleiter hinten über den Griff hinausragt, muss auch das einkalkuliert werden. 6 bis 7 cm sollten reichen. Das ein Loch senkrecht hineinbohren, das knapp größer ist als die maximale Breite der Feder und länger (!) als der Leiter. Zum Hinaustreiben des Tintenleiters brauchst du einen Gummihammer und entweder einen Buchenstab oder einen HSS-Bohrer. Such dir aus deinem Fundus einen, der etwa einen halben Millimeter dünner ist als der Tintenleiter. Dann setzt du den Griff mit der Feder voran in das Loch im Holzklotz, den Bohrer mit dem stumpfen Ende auf den Tintenleiter, und treibst mit sanften Schlägen den Tintenleiter heraus. Man kann sich auch einen passenden Durchschlag im Baumarkt kaufen. Keine Angst, das hört sich brutal an, funktioniert aber, ohne dass Leiter oder Feder Schaden nehmen. Anschließend reinigst du beides gut, den Leiter mit ner alten Zahnbürste, schön die verstopften Kanälchen auf der Oberseite von Tintenresten befreien. Da kann man auch gut eine Fühlerlehre oder anderes dünnes Blech oder harten Kunststoff verwenden, je nachdem, was zur Hand ist.

Im Zweifelsfall machst du vor der Prozedur ein Foto der Einheit von oben und unten, damit du später siehst, wie die Feder auf dem Leiter liegt. Falls nämlich die Feder zu weit vorn aufliegt, kann es sein, dass bei sehr kurz bemessener Kappe die Spitze der Feder verbiegt. Ist mir auch mal passiert, aber nur einmal!!!

Das Foto kann auch hilfreich sein, wenn man zum Schluss Leiter samt zentrierter Feder wieder in den Schaft befördert, um zu sehen, ob alles so sitzt wie vorher. Auch hier kann es zu dem erwähnten Verbiegen der Feder kommen, wenn man Leiter und Feder mit zu wenig Druck hineinschiebt und somit beides zu weit herausragt.

Dass du den Schaft nicht von innen zu reinigen vergisst, muss ich wohl kaum betonen!?

So, ich hoffe, meine Tipps haben dir Mut gemacht; wer keine zwei linken Hände hat, schafft das schon!

Grüße von Klaus
Grüße von Klaus!
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Gwenyedd
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Gwenyedd »

Die Anleitung ist sehr gut, nur: woher bekommt man einen Tintensack und Shellack? Für Tipps und Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Blautiger
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Blautiger »

Neue Tintensäcke, Schellack und allerlei anderes Zubehör bekommst Du bei "The Pendragons"

http://www.vintagepensacsandparts.com/


Wenn Du Bedenken hast wegen des Tintenleiters und Feder, so kannst Du es auch erstmal nur mit einweichen versuchen. Ich haue auch nicht bei jedem Füller gleich den Tintenleiter raus um ihn zu reinigen.
Gruß
Andreas
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Zollinger
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Zollinger »

Tintensäcke kaufe ich immer hier: www.pensacs.com


Z.
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Gwenyedd
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Gwenyedd »

Danke für die Tipps. Bin bei "The Pendragons" fündig geworden. Gestern kamen Gummisäcke und Shellack, jetzt geht's ans Basteln. Kann mir noch jemand erklären, wie das Wechseln des Tintensacks bei Druckknopffüllern geht? Ich vermute genauso wie bei Hebelfüller. Aber wie verankert man die Klammer, die sich im Schaft befindet? Gibt es dazu eine Anleitung, vielleicht mit einer Zeichnung?

:? :?:
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Cepasaccus
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Cepasaccus »

Bei Druckknopffuellern ist im Korpus nahe der Oeffnung i.d.R. ein Ring, der die Druckstange abstuetzt. Oft ist es von Vorteil den Druckknopf zum Reparieren herauszuziehen um die Druckstange herauszunehmen oder einzufuehren.

Cepasaccus
newlife
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von newlife »

Hallo Gwenyedd!

Am besten gehst du so vor: Du verklebst den Schlauch wie beim Hebelfüller, allerdings musst du beim Kürzen die Druckstange mit einbeziehen. Lass Druckknopf und Stange im Füller und führ den Schlauch so weit ein, dass er innen anstößt. Dann mach am Schlauch eine Markierung dort, wo er den Schaft verlässt. Jetzt musst du noch die paar Millimeter abrechnen, mit denen der Griff in den Schaft ragt, wo er entweder gesteckt oder geschraubt ist. Bei Hebelfüllern ist dieses Abmessen einfacher, aber beim Druckknopffüller nimmt die Biegung der Druckstange etwas von der Gesamtlänge. Die Druckstange hat ihr Widerlager übrigens genau dort, wo du den Schlauch anklebst, sie schiebt sich zwischen Schlauch und Füllerschaft.

Sollte dein Griffstück verschraubt sein, dann musst du die Druckstange nach Entfernen des Knopfes von hinten so einführen, dass die Druckplatte am Schlauch liegt, nicht umgekehrt! Keinesfalls den Schaft über Griff und Stange schieben und zudrehen, dabei verwindet sich im Innern alles der Reibung wegen! Meist sind die Griffe verschraubt, da sie sich sonst lösen könnten, wenn sie nicht ganz stramm sitzen. Ich kenne nur wenige Füller, bei denen der Griff nur gesteckt ist. Leuchtet aber auch ein, finde ich.

Viel Erfolg!
Grüße von Klaus!
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Gwenyedd
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Gwenyedd »

Vielen Dank nochmal. Es hat bisher alles super geklappt. Jetzt muss ich nur noch warten bis ich sie (ein Hebel-, zwei Druckknopffüller mit Tinte befüllen kann. Wie lange muss man denn warten bis der Schellack richtig getrocknet ist?

Herzliche Grüße :D
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Cepasaccus
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Cepasaccus »

Hoechstens ein paar Stunden?
newlife
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von newlife »

Wenn ich ungeduldig bin, lege ich die Teile auf die Heizung, damit der Spiritus schneller verfliegt; dann kann man auch nach spätestens einer Stunde den Füller befüllen. Wer sicher gehen möchte, kann ja selbst Versuche machen, indem er einen Schlauch auf einen Kuli, Bleistift oder sonstigen runden Gegenstand klebt.
Grüße von Klaus!
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Gwenyedd
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Re: Swan Hebelfüller

Beitrag von Gwenyedd »

Vielen lieben Dank für die vielen Hinweise und Hilfestellungen :oops:

Es hat alles wunderbar geklappt und jetzt schreibt nicht nur der Hebelfüller, um den es ursprünglich ging, sondern auch zwei Druckknopffüller, die schon länger in meiner Sammlung waren, weil sie schön sind. Jetzt kann ich auch damit schreiben, wenn ich möchte. Verkaufen werde ich sie nie und nimmer.
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